Es gibt zwei Arten von RadfahrerInnen: Die, die bei Temperaturen unter 10 Grad auf Zwift umsatteln, und die, die mit Frost auf den Wimpern und einer Erkältung im Anflug triumphierend vom „echten Leben“ erzählen. Rennradfahren und Graveln im Winter ist kein Sport, es ist eine Charakterprüfung. Doch bevor du dich aufs Rad schwingst und denkst, du wärst Jens Voigt in seiner arktischen Phase: Lies weiter. Es gibt eine feine Linie zwischen heroisch und hirnrissig – und ich verrate dir, wie du sie grandios überschreitest.
Warum zur Hölle macht man das?
Gute Frage. Es gibt keine vernünftige Antwort. Vielleicht geht es um die meditative Stille verschneiter Waldwege. Vielleicht um das Gefühl, dass ein heißer Tee nach zwei Stunden in der Kälte besser schmeckt als jede Sterneküche. Womöglich ist es schlicht Ego – „Wenn ich das schaffe, bin ich unbesiegbar.“ Was auch immer die Motivation ist: Winterfahrten sind wie schlechte Dates. Du weißt, dass es wehtun wird, und gehst trotzdem hin.
7 Tipps für garantiert kalte Zehen und Schüttelfrost.
Hier die ultimativen Tipps, wie du mit Sicherheit alles falsch machen kannst – perfekt für alle, die unbedingt beweisen wollen, dass sie nicht dumm genug sein können, um auf Warnungen, gesunden Menschenverstand oder das Wetter zu hören.
1. Zieh zu wenig an – der Profi weiß, was ihn frieren lässt
Winterjacken machen dick und Schichten sind überbewertet. Trage maximal ein langärmliges Trikot und eine dünne Windjacke. Überschuhe? Wer braucht die schon? Es ist schließlich nicht kalt – bis du 20 km/h fährst und der Wind dich daran erinnert, dass auch du menschlich bist.
2. Vergiss deine Handschuhe – Kalte Finger für echte Held:innen
Die besten Winterfahrer erkennt man an den leblosen Fingern, die sie nach der Fahrt wie kleine Zombie-Krallen vorzeigen. Ohne Handschuhe wird jedes Bremsen und Schalten zur heroischen Herausforderung.
3. Plane eine Strecke, die einsam und verlassen ist
Wähle Strecken, auf denen niemand vorbeikommt. Wenn dir kalt wird oder du merkst, dass deine Nase festgefroren ist, gibt es keine Hilfe. Genau das macht das Abenteuer aus!
4. Verwechsle „wasserdicht“ mit „atmungsaktiv“
Winterregen ist nur für Weicheier ein Problem. Kombiniere eine Jacke, die die Feuchtigkeit schön speichert, mit Schuhen, die Wasser wie ein Schwamm aufsaugen. Nichts motiviert mehr als das Gefühl, mit jedem Tritt einen kleinen See zu bewegen.
5. Übernimm dich – Intensität ist die halbe Erkältung
Fahre so schnell, dass du richtig ins Schwitzen kommst, und mach dann eine Pause. Der Temperatursturz beim Stehenbleiben ist perfekt, um die Schüttelfrost-Session einzuleiten.
6. Lass die Beleuchtung zu Hause
Wintertage sind kurz, und nichts sorgt für mehr Dramatik als eine einsame Fahrt im Dunkeln. Ohne Licht. Ideal, um die Sinne zu schärfen – oder ins Krankenhaus zu fahren.
7. Trink eiskalt – Tee ist für Anfänger
Fülle deine Trinkflasche mit kaltem Wasser. Heiße Getränke sind für Wanderer und Couchpotatoes. Ein richtig kalter Schluck beim Wintergraveln ist die perfekte Erfrischung – und fördert garantiert die Kältesensibilität deiner Zähne.
Was im Winter wirklich zählt: Überleben!
Natürlich gibt es auch eine etwas weniger selbstzerstörerische Herangehensweise. Rennradfahren und Graveln im Winter kann eine magische Erfahrung sein – wenn du vorbereitet bist. Das richtige Equipment, eine durchdachte Route und die Fähigkeit, deinen Körper zu schützen, machen den Unterschied zwischen Abenteuer und Abbruch.
Hier sind die Dinge, die du tatsächlich tun solltest:
- Investiere in wind- und wasserdichte Kleidung. Gute Handschuhe und Überschuhe sind kein Luxus, sondern Überlebenswichtiges. Mein Tipp: Winterschuhe und wenn’s sein muss, Alufolie über die Zehen. Umweltschädigend, aber warm.
- Plane deine Route mit Optionen für einen schnellen Abbruch, falls das Wetter umschlägt. Die geplante Route kann zu einem anderen Zeitpunkt auch noch gefahren werden.
- Nimm eine Thermosflasche mit heißem Tee oder Suppe mit. Das verstößt zwar gegen den Style-Kodex, dein Körper und deine Gliedmaßen werden dich aber dafür lieben.
- Halte deine Fahrten kurz und effektiv. Drei Stunden in der Kälte sind nicht „episch“, sie sind dumm. Wenn episch, dann mindestens 7.
- Wenn’s glatt ist, streike nicht. Zieh Spikes auf. Vorne reicht. Außer, du willst einen See überqueren. Dein Vorderrad wird wie auf Schienen alle Kurven meistern und deine Rippen schmerzfrei Party feiern.
Die Schönheit des Winters auf zwei Rädern
Trotz aller Dramen und Herausforderungen hat das Winterfahren seinen Reiz. Die Landschaft wirkt ruhiger, die Straßen sind leerer, und die innere Zufriedenheit, die du nach einer gelungenen Winterfahrt fühlst, ist unvergleichlich. Wenn du es schaffst, den inneren Schweinehund zu überwinden und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, wirst du feststellen, dass Rennradfahren und Graveln im Winter nicht nur möglich, sondern auch bereichernd ist.
Also, worauf wartest du noch? Der Winter ruft – und er hat eine gehörige Portion Abenteuer im Gepäck.
#ktrchts
Lust auf Winterradeln?