Der Giro d’Italia – einst das stolze Bollwerk italienischer Leidenschaft, Pasta-Power und epischer Alpenetappen – startet 2025 in… Albanien. Nicht in Rom, nicht in Mailand, nicht einmal im verlotterten Neapel. Sondern in Tirana. Warum? Wahrscheinlich, weil man es kann. Oder besser gesagt: weil man sonst nichts mehr weiß. Was früher ein identitätsstiftendes Monument des Landes war – ein Spektakel mit Kirchenglocken, Bergdörfern, Omas am Straßenrand und Carabinieri mit Sonnenbrillen – wird heute zur globalisierten Image-Tour. Beim Giro d’Italia 2025 geht es nicht mehr um Geschichte, sondern um Geschichten. Nicht mehr um Italien, sondern um Klicks.
Start in Albanien – der Giro testet, wie weit er fallen kann
Nicht falsch verstehen, Albanien ist schön. Wild. Unterschätzt. Das Problem ist nicht das Land. Das Problem ist die Geste. Der Giro d’Italia 2025 flüchtet. Nicht vor dem Wetter, sondern vor der Bedeutung. Was bleibt, ist ein rosa Trikot mit immer weniger Stoff, aber immer mehr Sponsorenlogos. Die Frage ist nicht, ob Albanien bereit für den Giro ist. Die Frage ist: Ist der Giro überhaupt noch bereit für sich selbst?
Natürlich verkauft man das als „Zeichen für Völkerverständigung“, als „Brücke zwischen Kulturen“. Aber wenn man ehrlich ist, geht’s ums liebe Geld. Geld, das aus Tirana kommt. Geld, das aus Dubai kam. Aus Ungarn. Geld, das irgendwann auch aus China kommen wird.
Der Giro d’Italia 2025 ist kein italienischer Mythos mehr – er ist ein Wanderzirkus. Und wie bei jedem Zirkus geht es nicht um Inhalt, sondern um Attraktion. Albanien hat Charme, hat Berge, hat Geschichte – aber es hat eben vor allem auch: weniger Fragensteller und mehr offene Kassen.

Die Fallhöhe ist kein Problem – solange keiner merkt, dass man fällt.
Die UCI? Applaudiert. RCS Sport? Zählt die Scheine. Und die Fahrer? Werden eingeflogen, abfotografiert, durchgereicht. Der Giro war mal ein Epos – heute ist er ein Instagram-Reel mit rosa Filter.
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Früher hat man auf Schotterpisten Helden gemacht. Heute dreht man PR-Videos mit Drohnen. Die Fallhöhe ist kein Problem – solange keiner merkt, dass man fällt.
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Und was sagen die Italiener? Die echten, die alten, die mit der Kaffeetasse in der Hand am Fernsehschirm kleben? Sie zucken mit den Schultern. Denn sie haben sich längst daran gewöhnt, dass alles, was ihnen mal gehört hat, heute exportiert wird. Fußballer, Opernsänger, Rennradrennen. Dolce Vita für den Weltmarkt. Aber vielleicht ist das der wahre Giro heute: Ein globaler Wanderzirkus auf der Suche nach dem nächsten Sponsor.
#ktrchts
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