Endlich wieder Reisen. Endlich wieder Rennradreisen. Urlaub machen, Rennrad fahren. Und zwar in den Dolomiten. Genauer gesagt wieder in Alta Badia. Offene Grenzen und sinkende Fallzahlen sei Dank. Das erste Highlight aus dem kurzfristig zusammengestellten Programm für 2021 welches ich als Guide begleiten durfte. Mein heimatlicher Fixpunkt, denn das Auf- und Abfahren der Dolomitenpässe ist nie langweilig und will wiederholt werden. Die Gegend fühlt sich auch für mich Jahr für Jahr immer vertrauter an. Meine Touren werden jedes Mal um eine Zusatzschleife reicher und die Einkehrmöglichkeiten selektiver und punktgenauer. Obwohl sich das atemberaubende Bergpanorama nicht ändert, erlebe ich die Eindrücke von Mal zu Mal intensiver. Meine Rennradreise in die Dolomiten belebt und bereichert.
Genussvoll hinauf, schwungvoll hinunter.
Die Dolomiten haben Geschichte. Und sie erzählen Geschichten. Auch meine Geschichten. Über meine Kindheit und Jugend, meine ersten Bergerfahrungen mit dem Rennrad hier in der Region, über die Berge und die Gipfel rundherum, den Giro d’Italia der hier vorbeifährt, über meine Marmelade (Marmolata), über den Skiweltcup auf der Gran Risa oder der Sasslong und über die maratona delle dolomiti, die ich schon gefahren bin, als der Rennradsport noch etwas Exotisches war. Offene Augen und offene Ohren gehören deshalb hier genauso dazu wie gute Beine. Beine, die man braucht, um schwungvoll zwischen Sellamassiv, Cir Spitzen, Marmolada, Lagazuoi, Sass de Putia sowie Lang- und Plattkofel Höhenmeter zu sammeln. Längere flache Passagen sucht man hier vergeblich. Es geht nach dem Frühstück schnell zu Sache. Entweder hinauf oder hinunter. Süßes oder Steiles.
Ich rede viel, ich rede gerne und während die anderen fahren, erzähle ich ihnen etwas oder ich singe ihnen etwas vor. Das soll die Zeit vertreiben. Meine Rollen sind nicht fix definiert. Der Übergang zwischen Guide, Unterhalter, Motivator, Mentalcoach wie auch strenger Offizier ist fließend. Hauptsache angekommen.
Fixer Stützpunkt. Flexible Touren.
Für den Rennradurlaub in die Dolomiten habe ich auch dieses Mal einen fixem ***S Stützpunkt gewählt. Ein traumhaftes Bike-Hotel geführt von Klaus. Er fährt selbst auch Rennrad. Die Zimmer sind groß und geräumig, der Blick auf den Heiligkreuzkofel auf der anderen Talseite im Morgenrot und in der Abenddämmerung kraftvoll und energievoll. Unsere Unterkunft hat einen eigenen „Pass“ mit eigenem Segment auf Strava (Passo Melodia). Direkt vor der Haustür. 170 m lang mit einer durchschnittlichen Steigung von 12,7 %. Eine lustige Sache am Ende jeder Ausfahrt. Hier entscheidet sich, wer den nächsten Radler zahlen darf.
Ein fixer Stützpunkt in den Dolomiten macht die tägliche Tourplanung flexibler und setzt die Teilnehmer*innen nicht so unter Druck unbedingt von A nach B kommen zu müssen. Das Schöne daran ist auch, dass die geplanten Touren so auf Wunsch jederzeit verlängert oder in Ausnahmefällen auch verkürzt werden können. Sofern die Bestechung dazu mindestens einen Espresso und ein Stück Kuchen beinhaltet. Gut, dass ich fast jeden Winkel kenne. Auch das Wetter kann sich nach meinen Plänen richten und die Sommergewitter erst dann schicken, wenn der Großteil der Gruppe beim After Bike Snack verweilt. Einmal früher, einmal später. Einige früher, andere später.
Viele Pässe-Klassiker auf einem Fleck.
Es ist nicht schwer, von den Dolomiten zu schwärmen. So viele spektakuläre Pässe auf einem Fleck sind woanders kaum zu finden. Alle moderat steigend. Mit den gewohnten Ausnahmen. So wie der Passo Fedaia von Malga Ciapela (Südauffahrt) oder der Passo Giau von Caprile aus (Westauffahrt). Eine weitere Ausnahme ist die Stichstraße hinauf auf die Drei Zinnen via Cortina, Passo Tre Croci und Lago di Misurina. Bei dieser großen Anzahl an Klassikern sind die Tage stets zu kurz und die Pausen zu lang, will ich den Teilnehmer*innen meiner Rennradreise in die Dolomiten die kulinarische Seite nicht vorenthalten. Eine Seite, die hier kaum vielfältiger sein könnte. Im Gadertal vermischen und bereichern sich die typische Küche Südtirols mit jener aus dem mediterranen Raum. Fleisch, Fisch, Wild, Teigwaren und Süßes werden untereinander in vielen außergewöhnlichen Varianten kombiniert und vermengt. Wir durften das in unserem Hotel mit eigenen Augen und am eigenen Gaumen erleben.
Mahlzeit Dolomiten.
Fast wären wir zu Foodbloggern geworden. Zu schön die angerichteten Teller. Schon die Menüauswahl zum Frühstück war ein außergewöhnliches Highlight. Zwei Mal fünf Gänge. Beliebig kombinierbar. Vegetarisch oder klassisch. Dazu die Möglichkeit auch andere Sonderwünsche zu äußern und erfüllt zu bekommen. Am Abend dann staunende Blicke und ungläubige Grimassen. Die Gabeln wanderten von einem Teller zum anderen und eine neue Tischmanier zog ein: Überkreuztes Essen.
Verhungern kann hier niemand. Auch nicht verdursten. Feinstes Quellwasser findet man abseits der Pass-Straßen zur Genüge. Auch hat jede Ortschaft noch einen für die Region typischen Brunnen. Wem das durch Kalkgestein gesäubertes Wasser aus den Bächen zu gefährlich ist, der bedient sich in den diversen „Rifugi“. Eine Dose Cola, mit 33 cl kann jedoch bis zu € 3,50 kosten.
Pedalare per le Dolomiti.
Das Motto des Hotels passt perfekt zur Philosophie der Rennradreise in die Dolomiten. Und zu allen anderen Rennradreisen, die ich begleiten darf. Mach Urlaub, fahr Rennrad heißt in die Pedale treten und die angebotenen Kulissen genießen. Offen zu sein für neue Herausforderungen. Den Berg hinauf kurbeln und hinunter rauschen. Im Flachen mühelos mitzureisen, sich Zeit zu nehmen anzuhalten und innezuhalten. Ein Rennradurlaub inspiriert und bildet. Sportlich wie menschlich. Er verschiebt Grenzen und öffnet neue Horizonte. Man muss nur dafür bereit sein.
Wir haben getan, was wir tun mussten, sind gefahren, was wir fahren wollten (und mussten). Im dichten Trouble und abseits davon. Bis zu 12.160 Höhenmeter und 450 Kilometer. Nach Lust, Laune und Kraft. Passo Valparola, Passo Falzarego, Passo Giau, Passo delle Erbe, Passo Sella, Passo Gardena, Passo Pordoi, Passo Campolongo, Colle Santa Lucia … Wir konnten unsere Hitzeverträglichkeit testen und unsere Skills beim Abfahren unter erschwerten nassen Bedingungen unter Beweis stellen. Wir haben das Rennradfahren theoretisiert und praktisch erlebt. Sehnsüchten sind wir gefolgt. Den Ruf der Berge nachgegangen. Wir haben vieles gesehen aber immer noch nicht alles erlebt.
Urlaub machen. Rennrad fahren.
Ein Rennradurlaub ist immer zu kurz. Viel zu kurz. Wehmut begleitet stets die Heimreise. Doch wenige Tage später steigt schon wieder die Vorfreude. Auf das nächste Mal und die kommenden Gelegenheiten. Mach Urlaub, fahr Rennrad ist nicht nur ein Angebot oder ein Aufruf. Es ist eine Philosophie. Für alle die Zeit haben und sich Zeit nehmen wollen. Rennrad fahren ist ein Stück Freiheit, die wir uns nicht nehmen lassen sollen. Es ist die Möglichkeit, zwischenmenschlich zu wachsen und sich sportlich zu entwickeln. Das Leben ist zu kurz, um es auf der Couch zu verbringen. Mach Urlaub. Fahr Rennrad.
ktrchts
#machurlaubfahrrennrad
PS: Die Rennradreise in die Dolomiten findet auch 2022 wieder statt. Termin: 4. bis 10. Juli 2022. Weitere Termine demnächst online. Last Minute Möglichkeiten für den heurigen Sommer und Herbst gibt es hier. Newsletter anmelden und keinen Rennradurlaub verpassen.
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