2er Reihe aus der Sicht von Triathleten. |
Aus gegebenen Anlass. Dieser Blogbeitrag. Ich habe den Titel so gewählt, weil ich mir derzeit auf Mallorca meine Gedanken darüber mache. Genau zu diesem Thema. Womöglich könnten wir alle darüber Stunden/Tage/Monate lang diskutieren. Was ich auch tue. Beim Abendessen. Hier. Womöglich habe ich den falschen Titel gewählt. Wenn ja, verzeiht es mir.
Aus gegebenen Anlass. Ich bin mit weiteren 25 (hoffe niemanden vergessen zu haben) Triathleten hier auf Mallorca auf Trainingslager. Mitgehangen, mitgefangen. Gut. Das ist ja nicht das Thema. Super Location. Super Organisiert. Von Wolfgang Ermeling – dem Target Trainer. Zehn Tage nach Lust und Laune trainieren – und nach Plan. Auch den hat uns Wolfgang zur Verfügung gestellt. Bunt gemischt. Mit Schwimmen (beheiztes Pool), Rad fahren und Laufen. Wo? Im Club Pollentia. Dort wo auch Triathlon Ikone wie die Raelert Brüder trainieren. Übrigens habe ich beide hier auch getroffen. Zusammen sind die zwei schmäler als ich allein. Bedenklich. Aber auch nicht das Thema.
Das Thema ist heute hochgekommen, weil wir eine Ausfahrt in der Gruppe gemacht haben. Die zweite. Nach der ersten vor zwei Tagen hat sich die Gruppe ja bereits gesplittet. Was ja auch nicht das Thema ist. Denn es gibt halt verschiedene Leistungsniveaus. Und Interessen. Gut so.
Zurück zur heutigen Ausfahrt. Acht Individualisten in einer Gruppe. Kann das gut gehen? Es ging nicht gut. Nicht immer. In Summe ja. Aber der Hund steckt ja wie jeder weiß im Detail. Hauptsächlich im Kreisverkehr, in den Steigungen, bei den Stopp-Tafeln. Aber der Reihe nach.
Gefahren wurde wie so üblich in einer Zweierreihe. Theoretisch. Denn Praktisch war es eine Zweier-Dreier-Vierer-Kreuzundquer-Ganzlanggezogeneeinser-Reihe. Je nach Lust und Laune jener, die die Gruppe anführten. Und schon sind wir jetzt beim Thema. Natürlich bin ich jetzt keiner, der andere belehren muss bzw. will. Aber ich habe meine eigene Sicherheit in der Gruppe da und dort gefährdet gesehen. Weil wir einfach zu unkoordiniert unterwegs waren. Ich möchte jetzt aber trotzdem ein paar Erfahrungsregeln zum Thema Fahren in der Gruppe hier niederschreiben.
_der Chef (wer auch immer es es, meistens jener, der die Strecke kennt) hat das Sagen
_der Chef deutet früh genug Abzweigungen (links und rechts) an
_der Chef deutet an, wann und wo man einen Kreisverkehr verlässt
_der Chef gibt auch das Tempo vor
_der Chef schaut, ob jeder in der Gruppe das gewählte Tempo halten kann
_der Chef erteilt am Berg die Freigabe für die Bergfexen und Kletterer
_der Chef zeigt Stopptafeln an und hält auch bei diesen (und die ganze Gruppe dann auch)
_der Chef zügelt die Speedjunkies, wenn sich die Gruppe auf mehrere Kilometer auseinanderzieht
_der Chef pusht die Gruppe, wenn sich diese an einem Hügel auf 2 m zusammenpfercht
_der Chef holt Cola und Proviant im nächsten Supermarkt. Ok – das ist Wunschdenken.
_der Chef kann auch Führungsabwechslung verordnen
Habe da sicher ein paar Sachen vergessen – aber es sollte reichen um halbwegs Disziplin in ein radelndes Rudel hineinzubringen.
Das bedeutet aber auch, dass sich all jene, die jetzt nicht der Chef sind, unterordnen müssen und können. Und hier liegt wohl der springende Punkt. Können das Triathleten? Können das diese Alphatiere? Gute Frage. Und das eigentliche Thema. Wenn nicht, dann kann man ja statt der Gruppenausfahrt ein Einzelzeitfahren machen. Mit Minutenstart (oder mehr) und Windschattenverbot.
Das Fahren in der Gruppe sollte harmonisch sein. Eine Mischung aus allen anwesenden und mitfahrenden Leistungsklassen. Das Fahren in der Gruppe ist kein ständiges zupfen. Gut das kann man einbauen – aber dann sollte es jeder auch im Voraus wissen. Das Fahren in der Gruppe ist auch keine Ziehharmonika oder ein Morse Zeichen. Lang. Kurz. Lang. Kurz. Das Fahren in der Gruppe ist, das Tempo des Vordermannes zu halten. Beine rausnehmen am Hügel kann schief gehen, wenn der Hintermann voll weitertritt. Fahren in der Gruppe heißt mit Handzeichen vieles zu signalisieren. Den Wiegetritt. Das Schneuzen auch Rotzen genannt. Das Essen holen aus der Trikottasche. Das aus der 2er Reihe ausscheren. Den Gullideckel. Das Schlagloch. Die Befehle des Chefs (nach hinten weitergeben).
Mein Senf zum Thema Fahren in der Gruppe. Und sollte jemand meinen ich würde mich auch nicht an alle Regeln halten, dann sage ich nur „Recht hat er“. Denn auch ich verlasse die Gruppe manchmal. Am Berg. Wenn jemand Fremder meine Gruppe überholt. Das weckt in mir das Bedürfnis, das Loch zuzumachen. Soll mir verziehen werden.
Für mich gilt bei Ausfahrten in der Gruppe die Sicherheit aller als oberstes Gebot. Dann der Spass und natürlich auch der Trainingseffekt. Und eine Kaffeepause mit Cappuccino und Kuchen.
6 Tage habe ich ja noch.
Stay tuned.
Cristian Gemmato aka