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Wie überlebe ich das Trainingslager. Der Anderen.

Keine Panik, wenn andere Trainieren

Mallorca. Gran Canaria. Zypern. Cesenatico. Burgenland. Der elendslange Winter unserer Breitengraden hat so manchen veranlasst, früher als üblich in wärmere Gefilde auszuwandern. Es geht immerhin um den Aufbau einer Frühform. Ja. Die berüchtigte Frühform. Jene Form, die im März so manchen von uns in die Verzweiflung treibt. Nahe am Sportwechsel, beneiden wir diejenigen, die uns um die Ohren fahren und uns ihr Hinterrad provokant aus dem Blickfeld sprinten. Jene, die es sich finanziell und zeittechnisch leisten können fliegen also runter. In den Süden. Der Rest bleibt zu Hause. Und sudert. “Die haben’s gut.” “Wenn ich könnte, würde ich auch.” “Der fährt mir dann ja um die Ohren”. “Mit dem kann ich sicher nicht mitfahren” … Was tun, damit man (ich inklusive) in dieser schweren Zeit nicht in Depressionen verfällt?

Trainingslager Überlebenstipps.

Hier 7 Überlebensstrategien, um das Trainingslager der Anderen ohne bleibende Schäden zu überstehen.

  1. Volkshochschule: Als Alternative zum Trainingslager der anderen, empfiehlt sich ein Besuch in der Volkshochschule. Der Kurs “Regentanz”, wahlweise für Anfänger und Fortgeschrittene, kann die Abstinenzschmerzen lindern. Richtig umgesetzt beschert er den Radauswanderer ein verflixtes Balearen- oder Italientief. Schadensfreude bei der vorzeitigen Rückkehr jener Verfluchten inklusive.
  2. Yoga: Yoga hilft immer. Yoga hilft bei allem. Das behauptet zumindest meine Freundin. Damit findet man zur Mitte und zu sich selbst. Aggressionen werden abgebaut. Akzeptanzen gestärkt. Oder so was Ähnliches. Eine Yogaeinheit pro Tag, kann also die bösen Geister vertreiben.
  3. Autosuggestion: “Du bist was du denkst.” “Du bekommst, was du dir wünscht.” “Self fullfilling prophecy (selbsterfüllende Prophezeiung).” Während die anderen sich am Col de Soller raufschinden oder nach Sa Calobra hinunterfetzen, einfach autosuggestiv dagegenwirken. “Ich brauch das nicht.” “Ich bin sowieso stark genug”. “Ich muss erst im September in Form sein.” Mir hat das zwar noch nie geholfen, aber vielleicht hilft das euch. Man muss ja nur an sich glauben. Und Glaube versetzt Berge. Und Esoterik ist sowieso das Nonplusultra. 
  4. Social Media: Die Anderen posten den Puig Major? Kein Problem. Das Imperium schlägt zurück. Postet einfach den Wäscheberg im Bad, oder den Berg voller Geschirr aus der Küche. Schreibt dazu, dass das auch Training ist. Denn ein Radfahrer lebt nicht nur von Kilometern allein. Crosstraining ist in. Ganzheitliches Training das Erfolgsrezept. Monotonie ist out. So könnt ihr jedes Posting der Glücklichen entzaubern. Mit fiesen Kommentaren. Irgendwann verliert der andere die Lust daran, sein Training zu dokumentieren und alles ist wieder gut. Bis er Heim kommt. 
  5. Abstinenz: Fühlt ihr euch für Strategie Nummer 4 zu schwach? Dann bleibt noch Strategie Numemr 5. Abstinenz. Komplette Abstinenz. Kein Handy, kein Computer, kein Wlan. Damit schützt man sich. Hart, aber effektiv. Man muss nichts lesen, nichts liken, nichts kommentieren, nichts ertragen. Egal wieviel die anderen facebooken, instagramen, twittern, snapchatten … was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Dass es bei der Rückkehr eine Diaschau geben wird, ist ja sehr unwahrscheinlich.
  6. Heimzahlen: Nichts ist effizienter als Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Freund oder Freundin sind 100km bei Sonne im Süden gefahren? Fahr einfach hierzulande 110km + bei Regen und Nebel und degradiere sie zu Statisten. Damit setzt du denen deinen Rucksack auf. Jetzt müssen die im Trainingslager nicht nur schwitzen, sondern auch dich zu Hause überleben. Mit Strateige Nummer 1, 2, 3, 4, 5 und 7. Bingo! Jetzt wird’s lustig.
  7. Scheiß dich nicht an: Dann du hast auch ein Trainingslager gebucht. Nach den anderen. Dann, wenn es hier ab Mitte April bis einschließlich Ende Mai durchgehend regnen wird.  

Viel Spass auf der Suche nach der Frühform.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

#ketterechts #styliseyourride

15 gute Gründe das Trainingslager zu beenden.

Gedanken von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger.
Alle Jahre Mallorca.

Irgendwann ist immer Schluss. Immer? Nicht, wenn man im Trainingslager ist. Sieben oder zehn Tage müssen bis aufs Letzte ausgenutzt werden. Es geht ja darum, den Daheimgebliebenen von erstrampelten Heldentaten zu erzählen. 1000 Kilometer sind das mindeste. Von den Höhenmetern will ich hier gar nicht schreiben. Die müssen schon fünfstellig sein – mit einer zwei davor.

Je länger so ein Trainingslager dauert, desto größer ist die Anstrengung sich Tag für Tag erneut aufs Velo zu schwingen. Es bedarf ausgeklügelter Motivationskünste, dies wieder und immer wieder zu tun. Ich habe es ja schon erwähnt. 100 km pro Tag sind das mindeste fürs Ego. Die Beine werden hier nicht gefragt.

Wann ist jetzt aber der richtige Zeitpunkt, das Trainingslager zu beenden? Hier die 10 stärksten Anzeichen dafür, dass der Rückflug angetreten werden muss.

  1. Strava löscht dein Profil, wegen zu hohen Datenaufkommens.
  2. Der Restaurantleiter spricht ein Betretungsverbot aus. Für das Frühstücks- und das Abendbuffet.
  3. Hürzeler bekommt Angst um den Zeitwert des ausgegebenen Miet-Rennrades.
  4. Die Strasse zum Cap de Formentor muss wegen dir nochmals neu asphaltiert werden. Das könnte aber wieder 20 Jahre dauern.
  5. In Petra gibt es deinetwegen eine Orangen mehr.
  6. Toursiten bleiben wegen deines Schweißgeruches von der Insel fern.
  7. Dein Handy kann dich beim Selfie nicht mehr schärfen, weil du zu dünn bis.
  8. Der Seitenwind bläst dich deshalb von von der Westküste direkt zu Ostküste. Das bringt einen Strava COM. Unerlaubterweise.
  9. Du kannst dann im Flieger auch gleich auf der Armlehne zwischen Platz A, B und C sowie D, E und F Platz nehmen.
  10. Beim Betrachten des Fotos deines Partners hast du Erinnerungslücken.
  11. Der Betreiber an der Tankstelle Lluc hält bei bestem Kaiserwetter seinen Stammtisch für dich frei.
  12. Du sprichst fließend mallorquinisch.
  13. VOX will dich für die Sendung “Goodbye Deutschland! Die Auswanderer” engagieren. 
  14. In Palma steht ein Denkmal mit deinem Konterfei.
  15. Deine Gesichtshaut ist trockener als die Dörrrzwetschgen am Wochenmarkt von Alcudia.

Ich wünsche eine gute Heimreise.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts 

Mallorca 2014. Mein Trainingslager.

Basecamp. Bucht von Pollentia.

Eigentlich hätte ich heuer keines gebraucht. Ein Trainingslager. Die Bahnsaison war so was von genug (Kilometerangaben spare ich euch hier und jetzt) und der frühe Frühling hat mir sogar genug Freiluftausfahrten erlaubt. Aber gebucht ist gebucht. Und so flog ich mit dem Targettrainer Wolfgang Ermeling und einer elitären Auswahl an Mädels und Jungs von Trirun Linz & Friends zehn Tage auf die Insel. Unser Basecamp war der Resort Club Pollentia zwischen Alcudia und Port de Pollenca. Diesen Club kann ich mit reinem Wissen und Gewissen empfehlen. Auch wenn er mir etwas zu viel Massenabfertigung war. Ich schätze mal an die 800 – 1000 Betten (wenn nicht mehr). Alle belegt. Mit Triathleten. Unter anderem waren auch Raelert-Brothers Andreas und Michael vor Ort um ein Ironman Camp zu betreuen. Dass beide zusammen dünner sind als ich im Ganzen habe ich ja schon auf auf meiner Facebook Seite gepostet. Ein Trend im Triathlon?

Der Club Pollentia besticht mit vielen kleinen Villen und großzügigem Areal. Die Räder dürfen mit auf die Zimmer genommen werden. Alle Zimmer mit Balkon und mächtig HD TV 44 Zoll aufwärts. Ein Tipp: schaut, dass ihr ein Zimmer mit Sonneneinstrahlung bekommt. Wenn es auf Mallorca regnet, dann trocknet hier nichts, weil es keine Heizungen gibt. Nur Klimaanlagen. Diese müssen dann auf 30 Grad geschalten werden und die Wäsche hängt am Ventilator. Bewährt und wenn die Wäsche gewaschen ist, auch hygienisch. Sehr hygienisch.

Das Essen im Club Pollentia ist ausreichend. Mehr als ausreichend. Frühstück wie Abendessen lassen keine Wünsche übrig. Fisch, Fleisch, Beilagen, Gemüse, Salate, Käse, Nachspeisen. Der Milchreis ein Genuss. Eigentlich kann man nicht so viel Sport machen, wie hier Essen geboten wird. Einzig der Kaffee war für mich ein Fiasko. Nicht nur im Club. Auf der gesamten Insel. Nicht trinkbar. Zumindest der Cappuccino nicht. Das war schwarzer Kaffee mit einem kleinen Milchhäubchen. Ich habe Italien vermisst. Frühstück war mehr als ausgiebig und reichlich. Das Personal freundlich. Besonders hervorzuheben ist Manuela Gonzalez. Hola Manuela.

In der Anlage gibt es zwei Radvermietungen. Den Platzhirschen Hürzeler und Balear Reisen. Beim Hürzeler gibt es Cube. Bei Balear Reisen Canyon. Wahlweiße in Aluminium oder Carbon. Ich habe mich für das Canyon UltimateCF SL entschieden. Ketterechts auf Alu ist undenkbar und unwürdig. Mit Shimano Ultegra Kompakt und Mavic Ksyrium Elite. Über das Rad werde ich extra bloggen.

Die Anlage besticht auch durch eine großzügige Badelandschaft und einem Outdoor Pool. Offiziell 25m Becken mit 6 Bahnen. Salzwasser mit Düsenströmung. Interessante Erfahrung. Das Wasser offiziell mit 28 Grad recht warm. Inoffiziell empfehle ich den Neo. Eine Reservierung der Bahnen ist Pflicht. Denn vor dem Frühstück und nach 1500/1600 ist die Hölle los. Das Becken ist nicht recht tief. Knapp 40 cm auf der einen Seite. Wendenfreaks habe hier ihr Highlight.

Der Resort Club Pollentia befindet sich direkt am Meer. Nur die Straße und ein kleiner Felsen/Sandstrand trennen das Festland vom Wasser. Direkt an der Anlage auch eine 11,5 km Laufrunde. Markiert. Und sehr beliebt. Auch wenn teilweise sehr fad. Weil man ins landesinnere rennt. Und außer Steinmauern, Kakteen und Häuser nicht viel zu sehen bekommt. Ca. 2,5 km dieser 11,6 km läuft man am Radweg entlang der Straße. In der Rush-Hour eine Harakiri Aktion. Speziell dann, wenn dir Gruppen von 10 Rennern und mehr entgegenkommen. Da ist oft nicht viel Platz für Spekulationen oder Mißverständnissen.

Ein Fitnessraum (2 Laufbänder, 2 Spinningräder und ein paar moderne Geräte), eine Sauna, ein Indoor Pool und Massagemöglichkeiten runden das Sportangebot im ****Club ab. Darüber, was ich im Trainingslager nicht sehen wollte, habe ich ja schon geschrieben.

Das Wetter? Naja. Schade, dass wir nicht verlängern konnten. Und zum Glück waren wir nicht eine Woche früher auf der Insel. Alles in allem also ganz passabel. Der erste Tag frisch. Der zweite Tag verregnet. Dann ein paar kurz-kurz Tage. Dann wieder Laufwetter. Ein nächtlicher Wolkenbruch und dann von Tag zu Tag schöner und sommerlicher. Es gibt ja kein schlechtes Wetter, nur … In meinem Koffer hatte ich exakt 23,5 kg dieser Kleidung mit.

Insgesamt konnte ich 1.073 Rennradkilometer mit 10.560 Höhenmeter abspulen. Dazu noch 3 x Koppeltraiing (!!!!!). Für mich unfassbar. Als Anti-Koppler. Ein langer Lauf über 20 km und etwas plantschen waren auch dabei. Macht in Summe 3,8/1.074/44. Nicht übel, oder? Ich hatte die meisten Radkilometer und die wenigsten Schwimm- und Laufkilometer. Rennradfahrer sind halt so.

Triathleten sind da ganz anders. Das hat mich ja auch bereits veranlasst, Triathlon als Gemeinschaftssport in Frage zu stellen. Nachzulesen hier. Triathleten Schwimmen vor dem Frühstück. Triathleten fahren Rennrad nach dem Frühstück. Und Triathleten laufen nach dem Rennrad fahren. Das fast täglich. Und wenn das Wetter schlecht war, dann wurde gesponnen. Nicht wo wie ich. Sondern am Spinning Rad. Ich bin auch bei Regen ausgefahren. Mit Sasha und Gerald. Apropos Gerald: So wie er sich mit uns am Berg gespielt hat! Ganz schlecht für das eigene Ego. Chapeau. Hut ab.

Von den Touren her konnte ich mit Ausnahme von San Salvador, Cap de Formentor und den Coll de Söller alles fahren. Highlight war sicher der Küstenklassiker von Port d’Antratx bis nach Pollenca über den Puig Major. Neu war für mich dieses Jahr die Laktatschlacht rauf auf Randa und die Tour nach Porto Cristo sowie der Ausflug ins Landesinnere über Fellantx, Campos zürück zum Hotspot Petra. Alle Touren habe ich mit meinem GarminEDGE 500 aufgezeichnet. Gerne kann ich die Tracks weiterleiten. Einfach Kontakt zu mir aufnehmen. Mit dabei: Orient über Bunyola, die Ironman 70.3 Strecke über Pollenca zum Coll de Sa Bataia (Lluc) und die Auffahrt von Selva zum Coll de Sa Bataia (Lluc).

Es ist immer wieder ein Erlebnis. Die Insel präsentierte sich so grün wie schon lange nicht mehr. Die Vegetation voll im Saft. Und in der Serra de Tramuntana viel Wasser. Leider musssten wir auch die negative Seite der Rennrad-Masseninvasion miterleben. Ein toter Rennradfahrer. Unter einer Aludecke. Kein schöner Anblick. Helm und Radschuhe haben herausgeschaut. Sein Fahrrad in mehreren Stücken hinter der Leitplanke. Und zwei fette Bremsspuren genau dorthin, wo der Rennradfahrer gelegen ist. Dieser Anblick hat wieder mal alles relativiert. Es ist scheiß egal, wie viele Kilometer man fährt oder wie weit man laufen und schwimmen kann. Es ist schieß egal wie schnell man einen Berg hochklettern kann oder wie viel Speed man auf den Abfahrten hat. Das Wichtigste ist, am Abend heil nach Hause zu kommen.

Denkt daran.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Weitere Bilder: hier gucken.

Trainingslager. Was ich am besten nicht sehen wollte.

Blick vom noch unberührten Esstisch.

Tag 7. Zeit eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Wetter: ok. 1 Regentag. 1 Friertag. Rest Sonne. Pensum: ok. 570 Radkilometer. 38 Koppellaufkilometer und 4 km etwas Plantschen. Essen: mehr als genug. Auch weil ich die ersten Tage die Nahrung als Durchgangsposten verbuchen musste. Oben rein. Woanders raus. Auch wieder oben.

Es ist aber auch Zeit sich darüber Gedanken zu machen, was ich in nächsten Trainingslager nicht mehr sehen möchte. Weil es für mich so fremd ist. Und meine Neigung zum Fremdschämen sehr stark ausgeprägt ist. In den letzten Tagen ist mir sehr viel zu Augen gekommen. Bitte nicht falsch verstehen. Es ist allein meine persönliche Meinung und Empfindung. Nachfolgende Liste ist rein zufällig und entspricht nicht einer Rangreihung oder Klassifikation.

  1. Aero Helm am Rennrad. Auf Mallorca. Im April. Gesehen. Schlimm.
  2. Kompressionssocken am Rennrad.
  3. Unrasierte Beine. Ja. Es gibt immer noch Rennradfahrer dieses Spezies. Und es gibt die Spezies Punkt 2 und 3. Und sogar jene Punkt 1, 2 und 3.
  4. Rahmen und Lenkertaschen am Rennrad. Nicht eine. Nicht zwei. Teilweise sogar drei davon.
  5. Helme mit Visier. Mag im Motocross oder MTB coll bzw. in sein. Aber am Rennrad?
  6. Völlerei. 80% essen am Buffet mehr als sie jemals in der Trainingswoche verbrennen können. 
  7. Ehrgeiz . Unter 3 Einheiten pro Tag bist du kein würdiger Gesprächspartner. Unter Triathleten.
  8. Pausenverweigerung. Die Plaza in Petra ist ein Muss. Egal ob noch Schwimmen oder Laufen am Plan steht. Ein Muss! 
  9. Triathlonschuhe am Rennrad. Wohin das Auge reicht. Ok. Hier drücke ich ein Auge zu. Weil ich im Triathlon (ja. auch ich mache ab und zu einen Triathlon – mit meinem Rennrad. Unterlenkerhaltung) Rennradschuhe benutzte.
  10. Gruppenwindschattenlutscher. Es gibt auf Mallorca Individualtouristen. Die sterben auf Ihren Ausfahrten. Gegen den Wind. Und gegen Ihren Optimismus. Diese sehen herannahende Gruppen als Strohhalm, vielleicht doch noch rechtzeitig zum Abendessen heimzukommen. Ihre Devise: Anhängen und Lutschen. Diese Spezies ist sehr gefährlich. Das beste Gegengift ist dann meistens eine Tempoverschärfung.
  11. Traininspläne. Diese sind unsozial. Der eine das. Der andere dies. Und am besten alles zusammen. Hintereinander. Ruhetag am schönsten Tag. Lange Ausfahrten bei Scheißwetter. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Aber ein Trainingsplan ist manchmal sturer als ein Esel.
  12. Statistiken. Gesprächsthema Nummer ein sind Statistiken und Wettkampfergebnisse. Und Zeiten. Und Statistiken. Und Wettkampfergebnisse. Und Zeiten.
  13. Angst. Angst vor Höhenmetern. Da gibt es auf der Insel so schöne Bergstraßen (eh nur zwischen 5 und 8 Prozent Steigung) aber der Trainingsplan (siehe Punkt 11) verhindert das. Weil ja das Pumperl zu schnell schlagen könnte.
  14. Jammern. Zu kalt. Zu nass. Zu steil. Zu schnell. Zu heiß. Es gibt kein schlechtes Wetter. Nur der falsche Ort zum falschen Zeitpunkt. Das mit der falschen Kleidung stimmt natürlich auch. 
  15.  Doping. Das Thema ist allgegenwärtig. Man weiß  Bescheid. Man hat Bücher gelesen. Man weiß, wer was wann wo nimmt oder genommen hat. Man weiß was wann wo nutzen würde. Man weiß wo man was bekommen könnte. Aber keiner nimmt es. Und das ist gut.

Mal sehen was ich in den restlichen Tagen noch erlebe.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Triathlon. Kein Gemeinschaftssport?

2er Reihe aus der Sicht von Triathleten. 

Aus gegebenen Anlass. Dieser Blogbeitrag. Ich habe den Titel so gewählt, weil ich mir derzeit auf Mallorca meine Gedanken darüber mache. Genau zu diesem Thema. Womöglich könnten wir alle darüber Stunden/Tage/Monate lang diskutieren. Was ich auch tue. Beim Abendessen. Hier. Womöglich habe ich den falschen Titel gewählt. Wenn ja, verzeiht es mir.

Aus gegebenen Anlass. Ich bin mit weiteren 25 (hoffe niemanden vergessen zu haben) Triathleten hier auf Mallorca auf Trainingslager. Mitgehangen, mitgefangen. Gut. Das ist ja nicht das Thema. Super Location. Super Organisiert. Von Wolfgang Ermeling – dem Target Trainer. Zehn Tage nach Lust und Laune trainieren – und nach Plan. Auch den hat uns Wolfgang zur Verfügung gestellt. Bunt gemischt. Mit Schwimmen (beheiztes Pool), Rad fahren und Laufen. Wo? Im Club Pollentia.  Dort wo auch Triathlon Ikone wie die Raelert Brüder trainieren. Übrigens habe ich beide hier auch getroffen. Zusammen sind die zwei schmäler als ich allein. Bedenklich. Aber auch nicht das Thema.

Das Thema ist heute hochgekommen, weil wir eine Ausfahrt in der Gruppe gemacht haben. Die zweite. Nach der ersten vor zwei Tagen hat sich die Gruppe ja bereits gesplittet. Was ja auch nicht das Thema ist. Denn es gibt halt verschiedene Leistungsniveaus. Und Interessen. Gut so.

Zurück zur heutigen Ausfahrt. Acht Individualisten in einer Gruppe. Kann das gut gehen? Es ging nicht gut. Nicht immer. In Summe ja. Aber der Hund steckt ja wie jeder weiß im Detail. Hauptsächlich im Kreisverkehr, in den Steigungen, bei den Stopp-Tafeln. Aber der Reihe nach.

Gefahren wurde wie so üblich in einer Zweierreihe. Theoretisch. Denn Praktisch war es eine Zweier-Dreier-Vierer-Kreuzundquer-Ganzlanggezogeneeinser-Reihe. Je nach Lust und Laune jener, die die Gruppe anführten. Und schon sind wir jetzt beim Thema. Natürlich bin ich jetzt keiner, der andere belehren muss bzw. will. Aber ich habe meine eigene Sicherheit in der Gruppe da und dort gefährdet gesehen. Weil wir einfach zu unkoordiniert unterwegs waren. Ich möchte jetzt aber trotzdem ein paar Erfahrungsregeln zum Thema Fahren in der Gruppe hier niederschreiben.

_der Chef (wer auch immer es es, meistens jener, der die Strecke kennt) hat das Sagen
_der Chef deutet früh genug Abzweigungen (links und rechts) an
_der Chef deutet an, wann und wo man einen Kreisverkehr verlässt
_der Chef gibt auch das Tempo vor
_der Chef schaut, ob jeder in der Gruppe das gewählte Tempo halten kann
_der Chef erteilt am Berg die Freigabe für die Bergfexen und Kletterer
_der Chef zeigt Stopptafeln an und hält auch bei diesen (und die ganze Gruppe dann auch)
_der Chef zügelt die Speedjunkies, wenn sich die Gruppe auf mehrere Kilometer auseinanderzieht
_der Chef pusht die Gruppe, wenn sich diese an einem Hügel auf 2 m zusammenpfercht
_der Chef holt Cola und Proviant im nächsten Supermarkt. Ok – das ist Wunschdenken.
_der Chef kann auch Führungsabwechslung verordnen

Habe da sicher ein paar Sachen vergessen – aber es sollte reichen um halbwegs Disziplin in ein radelndes Rudel hineinzubringen.

Das bedeutet aber auch, dass sich all jene, die jetzt nicht der Chef sind, unterordnen müssen und können. Und hier liegt wohl der springende Punkt. Können das Triathleten? Können das diese Alphatiere? Gute Frage. Und das eigentliche Thema. Wenn nicht, dann kann man ja statt der Gruppenausfahrt ein Einzelzeitfahren machen. Mit Minutenstart (oder mehr) und Windschattenverbot.

Das Fahren in der Gruppe sollte harmonisch sein. Eine Mischung aus allen anwesenden und mitfahrenden Leistungsklassen. Das Fahren in der Gruppe ist kein ständiges zupfen. Gut das kann man einbauen – aber dann sollte es jeder auch im Voraus wissen. Das Fahren in der Gruppe ist auch keine Ziehharmonika oder ein Morse Zeichen. Lang. Kurz. Lang. Kurz. Das Fahren in der Gruppe ist, das Tempo des Vordermannes zu halten. Beine rausnehmen am Hügel kann schief gehen, wenn der Hintermann voll weitertritt. Fahren in der Gruppe heißt mit Handzeichen vieles zu signalisieren. Den Wiegetritt. Das Schneuzen auch Rotzen genannt. Das Essen holen aus der Trikottasche. Das aus der 2er Reihe ausscheren. Den Gullideckel. Das Schlagloch. Die Befehle des Chefs (nach hinten weitergeben).

Mein Senf zum Thema Fahren in der Gruppe. Und sollte jemand meinen ich würde mich auch nicht an alle Regeln halten, dann sage ich nur “Recht hat er”. Denn auch ich verlasse die Gruppe manchmal. Am Berg. Wenn jemand Fremder meine Gruppe überholt. Das weckt in mir das Bedürfnis, das Loch zuzumachen. Soll mir verziehen werden.

Für mich gilt bei Ausfahrten in der Gruppe die Sicherheit aller als oberstes Gebot. Dann der Spass und natürlich auch der Trainingseffekt. Und eine Kaffeepause mit Cappuccino und Kuchen.

6 Tage habe ich ja noch.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts.

Familienurlaub auf Mallorca. Teil 1.

Wir schreiben September 2013. Ironman, qualdich.de Tauernrundfahrt und Dolomiten 2013 sowie der Ötztaler Radmarathon sind bereits Geschte und der versprochene Familienurlaub musste angetreten werden. Geplant war Griechenland. Geworden ist es Mallorca. Das alles ist nicht von mir gesteuert worden. Es ist einfach passiert. Als ich davon in Kenntnis gesetzt worden bin, war ich natürlich mehr als nur erfreut. Zu allem Zufall, war das ausgesuchte Hotel in Playa del Muro auch noch ein Max Hürzeler Partnerhotel. “Darf ich einen Tag Rad fahren?” war natürlich die obligate Frage. Zu meiner Freude wurde diese positiv beantwortet.

Abflug von Wien am Samstag. Ankunft auf Mallorca und Bezug des Hotels noch am selben Tag. 2009 war ich zuletzt auf der Insel. 10 Tage lang. Ende März/Anfang April. 8 Tage hatten wir damals Regen. Ich nutze gleich die Gelegenheit um mich schlau zu machen. Ein kleiner Lauf durch die noch bestens in Erinnerung gebliebene Ramschmeile Richtung Alcudia. Ziel die Vermietstation von Max Hürzeler. Kurze Info, was wie viel kosten würde und zurück ins Hotel. Am Sonntag dann gleich vor dem Frühstück ein 10 km Lauf. Am Strand. Von Playa del Muro nach Can Picafort und dann auf der Hauptstraße zurück ins Hotel. Wie damals. Nur halt etwas langsamer. Seit dem Ironman Anfang Juli war ich ca 3 oder 4x laufen. Am Nachmittag dann noch ein Open Water Schwimmen im 24 Grad warmen Meer bei hohem Wellengang. Nach 500 Metern und einer unerfreulichen Begegnung mit einer Qualle habe ich das Thema Schwimmen für die nächsten Tagen ad Acta gelegt. Noch 30 Minuten im der bestens ausgestatteten Kraftkammer rundeten den Sonntag ab.

Am Montag dann ging es mit Erlaubnis der Familie von Playa del Muro zum Cap de Formentor. Vorbei an Alcudia und Port de Pollenca. Und dann hinauf. Mallorca im September hat was eigenes. Weil man glaubt besser in Form zu sein als im Frühjahr, wo man quasi die Form hier finden möchte. So bin ich auch die Straße hochgefahren. Bis zum Defekt der Di2 am Cube Agree Vollcarbon, welches extra für mich zusammengebaut wurde. Das Rad war also mehr als nur neu. Ich konnte hinten nicht mehr schalten. Vorne gings. Also 50/25 für die restlichen 45 von 65 Kilometern. Bergauf war das ja noch kein Problem. Aber bergab einfach nur rollen. Das war nicht meins. Deprimierend. Das halbflache Stück unten zwischen Formentor und den weiteren kurzen Kehren zum Tunnel waren dann mit 50/25 zu stark (der Asphalt hier ist eine Katastrophe) und mit 34/25 zu leicht. Keine Ahnung wie oft ich vorne auf den 3 km das Kettenblatt gewechselt habe. Egal. Der Leuchtturm musste erreicht werden. Und er wurde erreicht. Auch der Weg retour. Zwischenzeitlich hatte sich auch die Sonne wieder von ihre starken Seite gezeigt. Mallorca im September ist schon was anderes als im Frühjahr. Unten in Port de Pollenca habe ich versucht händisch die Kette auf ein angemessenes Ritzel zu bringen. Außer eingezwickten Fingern, brachte dieses Vorhaben kein zufriedenstellendes Ergebnis. So ging es extremkurbelnd (50/25) 15 km zurück nach Playa del Muro. Direkt zu Max Hürzeler. Kann passieren sagte man dort. Darf nicht passieren sagte ich. Wir konnten uns nicht einigen. Ich bekam einen neuen Akku.

Zurück im Hotel der Deal mit der Familie für die restlichen Tage. 2 Ausflüge mit Mietauto. 2 Ausflüge mit dem Rennrad. Ein Ausflug mit einem Mietauto ist sich ausgegangen. Highlight Port Soller und die Altstadt von Palma. Ein Ausflug mit dem Rennrad ist sich auch ausgegangen. Dazu später. Der Rest des Planes ist irgend etwas zum Opfer gefallen, was mich einen ganzen Tag im Bett und am WC verbringen ließ. Ohne Essen. Das war nicht möglich. Ich bin an diesem Tag um eine Kleidergröße geschrumpft.

So kam es auch, dass meine Mallorca Deluxe Tour (180 km und 4000 HM) zur Tortour wurde. Ich für etwas später als geplant weg. Denn vorher musste ich wieder zu Max Hürzeler. Wieder was passte mit der Di2 nicht. Diesmal werkte der Mechaniker gute 20 Minuten an diesem elektronischem Ungeheuer herum. Bis er mit brachialer Gewalt das Ausfallende bog, damit beim Schalten auch die kleinsten Gänge bedient werden konnte. “Manchmal liegt es ganz woanders, als vermutet” die Begründung dieses Schrittes.

Gut ich fuhr weg. Von Playa de Muro nach Sa Pobla. Gleich mit mehreren Mitstreitern im Windschatten. Ohne zu fragen haben, die sich dort eingenistet. Von Sa Pobla dann Richtung Büger, Campanet, Moscari, Selva, Biniamar und Lloseta. Ein paar Mal habe ich mich da schon verfahren. Und einen Unfall hätte ich obendrauf auch noch gehabt. Als ich eine vor mir fahrende Gruppe überhole (ca. 10 – 12 Radfahrer) hat jeder, den ich überholt habe geschrieben “Radfahrer von Links”. Nur der ganz am Anfang der Gruppe fahrenden dürfte das egal gewesen sein. Denn sie bog als ich am überholen war, einfach links ab. Vollbremsung. Di2 Bremsen auf DTSwiss/Cube Felgen haben ihren Test bestanden. Ich bin dabei von der richtigen Route etwas abgekommen und ca 1 km falsch Richtung Pollenca bergab gefahren. Als ich wenden wollte hatte ich bergauf den falschen Gang. Die Di2 nicht beherrschend, habe ich mich so was von verschalten, dass die Kette sich so was von verkeilte, dass ich so was von nicht mehr weiter fahren konnte, dass ich so was von einen Grant hatte, dass ich so was von weinen hätte können. Denn ich bin der schlechteste Mechaniker der Welt und habe die schlechteste Geduld. Irgendwie schaffte ich es doch. Der Kettenstrebenschutz des Cube Agree musste dabei daran glauben. Ich hinterließ ihn dort. Fein begraben unter Steinen.

Zu erwähnen in diesem Zusammenhang, dass zwar die kleinsten Gänge der Di2 funktionierten. Dafür aber der ganz große (34/25) nicht. Der schaltetet automatisch immer einen Gang höher. Ich bin also von Fixie zum Automatikgetriebe gewechselt. 

Wie gesagt war ich 2009 das letzte Mal auf Mallorca. Auch damals sind wir nach Orient hinauf. Das wollte ich auch heute. Laut Karte von Alarò nach Bunyola. Alarò fand ich. Doch zur Zufall und über einen extra Berg. Dort traf ich auch 2 britische Fahrerinnen, welche sich Zick Zack auf eben diesen hinaufquälten.

Als ich dann Richtung Orient unterwegs war hatte ich einmal einen Orientierungssupergau. denn ich fuhr nach Orient hinauf, wo wir 2009 runter gefahren sind. Und das hat mich mehr als irritiert. Meine Erinnerungen an 2009 waren wohl nicht exakt genug. Richtig oder falsch unterwegs? Ich hatte kein gutes Gefühl. Der Anstieg von Alarò ist ca. 5 km bei 5,5% keine große Herausforderung. Außer man ist tags zuvor im Bett gelegen und am WC gesessen. Schon jetzt wusste ich. Das wird ein langer Tag. Die Straße zog sich, dann nach Orient und einem längeren Flachstück gings wieder hoch. Kurvenreich. Die Abfahrt nach Banyola konnte ich kaum genießen. Unten eine flüssige Stärkung. Feste Nahrung aufzunehmen war nicht mehr möglich. Den Anstieg zum Col de Soller hab ich dann gleich mitgenommen um in Soller selber Rast zu machen. Normal fliegst du dort im September in der Blüte deiner Form nur so hoch, als hättest du einen Akkumotor in deinen Beinen. Ich habe mich gequält, als wären das mindestens Zoncolan Werte. Schande. Und ich dachte an die Familie. An den Strand. An den Pool.

Bis Soller waren es bereits 80 km und 1.700 HM.

Fortsetzung folgt.