Schlagwort: Long Jog

Long Jog. Weil mir fad war.

Garmin Forerunner 910 XT. Beweisstück Nummer 1.

Mir war heute langweilig. So musste ich nach draußen. Verabschiedete mich mit den Worten „Spätestens in 1 1/2 Stunden bin ich wieder retour.“ Sicherheitshalber habe ich mir noch etwas aus meinem Energiegel Altbestand mitgenommen. Ein Fit Rabbit Guarana und zwei Squeezy Gels. Dazu noch 500 ml Wasser in meinem Salomon Trinkrucksack. Für 90 Minuten laufen mehr als nur übertrieben. Aber vielleicht ahnte ich schon was.

Draußen -5 Grad. Und ein leichtes Flankerln (das sind ca. 3 Schneeflocken pro 5 Minuten). Windstill. Bedeckt.

Meine Ziel irgendwo rund ums Haus. Entlang des Liesingbaches (Wien, a.d.R). Dort kenne ich jeden Kilometer mitlerweile auswendig. Und ich kann variieren. Ich laufe einfach los. Irgendwas zwischen langsam laufen und nicht erfrieren. Der erste Kilometer wird die Pace schon bestimmen. Es waren 5:30/km. Ich bin allein. Der Boden gefroren. Kein Schlamm mehr. Ich werde dieses Mal sauber nach Hause kommen. Die ersten km sind schnell absolviert. Der Schnitt passt. Bei km 8 erstmal eine leichte Hochrechnung. Vor lauter Langweile entscheide ich mich für einen Long Jog. Ich peile den 30iger an. Denke mir, dass ich das schon überleben kann. Bin ja gut versorgt. Es geht weit hinaus Richtung Schwechat. Bei km 11 die erste Wende. 60 Minuten sind vergangen. Ich kriege langsam Hunger und Durst. Will trinken. Doch mein Rucksack gibt nichts her. Die Wasserleitung ist gefroren. Aha. Wieder was gelernt. Bei km 15 dann noch mehr Hunger. Für den Durst habe ich keine Zeit. Und kein Wasser. Ich öffne den Fit Rabbit. Nehme einen Schluck zu mir und muss mich zeitgleich übergeben. Wer hat den das erfunden? Und verdammt. Wer kann so was trinken. Ich spucke es aus. Rotes dickflüssiges Zeugs klatscht zu Boden. Als ob mir jemand die Fresse eingeschlagen hätte. Ich spucke alles aus. Bis auf den letzten Speichelrest. Damit ich ja nichts mitnehmen muss. Mein Mund ist jetzt staubtrocken. Zum Glück habe ich ja nichts zu trinken mit.

Plan B. Ich bin bei km 15. Ein Squeezy muss her. Ich will es öffnen und in erpropter Sommermodusmanier runterdrücken. Aber auch das Squeezy ist steinhart. Gefroren. Somit scheitert auch Plan B. Ich bin bei km 16. Es fängt an stärker zu schneien. Aber noch nicht genug um Schnee als Durstlöscher zu akzeptieren. Die folgenden Kilometer sind eine charakterbildende Gratwanderung. Ich könnte jederzeit abkürzen und zum Kühlschrank. Aber ich habe mich dem 30iger verschrieben. Und so bleibe ich auf Kurs. Bei km 20 fange ich an „nur noch“ zu zählen. Es schneit jetzt stark. Der Schnee ist sehr flauschig und bleibt sofort liegen. Auch auf den gefrorenen Pfützen. Eislaufen. Gefahr. Ich muss das Tempo etwas drosseln und aufpassen. Nur noch 5 km. Für den 30iger muss ich ein paar Extraschleifen einbauen. Ja nicht darutner aufhören. Es schneit noch immer. Ich habe Hunger. Ich habe Durst. Mir friert.

Ich schwöre mir. Beim letzten Vibrieren meines Garmins bleibe ich stehen. 30 km und keinen Meter mehr. Es ist soweit. 200 Meter vor der Haustür. Schluss aus. I have done it. Bin nicht stolz, aber fertig. Zu Hause meine ersten Worte: „Ist die Nusschnecke vom Frühstück noch da?“ „Ja!“ Rettung. Und 0,5l Kakao sind auch noch im Kühlschrank. Für ca. 3,5 Minuten. Dann sind beide verschlungen.

Mir war halt langweilig.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts.