Tag 1. Das könnte sich rächen. Das wird sich rächen. Ich konnte heute nicht wirklich das Tempo drosseln. Außer am Berg. 217 km von Bregenz nach Sölden. 2.900 Höhenmeter. Soloritt. Highlight das Panznauntal mit einem Schnitt von über 40 km/h. Mit Gegenwind. Das könnte sich rächen. Das wird sich rächen.
Es beginnt mit kühlen 12 Grad und Sonnenschein in Bregenz. Kurz die Festspielbühne betreten. Die Spiele beginnen. Der Track führt mich durch das Rheintal. Auf der B 191. Und ihren Seitenwegen. Wenig Verkehr. Zum Rennradfahren perfekt. Entweder eine eigene Radspur rechts am Fahrbahnrand oder eben ein Radweg. Es rollt. Mit über 30 km/h Schnitt auf den ersten 60 km bin ich rasch im Montafon.
Am Morgen habe ich mich entschieden, Knielinge, Ärmlinge und einen Craft Windstopper base layer anzuziehen. Mit dabei auch eine Windjacke. Beste Entscheidung. Erfahrung macht sich bezahlt. Mindesttemperatur am Berg 8 Grad.
Im Montafon bin ich zwiegespalten. Radweg oder Bundestraße. Der Radweg ist gemütlich, aber nass vom nächtlichen Regen. Die Straße befahren, aber trocken. Dann nehme ich beides. Zuerst bis Schruns am Radweg, dann weiter nach Gaschurn – sowohl als auch. Das Tempo ist immer noch hoch. 1000m Seehöhe sind erreicht, als es in die Slivretta Hochalpenstrasse geht. 12 km und weitere 1000 HM warten. Aufgeteilt auf über 30 Kehren. Die Auffahrt auf die Bieler Höhe ist eigentlich nicht steil. Die Kehren laden zum Ausruhen ein. Aber auch einen stärkeren Gang einzulegen. Ich dosiere. Fotografiere. Nein. Ich fotografriere. Es ist frisch. Der Winter hat die Silvrettakette über Nacht besucht. Auf den Berggipfeln liegt Schnee. Nach knapp 4h10min und 103 km bin ich oben auf 2.032m Seehöhe. Der erste Streich ist vollbracht. Der höchste Pass Vorarlbergs meiner.
Kurz umziehen. Windjacke anziehen und ab ins Paznauntal. Galtür, Ischgl, Kappl, See. 49 km bis Landeck. Bei Gegenwind. Von 2000 Metern hinunter auf 700. 70 Minuten Fahrzeit. Die Beine brennen. In Landeck steuere ich einen Billa an. Mittagessen. Eine Wurstsemmel. Beinschinken und Gouda. Dazu ein Liter Eistee. 0,5l für sofort. Der Rest kommt in die Trinkflasche. Ein Snickers wird sicherheitshalber mitgenommen. Bis hierher habe ich mir drei Milka Tender Haselnuss und 1l Tiroler Iso-Drink einverleibt. Bevor ich die letzten 67 km in Angriff nehme, gönne ich mir noch ein Peeroton Gel.
Die B171 bis Imst wird vom Gegenwind beherrscht. Bei Mils überrascht mich ein fetter Anstieg. Ich hätte doch den Radweg im Tal nehmen sollen. Ich kann mir die A12 von oben anschauen. Auch nicht alltäglich. Imst – Roppen – Haiming. Es zieht sich. Dann bin ich schon auf der Ötztaler Bundesstraße. Noch 34 km bis Sölden. Pinkelpause. Danach muss das Snickers daran glauben.
Die 34 km vergehen überhaupt nicht mehr. Die letzten 500 Höhenmeter auch nicht. Der Verkehr ist auch nicht ohne. Audi RS quattro mit IM-Kennzeichen überholen mich in Massen. Das Ötztal ist ein reiches Land.
Nach 7h53 Minuten ist es geschafft. Tag 1 ist Geschichte. 28 km/h Schnitt. Das könnte sich rächen. Das wird sich rächen. Gute Nacht. Morgen gibt es das Timmelsjoch und den Jaufenpass zum Frühstück.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#austriagiro16 #ketterechts
PS: Besonderen Dank an dieser Stelle an meine Rennschnecke. Sie weckt mich frühmorgens und empfängt mich am späten Nachmittag.