Trainingslehre – was in keinem Handbuch steht.

Die Woche 7 von Steffny’s Trainingsplan wurde heute mit einem Halbmarathon abgeschlossen. So was will er halt. Für einen Läufer, der sich auf einen Marathon vorbereitet ist das wohl keine besondere Sache. Für mich schon. Der Reihe nach.

Ich muss gestehen, dass ich das erste Mal einen marathonspezifischen Trainingsplan absolviere. Sonst waren meine Marathonvorbereitungen ein bisschen Laufen, ein bisschen Long Joggen und kein bisschen Intervalle. Ich habe es damit zu einer 3:20iger Zeit gebracht.

Diesmal sollte und musste es anders sein. Eben nach dem Plan von Steffny. Für den Vienna City Marathon wollte/will ich mich halbwegs gut vorbereiten. Halbwegs, weil ich als leidenschaftlicher Rennradler das äußerst frühlingshafte Jahrhundert-Wetter einfach nicht ignorieren kann. Flexibilität war und ist in solchen Fällen gefragt. So habe ich die Einheiten „Jogging in 6:00“ zu Gunsten des Rennrades ersatzlos gestrichen. Rennrad draußen und Bahnrad drinnen.

Teilweise habe ich nach – die Betonung liegt auf nach – den Intervallen noch einen Ritt am Rennrad riskiert. Auf der Bahn. Mit einem Fixie. Tut mehr weh, als würde man dies vor dem Laufen tun. Aber aus Erfahrung wird man klug. Meistens.

Klug war ich auch dieses Wochenende. Bei Temperaturen um 20 Grad plus habe ich den Donnerstag, den Freitag und den Samstag genutzt, um ein paar Kilometer zu fressen. Insgesamt waren es 400 in 3 Tagen. Höhepunkt gestern die 190 km lange Ausfahrt von Wien nach Linz in 6 Stunden (bei 800 Höhenmetern). Und nicht zu vergessen die 70 Minuten Dauerlauf am Donnerstag in der Früh im Morgengrauen. Gestrichen wird von Steffny ja nur das Joggen – nicht der Dauerlauf. Dienstag hatte ich noch 3 x 4000m im Marathontempo und letzten Sonntag den Linztrail mit 35 km und 1.180 Höhenmetern.

So trat ich heute zum Halbmarathon (Zielzeit von Herrn Steffny laut Plan 1:32:30 – meine persönliche Bestzeit liegt bei 1:30:15!) mit sehr ausgeruhten Beinen an. Ok, das ist gelogen. Die Beine waren etwas müde und schwer. Der Kopf auch. 3 x 7 km im Prater. Schon im Training bin ich im Prater vor Langweile fast eingeschlafen. Oder war es doch ob des zu langsamen Tempos?

Plan ist Plan und Steffny ist Steffny. Pünktlich um 10.00 Uhr stand ich im Prater und lief weg. Insgeheim hoffte ich auf eine sub 1:30 Zeit. Man soll sich die Ziele ja möglichst hoch stecken. Und ein kleiner Superman steckt doch in jedem von uns drinnen, oder? Das wäre ein Schnitt von 4:16/km. Die ersten Kilometer war das auch kein Problem. Km 1, 2 und 3. Dann aber schon. Natürlich hätte ich. Da und dort. Vielleicht auch zum Schluss. Oder weniger am Anfang. Möglicherweise aber auch nicht. Egal. 1:31:24. sind 66 Sekunden unter Steffnys Vorgabe. 4:20 Schnitt. Knapp daneben. Aber auch vorbei. Angesichts der harten Woche ganz passabel.

Das Glas ist also halb voll und gleichzeitig halb leer. Halb voll, weil ich trotz Rennradtraining die Vorgaben von Steffny einhalten kann (sehr schwer und mit ein paar Tricks wenn es um die Dienstag Intervalle geht – auch den 10er in „um 42“ habe ich mit 2 x anhalten geschafft. Halb leer, ist das Glas weil ich diesen kleinen Superman nicht in mir drinnen habe. Eine sub 1:30 Zeit hätte mich schon ein klein wenig unsterblich gemacht.

Noch drei Wochen bis zum Wien Marathon. Steffny verlangt noch sehr viel von mir. Auf keinen Fall verlangt er ein 10tägiges Radtrainingslager auf Mallorca. Das mache ich freiwillig. Muss es Herrn Steffny ja nicht unter die Nase halten. Blöd, dass der letzte 35iger genau in diese Zeit fällt. Mal sehen wo ich diesen unterbringe. Vor oder nach Sa Calobra, Puig Major, Söller, San Salvador oder Kloster Lluc.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Danke für die Empfehlung

5 Kommentare

  1. Die Zeiten klingen so unglaublich für mich. Nicht weil ich sie dir nicht glaube, sondern weil ich so unglaublich weit davon entfernt bin. Ich trainiere momentan für meinen zweiten HM und auch das erste Mal nach einem Trainingsplan. Leider konnte ich wg. Bronchitis zwei Wochen aus dem letzten Drittel nicht laufen, mal sehen wie sehr sich das nächsten SA niederschlägt.
    Jdf. nie wieder ohne Trainingsplan, sowas hat schon ordentlich Sinn, waren es davor vergleichsweise immer nur Tempoläufe.

  2. Ja, als Motivation sehe ich es auch! Das immer jemand schneller sein wird, ist mir klar, aber bei einem selbst soll was weitergehen und das tut es auch, wenn man sich reinhängt und beißt.

  3. Solange du den 35iger trotz des Trainingslagers durchziehst, stehen alle Ampeln auf Grün.

    Klingt nach einer sehr guten Vorbereitung. Jogging durch Rennrad zu ersetzen ist in meinen Augen absolut legitim – vorausgesetzt die Beine sind bereits in der Lage in Richtung Marathon zu laufen. Andernfalls würden die zusätzlichen Kilometer vllt. doch fehlen.

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