Die Helden der „Trackmaniacs Nonstop Challenge“ |
Höher. Schneller. Weiter. Verrückter. Das zeichnet uns wohl alle ein wenig aus. Ein wenig viel. Als ich ca. Mitte Oktober mit dem Bahnfahren angefangen habe, konnte ich nicht erahnen, wie sehr sich dieses Hobby in die jetzt eingeschlagene Richtung entwickeln würde. Anfangs dachte ich mir, ok 2 – 3 x die Woche etwas die Beine bewegen. Statt am Ergometer zu sitzen oder draußen zu frieren.
Wenn ich jetzt die Kilometer angebe, die ich seither gefahren bin, dann kriege ich die Kündigung. Und mein Steuerberater kriegt die Antwort auf viele Fragen. Deshalb tue ich es nicht. Ich verrate nur, dass ich schon ein paar 100er aufs Parkett gelegt habe. Ein paar 100er mit entsprechenden Pausen. Denn diese braucht man auf der Bahn. Vor allem der Dehydrationsfaktor ist sehr hoch. Die Luft kalt und trocken. Regelmäßiges Trinken also überlebensnotwendig.
Heute bin ich meinen ersten 100er ohne Pause gefahren. Entstanden ist das alles aus der Ansage von Lajos letzte Woche, als er 85 km Nonstop gefahren ist. Ich brauchte nicht lange, um über unsere FB Gruppe „Trackmaniacs“ Mitstreiter für einen 100er zu motiveren. Aufgrund unklarer Öffnungszeiten des Ferry Dusika Stadions waren wir uns nicht einig, wann das Ganze stattfinden soll.
So traf man sich heute. Lajos, Herbert und ich. Wir fuhren los und beendeten nach exakt 112 km (ich), 120 km (Lajos) und 123 km (Herbert) diese Challenge. Ganze 180 Minuten war ich linksrdehend unterwegs. Umgerechnet ca. 448 Runden (etwas weniger).
Beweisstück lt. Garmin Edge 500. |
Herzfrequenz. 131 bpm Schnitt. Mit ein paar Ausreißern. |
Eigentlich hatte ich es mir genau so schlimm vorgestellt. Die erste Stunde war echt fad und eine richtige Kopfrechnenodyssee. Noch 9x soviel bei km 10, noch 4x soviel bei km 20, noch 3x soviel bei km 25 und noch 2x soviel bei km 33,5. Bei km 40 dann wurde es schon etwas anstrengend. Das ewige Warten auf den 50er zerrte an den Nerven und an der Motivation. Als er (der 50er) dann da war, wurde auf Herunterzählen-Modus umgestellt. Doch bis km 70 war es einfach nur langweilig. Kreisfahren. Links.
Wir schauten uns immer wieder an und beobachteten einander. Natürlich. Kann ja sein, dass einer aufgibt. Oder zwei. Und dann wäre man der Sieger. Aber keiner gab auf. Nicht einmal ansatzweise. Nervenkrieg. Psychokrieg. Strategie. Wir wählten jetzt unterschiedliche „Züge“. Unten, oben, oben, unten. Da und dort gönnte ich mir verschiedene Windschatten.
Die Luft wurde immer dünner und trockener. Die fehlenden Kilometer auf den 100er aber immer weniger. Der 80iger war schon so was wie ein rettender Anker. Ab da an war es dann auch wurscht. Alles tat mir schon weh. Der Hals kratzte. Das Knie zwickte. Der Schritt juckte. Und du kannst nichts machen. Ohne Freilauf bist du an dein Bahnrad gefesselt. Da kannst nicht einfach mal aufstehen und dich kratzen. Du musst treten. Oder stehen bleiben. Doch das wollte niemand. Ich auch nicht. Nach ca. 2 1/2 Stunden fehlte nicht mehr viel auf den 100er. Ich fragte Lajos was er vorhabe. Er meinte, fahren bis der Letzte von uns vom Rad fällt. Super! Herbert drehte hingegen schon ein paar Runden im Innfeld. Was hatte er vor?
Den erreichten 100er feierte ich mit einem kleinen Sprint. 2h 40 Minuten. Es wäre vollbracht gewesen. Doch es ging weiter. Leider. Sowohl Lajos als auch Herbert machten keinen Anstand anzuhalten. WTF. Das war wie beim Pokern. Ich musste mitgehen. Vielleicht sollten die anderen bluffen?
Geschwindigkeit. Am Ende war es ein Schnitt von 37 km/h. |
Sie blufften nicht. Sie kreisten weiter. Drehten Runde um Runde. Das hätte noch ein langer Abend werden können.
Nach exakt 3 Stunden Fahrzeit zog ich die Notbremse und scherte aus. 180 Minuten Nonstop. Immer Linksherum. Aus. Fertig. Nicht dass ich nicht mehr konnte. Ich wollte einfach nicht mehr. Und wie heißt es so: Der Klügere gibt nach.
Im Innenfeld gab es dann für mich 1 Banane und ein Gatorade. Wenig später trudelten dann auch Lajos und Herbert ein. Zeit noch für ein Gruppenfoto und das obligate FB Posting.
Wir hatten fertig. Ich hatte fertig. Ich hatte Oberschenkel, die aufgegangen waren wie ein Germteig bei optimaler Temperatur. Ich hatte einen Buckel wie der Glöckner von Notre Dame. Meine Bandscheibe L4/L5 hat sich mehrmals gemeldet.
112 km Nonstop auf der Bahn. 3 Stunden im Kreis fahren. Jetzt kann mich nichts mehr erschüttern. Ich plane schon die nächste Challenge.
Stay tuned.
Cristian Gemmato aka
Sehr cooler Bericht und Gratulation zum Durchhaltevermögen!