Schlagwort: Burgenland Extrem

Burgenland Extrem Tour 2026 – Vorschau, Vorsatz, Vorfreude.

Burgenland Extrem Tour 2026

Wir schreiben den 12. November 2025. Ich sitze am Schreibtisch und tippe vor mich hin. Vom Winter draußen keine Spur. Bis jetzt war es warm. Viel zu warm für die Jahreszeit. Bis zu 20 Grad werden für die nächsten Tage prophezeit. Oben. In Mittellagen und darüber. Leider sitze ich in der Pannonischen Tiefebene. Das bedeutet Nebel und Grau. Business as usual – pannonische Standardgrauheit. Meine Gedanken drehen und drehen sich. Gerade habe ich mich wieder für die Burgenland Extrem Tour 2026 angemeldet. Die Bike 224 Meilen für die Radelnden unter den Extrem-Geher:innen. Mein Wille hat beschlossen, was meine Beine erst am 22. Jänner 2026 umsetzen müssen. Ich fahre wieder. Eine, zwei oder drei Runden um den Neusiedlersee. Mitten im Winter. Warum? Weil Spikes oft besser sind als Vernunft.

Warum ich mir das (wieder) antue

Ich habe mit diesem See eine Daueraffäre. 2017 war’s Grenzerfahrung, 2018 ein Plan ohne Plan B, 2019 die „University of Extrem“, 2024 vom Winde verweht, 2025 ein Eistanz, mit Nässe, Nebel und Puls im Anschlag. Jedes Mal habe ich mir geschworen: „Nie wieder.“ Jedes Mal habe ich gelogen. Wenn die Burgenland Extrem Tour ruft – muss ich abheben und antworten. Mehr als zwei Monate davor bin ich mir jetzt schon sicher. Es wird definitiv das letzte Mal sein. Vor der nächsten Lüge.

Wetterlotterie: Eintritt nur mit Humor

Der Neusiedlersee kennt Sommer wie Winter nur zwei Zustände: windig und sehr windig. Dazu wahlweise Eis, Hochnebel, Luftfeuchtigkeit bei 99 % und Straßen, die ihr Aussehen nach Lust und Laune ändern. Von tiefgefroren zu butterweich schlammig, von eckig und kurvig zu elend lang geradeaus bis hin zu unendlich anstrengend. Es kann regnen, winden, schneien oder graupeln. Der Jänner hat im Burgenland viele Facetten und noch mehr Überraschungen im Gepäck. Einmal zieht es zu, um später wieder aufzuklaren. Dann spiegelt sich für ein paar Minuten die Sonne im Wasser – genau lange genug, um deine romantische Ader zu beflügeln. Während die Sonne hinter dem Schneeberg versinkt und die Nachtkälte dir die Windkante um die Ohren biegt.

Kein Rennen – oder doch?

Offiziell bleibt’s ein Ultracycling-Winter-Abenteuer mit Korridorzeiten (mind. 4 h, max. 6 h pro Runde; Gesamtlimit 18 h), inoffiziell ist es das, wozu es die Teilnehmer:innen machen. Auch ein Wettkampf. Gegen dich selbst, gegen den inneren Schweinehund, deine Erwartungen, deine Hoffnungen, gegen das E-Bike, welches locker und flockig an dir vorbei winkt und gegen jede Menge Mantras, die angeblich gegen Kälte und Erfrieren wirken sollten. Checkpoints wie Mexikópuszta (Spaghetti), Sun Bay Podersdorf (heißes Zuckerwasser – andere nennen es Tee) und Oggau (Gulasch, das Herzen flickt) sind die Fixsterne. Manche stoppen, andere „rollen nur kurz vorbei“. Und irgendwo dazwischen liegt die goldene Ananas. Diese gibt es neben einer Urkunde, der Finisher-Medaille und ein paar Frostbeulen zu holen.

Burgenland Extrem Tour 2026 Taktik: 1, 2 oder 3 Runden?

Eines ist klar. Alle, die sich das antun werden, sind Sieger:innen. 1-Rundensieger:innen, 2-Rundensieger:innen und 3-Rundensieger:innen. Jeder Runde hat ihre Belohnung.

  • Eine Runde (ca. 120 km): Für Herz, Hirn, Heldentat. Warmwerden im Kalten.
  • Zwei Runden (ca. 240 km): Die Entscheidung. Hier trennt sich „vernünftig“ von „verliebt“.
  • Drei Runden (ca. 360 km): Die Königsdisziplin. Kein Applaus, aber Genugtuung schmeckt danach objektiv besser.

Ich plane 2+, also zwei fix und die dritte als „mal sehen, was Kopf und Asphalt sagen“. Ich kenne mich: In der zweiten Runde diskutiert wieder der Mut mit der Vernunft, dann mischt sich der Nebel auch noch ein und am Ende wird irgendeine Ausrede, die Spiele beenden.

Material: Wenn’s rutscht, musst du glänzen

Dabei sein ist alles. Mehrmals dabei gewesen zu sein, alles und noch etwas dazu. Ich sollte mich nach vier offiziellen Teilnahmen ein wenig auskennen. Was ist gelernt habe? Auf das Material kommt es an.

  • Bike: Nur kein Rennrad. Alles andere ist die bessere Alternative. Ideal ein Gravelbike. Das darf am Ende auch ein paar Schrammen haben.
  • Reifen: Spikes auf Reserve, breite Stollenreifen montiert. Rollt schwerer, stürzt leichter – es gibt Prioritäten.
  • Licht: Hell nach vorne, rot und nervös nach hinten. Batterien wie Gummibären – immer zu wenig.
  • Kleidung: Schichten statt Heldenmut. Nichts ist heldenhafter als trockene Handschuhe.
  • Kleine Tricks: Helm-Lüftungsschlitze tapen (Windstopper für Faule), Brille gegen Nebel innen dezent einseifen, Bankett als Rettungslinie denken – falls es wie 2025 Eis regnet.
  • Mindset: „Bleib weich“ – am Lenker, in den Knien, in der Erwartung. Eis mag keine Hektik.

Worst Case – der B10 Eislaufplatz

Ich sehe mich schon wieder zentimetergenau am Randstreifen: jeder Kiesel ein Heiligenschein. Neben mir fällt einer, hinter mir flucht einer, vor mir rutscht einer. Ich atme leise, damit der Puls nicht ausrutscht. Und irgendwo in mir grinst diese Stimme, die sagt: „Du wolltest Drama. Bitte sehr.“ 2017 war Drama, 2018 war Kindergeburtstag und 2023 extrem windig und 2024 eisig und feucht. Dazwischen eine organisationsbedingte Schaffenspause. Die Burgenland Extrem Tour 2026 wird für Biker:innen erneut eine Grenzerfahrung werden. 224 winterliche Meilen ins Ungewisse. Vom Morgengrauen in die Dunkelheit der Nacht.

Gruppe? Ja. Harmonie? Kommt drauf an.

Ich liebe Gruppenfahren, aber im Winter ist es eine Tauschbörse: Du gibst Windschatten, du nimmst Sicherheit. Unnötige Antritte? Nein danke. Wir fahren gleichmäßig, wir reden wenig (der Gesichtsschutz frisst Wörter), wir sparen Körner für den Seewinkel-Gegenwind. Und ja: Manchmal zerreißt es die Gruppe. Das ist nicht böse – das ist Burgenland.

Ernährung: Warmes Wasser hat Kalorien (gefühlt)

Ich nehme mir jedes Jahr vor, regelmäßig zu trinken. Und jedes Jahr beiße ich auf eine gefrorene Trinkflasche. 2026 probiere ich es wieder. Im schlimmsten Fall lutsche ich an meinen Elektrolyten. Essen? Simpel und süß. Striezel mit Butler und Marmelade für die Seele, warmer Tee (Zuckerwasser) für die Illusion, Spaghetti und Gulasch für den Frieden. All das gibt es entlang der Strecke oder im Oggauer Basecamp. Alles andere gibt es im Supermarkt oder an der Tankstelle. Bis zur Sperrstunde. Dann heißt es hungern oder genug eingepackt zu haben. Geheimtipp: Nach der zweiten Runde einfach zur Kaiserschmarrnparty für Läufer und Geher im Oggauer Gemeindeamt vorbeischauen. Zweiter Stock. Aber bitte nicht weitersagen.

Sicherheit & Spielregeln (mein eigenes Manifest)

Ich habe für mich entschieden:

  1. Ich bremse, bevor ich’s brauche.
  2. Ich drehe um, wenn der Kopf „Nein“ sagt.
  3. Ich halte an, wenn jemand liegt.
  4. Ich akzeptiere, dass drei Runden Heldentum, zwei Runden Klugheit und eine Runde Liebe bedeuten.
  5. Ich komme heim.

Kann sich aber auch alles wieder ändern.

Motivation: Für mich. Für dich.

Wenn du überlegst, 2026 einzusteigen: Tu’s. Eine Runde schenkt dir Geschichten. Zwei schenken dir Charakter. Drei schenken dir Demut. Du wirst frieren, fluchen, lachen – manchmal gleichzeitig. Du wirst lernen, wie laut Stille sein kann, wenn nur das Reifenknirschen und dein Atmen um den See ziehen. Und du wirst merken: Winter ist kein Gegner. Winter ist ein Filter. Er lässt nur durch, was wirklich zählt.

Ich freue mich jetzt schon auf die Burgenland Extrem Tour 2026 – und auf das Chaos, das sie bringen wird.

Mein Vorsatz für die Burgenland Extrem Tour 2026

Ich will sauber fahren, ruhig bleiben, mutig entscheiden. Ich will den Sonnenhauch im Spiegel des Sees erwischen – auch wenn er wieder nur drei Minuten dauert. Ich will am Ende dastehen, egal ob nach einer, zwei oder drei Runden, und sagen können: „Es war extrem. Es war meins.“

Wir sehen uns am See. Bring’ warme Handschuhe mit – und deinen Humor. Der ist bei Ultracycling im Winter Pflichtausrüstung.

Gewinnspiel

PS: Du willst dich selbst erfahren und die 224 Meilen rund um den Neusiedlersee im Rahmen der Burgenland Extrem Tour 2026 in Angriff nehmen? Ich habe einen Startplatz für dich. In Kooperation mit dem Veranstalter. Schreib mir in die Kommentare, warum genau du dich dieser Herausforderung stellen willst. Göttin Fortuna oder Väterchen Frost werden entscheiden, ob du dich der Heldentat stellen kannst. Wann? Früh genug, um dir noch Zeit zu geben, kälteresistent zu werden.

Alle Kommentare bis 10.12.2025, 12 Uhr sind teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der oder die Gewinner:in wird schriftlich verständigt, sofern herauszufinden ist, wer den Kommentar geschrieben hat. Keine Barablöse. Zu gewinnen gibt es einen Gratis-Startplatz im Wert von € 144,-

Burgenland Extrem Tour 2024

Burgenland Extrem Tour 2024

Bike is back. Diese drei Worte haben offensichtlich gereicht, um mehr als 100 RadfahrerInnen an einem Donnerstag im Jänner nach Oggau am Neusiedlersee zu locken. Die Burgenland Extrem Tour 2024 hatte nach 2017 und 2018 ihre Radchallenge wieder. Mit neuem Format. Als Vorprogramm für mehr als 3.500 GeherInnen und LäuferInnen der klassischen Tour. Die Herausforderung, mit dem Fahrrad selbstbestimmt 1, 2 oder 3 Runden rund um den Neusiedlersee zu drehen, habe natürlich auch ich annehmen müssen. Und so bin ich dem Ruf von Michael, Tobias und Josef gefolgt. Ich habe es nicht bereut. Vielleicht ab und zu. Denn der stürmische, sogar für burgenländische Verhältnisse extrem penetrante und böige Wind wollte das Remake regelrecht verblasen.

Pannonische Gegenwindolympiade.

Der Jänner hat im Burgenland viele Gesichter. Es kann vorkommen, dass dieser seine kräftigen Beißzähne zeigt. Wie noch vor 10 Tagen. Radfahren am Eis war „damals“ der große Hit. Er kann aber auch angenehm mild sein. Sanft und ungefährlich. Wie aktuell. Mit Plusgraden im zweistelligen Bereich nach strengem Morgenfrost. Der Jänner hat im Burgenland aber auch seine windige Seite. Bissig kalt aus Norden und Osten oder stürmisch aus Westen. Speziell das pannonische Flachland kann ein Lied davon singen. Die windstillen Tage kann man hier und um den Neusiedlersee auf einer Hand abzählen. Jene mit besonders starkem, böigem Wind eigentlich auch. Einer dieser besonderen Tage war genau der 25. Jänner 2024. Positives Denken war angesichts der einhelligen Windprognosen sinnlos. Die verschiedenen Modelle unterschieden sich nur durch bei der Angabe der Windstärken. 70, 80 und sogar 90 km/h standen im Raum. Eigentlich nicht ganz optimal. Alles war also angerichtet für die 1. Pannonische Gegenwindolympiade.

Schon in der Nacht davor konnte man die ganze Brutalität des Windes spüren. Zumindest bei mir. Da ich das Wort Vernunft schwer buchstabieren kann, hoffte ich heimlich auf ein Einlenken des Veranstalters und ein offizielles Machtwort. Bei der Radabnahme und beim Fahrerbriefing war außer der Bitte Vorsicht walten zu lassen, nichts davon zu hören. Pünktlich um 8 ließ man uns los. Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zum Trotz, meine Wenigkeit mittendrin, statt nur daheim. Die ersten 40 Kilometer waren dann überhaupt kein Problem. Der Wind kitzelte uns wohlwollend abwechselnd von der Seite und von hinten. Business as usual.

3 Runden, 5 Checkpoints, 1 Ziel.

Das neue Format sah vor, dass pro Runde 5 Checkpoints gefunden und angefahren werden müssen. Hier galt es, das Roadbook gewissenhaft und ehrlich zu lochen. Ohne Lochung keine Ehre (und keine Finisher-Medaille). Die Bike 224 Meilen sind ja kein Rennen. Alles innerhalb der vorgegebenen Korridor-Zeiten und „Cut-Off-Zeiten“. Pro Runde nicht weniger als vier und nicht mehr als sechs Stunden. Wer für die ersten beiden Runden mehr als 12 Stunden benötigte, war draußen. Fast wie eine Schnitzeljagd. Oder Orientierungslauf mit dem Fahrrad. Das Format hat mir persönlich sehr gefallen. Weil es dem Renncharakter den Wind aus den Segeln genommen hat. Leider nicht den Wind selbst. Dieser präsentierte sich am südlichsten Teil der Runde, Ecke nordwärts, mit einer heftigen „Watschn“ ins Gesicht. Die Spiele haben genau hier begonnen. Ab jetzt war Teamarbeit, Versteckspielen und gekonntes Windkante fahren gefragt. Ohne Team und ohne Verstecke ein Ding der Unmöglichkeit. Mutterseelenallein kämpfte ich klein geduckt wie einst Don Quichotte gegen das in meinen Ohren mächtig präsente Unheil. Es war wie eine Mauer, die ich ständig vor mich herschieben musste.

Sarród, Einserkanal, Fertőújlak, Apetlon, Illmitz, Hölle – die Einsamkeit im Wind formte meinen Charakter und ließ den Schnitt dramatisch nach unten sinken. Nur noch knapp 300 Kilometer. Vor mir niemand und hinter mir auch nichts. Gruppenfahren allein. Meine Lieblingsdisziplin. Doch dann ein Hoffnungsschimmer. Eine Gruppe mit Timo und Tina (Tina B, Siegerin der RATA 2023 a.d.R) holte mich ein. Ein Expresszug. Ich buchte sofort mein Ticket und fuhr mit. Checkpoint Podersdorf, Weiden, Jois, Checkpoint Hillinger, Winden, Donnerskirchen. Auf den letzten 5 Kilometern der ersten Runde dann ein Rückenwind, der uns weit in den Osten getragen hätte. Diese Party war aber rasch zu Ende. Die erste Runde war geschlagen. Checkpoint Oggau, kurze Jause und auf in die zweite Runde mit Tina ohne Timo, Gernot, Peter und Patrick. Auf ein Neues.

Vernunft ist die Freiheit zu entscheiden.

Es war unsere (meine) Hoffnung, dass der Wind nachlassen würde. Diese Hoffnung starb zuerst. Ganz im Gegenteil. Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt noch mehr Gegenwind daher. Samt Windbruch und tiefem Boden, der da und dort wie eine Notbremse wirkte. Auf den langen Geraden mit Seitenwind merkten wir schnell, dass die Straße nach rechts ihre Grenzen hatte und eine Vierer-Windkante den Gegenverkehr behindern würde. Gefahr in Verzug. Keine Frage. Es wurde nicht einfacher, dafür finster. Der traumhafte, punktgenau getroffene Sonnenuntergang in Podersdorf war der letzte Lichtblick des Tages. Langsam kamen Zweifel auf, ob eine dritte Runde bei diesen Bedingungen noch sinnvoll sei. Wie buchstabiert man eigentlich Vernunft?


Wir erreichten Oggau zum zweiten Mal und ließen uns auf eine Diskussion ein. Weiterfahren oder nicht. Jeder wollte. Aber nicht so richtig. Eine endgültige Entscheidung wurde hinausgezögert. Keiner von uns war bereit, ein Machtwort zu sprechen bzw. sich allein gegen die Dunkelheit und den Sturm zu stellen. Unterstützung wurde gesucht und nicht gefunden. So kam es, wie es kommen musste. Um kurz nach 19 Uhr gaben wir w.o. Frei nach dem Motto „Mir laungts, dass i woas dass i kunnt waun i mechat“. Ob die Entscheidung richtig war, werden wir nie erfahren. Laut Veranstalter ist eine Person in die dritte Runde aufgebrochen und war dann gegen 01:30 Uhr wieder wohlauf zurück. Eine Gruppe Rennradfahrer aus Mörbisch ist am selben Tag außer Konkurrenz schon um sechs Uhr morgens aufgebrochen. Sie haben „stravaverifizierte“ drei Runden absolviert. Mit einem Schnitt von über 27 km/h. Was ist schon Wind für Burgenländer?

Bike is back. Und wird hoffentlich bleiben.

Ich ziehe meinen Helm vor allen, die sich die Burgenland Extrem Tour 2024 mit dem Bike angetan haben. Am 25. Jänner 2024 wurden viele Heldengeschichten geschrieben. Jeder und jede auf seine und ihre Art und Weise. Und wie ich uns RadfahrerInnen kenne, werden wir diese Geschichten lange mit uns tragen. Wir werden sie verfeinern, ergänzen und übertreiben. Wir können stolz sein und dürfen es auch.

„Bike 224 Meilen“ hat definitiv das Potenzial zum Mythos. Egal wie das Wetter im Burgenland Ende Jänner sein wird. Denn recht machen kann man es uns ja sowieso nicht.

Cristian
#ktrchts

PS: Nicht nur im Burgenland kann man Radfahren. Auch in Italien oder quer durch Österreich. Lust Urlaub zu machen und Rennrad zu fahren? www.machurlaubfahrrennrad.com

Eine winterliche Rennradreise – Burgenland Extrem.

Winterliche Rennradreise

Man sollte dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Das wäre bei mir gestern gewesen. Um vier Uhr in der früh. Mein iPhone hatte mich gerade aus den warmen Federn vibriert. Oder ein paar Sekunden später, als mich eine Hand zärtlich festzog, um mich am Aufstehen zu hindern. In diesem Augenblick hätte ich meine winterliche Rennradreise beenden sollen. Weil es am schönsten war. Aber nein. Wie ferngesteuert stand ich auf. Gewillt, die von mir iniziierte Fakemania auch durchzustehen. Ultracycling im Winter ist ja normal.

Kein Griff ins Klo. Rennradreisen mit Spikes.

Von lange geplant, änderten sich die Vorzeichen mit wenigen Zentimetern Schnee. Zwei, maximal drei waren es. Abgeschüttelt von einem Italientief, welches sich gegen den Uhrzeigersinn von Ungarn über die Region um den Neusiedersee gedreht hatte. Es hinterließ ein Bild der Verwüstung. Leicht verschneite Rad- und Güterwege. Hochwinter im Burgenland. Ich habe lange überlegt, Wettermodelle studiert, gehofft und gebetet. Vergeblich. Letztendlich habe ich mich für die Spikes entschieden. Ich kenne das Burgenland und ich kenne die hiesigen Schneeräumungsrichtlinien. Neben den vielen Griffen ins Klo, war dies eine meiner wohl besten Entscheidungen.

Winterliche Rannradreise

Hochwinter im Burgenland

Die winterliche Rennradreise – University of Extrem.

Natürlich war es eine innerlich gereifte Entscheidung. Begonnen 2017. Als ich mir am Eis drei Rippen gebrochen hatte. Vorderrad weg und schon war es gesehen. Umso verwunderter war ich, als meine Mitstreiter am Treffpunkt vor dem Gemeindezentrum in Oggau, spikelos dastanden. Nicht ganz. Denn die Spikes hatten sie im Auto.

Noch einmal zu den Vorzeichen. Ein wenig Schnee, -5°C und die Gewissheit, dass der Wind den Status mäßig schnell in lebhaft ändern würde. Die Summe daraus sind Schneeverwehungen und glatte Straßen. Damit ist die Antwort auf die Frage, was den extrem sei, auch schon beantwortet. Eine winterliche Rennradreise ist extrem.


Zu sechst machten wir uns auf dem Weg auf diese winterliche Rennradreise. Dass wir diesmal keinen Kindergeburtstag gebucht hatten, zeigte sich keine 500 Meter vom Start weg am Radweg von Oggau nach Rust. Mit den Langlaufskiern wäre man hier auch gut bedient gewesen. Alle rutschten. Alle? Natürlich nicht. Vernunft ist gut. Spikes sind besser. Wir hatten sogar das Privileg, die ersten Spuren in den Pulverschnee ziehen zu dürfen. Freerider würden vor Neid erblassen. Die Stimmung in der Gruppe gut, die Sorgenfalten aber auch. Nicht nur Schnee und Eis forderten uns. Auch die Mülltonnen in Ungarn waren es. Wenn auf einem 50 cm breiten Radweg knapp 30 cm breite Mülltonnen stehen, dann wird es eng. Und es war eng.

Vernunft ist gut. Spikes sind besser.

Richtig spannend wurde es erst am Einserkanal. Hier ist auch der öffentliche Verkehr unterwegs. Der Schnee demnach gepresst. Vom Wind glatt rasiert. Zwei von uns küssten den Boden. Spassgebremst ging es weiter. Entscheidungen fielen. Auf Runde zwei verzichtetn einige. Wir splitteten uns. Die Steyrer Fraktion ließ sich Zeit und erfüllte konsequent und pflichtbewusst die vorgeschlagenen Einkehrschwünge im Seecafè und Bei Enzos Bistro. In der Zwischenzeit kam auch die Sonne durch die Wolken. Zaghaft, aber immerhin. Weit über der Planzeit erreichten wir das erste Mal Oggau. Während Jürgen seinen Pit-Stop erledigte, um vorne auf Spikereifen zu optieren, plünderte ich den lokalen Nah&Frisch. Cola-Zitronengemisch und ein Twix. Dazu eine Red Bull Dose für den Rucksack. Ja.Rucksack. Ich habe mir ausnahmsweise meinen Salomon Laufrucksack gegönnt. Akku, Kabel und Reservemützen.

winterliche Rannradreise

Rennradreisen mit Spikes

Burgenland Extrem – Zeit zu genießen.

Der Kampf gegen den Wind und das Spiel mit dem Gleichgewicht verschafften mir eine neue Perspektive, mich und die Gegend wahrzunehmen. Die Runde gestern wirkte fast entschleunigend. Jeder Tritt ein Gedanke. An das Aufhören. Das warme Bett. An die zärtlich am Morgen Hand und daran nicht aufgehört zu haben, weil es am schönsten war. Der Wind zehrte an meinen Kräften und an meinem Willen. Der Hunger und vor allem der Durst verschärften alles noch einmal zusätzlich. An Essen war nicht zu denken. Ich erreichte meine im Rucksack verstauten Mannerschnitten nicht. Die Kälte hatte meine Arme gekürzt. Trinken war sowieso nicht möglich. Nur Eislutschen.

Erstaunlich auch, was sich auf derselben Strecke innerhalb von nur fünf Stunden so alles geändert hatte. Dort wo viel Schnee gelegen ist, ist er geblieben. Dort wo wenig Schnee lag, glänzte jetzt Eis. Straße aufgetaut, Straße angezogen, Straße eisig. Noch rutschiger. Viel gefährlicher. Weit mehr Spass mit den Spikes. Einzig der Wind ist gleich geblieben. Gleich lebhaft.

winterliche Rennradreise

Die dunkle Seite des Winters.

Zu zweit kämpften wir uns durch. Nahmen uns den Windschatten und gaben uns Windschatten. Wir kommunizierten still. Akustisch konnten wir uns sowieso nicht verständigen. Das Gesagte gelangte nicht durch die Mützen ins Ohr. Und wenn, dann wurde es vom Wind verblasen.

Radfahren ist und bleibt Urlaub für Geist und Seele.

Dann wurde es wieder dunkel und kalt. Nach zwei Runden um den Neusiedlersee die Entscheidung, den heutigen Tag so zu belassen. Jürgen stieg ins Auto. Ich machte mich auf dem Weg auf Umwegen nach Hause. Warmes Zuhause, welches ich nach mehr als 12 Stunden Fahrzeit und 255 km erreichen konnte. Entschleunigt. Langsam wie selten zuvor. Fertig. Ausgelaugt. Gedankenbefreit. Ein halber Eistag am Rad. Ultracycling im Winter ist extrem. Extrem unvorhersehbar.  Der Wind ist im Winter hässlicher als im Sommer, wo er grauslich. An Kälte kann man sich gewöhnen. Lieben wird man sie aber trotzdem nie.

30 Grad mehr und ich wäre sicher weitergefahren.

ktrchts

PS: Für den Fall, dass jemand von der Behörde hier mitlesen sollte. Trotz winterlicher Fahrverhältnisse war der gesamte Burgenland Extrem-Trail mit der richtigen Bereifung und einer erwachsenen Portion Selbstverantwortung problemlos zu bewältigen.