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Burgenland Extrem Tour 2024

Burgenland Extrem Tour 2024

Bike is back. Diese drei Worte haben offensichtlich gereicht, um mehr als 100 RadfahrerInnen an einem Donnerstag im Jänner nach Oggau am Neusiedlersee zu locken. Die Burgenland Extrem Tour 2024 hatte nach 2017 und 2018 ihre Radchallenge wieder. Mit neuem Format. Als Vorprogramm für mehr als 3.500 GeherInnen und LäuferInnen der klassischen Tour. Die Herausforderung, mit dem Fahrrad selbstbestimmt 1, 2 oder 3 Runden rund um den Neusiedlersee zu drehen, habe natürlich auch ich annehmen müssen. Und so bin ich dem Ruf von Michael, Tobias und Josef gefolgt. Ich habe es nicht bereut. Vielleicht ab und zu. Denn der stürmische, sogar für burgenländische Verhältnisse extrem penetrante und böige Wind wollte das Remake regelrecht verblasen.

Pannonische Gegenwindolympiade.

Der Jänner hat im Burgenland viele Gesichter. Es kann vorkommen, dass dieser seine kräftigen Beißzähne zeigt. Wie noch vor 10 Tagen. Radfahren am Eis war “damals” der große Hit. Er kann aber auch angenehm mild sein. Sanft und ungefährlich. Wie aktuell. Mit Plusgraden im zweistelligen Bereich nach strengem Morgenfrost. Der Jänner hat im Burgenland aber auch seine windige Seite. Bissig kalt aus Norden und Osten oder stürmisch aus Westen. Speziell das pannonische Flachland kann ein Lied davon singen. Die windstillen Tage kann man hier und um den Neusiedlersee auf einer Hand abzählen. Jene mit besonders starkem, böigem Wind eigentlich auch. Einer dieser besonderen Tage war genau der 25. Jänner 2024. Positives Denken war angesichts der einhelligen Windprognosen sinnlos. Die verschiedenen Modelle unterschieden sich nur durch bei der Angabe der Windstärken. 70, 80 und sogar 90 km/h standen im Raum. Eigentlich nicht ganz optimal. Alles war also angerichtet für die 1. Pannonische Gegenwindolympiade.

Schon in der Nacht davor konnte man die ganze Brutalität des Windes spüren. Zumindest bei mir. Da ich das Wort Vernunft schwer buchstabieren kann, hoffte ich heimlich auf ein Einlenken des Veranstalters und ein offizielles Machtwort. Bei der Radabnahme und beim Fahrerbriefing war außer der Bitte Vorsicht walten zu lassen, nichts davon zu hören. Pünktlich um 8 ließ man uns los. Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zum Trotz, meine Wenigkeit mittendrin, statt nur daheim. Die ersten 40 Kilometer waren dann überhaupt kein Problem. Der Wind kitzelte uns wohlwollend abwechselnd von der Seite und von hinten. Business as usual.

3 Runden, 5 Checkpoints, 1 Ziel.

Das neue Format sah vor, dass pro Runde 5 Checkpoints gefunden und angefahren werden müssen. Hier galt es, das Roadbook gewissenhaft und ehrlich zu lochen. Ohne Lochung keine Ehre (und keine Finisher-Medaille). Die Bike 224 Meilen sind ja kein Rennen. Alles innerhalb der vorgegebenen Korridor-Zeiten und “Cut-Off-Zeiten”. Pro Runde nicht weniger als vier und nicht mehr als sechs Stunden. Wer für die ersten beiden Runden mehr als 12 Stunden benötigte, war draußen. Fast wie eine Schnitzeljagd. Oder Orientierungslauf mit dem Fahrrad. Das Format hat mir persönlich sehr gefallen. Weil es dem Renncharakter den Wind aus den Segeln genommen hat. Leider nicht den Wind selbst. Dieser präsentierte sich am südlichsten Teil der Runde, Ecke nordwärts, mit einer heftigen “Watschn” ins Gesicht. Die Spiele haben genau hier begonnen. Ab jetzt war Teamarbeit, Versteckspielen und gekonntes Windkante fahren gefragt. Ohne Team und ohne Verstecke ein Ding der Unmöglichkeit. Mutterseelenallein kämpfte ich klein geduckt wie einst Don Quichotte gegen das in meinen Ohren mächtig präsente Unheil. Es war wie eine Mauer, die ich ständig vor mich herschieben musste.

Sarród, Einserkanal, Fertőújlak, Apetlon, Illmitz, Hölle – die Einsamkeit im Wind formte meinen Charakter und ließ den Schnitt dramatisch nach unten sinken. Nur noch knapp 300 Kilometer. Vor mir niemand und hinter mir auch nichts. Gruppenfahren allein. Meine Lieblingsdisziplin. Doch dann ein Hoffnungsschimmer. Eine Gruppe mit Timo und Tina (Tina B, Siegerin der RATA 2023 a.d.R) holte mich ein. Ein Expresszug. Ich buchte sofort mein Ticket und fuhr mit. Checkpoint Podersdorf, Weiden, Jois, Checkpoint Hillinger, Winden, Donnerskirchen. Auf den letzten 5 Kilometern der ersten Runde dann ein Rückenwind, der uns weit in den Osten getragen hätte. Diese Party war aber rasch zu Ende. Die erste Runde war geschlagen. Checkpoint Oggau, kurze Jause und auf in die zweite Runde mit Tina ohne Timo, Gernot, Peter und Patrick. Auf ein Neues.

Vernunft ist die Freiheit zu entscheiden.

Es war unsere (meine) Hoffnung, dass der Wind nachlassen würde. Diese Hoffnung starb zuerst. Ganz im Gegenteil. Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt noch mehr Gegenwind daher. Samt Windbruch und tiefem Boden, der da und dort wie eine Notbremse wirkte. Auf den langen Geraden mit Seitenwind merkten wir schnell, dass die Straße nach rechts ihre Grenzen hatte und eine Vierer-Windkante den Gegenverkehr behindern würde. Gefahr in Verzug. Keine Frage. Es wurde nicht einfacher, dafür finster. Der traumhafte, punktgenau getroffene Sonnenuntergang in Podersdorf war der letzte Lichtblick des Tages. Langsam kamen Zweifel auf, ob eine dritte Runde bei diesen Bedingungen noch sinnvoll sei. Wie buchstabiert man eigentlich Vernunft?


Wir erreichten Oggau zum zweiten Mal und ließen uns auf eine Diskussion ein. Weiterfahren oder nicht. Jeder wollte. Aber nicht so richtig. Eine endgültige Entscheidung wurde hinausgezögert. Keiner von uns war bereit, ein Machtwort zu sprechen bzw. sich allein gegen die Dunkelheit und den Sturm zu stellen. Unterstützung wurde gesucht und nicht gefunden. So kam es, wie es kommen musste. Um kurz nach 19 Uhr gaben wir w.o. Frei nach dem Motto “Mir laungts, dass i woas dass i kunnt waun i mechat”. Ob die Entscheidung richtig war, werden wir nie erfahren. Laut Veranstalter ist eine Person in die dritte Runde aufgebrochen und war dann gegen 01:30 Uhr wieder wohlauf zurück. Eine Gruppe Rennradfahrer aus Mörbisch ist am selben Tag außer Konkurrenz schon um sechs Uhr morgens aufgebrochen. Sie haben “stravaverifizierte” drei Runden absolviert. Mit einem Schnitt von über 27 km/h. Was ist schon Wind für Burgenländer?

Bike is back. Und wird hoffentlich bleiben.

Ich ziehe meinen Helm vor allen, die sich die Burgenland Extrem Tour 2024 mit dem Bike angetan haben. Am 25. Jänner 2024 wurden viele Heldengeschichten geschrieben. Jeder und jede auf seine und ihre Art und Weise. Und wie ich uns RadfahrerInnen kenne, werden wir diese Geschichten lange mit uns tragen. Wir werden sie verfeinern, ergänzen und übertreiben. Wir können stolz sein und dürfen es auch.

“Bike 224 Meilen” hat definitiv das Potenzial zum Mythos. Egal wie das Wetter im Burgenland Ende Jänner sein wird. Denn recht machen kann man es uns ja sowieso nicht.

Cristian
#ktrchts

PS: Nicht nur im Burgenland kann man Radfahren. Auch in Italien oder quer durch Österreich. Lust Urlaub zu machen und Rennrad zu fahren? www.machurlaubfahrrennrad.com

Radfahren im Winter.

Radfahren im Winter.

Ich hätte es wissen müssen. Und ich habe es gewusst. Der Kick und die Suche nach dem Abenteuer waren aber wieder einmal stärker als die Vernunft. Warum also Zwift & Co. beehren, wenn es draußen schneit und stürmt? Skifahren und Langlaufen geht man ja auch bei winterlichen Bedingungen. Es war also unvermeidlich, dass ich nach dem ersten wahren Lebenszeichen des Winters seit langem – vor einem Monat bin ich in Cesenatico noch mit kurzer Hose herumgefahren, unbedingt den Weg ins Freie gesucht habe. Warm eingepackt und vollgestopft mit Erfahrungswerten aus den letzten Jahren. Es war ja bekanntlich nicht das erste Mal, dass ich mich bewusst gegen die Gesetze der Physik stellen wollte. Diesmal in der Hardcore-Version. Ganz ohne Spikes.

Die permanente Suche nach Traktion.

Radfahren im Winter hat so seine Tücken. Wie man es macht, kann es falsch sein. Zumindest in unseren Breitengraden, wo nach jeden noch so zartem Schneefall, die schwersten Geschütze in Sachen Winterräumung ausgefahren werden. Tonnenweise Salz landet auf den Fahrbahnen. Der Schnee verwandelt sich zu Gatsch, der Gatsch zu Wasser und wenn alles trocknet, dann liegt eine weiße Schicht am Asphalt. Eine, die so lange es trocken bleibt kein Problem für das eigene so geliebte und stets gepflegte Fahrrad darstellt. Wird es wieder nass, dann wird dieses Salz gefräßig. Ganz vergessen habe ich zu erwähnen, dass im Winter dort, wo die Radfahrinnen entlang fahren sollten, also am Straßenrad, der von der Fahrbahn geschobene Schnee, gerne vergessen wird. In gefrorenem Zustand ist dieser äußerst tückisch.

Radwege sind da meist eine Alternative. Wenn … Genau, wenn diese geräumt bzw. nicht von irgendeinem landwirtschaftlichen Fahrzeug oder Anrainer benützt würden. Fahrzeuge hinterlassen Spuren, Spuren werden zu Eis und Eis ist einfach böse. Radfahren im Winter in also eine permanente Suche nach Traktion. Traktion, die am Hinterrad fehlt, während die Rutschgefahr am Vorderrad lauert und jede Unachtsamkeit sofort bestraft.

Radfahren bei Schneeglätte.

Zwischen Adrenalinkick und Notaufnahme.

Der sicherste Weg als Radfahrer gut über Winter zu kommen, wir reden vom richtigen Winter, jener mit Schnee und Kälte, wäre Auswandern oder Smarttrainer. Alles andere in eine Gratwanderung zwischen Adrenalinkick und Notaufnahme. Meine Rippen können ein Lied davon singen. Mit entsprechender Vorsicht und Einsicht, lässt sich der Winter, so lange ist der ja dann auch wieder nicht mehr, halbwegs gesund überleben. Ein Restrisiko bleibt. Wie auch bei der letzten Ausfahrt. Genau das Thema Physik hat mich zu Fall gebracht. Etwas zu schnell gewesen, Vorderrad nicht hundertprozentig stabil gehalten und schon war es passiert. Die Situation noch immer bildlich im Kopf. In Zeitlupe. Das Vorderrad rutschte nach links, das Fahrrad kippte nach rechts, ich flog mit, streckte mich so weit es geht, um Körperspannung zu erzeugen, erster Aufschlag Hüfte, zweiter Aufschlag Knie, dann der Handballen und zuletzt ein heftiger Tusch mit dem Helm am Eis. Schnell aufgestanden, Brille und Insta360 gesucht, gefunden, kurzer Radcheck und weitergefahren. Mein Erfahrungsschatz hat sich um einen weiteren Abflug erweitert.

Tipps zum Radfahren im Winter.

Am Ende ist es Kraftausdauer.

Es kommt beim Radfahren im Winter letztendlich darauf an, was man bezwecken muss. Grundlagentraining macht Sinn, wenn die Bedingungen es erlauben. Kälte und trockene Straßen sind da nicht das Problem. Wenn es, wie zuletzt vereiste Radwege gibt (kann man ja nicht wissen), aber vor allem Schneeverwehungen, dann darf die Ausfahrt gerne zu einer Kraftausdauereinheit werden. Mit voller Kraftintervalle gegen die natürliche Bremse Schnee. In verwehter Form ein kaum zu durchbrechendes Hindernis. Wie Skitourengehen, nur auf zwei Rädern. So habe ich für 50 Kilometer fast 3 Stunden gebraucht und am Abend war ich fertig wie nach einem Ultracycling Event. Alter schützt vor Torheit nicht.

Radfahren statt Skitourengehen.

Natürlich habe ich wieder etwas daraus gelernt. Auch deshalb, weil ich einiges falsch gemacht habe und unterschätzt habe. Die Ausfahrt selbst war kein Fehler. Was hätte ich jetzt anders machen sollen? 1. Ganz klar, Spikes: Zumindest am Vorderrad. Hat im letzten Jahr perfekt funktioniert. Auch nur nach dem ersten Abflug. 2. Profilreifen aufziehen: Ein abgefahrener Schwalbe G-One Allround 40 ist nicht die beste Wahl. 3. Luftdruck: 2,5 Bar tun’s auch. 4. Pedal-Auslösehärte: Weniger ist im Winter mehr. 5. Ass-Saver oder Kotflügel: Ein nasser Hintern ist im Winter ein kalter Hintern. 6. Geschwindigkeit: Dort, wo es schnell geht, langsamer fahren. Speziell in den Kurven. 7. Einschlagwinkel: 90 Grad einlenken ist auf Schnee und Eis ungesund. 8. Übermut: Diese einfach zu Hause lassen (oder dosiert einsetzen).

Der Winter hat erst angefangen. Es wird sicher noch weitere Möglichkeiten geben, den Lerneffekt zu prüfen. Spätestens bei den 224 Meilen Burgenland Extrem am 24. Jänner 2024.

Wir sehen uns.
#ktrchts

Istria300 Rückblende.

Istria300 Rückblende

2.800 Teilnehmerinnen. Und das bei der dritten Ausgabe. Ausverkauft. Istria300 scheint den Geschmack und den Nerv vieler Rennradfahrerinnen getroffen zu haben. Meer, Sonne und die schier unmögliche Herausforderung triggern ganz ordentlich. Es ist also nicht verwunderlich, dass Poreč auch dieses Jahr überrannt worden ist und dass freie Zimmer in den umliegenden Valamar Hotels Mangelware waren. Es war wie schon 2021 und 2022 ein fantastisches Wochenende ohne herbstliche Vorboten. Wie mitten im Sommer. Ich weiß, dass der Veranstalter nicht für das Wetter verantwortlich sein kann, aber diese angenehme und spätsommerliche Atmosphäre, ganz ohne Regen und Wind, sollte das OK für die nächsten Jahre unbedingt beibehalten. Eine wesentliche Voraussetzung, die 155, 235 und 300 Kilometer laut Ausschreibung in der maximalen Zeit von 12 Stunden bewältigen zu können. Mittendrin, statt nur daheim, natürlich meine Wenigkeit. Fest entschlossen (und gewillt) die 300er Runde zu fahren. Am Ende des Tages stand jedoch leider ein schmerzhaftes DNF. Nicht der einzige Wermutstropfen, eines genialen Kurzurlaubes in Poreč. Vorhang auf, für die Istria300 Rückblende.

Welcome to Poreč.

Die Vorfreude auf das Event war dieses Mal besonders groß. Irgendwie fühlte sich alles sehr vertraut an. Routinemäßig. Heimisch. Anreise am Donnerstag, Einfahren am Freitagvormittag, Stadtbummel, Coffee-Stopp und natürlich das Flanieren durch das Expo-Gelände am Nachmittag. Man trifft einige und hat die Möglichkeit das eine und andere Gesicht einem Nickname zuzuordnen. Die Tage rund um Istria300 gehören in Poreč den Radfahrerinnen. Auch wenn die obligate Ausnahme, die Regel wieder einmal bestätigt hat. Der Schein trügt. Dass ein Autofahrer nach dem Überholen einer Rennrad-Gruppe bergab Richtung Limski Kanal absichtlich verlangsamt, um eine Gruppe einzubremsen (oder zu belehren) und dann noch eine Vollbremsung hinlegt, werte ich nicht als freundliches Dobrodošli. Vielleicht war man in Istrien schon Touristen-müde.

Egal. Das Wetter und die Stimmung waren zu perfekt, um mich aus der Ruhe bringen zu lassen. Nicht einmal das kaputte Steuerlager, welches ich noch 11 Stunden vor dem Start tauschen musste. Gut, wenn man immer einen Ersatz dabei hat. Beim mechanischen Support der Firma Keindl war ich auch. Schaltungs-Check für € 12,- Cash. Obendrauf gab es von der Firma blacksheep-eyewear eine neue Brillen und einen neuen Helm.

Istria300. Wir müssen reden.

Genau so ist es. Wir müssen reden. Meine Liebesbeziehung zu Istria300 hat während des Rennens einen Dämpfer bekommen. Nicht einmal der chillige und lazy Sonntag danach hat das Feuer wieder richtig zum Lodern gebracht. Istrien hatte mich von Anfang an verzaubert. Verführt. Noch lange bevor hier dieses Event auf die Beine gestellt worden ist. Schon damals habe ich aber mit den Straßenverhältnissen gehadert. Insbesondere mit den verkehrsarmen Straßen im Hinterland. Am Samstag, habe ich dann noch wildere Varianten dieser Offroad Abschnitte kennenlernen “müssen”. Entführt. Istria300 hat mich in Gegenden entführt, die ich sonst wohl nie gefunden hätte. Auch nicht gesucht. Nicht mit dem Rennrad. Ich dachte mir, ich sei im Gravel-Paradies. Auf 26 mm Reifen und 5 Bar Reifendruck. Ich wurde gefordert und mein Rennesel wurde gewaltig durchgeschüttelt. Keine Ahnung wie oft und wie lange die Kette auf die Kettenstrebe gepeitscht worden ist.

Das Schaltwerk hinten hat Überstunden gefedert. Der Muskelkater an den Oberarmen ist heute noch spürbar. Vom vielen Ziehen im Sitzen. Aufstehen bei 20 %? Gefährlich. Bergab saß ich fast am Hinterreifen, um keinen Highsider zu riskieren. Meine kurz vor dem Rennen entlüftete Bremsleitungen und die neuen Bremsbeläge brauchen eine erneute Begutachtung. Auch die Bremsscheiben haben jetzt ihre maximale Lebensdauer überschritten. Und am Ende kamen noch zwei Reifenplatzer dazu. In der Istria300 Rückblende, einer zu viel.

Nicht jedes Bike ist ein Gravel Bike.

Es war traumhaft und hart zugleich. Aber … Genau dieses “aber” beschäftigt mich. Und ich weiß ehrlich immer noch nicht, wie ich darüber schreiben soll. Es geht um die für mich, sagen wir politisch korrekt ausgedrückt, verbesserungsfähige Streckenführung speziell auf der 300er Runde ab Pazin. Eine kurzfristige und notwendige Streckenänderung hat den Veranstalter wohl gezwungen, zwischen Pazin und Livade Kilometer und Höhenmeter zurückzuerobern, damit sich am Ende der 300er mit den 5.000 Höhenmetern plus ausgehen kann. Da hat sich der Streckenplaner im Hinterland rund um den Butoniga-Stausee regelrecht ausgetobt und mitgenommen, was mitzunehmen war. Mitnehmbar ist aber nicht immer gleichzusetzen mit zumutbar.

Es waren Auf- und Abfahrten dabei, die eher für Gravel Bikes mit mindestens 30 mm Reifenbreite, wenn nicht sogar Fullys geeigneter gewesen wären. Senkrecht bergauf ist ok, aber freier Fall bergab auf brüchigem Asphalt ist lebensgefährlich. Geschwindigkeitsempfehlungen des Veranstalters für diese Abschnitte (siehe Karte Gefahrenstellen): 10 – bis 15 km/h. Ich habe FahrerInnen erlebt, die hier in den steilen Kurven geradeaus gefahren sind, weil sie nicht mehr bremsen konnten (Felgenbremsen). Es gab Furchen, so tief wie eine Hochprofil-Carbonfelgen, Wurzeln und jede Menge Schotter. Teilweise fehlte sogar der Straßenbelag komplett. Für eine Rennradveranstaltung nicht unbedingt der gewünschte Untergrund. Vielleicht habe ich in der Ausschreibung etwas übersehen.

Natürlich wird es TeilnehmerInnen geben (vor allem jene, die das Rennen beendet haben), die jetzt meinen “halb so schlimm”, “war in Ordnung”, “waren ja nur ein paar Meter”, “Scheiß dich nicht so an” … Es gibt aber auch Teilnehmerinnen, die viel Geld und Haut im Hinterland liegengelassen haben. Gestrandet, eingesammelt und dann eingepfercht im Besenwagen. Ich stelle mir (uns) die Frage, ob so etwas notwendig ist und wem damit ein Gefallen gemacht wird. Geht es immer nur um das Spektakel und das Extreme? Schaut ganz danach aus. Dann aber bitte ehrlich kommuniziert.

Das Schaltwerk hat Überstunden gefedert.

Istria300. Wir müssen reden. Eine Istria300 Rückblende über alles. Über die wirklich guten Sachen. Dass hier den Damen eine eigene Bühne geboten wurde, ist lobenswert. Chapeau. Auch, dass man einiges (vieles) richtig gemacht hat. Wir müssen aber auch über die Streckenführung reden. Denn nicht jedes Bike ist ein Gravel Bike. Und mit Biegen und Brechen “Limits” einzubauen darf auch nicht Sinn und Zweck sein. “Ride your Limits” ist ein geiles Motto und passt zu den 300 Kilometern und 5.000 Höhenmetern in 12 Stunden. Wenn aber diese “Limits” auf der Straße liegen und sogar die Straßen selbst das Limit sind, dann haben wir die Diskussionen. Egal ob jetzt auf 168, 242 oder 300 Kilometern.

Wir kommen nach Istrien, unter anderem auch um auf den versprochenen gesperrten Straßen fahren zu können. Dass diese Straßen überwiegend auch Schotterwege sind, die nicht einmal von Einheimischen benutzt werden, ist ein schlecht gemeinter Witz.

Der Erfolg der gesamten Veranstaltung gibt dem Veranstalter das Recht zu tun und zu walten wie er es gerne möchte. Die Pläne nächstes Jahr auf 4.500 TeilnehmerInnen zu springen sind auch schon öffentlich. Dann wird sich voraussichtlich am 28. September 2024 einiges wiederholen mit einer weiteren Istria300 Rückblende auf dem Gravel Bike. Die Frage ist, ob sie mich überhaupt noch mitfahren lassen.

#ktrchts

PS: Schreibt mir gerne in den Kommentaren, wie ihr #istria300 erlebt habt. Mich würde eure Meinung interessieren.

Gesprächsstoff.

Was man unbedingt beibehalten sollte.

  • fast alles
  • das sommerliche Wetter insbesondere
  • die Kleber mit den Streckenabschnitten (kann man zwar nicht lesen, aber cool ist es trotzdem)
  • die Kulanz am Ende des langen Tages (12 Stunden plus)
  • Heineken Freibier 0,0 %
  • Frühstück in den Valamar Hotels ab 4:30 an den Renntagen
  • Rennräder mit aufs Zimmer (Valamar Hotels)

Was man ändern könnte:

  • farbige Startnummern je nach Streckenwunsch (zur Orientierung)
  • Radständer an den Labstationen (wenn jeder mit seinem Rad Gels und Flaschen holt, wird’s eng)
  • Service auf der Strecke und nicht nur an den Labestationen
  • Streckenposten an den gefährlichen Stellen
  • weniger (gar kein?) Offroad
  • rigoroses Durchgreifen für all jene, die ihren Müll außerhalb der Wegwerfzone entsorgen
  • Durchfahrt durch Pazin (242k Strecke)
  • Warnung vor den unzähligen Fahrbahnwellen (sind in der Gruppe kaum zu erkennen und werden auch nicht angezeigt)
  • Genügend Nachschub auch für die Langsameren (die letzten Laben waren leergeräumt)

    Rennradfahren in Tirol. Einmal rundherum.

    Rennradfahren in Tirol

    “Ticket nicht verfügbar.” Und das tagelang. Obwohl es pro Tag zwischen Wien und Tirol circa 10 Verbindungen mit dem ÖBB Railjet (RJ und RJX) gibt. Die schnellste aller Möglichkeiten, mit dem Zug samt Rennrad zum Rennradfahren nach Tirol zu fahren, wäre theoretisch ganz einfach. Praktisch aber weniger. Nur bis zu fünf Fahrräder, pro Zug, sind möglich. Und das ausschließlich mit Vorreservierung. Am verlängerten Wochenende rund um Maria Empfängnis waren, bis auf ganz wenige Ausnahmen, alle Fahrradmitnahme-Gelegenheiten ausgebucht. Nicht verfügbar. Eine flexible, dem Wetter (meistens schönem Wetter) angepasste Reiseplanung ist mit der ÖBB also kaum möglich. Rennradfahren in Tirol stand auf der Kippe.

    Ich wollte mit dem Zug nach Tirol reisen und von dort wieder nach Wien zurückfahren. Dazwischen mit dem Rennrad 3 Tage lang kurzurlauben. Die Suche nach einem freien Platz im Zug gestaltete sich mühsam und die Planung dieses Abenteuer war mehr oder weniger rollend und zum Schmeißen. Zig Verschiebungen und Umplanungen des Startpunktes und der Startzeit später, hatte ich meine vier Tickets. Für mich, meinem Fahrrad, meinem Sitzplatz und dem Fahrrad-Abstellplatz. Zu einer unchristlichen Zeit, aber immerhin. Rennradfahren in Tirol war gebucht. Einmal rundherum bitte.

    Fahrradmitnahme im Railjet der ÖBB

    Mit dem Rennrad rund um Tirol.

    Eigentlich. Ja, eigentlich wollte ich in Kufstein starten. Das Fehlen einer leistbaren Unterkunft für 6 Stunden Schlaf und einem Frühstück haben mich gezwungen, nach Wörgl auszuwandern. Ankunft um 2230 Uhr. Hotel gefunden, Zimmer bezogen. Zeitreise angetreten. In den Schlaf gewogen. Mit Kohldampf zu früh aufgewacht und bis 0730 Uhr spät in den Vormittag auf mein Frühstück gewartet. Um diese Zeit esse ich normalerweise zu Mittag. Egal. Um 8 war ich fertig ausgecheckt und am Rad. Ziel Imst. Über den Inntal-Radweg, das Mieminger Plateau, den Fernpass, das Lechtal und am Ende über das Hahntennjoch.

    Wie bei den anderen Roundabout-Routen (Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich, Vorarlberg, Kärnten, Steiermark) bestand die Challenge darin, Tirol innerhalb der Außengrenze zu umrunden. Ohne “Bundesland-Flucht” oder verbotenem Übertritt ins benachbarte Ausland. Was ja nicht immer ganz funktioniert hat. In Wien bedeutete Umrundung, außerhalb der Stadtgrenze zu bleiben. In der Steiermark war ich mit einem Bein in Slowenien und im Burgenland musste ich durch Ungarn. Dieser Regel ist bei Tirol rundherum dann leider Osttirol zum Opfer gefallen. Ob Osttirol Potenzial für eine sanfte Extra-Umrundung hat? Eventuell mit Südtirol zusammen? Interessanter Plan.

    Die Topografie Tirols machte es außerdem notwendig, einige Passagen im Inntal doppelt zu fahren. Die Alternative wäre gewesen, in eine Richtung nördlich des Inns zu bleiben und in der anderen Richtung südlich. Aus praktischen Gründen habe ich mich für den Inntal-Radweg entschieden. Ein schöner Radweg, auch wenn nicht durchgängig asphaltiert und teilweise sehr verwinkelt. Speziell durch die Ortschaften. Ich kam aber von Wörgl bis Telfs trotz einiger Zusatzschleifen halbwegs zügig voran. In Innsbruck haben mich meine Ortskenntnisse aus meiner Zeit an der Uni geholfen, das Goldene Dachl zu finden und dann weiter den Weg Richtung Flughafen und Kranebitten zu ohne Umwege zu meistern.

    Zeitdruck ist gut, um Druck am Pedal zu erzeugen.

    Die geplante Route hätte (!) 560 Kilometer lang sein sollen. Mit knapp 8.000 Höhenmetern. Aufgeteilt in 3 Tagesetappen. Am ersten Tag die längste (über 200k), am zweiten Tag jene mit den meisten Höhenmetern (3.700 HM) und am letzten Tag die kürzeste (140k), um rechtzeitig den Zug in Wörgl zu erwischen. Hätte. Die jeweiligen Unterkünfte hatte ich dieses Mal bereits im Voraus gebucht und reserviert. Etwas Zeitdruck ist gut, um Druck am Pedal erzeugen.

    Tirol mit dem Rennrad umrunden

    Wer bei 200 Kilometern auf den ersten 100 Kilometern kaum Höhenmeter macht, weiß, dass die zweiten 100 Kilometer umso schwerer sein werden. Was auch der Fall war. Ein Appetizer und Vorgeschmack war ab Telfs der “Aufstieg” zum Mieminger Plateau zuerst und der Fernpass gleich danach. Ja. Diese Strecke sollte man auf der Bundesstraße vermeiden. Vor allem dann, wenn der Arlbergtunnel gesperrt ist und diese Route als offizielle Ausweichroute angegeben wird. Es gibt aber leider keine Alternative. Zumindest keine asphaltierte. So zirkelte ich mich nebst holländischen Wohnwägen und stockendem Kolonnenverkehr kontinuierlich nach oben. Schön war es nicht, aber schnell. Auf der Abfahrt hatte ich dann aufgrund einer Straßensperre (Notarzthubschraubereinsatz) freie Bahn. Zuerst auf der Überholspur ohne Gegenverkehr und dann auf meiner Spur neben einer Kolonne stehender Autos in Gegenrichtung.

    Reutte war vorbei an der Zugspitze über Leermoos, Bichlbach, Biberwang, Heiterwang und unter der Highline179 durch am späten Nachmittag erreicht. Das Lechtal erwartete mich. Nur noch ein kleiner Schupfer namens Hahntennjoch. Schupfer, der sich als schier unüberwindbare Mauer entpuppte. Er hat mir gleich nach 500 Metern den Stecker gezogen. Die restlichen 15 Kilometer bis zum Scheitelpunkt waren eine Tortur. Gefühlte 200 Kilo habe ich im Schneckentempo irgendwie nach oben gebracht. Die Angst vor Tag zwei war mir ins Gesicht geschrieben. Einfach viel zu wenig gegessen. Ein unverzeihlicher Anfängerfehler.

    Mit dem Rennrad rund um Tirol

    Tirol ohne Kühtai ist wie das Kühtai ohne Kühe.

    Der Abend und die Nacht in Imst fühlten sich an wie der Aufenthalt in einer Krankenstation. Zwischen Übelkeit, Krämpfen und Resignation. Dass Tag zwei anders ablaufen würde, habe ich schon am Anfang des Hahntennjochs gewusst. Pillerhöhe und Kerschbaumer Sattel sollten meiner Leichtsinnigkeit und Fehler zum Opfer fallen. So blieb nur noch das Kühtai übrig. Denn Tirol ohne Kühtai ist wie das Kühtai selbst ohne Kühe. Imst, Haiming, Ötz und dann warteten schon die legendären 18 Kilometer hinauf zum höchsten Punkt der Tour. Mit größter Demut und haufenweise Respekt habe ich das Tagespensum an Höhenmetern in einem Allzeit-Negativ-Rekord abgehakt. Schnecken sind in Eile wahrscheinlich schneller. Nein. Sicher schneller.

    Bei traumhaften Bedingungen konnte ich die Abfahrt nach Kematen so richtig genießen. Im Vergleich zum Ötztaler Radmarathon, wo du hier ständig von links, rechts, oben und unten überrollt wirst. Der Rest des Tages ohne nennenswerter Vorkommnisse. Ein Besuch beim Bäcker Ruetz, eine Stippvisite im internationalen Studentenhaus in Innsbruck (meine studentische Vergangenheit), Kaffeestopp in Schwarz und eine kleine Stärkung in Rattenberg, bevor die Unterkunft, eine Pension direkt am Inntal-Radweg, bezogen wurde.

    Kaiserlicher Kaiserwinkel.

    Das Schönste beim Rennradfahren in Tirol zum Schluss? Mit Sicherheit das Leichteste. Denn ohne “Arschrakete” und ein paar Kilo weniger, ist das Rennradfahren in Tirol ein ganz anderes Erlebnis. Dank Schließfach am Bahnhof in Wörgl, wo ich alles, was ich nicht brauchen konnte, für ein paar Stunden deponiert habe, war die Abschlussrunde über Westendorf, Brixen im Thale, Kirchberg, Kitzbühel, St. Johann, Fieberbrunn, Pillersee, Waidring, Kössen und Walchsee via Kufstein retour nach Wörgl ein leichtes Spiel. Länger als geplant, aber umso befreiter. Badesehnsucht inklusive. Am Ende des Tages noch einmal über 155 nicht ganz freiwillige Kilometer und die Gewissheit, auch das heilige Land Tirol mit seinen Highlights umrundet zu haben.

    Ende gut, alles gut? Nein. Denn die Rückfahrt mit der ÖBB war erneut chaotisch. Aufgrund einer Störung im Deutschen Eck waren nämlich einige RJX-Verbindungen ersatzlos gestrichen worden. So tummelte sich im Regionalexpress von Wörgl via Zell am See nach Salzburg alles, was mit Fahrrad und sonstigem bewegt werden wollte. Für den Anschluss RJ in Salzburg bekam ich dann eine Stunde nach der Abfahrt die Information, dass die Wagenreihung geändert worden war. Zu spät, denn statt schön unter Dach einzusteigen, durfte ich im Wolkenbruch alle restlichen Waggons bis zum Anfang des Zuges marschieren, um meinen reservierten Platz zu erreichen. Drei Tage trocken geblieben und dann am Ende durchnässt in den Zug zu steigen. Genial.

    Acht von neun Bundesländern umrundet.

    Am Ende bleibt noch ein Bundesland übrig. Salzburg will auch noch umrundet werden. Vielleicht heuer noch. Und Rennradfahren in Tirol? Tirol isch lei oans. Eng und schmal. Dabei sind Anfang und Ende über einen Radweg verbunden. Was das Radfahren hier einfach macht. Habe sehr viele Artgenossen getroffen. Die vielen Seitentäler (Pitztal, Ötztal, Zillertal, Kaunertal, Alpbachtal, Achental, Wipptal, Paznauntal, …) bleiben bei einer Umrundung auf der Strecke. Leider. Oder vielleicht zum Glück.

    #ktrchts #machurlaubfahrrennrad #RAT23

    PS: Die Räder werden immer schwerer, die Menschen immer unbeholfener und gestresster. Der Platz im Zug für die Fahrradmitnahme bleibt aber trotzdem gleich. Logisch, dass beim Transport durch unsachgemäßes Handling Schaden entstehen. Danke an dieser Stelle an die unbekannte Person. Mein Holzrahmen weint.

    Arlberg Giro 2023

    Arlberg Giro 2023

    Eigentlich. Sätze, die mit eigentlich beginnen, verheißen normal nichts Gutes. Oder sie deuten darauf hin, dass etwas nachgetrauert wird. In diesem Fall den WPCC (World Press Cycling Championship), die im Zuge des Arlberg Giro 2023 hätten stattfinden sollen, und dann leider abgesagt worden sind. Das zu geringe Interesse (nur etwas mehr als 30 Anmeldungen) haben den Veranstalter dazu bewogen, das Ganze abzublasen. Also kein Zeitfahren und kein Sprintrennen. Geblieben ist aber die Teilnahme am Arlberg Giro und Roundabout Vorarlberg in Eigenregie. Zimmer und Zeit in St. Anton am Arlberg waren ja gebucht. Wäre schade gewesen, nur herumzusitzen. Und ein bisschen Einfahren hat noch niemanden geschadet. Auch wenn es 228 Kilometer und 2.900 Höhenmeter waren.

    St. Anton ist um 5 Uhr ein finsteres Loch.

    Eigentlich (da haben wir es wieder) hätte das Rennen um 6 Uhr in der Früh starten sollen. Aufgrund behördlicher Vorgaben, schickte man uns aber still und heimlich bereits um 5 Uhr morgens los. Der gesperrte Arlbergtunnel und das damit verbundene höhere Verkehrsaufkommen auf der Arlberg Passstraße samt Sperre für Fahrradfahrer bergauf, hat das Land Vorarlberg veranlasst, diese uns sonst keine Startzeit zu genehmigen. Dieser Umstand hat das Rennen von Anfang an spannend gemacht. Mein Hotel war darüber zum Beispiel gar nicht informiert und fiel von allen Wolken, als ich für Sonntag 4 Uhr ein Frühstück bestellen wollte.

    Dann kam natürlich noch das Thema Dunkelheit. St. Anton am Arlberg ist Ende Juli zu dieser Zeit noch ein finsteres Loch. Bei bedecktem Himmel und Sauwetter ein stockfinsteres. Regen war ja angesagt. Laut Wetterbericht des Tourismusverbandes für Sonntag in Form von ein paar Regentropfen. Einige Wetter-Apps waren hingegen etwas pessimistischer. Die meisten tappten aber im Dunkeln. Könnte, sollte, eventuell, vielleicht … Im Endeffekt war es vom Start weg bis ins Ziel nass. 150 Kilometer Wasser von unten und immer wieder stark von oben. Was die Abfahrten zu Tänzen auf rohen Eiern mutieren hat lassen. Bengalische Feuer hinauf auf den Arlbergpass und mit aufgedrehten Xenon-Lichtern geparkte Autos am Pass selber, haben das Morgengrauen etwas erhellt. Spektakuläre Bilder und Eindrücke für die einen, Hosenscheißer-Feeling für die anderen. Dass einige auf den ersten 7 Kilometern den viel schnelleren Weg zurück nach St. Anton gesucht und gefunden haben, kann ich verstehen. Überlegt habe ich es mir einige Male.

    Soviel ich weiß, ist alles gut gegangen. Glück gehabt. Trotzdem frage ich mich, was sich eine Behörde dabei gedacht hat. Selbstverantwortung hin oder her. Am Ende entscheidet jeder der TeilnehmerInnen für sich. Ich hätte gleich ein Night-Race daraus gemacht. Mit Licht-Pflicht für alle.

    Die Strecke und ihre Verkehrsordnung.

    In Österreich gilt bei jedem Radmarathon die Straßenverkehrsordnung (StVO). Im FahrerInnen-Briefing am Samstag konnte nicht oft genug darauf hingewiesen werden. Die gesamten 150 Kilometer sind nämlich nicht für den Verkehr gesperrt. “Es ist überall und jederzeit mit Gegenverkehr zu rechnen”. Auflagen, Vorschriften, Regeln … und wenn sich die TeilnehmerInnen nicht daran halten, gibt es keine solchen Rennen mehr. Und was macht die Meute (das Feld)? Beim ersten Kreisverkehr, ca. 1 Kilometer nach dem Start, teilt es sich in zwei Teile. Die einen fahren vorschriftsmäßig rechts und andere links davon durch. Finde den Fehler. Die gesamte Strecke ist aber sonst bestens abgesichert und beschildert. Kaum Verkehr, was auch an die frühe Startzeit und auf das Sauwetter zurückzuführen ist. Vielleicht haben die Behörden außer beim Wetter doch mitgedacht.

    Der Arlbergpass fordert gleich zu Beginn von 0 auf 15 % alle, die Abfahrt durch das Klostertal, lässt die Durchschnittsgeschwindigkeit schnell wieder zweistellig werden und die Anfahrt zur Silvretta Hochalpenstraße durch das Montafon trennt den Ehrgeiz vom Gemüt. Alle, die hier in einer schnellen Gruppe mitfahren können, sparen Kraft. Wer hier in einer schnellen Gruppe unbedingt mitfahren will, lässt Kraft liegen. Und wer sich selbst gut kennt, fährt sein Tempo. Mit einer Gruppe oder auch allein. Der Berg ruft nämlich. Und ist dann auch da. 15 Kilometer und knapp 1.000 Höhenmeter von Partenen hinauf auf die Bielerhöhe. Beim Arlberg Giro werden hier die Queen und der King of Mountain gekürt (eigene Zeitnehmung auf einer Länge von 13 Kilometern).

    Silvretta Hochalpenstraße

    Ende gut, alles Radweg.

    Die Silvretta Hochalpenstraße ist schon etwas Besonderes. Das Panorama, sofern die Sicht frei ist, ein Traum. Viele Kehren hoch, zweimal Stausee, der 3.312 Meter hohe Piz Buin, weitere noch spärlich vergletscherte Nachbarn und eine rasante Abfahrt durch das Panznauntal. Das Finale des Arlberg Giro ist etwas für Laktatresistente. Immer vorausgesetzt, Mann und Frau trauen sich. Denn da gibt es schon ein paar knifflige Passagen, die auf nasser Fahrbahn und im Regen Grenzen aufzeigen könnten. Scharf rechts, links durch Galtür, die Kreisverkehre in Ischl, die Tunnelumfahrungen vor Kappl und die scharfe Rechtskurve unter der Trisannabrücke. Nur um einige zu nennen. Der Rest ist Augen zu und Unterlenker. Bis Pians. Dann geht es die letzten 20 Kilometer wieder bergauf.

    Dank Autobahn (Schnellstraße) ist dieser Abschnitt weiterhin sehr verkehrsarm und man kann die letzten verbliebenen Kräfte dosieren. Bis Schnann. Wo die Strecke des Arlberg Giro seit heuer auf den Stanzertal-Radweg ausweicht. An und für sich eine geniale Idee, die letzten 10 Kilometer chillig das Ziel anzuvisieren. Ob man jetzt ein “Rennen” auf einen Radweg verlagern soll, dürfen andere entscheiden. Zumal der Stanzertal-Radweg etliche 90° Kurven hat und auch Brücken. Jeder weiß, was es heißt, eine nasse Holzbrücke zu befahren. Wenn nicht, einfach Stefan Kirchmair fragen. Der amtierende UCI-Amateur-Weltmeister und spätere Zweite der Gesamtwertung rutschte auf einer aus und lag am Boden. Eigenverantwortung und Rennen sind oft schwer zu koordinieren.

    Auf Wiederradeln.

    Es war ein geniales Wochenende. Trotz fehlender WPCC. Vielleicht aber genau deshalb. Einmal rund um Vorarlberg, dann eine Ausfahrt mit dem Team Vorarlberg und ein Arlberg Giro, der seine Reize hat. Für das Wetter kann niemand etwas dafür. Auch wenn der Regen in St. Anton am Arlberg fast schon zum Inventar gehört.

    Die Region bemüht sich sichtlich darum, auch RennradfahrerInnen anzulocken. Die direkte Anbindung mit dem Zug, spricht dafür. Vielleicht fehlt ein wenig die Vielfalt. Man hat die Wahl zwischen Arlbergpass rauf oder Stanzertal raus, bevor sich wunderbare Routenmöglichkeiten in Tirol und Vorarlberg eröffnen. Vom Preisniveau gliedert sich St. Anton am Arlberg auf eine Stufe mit Sölden ein. Nicht die Startgebühr. Sondern beim Essen und Wohnen. Kein Wunder, dass Spar und Billa überfüllt sind. Eine Margherita für € 15,- kann und will sich nicht jeder leisten. Mit der Zeit findet man aber auch Preiswerteres. Vorausgesetzt, man schraubt die eigenen Ansprüche etwas herunter.

    Zu erwähnen ist, dass das Wochenende rund um den Arlberg Giro am Samstag ein spannendes Kriterium für UCI-FahrerInnen mitten im Ortskern bietet. Und auch das Finisher-Geschenk lässt sich sehen. Heuer war es eine Regenjacke von AGU. Jacke, die die meisten gleich im Renneinsatz hatten. Der nächste Arlberg Giro findet am 4. August 2024 statt.

    Arlberg Giro:

    • 150 Kilometer
    • 2.500 Höhenmeter
    • 4 Verpflegungsstationen (Gortipohl km 60, Bielerhöhe km 82, Pians km 124, Ziel km 150)
    • maximale StarterInnen: 1.5000
    • Start: normal 6 Uhr
    • Highlights: Arlbergpass, Abfahrt Stuben am Arlberg, Klostertal, Montafon, Bielerhöhe (Silvretta Hochalpenstrasse), Paznauntal
    • Pastaparty: Ja, mit Gutschein
    • Expo: Ja, mit verschiedenen Ausstellern, Bike-Service und Live-Musik

    #ktrchts #machurlaubfahrrenrnad

    Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg.

    Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg

    Es war mein 7. Streich der Roundabout Idee, jedes Bundesland in Österreich mit dem Rennrad zu umrunden. Unsupported versteht sich. Was mit Wien (1 Tag) begonnen hatte, fand die letzten Jahre mit dem Burgenland (2 Tage), Oberösterreich (2 Tage), Niederösterreich (2 Tage), der Steiermark (3 Tage) und Kärnten (3 Tage) seine Fortsetzung. Jetzt gesellt sich Vorarlberg noch dazu. Mit der weitesten Anreise und der kürzesten Strecke. Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg war deshalb eine ganz kleine Weltreise mit Hindernissen. Jetzt fehlen nur noch Tirol und Salzburg.

    Die Streckenplanung.

    Roundabout heißt, immer brav innerhalb der Bundeslandgrenzen zu bleiben. Was eigentlich schade ist, denn speziell in Österreich verbinden die schönsten Passstraßen gerne zwei Bundesländer miteinander. Im Falle von Roundabout Vorarlberg also keine Silvretta Hochalpenstraße und keine Arlberg Passstraße. Letztere war dann auch noch für Radfahrer gesperrt (bergauf). Für die Streckenplanung wurden also Ortskenntnisse, Strava und Komoot herangezogen. Nach mehreren Adaptierungen standen am Ende 206 Kilometer und ca. 3.000 Kilometer auf der Tagesordnung.

    Ein Bundesland, zwei Gesichter.

    Vorarlberg ist flach. Von St. Anton kommend Richtung Bregenz. Die Berge erheben sich links und rechts davon steil in den Himmel. Die ersten 110 Kilometer waren also ein lockeres Einfahren. Kaum 200 Höhenmeter und die Gewissheit, dass ab der Hälfte dann noch 2.600 Höhenmeter geklettert werden mussten. Auf nicht mehr als 100 Kilometern. Die Fahrt durch das Klostertal und im Rheintal war grundsätzlich kein Problem, wenn ich nicht ständig mit Baustellen und mit der eigenen Sturheit zu kämpfen hatte. Die Baustellen, insbesondere eine Brückensperre in Feldkirch und die damit verbundene Unmöglichkeit via Garmin zu navigieren, hatte dafür gesorgt, dass wir (ich war in Begleitung von Phillip) dank meiner Ortskenntnisse einen ungeplanten Abstecher nach Liechtenstein gemacht haben. Ich war noch nie in Liechtenstein. Damit habe ich das auch abgehackt.


    Zurück auf die geplante Route haben wir dann erst wieder in Bregenz gefunden. Da Garmin immer wieder versucht hatte, mich zu jenem Punkt zurück zu lotsen, an dem ich die Route verlassen hatte, wurde Garmin einfach abgewürgt und intuitiv navigiert. Trotz weiterer Sperren und für Rennräder ungeeignete Schotterwege entlang des Rheins auf Schweizer Seite waren der Bodensee und Bregenz erreicht. Fotostopp und Pause in der Innenstadt.

    Der Bregenzerwald.

    Gleich nach der verdienten Mittagspause wurde Anstieg 1 von 11 in Angriff genommen. Richtung Sulzberg. Psychisch ein Hammer. Den Pfänder hatte ich bei der Routenplanung ausgelassen, denn die Auffahrt wäre nur als Stichstraße möglich gewesen. Oder durch nicht bekannte und zu empfehlende Seitenstraßen. Auf dem Weg nach Sulzberg ist uns Emanuel Buchmann entgegengekommen. Deutscher Meister auf der Straße im Bora Hansgrohe Teamoutfit. Trifft man auch nicht alle Tage. Am (oder in) Sulzberg genossen wir eine wunderbare Aussicht auf das Allgäu und gleich anschießen eine steile und vor allem sehr schmale Abfahrt. Techniktraining der Extraklasse. Übrigens ist das Allgäu hier zum Greifen nahe.

    Wie schon erwähnt, gilt es möglichst nahe an der Bundeslandgrenze (in diesem Fall Staatsgrenze) zu fahren. Dieser Umstand (und meine Planung) bescherten uns deshalb noch ein paar Extra-Meilen und Höhenmeter Richtung Hittisau. Beim Sutterlüty vor Ort gab es die zweite Pause. Über Egg, Mellau und Au erreichten wir dann die Originalstrecke des Race Around Austria. Erinnerungen an dieses geniale Event wurden wach. Ich habe noch genau gewusst, wo und wann ich hier gefahren bin, wo wir damals gewechselt haben und dass der Hochtannbergpass schon ziemlich fordernd ist. Letzter Stopp für uns, Schoppenau. Im Schlepptau eines Traktors, den wir 5 Kilometer lang catchten und der uns dann aber kaum 1 Kilometer Windschatten gegeben hatte.

    Der Hochtannbergpasse.

    Es gibt viele wunderschöne Alpenpässe. Der Hochtannbergpass gehört mit Sicherheit dazu. Seine Einzigartigkeit macht ihn aus. Die Brücke von Schröcken ist sein Wahrzeichen und eines der bekanntesten Fotomotive. Der Rest? 12 Kilometer und 700 Höhenmeter bis hinauf auf über 1.700 Metern über dem Meer. Von hier aus bis zum Ziel war nur noch der Flexenpass im Weg.

    Hochtannbergpasse bei Schröcken


    Vom Hochtannbergpass war Warth am Arlberg schnell erreicht. Neben den grünen Wiesen und schönen Bergen konnten wir die Sünden des hier dekadenten Wintertourismus klar erkennen. Ein Chalet reiht sich dem anderen ein. Lech ist 5 Kilometer weiter nicht anders. Fast schon eine Metropole. Dafür ist Zürs, das wir durch einen kilometerlangen Tunnel erreicht haben, um diese Jahreszeit ausgestorben. Nur ein ständig auf und ab fliegender Hubschrauber störte die beton-betonte Stille.

    Endstation Flexenpass. Noch ein paar spektakuläre Galerien und die letzten atemberaubenden Kehren nach Stuben am Arlberg und Vorarlberg war umrundet. Übrigens waren die letzten Kehren aufgrund des Verkehrs (Arlberg Straßentunnel gesperrt) ein Kriechen auf zwei Rädern. Es gibt ganz schön viele LKWs mit Ausnahmegenehmigung. Ende gut, alle gesund daheim. 228 verfahrene Kilometer und 2.888 Höhenmeter.

    Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg:

    • 206 Kilometer (ohne Verfahren)
    • 2.888 Höhenmeter
    • Highlights: Klostertal, Bregenzer Festspiele, Bodensee, Bregenz Altstadt, Bregenzerwald, Hochtannbergpass, Flexenpass, Abfahrt nach Stuben am Arlberg
    • Idealer Startpunkt: Feldkirch (per Bahn am leichtesten erreichbar)
    • Gefahrenstelle: Tunnel nach Lech Richtung Zürs. Befahren außerhalb der Leitplanken möglich (kein Gehsteig, aber Betonplatten), umfahren nur mit MTB empfehlenswert
    • RenneEsel Holzrahmen: 52/36 und 11/34

    #ktrchts #machurlaubfahrrennrad

    Autoschubsdienst in den Dolomiten

    Autoschubsdienst in den Dolomiten

    Mit Adrenalin vollgepumpt und mit einem Puls jenseits meiner Maximalzone krabble ich auf allen Vieren samt Rad ein paar Meter wieder zurück auf die Straße. Eine Dame ruft mir zu “Ich habe alles gesehen. Der Bus wurde absichtlich nach rechts gelenkt und hat sie in den Graben geschubst. Dann ist der Bus einfach weitergefahren.” Ich überlege nicht zweimal. Schnell noch die Kette zurück auf das Kettenblatt und dem Bus hinterher. In der Hoffnung, er würde oben am Würzjoch stehen bleiben. Vergebens. Oben angekommen, war der Täter verschwunden. Was als Autobusdienst gedacht war, entpuppte sich als Autoschubsdienst in den Dolomiten. Unglaublich aber wahr.

    Mörderische Absichten.

    Rennradfahren in den Dolomiten ist herrlich. Atemberaubende Kulissen, kulinarische Highlights und eine Idylle, die ihresgleichen sucht. Ein Platz für alle, wo aber nicht alle gleichzeitig Platz haben können. Aber wollen. Wer schon einmal auf das Würzjoch gefahren ist, weiß, dass die Straße dort eng ist. Einspurig. Bei Gegenverkehr wird es lustig. Bei großen Autos gefährlich. Und bei Autobussen mörderisch. Irgendwann wirds knapp, denn Platz ist hier keine unendliche Ressource.

    Wir schreiben den 9. Juni 2023. Es ist kurz von 15 Uhr. Das ist wichtig, um das ganze auch rekonstruieren zu können. Meine Gruppe fährt aufgesplittet den Pass hoch. Von Afers kommend. Die Schnelleren vorne weg, die Gemütlicheren hinter mir. Auf dem letzten Kilometer ist die Straße eine lange gerade und eigentlich mehr als übersichtlich. Vor mit schiebt eine Dame ihr Fahrrad am Straßenrad nach oben. Von Oben kommt ein Motorradfahrer entgegen. Plötzlich steht ein Bus neben mir. Er versucht, sich vorbeizudrängen. Muss aber stehen bleiben, da der Weg von der Dame und vom Motorradfahrer versperrt ist. Drei Zentimeter rechts von mir die Böschung, 20 Zentimeter links von mir (großzügig geschätzt) ein Bus. Farbe grün und grau. Um nicht umzufallen (man weiß nie) fahre ich weiter und vorbei am stehenden Bus. Nicht ohne meinen Unmut über die Aktion des Busfahrer (der Busfahrerin) Ausdruck zu verleihen. Ich habe mich durch Klopfen auf die Karosserie bemerkbar gemacht.

    Kein Platz haben, aber Platz haben wollen.

    Ich schaffe es, ohne größeren Schwierigkeiten am Bus und an der Dame vorbeizufahren. Die Straße vor mir jetzt komplett frei. Ein paar Meter später drehe ich mich um, und sehe den Bus. Der Busfahrer (die Busfahrerin) gestikuliert wild und will mir anscheinend etwas mitteilen. Für mich war das Geschehene eigentlich erledigt. Der Bus verlangsamt nicht und drängt sich erneut an mir vorbei. Die Straße ist hier nicht breiter als vorher. Auf gleicher Höhe lenkt der Bus plötzlich aus dem Nichts nach rechts und mir bleibt nichts anderes übrig, als mich in die Botanik zu verabschieden.

    Ob ich mit dem Bus touchiert bin, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass es mich mehrmals überschlagen hat und mein geliebter, kaum 3 Wochen alter maßgefertigter Esel mit mir. Ich komme mit dem Kopf nach unten und dem Holzrahmen auf mir zum Stehen. Der Rest ist wie oben beschrieben. Die Worte der Frau im Ohr krabble ich zurück auf die Straße. Wäre der Bus oben stehen geblieben, hätte die Geschichte mit Sicherheit eine andere Dramaturgie bekommen.

    Was folgte, war neben Fassungslosigkeit auch ein bürokratischer Hürdenlauf. Zuerst die Polizei gerufen. Diese wollte (konnte) nicht kommen. Dann mehrmals von einem Kommissariat zum anderen verbunden und weitergeleitet worden. Mörderische Absichten sind anscheinend kein Delikt oder die Lust freitagnachmittags zu arbeiten gering. Die Zeugin habe ich dann auch noch getroffen und mir alles nochmals schildern lassen. Ihre Aussage wird Goldes wert sein.

    Am nächsten Tag nochmals zu den Carabinieri in La Villa. Unfall zu Protokoll geben. Der Maresciallo erklärt mir, dass man seitens der Carabinieri nichts unternehmen werde. Ich sei ja nicht verletzt. Mir bleibt nur noch der zivilrechtliche Weg. Rahmen kaputt, Powermeter-Kurberl zerkratzt und eine beim Sturz verloren gegangene Insta360 Go2 wollen eingeklagt werden.

    Zerosbatti – Italien ist Vorreiter

    Ich gebe nicht gerne auf. Und wo ich mich in meinen Rechten als Mensch (nicht unbedingt als Radfahrer) verletzt fühle, erst recht nicht. Vorsatz ist etwas, was mich triggert. Wissend, dass das ein langer Prozess werden würde, bin ich tätig geworden. Zuerst habe ich den Bus bzw. die Busnummer ausfindig gemacht. Es kann sich nur um den Bus 339 gehandelt haben. Wer ihn operiert hat, bleibt offen. Es fährt für Südtirol Mobil unter der Schirmherrschaft (oder Flagge) der Autonomen Provinz Südtirol. Ein Schreiben an die zuständigen Ämter fiel fehl. Auch ein Schreiben an die Tageszeitung Dolomiten blieb ohne Antwort. Ich dachte mir, die Omertà gäbe es nur in Süditalien.

    Dann stoße ich in meinen Recherchen auf zerosbatti.it. Ein ehemaliger Rennradfahrer und Jurist hat diese Idee ins Leben gerufen. Eine rechtliche Assistenz für genau solche Fälle. Gilt europaweit. Und das für nur € 15,-. Gültig 12 Monate. Italien als Vorreiter. Kurz korrespondiert, Fall akzeptiert. Alle Dokumente sind schon vor Ort. Fehlt noch die schriftliche Aussage der Zeugin. Dann geht’s los. Schauen wir, was herauskommt.

    Meine persönliche Meinung zählt da nicht. Zu viele Gesetze, bürokratische Hürden, Versteck-Spielchen … Ein Mensch, der vorsätzlich (eine Zeugin kann das bestätigen) einem anderen einen Schaden zufügen will, hat im Straßenverkehr gar nichts zu suchen. Wenn ich was zu sagen hätte, dann Führerschein weg. Tut mir leid. Wo kein Platz ist, kann man sich keinen Platz verschaffen. Alles andere ist nicht die Diskussion wert.

    #ktrchts

    Ötztaler Radmarathon Premiere.

    Ötztaler Radmarathon Premiere

    Endlich nicht schon wieder Ötztaler Radmarathon. Diesmal war das Warten aber viel kürzer. 10 Monate nach der letzten Ausgabe, geht der 42. Ötztaler Radmarathon dieses Jahr bereits im Juli über die vier bekannten und gefürchteten Pässe Kühtai, Brenner, Jaufen und Timmelsjoch. Der Mythos Ötzi platzt mitten in den Hochsommer und ist für alle eine Ötztaler Radmarathon Premiere am ungewohnten Termin 9. Juli. Ein gefundenes Fressen für das Ötzi-Phrasenschwein.

    Die Ötzi-Karten neu gemischt.

    Ganz egal wie besser oder schlechter der Anfang Juli im Vergleich zu Ende August sein wird. Die Karten werden neu gemischt. Und das, obwohl alles beim Alten bleiben wird. Das Murren über das Wetter, das Raunzen über die eigene Form, die Suche nach dem Last-Minute-Wunder-Dings (Einnahme oral, rektal, nasal – ganz egal), die ewige Diskussion über banale Dinge, das unkontrollierte Shoppen auf der Expo, das Suchen nach einem freien Tisch zum abendlichen Carboloading, die Handgriffe der Mavic-Profis an Schaltung und Rennrad sowie die natürliche Angst vor dem nassen und feuchten Morgengrauen. Anders wird nur das Tageslicht sein. Früher hell und später dunkel. Das macht die 224 Kilometer in diesem Jahr aber auch nicht einfacher.

    Abwarten und Tee trinken.

    Wie heiß die Suppe bei der Ötztaler Radmarathon Premiere jetzt im Juli gegessen wird, werden wir sehen. Oder bei einem Wetterumsturz sogar kosten werden können. Und ob der Juli auch nur mit Wasser kocht oder Wasser abwirft, ist auch noch nicht abzusehen. Abwarten und Tee trinken. Etwas anderes bleibt allen TeilnehmerInnen und der Organisation nicht übrig. Auch wenn wir sie gerne hätten. Die Gewissheit. Über alles, was uns am 9. Juli einen Strich durch die Rechnung ziehen könnte. Genauso wie jedes Jahr. Nur etwas früher.

    Premiere Ötztaler Radmarathon

    Egal, wie es kommt. Man kommt nicht drumherum.

    Nicht drumherum kommen, aber rundherum fahren. Das ist der Ötzi 2023. Mit oder ohne Zusatzanstieg, entlang der Originalstrecke oder über ein oder sogar mehrere “Sattelen”. Niemand weiß es, alle würden es gerne wissen. Oft passiert es dann, wenn man nicht mehr damit rechnet. Der Ötztaler ist und bleibt ein Fragezeichen mit vielen Ausrufezeichen. Ein Doctor Jack-Hill und ein Mister-Ride. Die Sucht nach Drama und die Lust zu leiden ist ein böses Spiel.

    Ois hoib so wüd (Alles halb so wild).

    Damit können nur blutige Rookies (w/m/d) etwas anfangen. Wer den Ötztaler Radmarathon schon mindestens einmal gefahren ist, lacht hier. Obwohl es eigentlich stimmt. Denn ca. 90 der 224 Kilometer gehen bergab. Der Rest ist eben oder eben hügelig. Halb so wild, dafür aber ganz schön steil. Die Steigungsprozente werden am 9. Juli genau so nerven, wie an all den anderen Tagen im Jahr. Einzige Ausnahme sind jene Tage, an denen man nicht über Kühtai, Brenner, Jaufen oder Timmelsjoch fahren muss.

    Ötztaler Radmarathon 2023

    A geh, scheiß di ned au (Ach mach’ dir nicht ins Hemd).

    Was ist nicht alles schon über Tipps und Tricks zum erfolgreichen finishen geschrieben worden. Tipps, die begehrte Lycra-Trophäe zu ergattern. Ein Status-Symbol sein eigen zu nennen. Von der richtigen Übersetzung, die beste Ernährungsstrategie, über Taktik im Rennen, das Anstellen an den Labstationen, das Lutschen von Kematen nach Innsbruck, das Einbremsen hinauf auf den Brenner, das eigentliche Rennen ab Gastein, der Scharfrichter Timmelsjoch und natürlich das letzte senkrecht in den Himmel ragende Hindernis zur Mautstelle nach Hochgurgl. Es gibt nichts, worüber im Vorfeld oder nach dem Ötztaler Radmarathon nicht schon mindestens ein Mal geschrieben worden ist. Nichts? Fast. Mein Tipp: Scheiß di ned au! Auch nur eine Phrase, aber die ehrlichste.

    Ist der Berg auch noch so steil, a bisserl was geht allerweil.”

    Das ist es. Egal welche Phrasen auch immer am Ötzi-Wochenende fallen werden (und es werden viele fallen): Der beste Weg, ins Ziel zu kommen ist, einmal links und einmal rechts das Pedal zu drücken. Möglichst schnell und gleichmäßig hintereinander. Über einige Stunden lang hindurch. Zwischendurch ausruhen und dann gleich weiter. Wenn die Beine dann nicht mehr wollen, einfach mit dem Kopf (oder im Kopf) weiter pedalieren. Einmal links und einmal rechts. Möglichst schnell und gleichmäßig hintereinander. Denn “a bisserl was geht allerweil”.

    Wir sehen uns in Sölden.
    #ktrchts

    PS: Weitere Ötzi-Phrasen gerne in den Kommentaren.

    Wir haben neue Rennradschuhe. Eine Mann-Frau Geschichte.

    Neue Rennradschuhe

    Es gibt bekanntlich zwischen Mann und Frau einige Unterschiede. Kleine und große. Im Denken, im Handeln und vor allem im Rennradschuhe-Kaufen. Das ist bei uns nicht anders. Und so war es bei uns auch nicht anders. Der Wunsch nach neuen Rennradschuhen am Anfang war noch ziemlich paarkonform. Auch das Ergebnis am Ende, wenngleich mit unterschiedlichem Ausgang. Doch der Weg dorthin war ein diametrales Auseinanderdriften zweier Welten. Trotzdem haben wir jetzt neue Rennradschuhe. Und so ist es dazu gekommen.

    Der Wunsch nach weißen Rennradschuhen.

    Es war unser beider Wunsch, wieder einmal weiße Rennradschuhe zu fahren. Meine letzten weißen sind schon 13 Jahre alt und eigentlich weiß rot (Sidi Wire Carbon). Den Lake CX 403 habe ich nie so richtig ins Herz schließen können, weil die Innenseite schwarz war. Sie hingegen hatte auch weiße Lake. Das Model CX ist aber schon ein wenig in die Jahre gekommen. Die Schuhpflege blieb etwas auf der Strecke. Es war also unser beider Wunsch, nach einem Intermezzo bei Suplest (Model Egde3) wieder auf weiße Rennradschuhe zu setzen.

    Seit über einem Jahr trage ich schon meinem Wunschschuh mit mir mit. Es war Liebe auf den ersten Blick. Crono CR 1 – Made in Italy. Genau der musste es es werden. Und kein anderer. Fix. Ausgemacht. Doch ich war nicht bereit dafür den Listenpreis von € 360,- auszugeben. Ich musste Geduld aufbringen – was mir sehr schwergefallen ist. Und ich habe einige Möglichkeiten ausprobiert, den Schuh vergünstigt zu bekommen. Allesamt legale Wege. Vom Importeur bis hin zum Hersteller selber. Niemand hat sich meiner erbarmt. Mein Bitten und mein Betteln löste sich in Luft auf. Bis ich eines Tages im Netz das Angebot von muziker gesehen habe. Ein slowakischer “Amazon” mit einem Angebot, welches von Musikinstrumenten über Golf und anderen Sportsachen auch Radschuhe beinhaltet. Dort kostet(e) der Schuh € 259.-. Ohne Ust. noch weniger.

    Rennradschuhe von Crono
    Crono CR 1

    Wie Mann und Frau Rennradschuhe kaufen.

    Ein paar Mal hatte ich das Angebot im Warenkorb. In der Hoffnung, vielleicht doch noch erhört zu werden. Dann aber war es so weit. Ein Klick und die Schuhe waren meine. Prompt geliefert haben sie sich schnell in mein Herz geschlichen und an meine Füße geklebt. Mittlerweile haben meine neuen Lieblinge schon ein paar Kilometer auf der Sohle. Alle Indoor. Und sie schauen nicht nur gut aus, sie sitzen perfekt. Zumindest der Linke. Muss aber nicht unbedingt mit dem rechten Schuh zu tun haben. Es kann auch an meinem Fuß liegen. Ist mir nicht neu.

    Eigentlich wollte ich den Crono CR 1 auch ihr kaufen (lassen). Zum vergünstigten Preis. Ihre Größe wäre lagernd gewesen. Doch ihr gefällt der Löwe auf der Innenseite nicht. Löwe, der mir gar nicht aufgefallen wäre, wenn sie ihn nicht auf ihre “Dislike-Liste” gegeben hätte. Meine Versuche, ihr den Schuh schmackhaft zu machen, blieben alle erfolglos. Sie macht keine Kompromisse. Und eigentlich will sie keine neuen Schuhe. Denn sie hat ja die noch sehr wenig benutzten Suplest. Das hat sie mehrmals betont, nachdem sie aber doch von der Idee, neue weiße Rennradschuhe haben zu wollen, wieder und immer wieder heimgesucht wurde. In diesen Momenten klebte sie auch im Netz und suchte nach ihrer persönlichen Wunsch-Alternative. Alle von mir vorgeschlagenen Optionen wurden kategorisch abgelehnt. Alles, was nicht weiß war, fiel ihr zum Opfer. Sie macht keine Kompromisse.

    Crone Shoes Made in Italy
    Crono CR 1 Löwentatoo

    Sie weiß, dass sie weiß will.

    Da eine Farbe zu viel. Dort ein Merkmal am falschen Platz. Weiß ist eben nicht gleich weiß. Und einige weiße Rennradschuhe sind eben weißer als die anderen. Die weißesten davon sind aber leider auch die teuersten. Specialized S-Works Torch, Shimano RC9 Damen … mit € 400,- +/- keine Schnäppchen. Wer weiß will, muss bluten. Schnäppchen wie der EKOI Ultralight Carbon Weiß wurden trotz ihres Aktionspreises dankend abgelehnt. Für sie war der EKOI Carbon Weiß eben zu wenig weiß. Und mit den Exoten von Spiuk konnte sie wenig anfangen. Gleich wenig wie mit Schuhen von Scott oder Gaerne.

    Mein Latein ist selten am Ende. Vor allem dann, wenn es ums Rennrad geht. So zauberte ich dann auch noch die Fi’zi:k Ass aus dem Ärmel. “Christina fährt Fi’zi:k …” hatte sie getriggert. Fi’zi:k? Wer oder was ist das? Das Netz musste wieder dran glauben und in Windeseile wurde alles gestalkt, was mit Fi’zi:k zu tun hatte. Facebook, Instagram und Google wurden, durchforstet. Und am Ende stand ihr Wunschschuh ganz oben. Ein neuer, weißer Rennradschuh. So weiß, dass es weißer nicht geht.

    Fizik Rennradschuhe
    Fi’zi:k Tempo Decos Carbon

    Danach ging es relativ schnell. Preis ok. Fuß vermessen (ja so etwas mache ich immer noch), Größentabelle studieren, kurz beraten (besser etwas größer als, nachher zu klein) und schon war er bestellt. Eigentlich wollte sie zwei Größen bestellen. Gewohnheit. Man könne ja eine zurückschicken. Ich musste ihr erklären, dass bike24 nicht Zalando sei und dass man bei bike24 zwei Größen bezahlen muss, wenn man zwei Größen bestellt. Nach ein paar Tagen, waren die Schuhe (1 Paar) da.

    Und dann war da noch die Sache mit den Schuhplatten.

    Noch hat der Fi’zi:k keine Kurbelumdrehung hinter sich. Denn sie wolle die Schuhe erst einmal stehen lassen und sie anschauen. Auch hat sie noch keine Cleats. Ich wollte ihr die Garmin Cleats empfehlen. Ich verwende diese seit ich die Vector Pedale habe, weil sie im Vergleich zu den Look Schuhplatten länger leben. Zumindest bei mir. Seit ewig verwende ich dabei die roten (auch bei Look). Sie verwendete bisher die grauen. Die grauen sind bei Garmin aber jene ohne Bewegungsfreiheit. Ich schlage ihr deshalb die roten Garmin Schuhplatten vor. Diese will sie nicht. Nicht wegen der erhöhten Bewegungsfreiheit, sondern weil sie rot sind. Und rot passt nicht zu weiß. Es muss grau sein. Also Look. Also weniger Bewegungsfreiheit. Nur der Ordnung halber und fürs Protokoll. Es geht ja darum, wie Mann und Frau sich um neue Rennradschuhe kümmern. Ich so, sie eben anders.

    Pedalplatten Rennradschuhe
    Garmin und Look Schuhplatten

    Montiert sind ihre neuen Cleats noch nicht. Aktuell ruhen die Schuhe ja. Und wenn man die Cleats montiert, kann man die Schuhe ja nicht mehr zurückschicken. Aber warum zurückschicken? Sind Sie vielleicht doch nicht weiß genug?

    Fi’zi:k vs Crono.

    Sowohl Fi’zi:k als auch Crono sind Made in Italy. Wobei Crono sogar mit Handmade in Italy wirbt. Kann unabhängig nicht überprüft werden. Vielleicht statte ich Crono Shoes am Weg nach Cesenatico oder zum Monte Grappa einen Besuch ab. Es wäre die Gelegenheit, einen Schönheitsfehler beim Schuh zu reklamieren. Handmade in Italy hat ein wenig gepatzt. Nicht schlimm, sollte und darf aber nicht sein. Auf den Einsatz draußen bin ich schon gespannt. Wie schon geschrieben, habe ich den Schuh Indoor (Zwift) ausgiebig mit mehreren unterschiedlichen Setups getestet. Mit Orignalsohle, mit Solestar BLK und Solestar Kontrol. Dazu habe ich noch ein paar Cleat-Einstellungen ausprobiert. Den ersten 100er hat der Schuh auch schon hinter sich. Beim Vätternrundan Group Ride der Swedish Zwift Riders (SZW). Und das erste Rennen. Etappe 1 bei der Tour de Watopia 2023.

    Die Verarbeitung des Fi’zi:k Schuhes (Model Tempo Decos Carbon) scheint auf alle Fälle ideenreicher zu sein. Mit gefällt die Verstärkung im Frontbereich ausgesprochen gut. Denn beim Einklicken in die Pedale, ist das jene Stelle vom gesamten Schuh, die das meiste Fett abbekommt. Chapeau Fi’zi:k. Auch der Hinweis, dass man Schuhe nur am Teppich probieren soll, ergibt Sinn. Mehr zum Schuh selbst, werde ich hoffentlich in Erfahrung bringen, wenn sie ihn gefahren ist und nicht zurückgeschickt hat.


    Auf alle Fälle haben wir beide jetzt neue Rennradschuhe. Traumhaft. Oder?

    #ktrchts

    PS: Beide Schuhe wurden regulär im Handel gekauft. Vergünstigt zu Preisen, die allen zugänglich sind.