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Der Radsporttreff – die Frühjahrsklassiker in und rund um Wien

Der Radsporttreff

Vorweg das Wesentliche. Ein anerkennendes Chapeau für Bernhard Krisch, Chef und Initiator von „Der Radsporttreff“. Für seine Idee, sein Engagement und seine Organisation. Der Radsporttreff ist mit 1.200 Mitgliedern, neben dem VICC, eine der aktivsten Facebook Rennradgruppen in und rund um Wien. Aktiv deshalb, weil nach der Sommerliga 2016, der Winterliga 2017 bereits die Dritte „Challenge“ ins Leben gerufen worden ist. „Die Frühjahrsklassiker“ – in Hommage an die berühmten Profi-Rennen in Italien, Frankreich und Belgien.

Der Radsporttreff – Nomen es Omen.

Was die Profis können, kann der Radsporttreff besser. Viel besser. Steile Anstiege, Kopfsteinpflaster, Rundkurse und lange Etappen. Ein Mix an Ausdauer, Schnelligkeit und vor allem Durchhaltevermögen. Eigenschaften, die den Teilnehmern der Frühjahrsklassiker abverlangt wurden. Sie wurden aufgefordert, ganz bestimmte Strava Segmente zu fahren und sie wurden dabei ordentlich gefordert. Als Einzelfahrer und Teamfahrer. Für eine Einzelwertung und eine Teamwertung. Wochenwertung und Gesamtwertung. Ganz schön viel Aufwand. Den Kommentaren nach, hat es den meisten sogar sehr viel Spass gemacht.

Die fünf Wochen sind jetzt vergangen. Es war eine geile Challenge. Eine Erfahrung, die ich persönlich nicht missen möchte. Dank der ausgeklügelten Segmentewahl bin ich in und rund um Wien zu neuen, sehr interessanten Streckenabschnitten gekommen, die ich allein wohl nie im Leben gefunden hätte. Ehrlich gesagt, habe ich sie so auch schwer gefunden. Es war für mich als Nicht-Ortskundiger schon eine Challenge per sè, diese Segmente-Schnitzeljagd erfolgreich zu beenden. Ohne das Schicksal eines Ötzis zu erleben. „Killer Hill mit Anlauf“, „Hühnersteig“, „Reisenberg“, um nur ein paar der Letzten zu nennen.

Schön der Reihe nach.

Angefangen hat alles mit einer ganz persönlichen „Mailand – Sanremo“. Die Herausforderung war, 300 km an Stück zu fahren. Ganze 25 Teilnehmer haben sich das sogar angetan. Für einige war es eine Premiere. Nicht über die 300 km. Nein, sogar über die 100 und 200 km am Stück am Weg zu den 300 km. Gruppendynamik wirkt. Mit Dramen, die nur der Rennradsport schreiben kann. Challenge ist Challenge.

In Woche zwei gab es zwei Rundkurse und ein erstes Kennenlernen perfider Kopfsteinpflaster – dort wo normalerweise die Heurigenbesucher ihr Unwesen treiben. Die Rundkurse mit knapp 10 km Länge gespickt mit Abfahrten und Anstiegen. Laktatgemetzel für diejenigen, die sich jetzt schon Chancen auf die Gesamtwertung ausrechnen durften. Und schon purzelten die QOM’s und KOM’s. Auch dank taktischer Glanzleistungen perfekt eingefahrener Teams. Ehrgeiz ist Ehrgeiz.

Radfahren als Puzzlespiel. In Etappen in den Olymp.

Die dritte Woche war ein Kopfsteinpflasterremake Marke Hollywood. Und eine logistische Herausforderung. Südlich, westlich und nördlich von Wien musste das gefahren, was von Wind, Wetter und Gravitation erschwert werden würde. Ein klarer Fall für meinen Crosser. Mein geliebtes Rennrad wäre mir nicht nur in der „Hölle des Ostens“ zu schade gewesen. Am Ende waren es interessante Intervalle. Gerüttelt und geschüttelt. Es war auch die Erkenntnis, dass eine Straßenbrücke über eine Eisenbahntrasse in der flachsten Gegend des östlichen Flachlandes ganz schön steil sein kann. Flach ist nicht flach und Wind ist auch bergig.

Der Radsporttreff

Steil. Steiler. Der Radsporttreff.

In Woche vier wurde zum Drüberstreuen auf Altbewährtes zurückgegriffen. Möglichst viele Kilometer am Stück (längste Ausfahrt) und möglichst viele Höhenmeter galt es zu zählen. Ein gefundenes Fressen für die. Ja, genau die. Jene dich ich meine. Namen sind der Redaktion bekannt. Spätestens jetzt trennte sich die Spreu vom Weizen. Der Ehrgeiz vom Spass. Die 1.000 km Wochenmarke wurde knapp nicht erreicht. Von Berufstätigen. Das sagt viel mehr aus, als man vermuten könnte. Alles oder nichts. Dass ich genau in dieser Woche in Istrien verweilte und es nicht einmal in die Top 5 geschafft habe, gab mir zu denken. Besessen ist besessen.

Der Radsporttreff

Kilometer und Höhenmeter zählen.

Zum krönenden Abschluss Woche fünf. Das Tüpfelchen auf dem i. Das Sahnehäubchen. Die Killeranstiege.

Alles hat ein Ende. Auch die Frühjahrsklassiker.

Fünf Segmente, die allesamt für den Radverkehr ungeeignet sind. Ein Déjà-vu mit Istrien. Dazu noch ein Wintereinbruch mit Schnee und Eis in Wien. Ende April. Perfekter hätten es die Dramaturgen nicht inszenieren können. Nervosität in jeder Muskelfaser. Eine Verlängerung aus Sicherheitsgründen um ein paar Tage löste fast eine Ehekrise aus. Spass war einmal. Jetzt ging es um die goldene Ananas. Wieder einmal mussten die QOM’s und KOM’s daran glauben. Manchen wuchsen die Flügel oder die Motoren. Ewige Rekorde wurden pulverisiert. Der Hühnersteig, der Killer Hill mit Anlauf oder der Bisamberg bekamen neue HerrscherInnen.

Es war spannend und es war mir eine Ehre, Teil dieser „Bewegung“ sein zu dürfen. Meine tiefe Verneigung vor allen, die mitgemacht haben und jenen, die das ermöglicht haben. Wahre Königinnen und Könige braucht das Land. Wahre Königinnen und Könige braucht der Radsport.

ktrchts

PS: Falls wer Bekannte, Freunde, Eltern, Geliebte oder Anderes während der 5 Wochen verloren haben sollte, hier die Vermisstenliste.

 

 

Suffer score. Eine episch harte Tour.

suffer score

Was für ein Tag. Was für ein suffer score. 323 (in Worten dreihundertdreiundzwanzig) – ein episches Ergebnis. DerRadsporttreff hatte mich gerufen und ich bin wieder einmal diesem Ruf gefolgt. Nach der Sommerliga 2016, der Winterliega 2017, sind es dieses Mal die Frühjahrsklassiker. Fünf Etappen. Fünf Herausfoderungen in Anlehnung an Mailand – Sanremo, Flandern Rundfahrt, Paris – Roubaix, Amstel Gold Race und Lüttich – Bastogne – Lüttich. Lange Ausfahrten, Rundkurse, giftige Anstiege, Kopfsteinplaster – ein Hauch von internationalem Radsport in Wien.

Quäl dich bis zum epischen suffer score.

„Etappe 1. Ausschließlich die längste Aktivität zählt – maximal 300 km!“ Genau meins. Aber nicht schon wieder. Bin ich doch bereits am 27.1. bei der 24Stunden Burgenland Extrem Tour elends lange 334 km gefahren. Als Teamkapitän von #lookprogoslow konnte ich aber nicht kneifen. Also doch. Wieder. 300 km. An einem Tag. Einen ganz bestimmten. Bei einem Zeitfenster von einer Woche und vielen Terminen, musste ich alles auf eine Karte setzen . Und Glück haben. Wetterglück.

Schnell war eine Route mittels bikemap.net erstellt. Die Vorgaben: Möglichst weit wegfahren, um dann wieder möglichst weit zurückfahren zu müssen. Innerhalb der 12 Stunden Licht, die ein 21. März erlaubt. 300 km in 12 Stunden = 25 km/h Schnitt. So der Plan. Sollte sich ausgehen.

Wie jede Rennradausfahrt begann auch diese 300 km Reise bei Null. Und genau diese Null schreckte mich dieses Mal richtig ab. So wie die 1, die 2, die 3 und jeder andere Kilometer bis ca km 290. War ich doch allein unterwegs. Vom Start weg durfte mein Kopf nur rechnen. Meine Gedanken waren zwischen Zeit und Entfernung verloren. Ich hatte Raureif, ich hatte Gegenwind – viel Gegenwind, ich hatte Schneereste, ich hatte Hitze, ich hatte Hunger, ich hatte Langweile, ich hatte Hochs, ich hatte Tiefs, ich hatte Motivationslöcher. Und nach 10h und 40min hatte ich einen epischen soffer score.

Es war also hart. Strava amtlich hart. Für meine Beine, für meinen Hintern, für meine Arme, für meinen Rücken und für mein Hirn. Aber dank des gruppendynamischen Einflusses habe ich das einzig Richtige getan. Ich bin maximal 300 km gefahren. So wie von mir erwartet.

ktrchts

PS: Statt des 25er Schnitt, hatte ich einen 28er Schnitt. Leicht Anzeichen von Frühform.