La ketterechts hat den Winter überlebt. Den ersten. Den weniger strengen. Denn aktuell ist es kälter als zu Weihnachten und im Jänner. Eigentlich kälter als den ganzen Winter zusammen. Kurz vor Frühlingsbeginn zeigt sich Väterchen Frost noch einmal von seiner ungemütlichen Seite. Kalte Füße sind immer noch nicht auszuschließen. Ihre zarten Füße. Die Eisprinzessin am Rennrad will in den Süden. Dabei hat sie sich in den letzten Monaten mehr als tapfer geschlagen und ihre Angst vor dem Winter überwunden. Für den Italiener kein unwesentlicher Teilerfolg. Teilerfolg, der ihn ein klein bisschen stolz macht.
Radfahren in einer anderen Liga. Der Winterliga.
Eigentlich wollte la ketterechts gar nicht mitfahren. Bei der Winterliga. Eine vom Radsporttreff initiierte Challenge. Im Hochwinter ganze sechs Wochen lang möglichst viele Kilometer und Höhenmeter abzustrampeln. Idealerweise Outdoor. Egal wie und egal wo. Hauptsache weit und hoch. Eigentlich. Denn eigentlich ist bei la ketterechts einmal so und dann wieder anders. Also hat sie sich zuerst angemeldet, um gleich nach der ersten Ausfahrt Anfang Dezember ihr Vorhaben samt Rad an den Nagel zu hängen. Zu kalt. Viel zu nass. Und dazu noch ungemütlich. Und die anderen sind irgendwo auf Gran Canaria. Das ist gemein und nicht fair. Helm schütteln beim Italiener. Weil Regeln sind Regeln und eigentlich geht es um die goldene Ananas.
Der Tag danach – la ketterechts hatte wieder ihre Standard-Durchblutung, ging es erst richtig los. Ja. Nein. Vielleicht ja. Eventuell nein. Vor und nach dem Blick aus dem Fenster und dem obligaten Gang auf die Terasse. Fror der ausgestreckte Finger nicht ein, standen die Chancen gut, dass sie aufs Rad steigen würde.
Kalte Füße sind ein Zeichen von starkem Willen.
Vor jeder Ausfahrt galt es viele Fragen zu klären. Allen voran die Frage der richtigen Bekleidung. Der Winter Bekleidung. Der Shop des Italieners war ihr Kleiderkasten, aus dem sich la ketterechts bedienen durfte. Rennradbekleidung direkt frei Haus. Ein Luxus. Und ein Gradmesser. Ist ihr warm, dann passt die Qualität. Und es war ihr warm. Warm genug, um den Winter durchzufahren. Nach zögerlichem Beginn steigerte sich la ketterechts enorm. Am Ende war es Platz zwei bei den Damen in der Gesamtwertung der Winterliga. Bis dahin viele Wochen Diskussion. Ganz genau. Ja. Nein. Vielleicht ja. Eventuell nein. Wohin. Wie lange. Und ab da noch weitere Wochen Diskussion. Bis heute. Rennrad oder Crosser. Merino Handschuhe oder Windstopper. „Ich will maximal 50 km fahren“ sagte sie immer. Und dann waren es immer mehr. Einmal sogar knapp 120 km. Rund um den Neusiedler Seel. Trotz kalter Füße.
Der Ehrgeiz hatte sie gepackt. Was der Italiener nie für möglich gehalten hätte. La ketterechts fuhr sogar bei Regen. Freiwillig. Nicht ganz. Seine Wahl der Route war Schuld. Und sie sein Passagier. Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Wasser von oben und von unten. Sicht null. Sie hatte keine Wahl und musste ihm folgen. Tiefgefroren. Am Ende der Tour durfte der Italiener sie von Helm, Brillen, Radjacke und Radschuhe befreien. Sie konnte nicht. Kalte Füße sind ein Zeichen von starkem Willen.
Radfahren im Winter macht Spass.
Der Winter hat Spuren hinterlassen. Bleibende Eindrücke an der Radbkleidung und an den Rädern selber. Spürbare und spülbare Flecken vom Kopf bis zu den Zehen. Schmutzige Erinnerungen, die sich in einem Kübel mit heißem Wasser aufgelöst haben. Die Waschmaschine im Dauereinsatz, der Teekocher zur Reanimation stets bereit. Die Couch als Belohnung und die Decke als Unterschlupf. Radfahren im Winter macht Spass.
Jetzt muss la ketterechts nur noch das letzte Aufbäumen des Winters überstehen. Dann kommt ihre Zeit. Die Zeit, wo die Frage der richtigen Rennradbekleidung noch komplexer wird. Es gibt in seinem Shop und in ihrem Kleiderkasten so viele schöne Trikots und Hosen.
ktrchts
PS: Über ihre Winterliga und ihre Strava-Analysen der Mitfahrerinnen wird es noch einen gesonderten Beitrag geben.