Am Neusiedlersee flirtet am 23. Jänner 2025 wieder der Frost mit dem blanken Wahnsinn. 224 Meilen. Dreimal um den Neusiedlersee. Ultracycling im Winter. Das sind 360 Kilometer – mitten in die kälteste Zeit des Jahres. Kein Toskana-Sonne-Bolzen, sondern Eiszeit-Kurbelschinderei: Die Finger taub, die Zehen gefühlt auf einem meditativen Eiskissen ruhend. Und der Körper steif wie eine Hainbuche zu ihren besten Zeiten. Und doch – irgendwas in dir schreit: Mach es! Es wartet die Herausforderung, die selbst den härtesten Winterradlern Respekt abnötigt. Drei Runden, die dir einiges lehren. Nicht nur über deine körperliche und mentale Stärke, sondern auch über die dunklen Seiten deines inneren Schweinehundes. Zwischen dir und dem Olymp nur noch sieben Hauptlaster, die dich daran hindern werden, extrem zu sein. Bis zum Ende. Und darüber hinaus. Sei gewappnet.
Die Lust (Luxuria)
Die ersten 75 Meilen – pure Euphorie. Du fühlst dich wie der Held in deinem persönlichen Actionfilm: Schnee staubt, Reifen singen, und dein Ego feiert eine Party. Aber Vorsicht – die Lust auf Geschwindigkeit ist wie eine heiße Affäre: kurzweilig und gefährlich. Ein Hauch Eis und Bäm, du küsst den Boden. Immer schön Piano, rät deine innere Stimme. Doch wer hört schon bei so viel Spaß darauf?
Der Zorn (Ira)
Runde zwei. Willkommen in der Hölle. Der Wind ist dein Feind, die Kälte dein Folterknecht – und du? Ein fluchender Gladiator. „Warum mache ich das?!“, schreit dein Inneres, während du in den Sturm hineintrittst. So what! Du machst dies freiwillig und du bezahlst sogar dafür. Dein Gegner ist also nicht der Winter. Es bist du selbst. Und plötzlich, zwischen Flüchen und schmerzenden Oberschenkeln, verstehst du: Zorn schmilzt, wenn du weiterfährst.
Der Stolz (Superbia)
Letzte Runde. Die Krone gehört dir. Du bist der Champion – in deinem Kopf. Aber Stolz ist wie Glatteis: Ein falscher Schritt, und die Realität knallt dir ins Gesicht. Lobe nicht die Nacht vor der Ziellinie. Diese Runde ist kein Triumphzug. Es ist eine Lektion. In Demut. Und darin, wie hart der Boden unter Schnee sein kann.
Die Völlerei (Gula)
Dein unersättlicher Appetit nach Energy-Riegeln. Du weißt, der nächste könnte der eine zu viel sein oder der Letzte. Aber es ist Winter. Und Winter ist Hunger. Auch wenn dein Magen bereits rebelliert und deine Verdauung auf Stur geschaltet hat: Deine Völlerei ist real – und klebt am Ende wie Power-Gel an deiner Seele.
Der Neid (Invidia)
E-Biker überholen dich mit einem Grinsen. Ihr Lächeln ist wie Salz in deinen eiskalten Wunden. Aber du weißt: Kein Akku der Welt kann die Befriedigung ersetzen, die kommt, wenn du aus eigener Kraft durchs Ziel rollst.
Die Faulheit (Acedia)
Zwei Runden vorbei. Das warme Oggauer Gemeindeamt lacht dir entgegen. Oder dein in unmittelbarer Nähe geparktes Auto. Und der Gedanke an Sitzheizung wird zur Sirene, die dich ans Ufer deiner Komfortzone locken will. Doch du bist stärker – oder?
Die Habgier (Avaritia)
Vier Runden statt drei? Nur für die Statistik? Die Habgier flüstert verführerisch. Aber halt! 224 Meilen sind mehr als genug. Gier frisst Hirn. Also hör auf deine Erfahrung – und schließe ab. Mit Stolz, nicht mit Übermut.
Fazit
Der Neusiedlersee im Winter ist kein Radrennen. Es ist eine Reise zu dir selbst. Ein Tanz mit den Extremen. 224 Meilen, drei Runden und sieben tödliche Hindernisse. Am Ende? Bist du entweder gebrochen – oder unbesiegbar. Mit rotgefrorenen Wangen und einem Herz, das stärker schlägt als je zuvor. Also: Helm auf, Gänsehaut an und rauf aufs Rad.
Zeig der Kälte, wer hier wirklich cool ist.
#ktrchts aka Cristian Gemmato
Offizieller Allwetter-Radler und selbsternannter Sünden-Bändiger
www.dieketterechts.com | www.machurlaubfahrrennrad.com
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