Schlagwort: Mixed Heros

King and Queen of the Lake

King and Queen of the Lake

Endlich hat die Warterei ein Ende. Wir stehen einander dich gedrängt vor den Treppen hinauf zur Startrampe. Das Team vor uns ist bereits gestartet. Wir haben jetzt noch genau 15 Sekunden Zeit unsere Rennräder zu hieven, uns nebeneinander aufzustellen, festgehalten zu werden und einzuklicken. Wir wackeln. Unser Blick ist nach vorne gerichtet. Der Countdown läuft. Noch 5 Sekunden. Dann drei, zwei, eins … und los geht das Abenteuer King and Queen of the Lake. Bettina, Irena, Jacqueline und ich machen uns auf die 48 Kilometer lange Reise rund um den Attersee. Mixed Heros by ktrchts on fire. Wie schon 2023 sind wir in spezielles Mixed-Team. Drei Frauen und meine Wenigkeit.

Der Grund ist gleich geblieben. Mixed Heros sind mein persönlicher Beitrag für mehr Frauen im (Renn)Radsport. Schnuppern, Spass haben, die Atmosphäre aufsaugen, Adrenalin spüren und die eigene sportliche Komfortzone verlassen. Das alles stand in der Ausschreibung und in der Partnersuche. Am Ende fiel die Wahl auf drei zu bekehrende Triathletinnen. Zwei davon, fahren erst seit zwei Jahren Rennrad.

Die Laktat-Party des Jahres.

King and Queen of the Lake ist und bleibt die Laktat-Party des Jahres. 2024 wollten 1400 RennradfahrerInnen am Attersee freiwillig an ihre Grenzen gehen und die Leiden eines Einzelzeit- oder Mannschaftszeitfahrens masochistisch ertragen. Die Titel King und Queen of the Lake sind im Amateursport und bei der Elite äußerst begehrt. Ja, es geht um (nicht wenig) Preisgeld, aber noch mehr um Ruhm und Ehre. Ballern für das persönliche Ego. Es zu streicheln und aufzuladen. Die eine Stunde ist längst schon kein Maßstab mehr. Nicht für die schnellsten Damen und Herren. Olympiasiegerinnen inklusive. Und dann kommen noch all die anderen. Einzeln oder im Team. Mit Rennrad oder Zeitfahrrad. Sie wollen so schnell wie möglich ins Ziel kommen. Wie wir. Ohne Übung und ohne vorher gemeinsam gefahren zu sein. Challenge accepted.

Die Mischung hätte nicht bunter sein können. Felgenbremsen, SPD-Dual Pedale mit Rückstrahler, MTB Schuhe, Holzrahmen, Langstreckenrennrad, Visierhelm, Triathlonschuhe … wir hatten alles dabei, was nicht zu einem Einzelzeitfahren gehören sollte. Bekanntlich zählen zu Glück der Wille und die Beine. Nicht das Material. Oder doch? Wir waren auf alle Fälle bereit. So bereit, dass wir fast die Zeit übersehen hätten und unsere Startzeit. Schnell noch Trikotausgabe, weil der richtige Style unmittelbar nach dem Willen kommt. Dann ein gemeinsames Einfahren. Es galt in Rekordzeit herauszufinden, welche Reisegeschwindigkeit die ideale Strategie hätte sein können. Heimliche Computersimulationen hatten in der Theorie eine Endzeit von ungefähr 1h25min errechnet. Dieses Ziel wurde auch vor dem Start ausgegeben.

Die Letzten werden die Letzten sein.

Der wohl genialste Spruch, den ich in letzter Zeit gehört habe. Copyright by Bettina. Die Zielvorgabe war klar. Die Strategie weniger. Umso mehr wir uns damit beschäftigten, umso exponentieller stieg die Nervosität und die Verwirrung. Viele Fragen, noch mehr Antworten. Das konnte nicht gut gehen. Am Ende einigten wir uns auf ein gemeinsames Wegfahren und (hoffentlich) ein gemeinsames Ankommen. Einer für alle, alle hinter einen.

Ein Mannschaftszeitfahren ist kompliziert. Das merkten wir schnell. Schnell kann man auch vieles falsch machen. Auch wenn es richtig war, zu Beginn Tempo zu machen – es ist ja schließlich ein Rennen, war unser Tempo (mein Tempo) anfangs vielleicht zu hoch. Wir „ballerten“ mit fast 40 km/h die ersten Kilometer dahin. Strava Segmente lügen nicht. Teilzeiten auch nicht. In meinem „Rückspiegel“ lachende Gesichter. Zumindest jenes von Bettina, die unmittelbar hinter mir fuhr. Adrenalin dürfte gewirkt haben. Wer bei so einer Geschwindigkeitspremiere lachen kann, dem kann es nicht schlecht gehen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Gleichzeitig kamen mir Zweifel auf, ob ich (ja ich!) es in dieser Form so durchdrücken hätte können. Nur keine Müdigkeit vortäuschen.

Die ersten „Schupfer“ näherten sich und die Homogenität der Mixed Heros bröckelte. Zurecht. Schnell wurde vom Racemode in den Genussmode geswitcht. Die Stimmung schwankte zwischen tief Luft holen, keuchen, beißen und tratschen. Während die Zeit lief. Und weiter lief. Inzwischen hatten uns einige Teams überholt. Aufbauend für uns war, dass viele davon nur mehr zu Dritt waren und wir sogar einen „Zurückgelassenen“ überholen konnte. Überholen! Die Moral war gestärkt.

Einer für alle, alle hinter einen.

Dann waren es noch 5 Kilometer. Buchberg und Litzlberg mussten noch „überlebt“ werden, ehe sich die erlösende Rechtskurve über die Ager Richtung Zielgerade näherte. Zeit, sich die Lorbeeren und den Applaus des Publikums zu holen. Als Gentleman ließ ich die Queens nach vor. In Nachhinein hätte ich ihnen noch sagen müssen, wo die Ziellinie ist und dass man danach bremsen sollte. Sorry dafür. Ende gut, alles gut. Mittendrin, statt nur daheim. 1h23min, knapp 34 km/h Schnitt. Mission accomplished. Punktlandung. Ein Bad an Emotionen. Der King and Queen of the Lake hat neue Fans. Und jede hat neue persönliche Rekorde. Schnellste 10 Meilen, 20, 30 und 40 Kilometer, Durchschnittsgeschwindigkeit, Höchstgeschwindigkeit … Ein positiver und erfreulicher Kollateralschaden. Es wurde Blut geleckt. Rennrad fahren ist zum Radrennen fahren geworden.

Die Nachbesprechung mit Schupfnudeln, Kaiserschmarrn und Klimt-Burger war auch eine Hommage an das Event. Danke an das OK-Team und allen freiwilligen Helfern und Supportern. Wie immer genial. Sogar das Wetter. Auch für mich war es ein perfektes Wochenende. Es war mir eine Ehre und große Freude als Windschattenspender dabei gewesen zu sein. Wir sehen uns 2025 hoffentlich wieder. Bewerbungen ab sofort möglich.

#ktrchts

King of the Lake Ergebnisse

King of the Lake Foto

Windschattenspenden

King of the Lake Rückblick.

King of the Lake Rückblick

Premiere gelungen. Eigentlich wäre damit schon alles gesagt. Ein knackiger King of the Lake Rückblick. Der Plan, dieses Jahr mit drei Damen ins Rennen zu gehen, ist voll aufgegangen. Mittendrin, statt nur daheim. Wie jedes Jahr, wenn sich am Attersee das Who is Who unter den Laktatjunkies mit Vorliebe für den Unterlenker treffen, um sich auf der 47 Kilometer langen Uferstraße im Uhrzeigersinn so schnell wie möglich einmal um den See zu drehen. Wenn der Radsportverein Atterbiker rund um Ok-Leiter und Obmann Erwin Mayer samt Team ruft, ist Widerstand zwecklos. Und das bereits zum 13. Mal. Die Krönung am Attersee zum King und zur Queen of the Lake ist und bleibt der absolute Ritterschlag.

Die Geschichte dreier Damen und eines Herren.

Es war kurz vor 10 Uhr. Martina schrieb in die Gruppe, dass das Café Klimt noch geschlossen sei. Wir haben es aber trotzdem beim Treffpunkt belassen. Das geplante Blind Date (dank Social Media nicht ganz so blind) fand am Parkplatz statt. Martina, Stefanie und Vanessa sahen sich zum ersten Mal. Vor ihnen ungewisse Stunden. Alle drei wurden auserwählt, mit mir eine flotte Runde um den Attersee zu drehen. Mixed Heros by ktrchts der Titel des ausgeschriebenen Abenteuers unter der Sonne des Salzkammerguts. Die Damen waren gespannt, vielleicht nervös. Ich verteilte noch schnell feinsten Zwirn. Wir wollten nicht nur schnell sein, sondern auch gut aussehen. Die Startnummern, das Startergeschenk, den Zeitnehmchip und je zwei Kabelbinder gab es obendrauf. „Bitte beim Befestigen darauf achten, dass die Speichen nicht mit befestigt werden.“ Ein Wink, ein Rat, ein Schmäh. Nicht umsonst. Abgang. Für das Team gab es noch einen letzten Freigang. Wir sollten uns um 12 zum Einfahren wieder zusammenfinden.

Dann wurde es langsam immer ernster. Neben einem allerersten Miteinander-Fahren gab es auch taktische Besprechungen. Ich habe zuerst vorgeschlagen, dass wir uns abwechseln. Ganz nach Protokoll. Dann aber vorsichtig und leise auch die Idee ins Spiel gebracht, auf der ganzen Runde im Wind zu fahren. Als Windschattenspender. Eigentlich hätte ich mir für diesen Plan Gegenwehr erwartet. Diese blieb aber aus. Unsere Renntaktik war also beschlossen. Auf einen Schwur haben wir verzichtet. Dass wir alle gemeinsam ins Ziel kommen wollten, stand für mich nie außer Frage. Nur nach Vorweisen eines ärztlichen Attests, hätte ich eine Dame widerwillig zurückgelassen.

Start beim King of the Lake

Mit Teamgeist das Laktat verstoffwechseln.

Die Sache mit den Kabelbindern hatten wir dann auch gelöst. Der Hinweis war nicht umsonst. Gut, dass ich schon 8 Mal beim King of the Lake gewesen bin. Erfahrung ist alles. Dann war noch das Thema Startrampe. Für jene, die da noch nie losgelassen worden sind, fühlt sich das Halten irgendwie schief an. „Du musst dich zu 100 % in die Hände eines Mannes fallen lassen“. Ja, die Funktion des Starthelfers ist beim King of the Lake noch fest in männlicher Hand. „Es ist aber keine Schande, einen Fuß am Boden zu lassen und dann später einzuklicken. Die ersten paar hundert Meter hat man noch Zeit. Da passiert nicht viel“ Drei, zwei, eins … wir wurden losgelassen und unserem Schicksal, unserer Renntaktik, übergeben.

Schnell ging es den ersten Hügel hinauf. Zeit, sich zu formieren. Anschnallen, Zug fährt ab. Die ersten Kilometer, wie aus dem Lehrbuch. Dann erste kleine Systemstörungen, die uns gezwungen haben, das Tempo leicht anzupassen. Um uns bergauf nicht ganz aufzulösen. Erste Teams begannen zu diesem Zeitpunkt schon an uns vorbeizufahren. Schöne Grüße an dieser Stelle an Stefanie (@la_pedalera) und Mario (@el_pedalero) vom Team Radl-Eck Racing. Es war ein kurzes Vergnügen. Vom Team BOA Ladies hingegen habe ich mir einen entscheidenden Move abgeschaut. Learning by pedaling. Man lernt nie aus.

Ein Rennraddrama in mehreren Akten.

Der King of the Lake ist ein Rennraddrama in mehreren Akten. Ohne Pause dazwischen. Die Gefühlswelt, eine Achterbahn. Das Drehbuch, kaum einzuhalten. Improvisation ist gefragt. Und wenn’s nicht mehr läuft, muss es trotzdem laufen. Mit fremder Hilfe. Gemeinsam wegfahren und gemeinsam ankommen. So gab es ab den ersten nennenswerten Anstiegen nach Weißenbach am Attersee Schubkraft und eine helfende Hand. Dazu ein Erfolgserlebnis. Wir konnten nach 21 Kilometern ein Team überholen. Und das bergauf. Die Hälfte war geschafft. Jetzt nur noch Gegenwind und ein paar Hügel.

Wie immer wird es am westlichen Ufer des Attersees eng. Teilweise vermischen sich die Teams untereinander. Formationen lösen sich auf. Es herrscht leichtes Chaos. Wer fährt jetzt mit wem und wo sind die anderen? Fragen über Fragen. Auch begegnet man hier „Zurückgelassene“ anderer Teams. Wir hingegen setzten auf maximalen Schub. Auch in der Ebene. Mit veränderter Formation gings über den Buchberg, den Litzlberg und auch über den letzten Schubser vor dem Tiefflug ins Ziel. Gute Teamarbeit hilft, Laktat besser zu verstoffwechseln und Grenzen zu verschieben.

Teamarbeit beim King of the Lake

Alles schreit nach Wiederholung.

Es darf ein bisschen Spass machen und es wird ein bisschen weh tun. Oder habe ich es anders formuliert? Es darf ein bisschen weh tun und es wird ein bisschen Spass machen. Egal. Ende gut und alle im Ziel. Die Geschichte dreier Damen und einem Herren hatte das Happy End. Mit knapp 35 km/h Schnitt auch ziemlich flott. Eine Premiere im King of the Lake Rückblick. Zuerst zusammengewürfelt und am Ende zusammengeschweißt. Der King of the Lake hat neue Fans gewonnen.

Dieses Event zieht dich in seinen Bann. Es reißt dich mit. Fordert dich heraus. Nimmst du die Herausforderung an, lässt es dich fliegen. Der King of the Lake macht dich stark, wenn du dich seiner physikalischen Kraft stellst. Vanessa hätte es nicht besser zusammenfassen können. „Feet in the pedals – head in the clouds.“

Alles schreit nach Wiederholung. Schauen wir einmal. 2024 wird es hoffentlich einen weiteren King of the Lake geben. Irgendwann im September. Davor wird es heiß hergehen, wenn es wieder heißt, Anmeldungen geöffnet.

#ktrchts

PS: Danke an dieser Stelle an Martina, Stefanie und Vanessa fürs Dabeisein und fürs Mitfahren.