Endlich nicht schon wieder Ötztaler Radmarathon. Diesmal war das Warten aber viel kürzer. 10 Monate nach der letzten Ausgabe, geht der 42. Ötztaler Radmarathon dieses Jahr bereits im Juli über die vier bekannten und gefürchteten Pässe Kühtai, Brenner, Jaufen und Timmelsjoch. Der Mythos Ötzi platzt mitten in den Hochsommer und ist für alle eine Ötztaler Radmarathon Premiere am ungewohnten Termin 9. Juli. Ein gefundenes Fressen für das Ötzi-Phrasenschwein.
Die Ötzi-Karten neu gemischt.
Ganz egal wie besser oder schlechter der Anfang Juli im Vergleich zu Ende August sein wird. Die Karten werden neu gemischt. Und das, obwohl alles beim Alten bleiben wird. Das Murren über das Wetter, das Raunzen über die eigene Form, die Suche nach dem Last-Minute-Wunder-Dings (Einnahme oral, rektal, nasal – ganz egal), die ewige Diskussion über banale Dinge, das unkontrollierte Shoppen auf der Expo, das Suchen nach einem freien Tisch zum abendlichen Carboloading, die Handgriffe der Mavic-Profis an Schaltung und Rennrad sowie die natürliche Angst vor dem nassen und feuchten Morgengrauen. Anders wird nur das Tageslicht sein. Früher hell und später dunkel. Das macht die 224 Kilometer in diesem Jahr aber auch nicht einfacher.
Abwarten und Tee trinken.
Wie heiß die Suppe bei der Ötztaler Radmarathon Premiere jetzt im Juli gegessen wird, werden wir sehen. Oder bei einem Wetterumsturz sogar kosten werden können. Und ob der Juli auch nur mit Wasser kocht oder Wasser abwirft, ist auch noch nicht abzusehen. Abwarten und Tee trinken. Etwas anderes bleibt allen TeilnehmerInnen und der Organisation nicht übrig. Auch wenn wir sie gerne hätten. Die Gewissheit. Über alles, was uns am 9. Juli einen Strich durch die Rechnung ziehen könnte. Genauso wie jedes Jahr. Nur etwas früher.
Egal, wie es kommt. Man kommt nicht drumherum.
Nicht drumherum kommen, aber rundherum fahren. Das ist der Ötzi 2023. Mit oder ohne Zusatzanstieg, entlang der Originalstrecke oder über ein oder sogar mehrere „Sattelen“. Niemand weiß es, alle würden es gerne wissen. Oft passiert es dann, wenn man nicht mehr damit rechnet. Der Ötztaler ist und bleibt ein Fragezeichen mit vielen Ausrufezeichen. Ein Doctor Jack-Hill und ein Mister-Ride. Die Sucht nach Drama und die Lust zu leiden ist ein böses Spiel.
Ois hoib so wüd (Alles halb so wild).
Damit können nur blutige Rookies (w/m/d) etwas anfangen. Wer den Ötztaler Radmarathon schon mindestens einmal gefahren ist, lacht hier. Obwohl es eigentlich stimmt. Denn ca. 90 der 224 Kilometer gehen bergab. Der Rest ist eben oder eben hügelig. Halb so wild, dafür aber ganz schön steil. Die Steigungsprozente werden am 9. Juli genau so nerven, wie an all den anderen Tagen im Jahr. Einzige Ausnahme sind jene Tage, an denen man nicht über Kühtai, Brenner, Jaufen oder Timmelsjoch fahren muss.
A geh, scheiß di ned au (Ach mach‘ dir nicht ins Hemd).
Was ist nicht alles schon über Tipps und Tricks zum erfolgreichen finishen geschrieben worden. Tipps, die begehrte Lycra-Trophäe zu ergattern. Ein Status-Symbol sein eigen zu nennen. Von der richtigen Übersetzung, die beste Ernährungsstrategie, über Taktik im Rennen, das Anstellen an den Labstationen, das Lutschen von Kematen nach Innsbruck, das Einbremsen hinauf auf den Brenner, das eigentliche Rennen ab Gastein, der Scharfrichter Timmelsjoch und natürlich das letzte senkrecht in den Himmel ragende Hindernis zur Mautstelle nach Hochgurgl. Es gibt nichts, worüber im Vorfeld oder nach dem Ötztaler Radmarathon nicht schon mindestens ein Mal geschrieben worden ist. Nichts? Fast. Mein Tipp: Scheiß di ned au! Auch nur eine Phrase, aber die ehrlichste.
Ist der Berg auch noch so steil, a bisserl was geht allerweil.“
Das ist es. Egal welche Phrasen auch immer am Ötzi-Wochenende fallen werden (und es werden viele fallen): Der beste Weg, ins Ziel zu kommen ist, einmal links und einmal rechts das Pedal zu drücken. Möglichst schnell und gleichmäßig hintereinander. Über einige Stunden lang hindurch. Zwischendurch ausruhen und dann gleich weiter. Wenn die Beine dann nicht mehr wollen, einfach mit dem Kopf (oder im Kopf) weiter pedalieren. Einmal links und einmal rechts. Möglichst schnell und gleichmäßig hintereinander. Denn „a bisserl was geht allerweil“.
Wir sehen uns in Sölden.
#ktrchts
PS: Weitere Ötzi-Phrasen gerne in den Kommentaren.