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Suffer score. Eine episch harte Tour.

suffer score

Was für ein Tag. Was für ein suffer score. 323 (in Worten dreihundertdreiundzwanzig) – ein episches Ergebnis. DerRadsporttreff hatte mich gerufen und ich bin wieder einmal diesem Ruf gefolgt. Nach der Sommerliga 2016, der Winterliega 2017, sind es dieses Mal die Frühjahrsklassiker. Fünf Etappen. Fünf Herausfoderungen in Anlehnung an Mailand – Sanremo, Flandern Rundfahrt, Paris – Roubaix, Amstel Gold Race und Lüttich – Bastogne – Lüttich. Lange Ausfahrten, Rundkurse, giftige Anstiege, Kopfsteinplaster – ein Hauch von internationalem Radsport in Wien.

Quäl dich bis zum epischen suffer score.

„Etappe 1. Ausschließlich die längste Aktivität zählt – maximal 300 km!“ Genau meins. Aber nicht schon wieder. Bin ich doch bereits am 27.1. bei der 24Stunden Burgenland Extrem Tour elends lange 334 km gefahren. Als Teamkapitän von #lookprogoslow konnte ich aber nicht kneifen. Also doch. Wieder. 300 km. An einem Tag. Einen ganz bestimmten. Bei einem Zeitfenster von einer Woche und vielen Terminen, musste ich alles auf eine Karte setzen . Und Glück haben. Wetterglück.

Schnell war eine Route mittels bikemap.net erstellt. Die Vorgaben: Möglichst weit wegfahren, um dann wieder möglichst weit zurückfahren zu müssen. Innerhalb der 12 Stunden Licht, die ein 21. März erlaubt. 300 km in 12 Stunden = 25 km/h Schnitt. So der Plan. Sollte sich ausgehen.

Wie jede Rennradausfahrt begann auch diese 300 km Reise bei Null. Und genau diese Null schreckte mich dieses Mal richtig ab. So wie die 1, die 2, die 3 und jeder andere Kilometer bis ca km 290. War ich doch allein unterwegs. Vom Start weg durfte mein Kopf nur rechnen. Meine Gedanken waren zwischen Zeit und Entfernung verloren. Ich hatte Raureif, ich hatte Gegenwind – viel Gegenwind, ich hatte Schneereste, ich hatte Hitze, ich hatte Hunger, ich hatte Langweile, ich hatte Hochs, ich hatte Tiefs, ich hatte Motivationslöcher. Und nach 10h und 40min hatte ich einen epischen soffer score.

Es war also hart. Strava amtlich hart. Für meine Beine, für meinen Hintern, für meine Arme, für meinen Rücken und für mein Hirn. Aber dank des gruppendynamischen Einflusses habe ich das einzig Richtige getan. Ich bin maximal 300 km gefahren. So wie von mir erwartet.

ktrchts

PS: Statt des 25er Schnitt, hatte ich einen 28er Schnitt. Leicht Anzeichen von Frühform.

Radwinter 2017. Ich war dabei und resümiere.

rennradfahren im winter

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Vor allem aber nicht den Radwinter  vor dem Radfrühling. Ich mache es trotzdem. Zu nebelig. Zu kalt. Zu eisig. Zu sibirisch. Zu gefährlich. Zu eintönig. Zu schmerzhaft. Ja. Das war der Winter 2017. Der nebeligste, kälteste, eisigste, sibirischste, gefährlichste, eintönigste, schmerzhafteste seit 30 Jahren. Ich habe ihn (bis jetzt) genossen. Die Highlights? Viele.

Der Radwinter 2017.

Die Winterliga.

Der Radsporttreff hatte die Schnappsidee einer Winterliga. 5 Wochen „fight“ um die goldene Ananas. Von Mitte Dezember bis Ende Jänner. Outdoor Hero, die meisten Kilometer, die meisten Höhenmeter, die längste Fahrt. Mit knapp über 2.500 km bin ich gerade noch aufs Stockerl gelandet, mit einer Fahrt über 330 km nicht einmal ganz oben am Podest. Wer noch einmal behauptet, Rennradfahren sei ein Sommersport, dem empfehle ich sich die einzelnen Wochenwertungen und die Gesamtwertung der Winterliga durchzustudieren. Lauter Freaks.

Ein Schneepflug.

Von einem Schneepflug angehupt zu werden, passiert nicht alle Tage. Zum Glück hatte ich diese Begegnung und kann davon berichten. Es war im Burgenland. Genauer gesagt in Purbach. Ein dichter Schneeschauer erwischt mich auf dem Begleitweg der B50. In der Ortschaft muss ich ob des Fehlens eines Radweges auf die Hauptstraße ausweichen. Eine schmierige Schneefahrbahn fordert mein Gleichgewicht heraus. Dann die Begegnung mit dem orangen Ungetüm. Im linken Augenwinkel erspähe ich eine riesen Schneeschaufel, die mich wegräumen will. Begleitet von einem lauten Kratzen am Asphalt mit wildem Hupton. Winter, wie ich dich liebe.

Die Spikes.

Da muss man erst 46 Jahre alt werden, mehrmals am Boden aufschlagen, sich die Rippe „brechen“ (genaueres weiß ich 3 Wochen danach immer noch nicht – husten, lachen, niesen, schlafen sind nach wie vor schmerzhaft, Rippe 8 oder 9 ist verdickt), um die Vorzüge von Spikes kennenzulernen. Der Schwalbe Winter Marathon hat es mir angetan. Schwer, sauschwer, träge, laut – aber effizient. Egal ob zugefrorener Neusiedlersee, vereiste Güterwege, Eisplatten. Mit den Spikes leichter als die Einserreihe.

Die 24 Studnen Burgenland Extrem Tour.

Lange habe ich nicht überlegen müssen. Eigentlich habe ich gar nicht überlegt und mich sofort angemeldet. 360 km rund um den Neusiedlersee am 27. Jänner 2017. Mittendrin statt nur daheim. Eine Grenzerfahrung. Nie mehr wieder bis zum nächsten Jahr.

Die Fußwärmer.

Was zwei kleine Aufkleber so alles bewirken können. Nicht viel? Sehr wohl. Wärme. An den Füßen. Ohne diese weißen, unscheinbaren Made in Austria Pads wäre ich jetzt schon tot. Kältetot. Egal ob auf den Zehen oder unter den Sohlen. Acht Stunden ein wohlig warmes Gefühl. Getestet bei -10°C. America first, aber Austria kann mehr.

Die Gesundheit.

Meine Gesundheit. Mehrmals aufs Spiel gesetzt, hat sie mich nicht enttäuscht. Zwar war mein Gesundheitszustand da und dort leicht angeschlagen, gehindert hat er mich aber nicht. Ok, er hat mich eingeschränkt. Aber das ist Mann in meinem Alter ja so oder so. Hüfte, Ellbogen, Rippe und eine kurze Männergrippe – mehr oder weniger.

Die festive500.

Fast hätte ich diese vergessen. Auch heuer bin ich diesem virtuell internationalen Schwanzmessen erlegen. Mit mehr als 700 km in 5 Tagen war ich von den 82.000 Mitstreitern weltweit knapp nicht unter den Top 1000. Liegt wohl an meinem kleinen Penis.  

Das Eis.

Eine besondere Erwähnung verdient auch das Eis. Im Jänner ein ständiger Begleiter auf meinen Touren abseits der Hauptstraßen. Einmal stumpf, einmal glatt, einmal offensichtlich, einmal gut versteckt. Direkt vor Augen, hinter Kuppen, gleich nach Kurven, sporadisch, über die gesamte Fahrbahn. Eis in verschiedenen Sorten. Ich freue mich, wenn statt dessen das Speiseeis wieder salonfähig wird.

Die Abflüge.

Was für ein Scheiß-Gefühl. Wenn du (ich) dich (mich) mit zu hoher Geschwindigkeit – übrigens, Ursache Nummer 1 bei meinem Abflügen – einer Eisplatte näherst und in diesem Moment genau weißt, dass du abfliegen wirst, weil du im Bruchteil dieser Sekunde keine adäquate Alternative findest, deinen Arsch zu retten. Was für ein Scheiß-Gefühl, wenn du (ich) dich (mich) plötzlich mit einer unterm Schnee versteckten Eisplatte matchen musst und willst. Nicht nur meine Knochen haben Tribut gezollt. Pedale, Steckachsen, Überschuhe, Thermo Radhose, Handschuhe, Überhose, Radjacke – sie alle sind auch froh, den Winter nur mit Abschürfungen überlebt zu haben.

Der Austria Giro 2017.

Mitten in diesem Winter sind auch die Vorbereitungen für den Austria Giro 2017 gefallen. Auch wenn sie noch andauern, es ist großteils angerichtet. Wer den Radsommer seines Lebens erradeln will, ist herzlichst eingeladen. Anmeldung sind noch möglich.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #austriagiro17

PS: Update 13.2.2017. Spät aber doch. Ich habe mich durchchecken lassen (nicht freiwillig). Das Röntgenbild zeigt es klar und deutlich. Am 22.1. habe ich mir bei meiner letzten Besichtigungstour zur den 24 Stunden Burgenland die 8., 9. und 10. Rippe gebrochen. Ob ich was gemerkt habe. Natürlich nicht. Sonst wäre ich nie, die 360 nonstop rund um den See gefahren. Und auch nicht die vielen weiteren Radkilometer davor und danach. Indianerehrenschwindel.