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Glück auf zwei Rädern – la ketterechts bloggt

Glück auf zwei Rädern

Ich soll schreiben, hat er gesagt. Über das Radfahren. Über das Radfahren als Frau. Ich überlege, hab ich gesagt. Ich fahre gern Rad. Ich schreibe gern. Also schreibe ich jetzt übers Radfahren, über mein Glück auf zwei Rädern, das nun seit bald zwei Jahren mein Leben bereichert.

Meine Kinder sind mittlerweile groß, der Großteil meiner Zeit gehört mir. Wieder. Ich kann in der Früh aufs Rad steigen, vormittags, mittags, abends, solange der Kühlschrank voll, in den Töpfen Essbares oder meine Bankomatkarte zur freien Entnahme bereitliegt, bin ich ein freier Mensch. Außer ich darf arbeiten.

Mit dem Rennrad auf Lebensreise.

Wenn man mir vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ausgerechnet das Rennradfahren einen so großen Platz in meinem Leben einnehmen würde, hätte ich vermutlich ungläubig den Kopf geschüttelt. Laufen ja. Schwimmen ja. Aber Rennradfahren?

Glück auf zwei Rädern

Glück auf zwei Rädern

Ausdauersport ist seit vielen Jahren ein Thema in meinem Leben – nicht zuletzt oder gerade weil ich seit meiner frühesten Kindheit mit zahlreichen Allergien und damit einhergehendem Asthma zu kämpfen habe. Mit dem Ziel, meine Lunge zu trainieren und in der Hoffnung, einen Weg zu finden, der meine Beschwerden mindert bzw. kontrollierbar macht, habe ich vor gut 10 Jahren mit dem Laufen begonnen. Ab und zu bin ich geschwommen und habe mit meinem Mountainbike eine Runde gedreht. Nichts davon besonders gut oder besonders schnell. Aber immer mit viel Freude.

Das Glück auf zwei Rädern darf man erzwingen.

Die Wende kam, als just jener Mann in mein Leben trat, dessen einzige Passion das Rennradfahren ist. Nicht nur er war plötzlich fester Bestandteil meines Lebens, auch sein Rad. Geparkt in meinem Wohnzimmer. Und dann unser erstes gemeinsames Ostern. Nach Schokoladeneiern und Osterhasen hielt ich vergeblich Ausschau. In meinem Osternest ein Rennradtrikot. Von ihm. Schwarz mit Rosa. Er hat es extra anfertigen lassen. Nur hatte ich zu diesem Zeitpunkt weder ein Rennrad noch Lust aufs Rennradfahren.

Ein Jahr später hat er mich so weit gehabt. Ein Zufall hat ihm geholfen. Meine Freundin hat sich für ihren Start beim Ironman in Klagenfurt ein neues Rad gekauft. Ihr altes also ab sofort damenlos. Wie geschaffen für mich. Ich habe also günstige Radschuhe gekauft, mein Ostergeschenk angezogen – jenen Hauch Stoff, der so erbarmungslos ehrlich jeden Zentimeter Körper preisgibt – und bin auf mein neues Leihrad gestiegen. Auf und ab in unserer Gasse. Einklicken ausklicken. Nicht rauskommen. Hinfallen.

 

Glück auf zwei Rädern

Wintersport am Rennrad

Endlich eine Freundin, die Rad fährt.

Er war begeistert. Endlich hatte er eine Freundin, die Rad fährt. Ich wusste. Das war erst der Anfang. Unsere dritte gemeinsame Ausfahrt war eine 100km-Ausfahrt. In der Gruppe. Das Ketterechts-Bootcamp, das sich ab diesem Zeitpunkt wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen sollte, hatte begonnen.

So sehr ich von ihm ins kalte Wasser gestoßen wurde, so wenig pädagogisch seine Lehrmethoden waren und sind, so sehr wir vor, während und nach jeder Ausfahrt diskutiert haben und immer noch diskutieren (wobei diskutieren in diesem Zusammenhang ein äußerst euphemistisches Wort ist), so sehr muss ich wohl zugeben, dass ich ohne ihn niemals in so kurzer Zeit so große Fortschritte gemacht hätte.

Glück auf zwei Rädern

Familie ketterechts

Windschatten statt Lidschatten.

Habe ich letzten Winter noch über weite Strecken pausiert, bin ich in diesem Winter bis jetzt durchgefahren. Draußen. Bei fast jedem Wetter. Großteils natürlich in seinem Windschatten. Ich habe gelernt, mich nicht abschütteln zu lassen. Ich habe gelernt an seinem Hinterrad zu kleben. Ich habe gelernt, Kraft zu sparen und Kraft richtig einzusetzen.

Das Absolvieren der Festive 500 und die Teilnahme an der Radsporttreff-Winterliga haben mich noch einmal ein Stück weitergebracht, meinen Ehrgeiz geweckt und mich motiviert, auf diesem Weg zu bleiben. Ich will nichts erreichen. Ich will keine Rennen fahren. Ich will nicht unter Zeitdruck in ein Ziel kommen müssen.

Aber ich freue mich, wenn ich besser werde. Ich freue mich, wenn ich höher klettern kann. Ich freue mich, wenn ich die Natur erlebe. Ich freue mich, wenn der Fahrtwind mich küsst. Dann fühle ich mich frei. Und manchmal sogar so, als hätte ich mein ganzes Leben nichts anderes getan.

Ich soll schreiben, hat er gesagt. Jetzt habe ich geschrieben. Vielleicht mach ich es wieder. Ich überlege.

la ktrchts

Glück auf zwei Rädern

Frühling im Jänner