Die Kilometer mit meinem Querfeldeinrad häufen sich. Seit einer Woche steht mein Rennrad still. Die Luft ist bereits heraußen. Es gibt ja am Norco Threshold Rival1 sehr viel zu entdecken. Unter anderem diese Stahl-Scheiben. Vorne und Hinten. In meinem Fall die hydraulische Version der Scheibenbremsen. Hier sollen ja diverse Vorteile gegenüber den mechanischen Scheibenbremsen überwiegen. Erstens sind sie teurer, zweitens bedarf es spezieller Bremshebel und drittens sind sie aufwendig und recht anspruchsvoll in der Montage und Wartung. Wegen des geschlossenen Systems. Insbesondere das schleiffreie Ausrichten der Bremsbeläge. Letzteres hat mich am Wochenende jede Menge Zeit und Nerven gekostet. Schön der Reihe nach.
Ach du Scheibe. Warum der Ruf besser ist als die Scheibenbremsen selber.
Am Freitag erlebte mein Crosser die erste Ausfahrt mit dem Auto. Also musste das Vorderrad raus. Nicht so einfach, wenn man eine Steckachse bis dato noch nie bedient hat. Zum Glück gibt es so etwas wie einen Hausverstand. Es war eher leicht kompliziert. Die Reise mit dem Auto verlief ohne Zwischenfälle. Spannend wurde es dann beim erneuten Aufbau. Die Scheibe passte nicht mehr in die Kolben. What the f.***? Was weiß ich. Bin Rookie. Nicht einmal mit dosierter Gewalt. Ganz leichte Kratzer an der Gabel sind Zeugen eines erbitteten Kampfes ohne Happy-End.
Zum Glück gibt es Google. Also tippte ich „Scheibe lässt sich nicht mehr ins Vorderrad einspannen“. Oder so was ähnliches. Nach 0,37 Sekunden die Gewissheit. Ich habe einen Anfängerfehler gemacht. Irgendwie die Bremse gedrückt. Das bedeutet, dass die Kolben zusammengehen, aber nicht mehr auseinander. Na bravo. Weiter googlen. Da stand was „mit einen Schraubenzieher die Kolben auseinanderdrücken“. Und es stand was von „dabei können die Kolben zerkratzt und kaputt gehen.“ Na bravo.
Bei Scheibenbremsen gibt es viel zu entdecken.
Ich nehme einen Schraubenzieher, schütze die Spitze mit Klebeband und drücke die Kolben vorsichtig auseinander. Glück gehabt. Ohne nennenswerten Kollateralschäden. Und siehe da, die Scheibe passte wieder. Steckachse zudrehen und das wars. Nein. Eben nicht. Ein Schleifgeräusch störte meine empfindlichen Ohren. Was jetzt? Keine Ahnung. Bin ja Rookie.
Wieder googlen. „Scheibenbremse schleift“. Jede Menge Tutorials. Ein Video schaue ich mir an. Mit Torx und Drehmomentschlüssel mache ich alles nach. Plan A scheitert, obwohl es einfach hätte sein sollen. Laut Video. Plan B kostet Konzentration und Nerven. Ungeschickt wie ich bin, schaffe ich es trotzdem, die Scheibe so zu zentrieren, dass sie einwandfrei läuft.
Dann die Ausfahrt. Von einwandfreiem Drehen keine Spur. Bei jeder Linkskurve schleift die Scheibe vorne. Nur Links. What the f***. Auch nach jedem stärkerem Bremsen. Also zu Hause wieder alles von vorne. Geradeaus läuft alles rund. In den Kurven nicht. Ist das kompliziert.
Am Samstag, dann ein Besuch bei Mountainbiker am See. Etwas fachsimplen. Von „Ist normal“ bis zu „merkwürdig“ über „die Scheibe hat schon einen leichten Schlag“. Eine neue Scheibe. Angemerkt. Früher, sagte man mir, war das Problem mit den Schnellspannern bekannt. Mit den Steckachsen sollte das behoben sein. Sollte. Außerdem deformiert sich die Scheibe bei starken Bremsen immer wieder Wenn sie dann abkühlt, ist das Problem behoben. Das erklärt zumindest das Scheifen nach starkem Bremsen. Aber das Schleifen in der Kurve? Darf ich jetzt nur mehr geradeaus fahren?
Jetzt frage ich mich: Ist der Ruf der Scheibenbremse besser als die Scheibe selber?
Cristian Gemmato aka @_ketterechts
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