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Die Wahrheit über Einlegsohlen für Rennradschuhe mit Carbonkern.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennrad Blog
Solestar kontrol BLK im Suplest Edge3+

Jetzt habe ich sie getestet. Die Solestar Kontrol BLK Einlegsohlen mit Carbonkern. Über 1000 km haben sie schon in den Schuhen. Und es werden mit Sicherheit mehr. Denn hergeben werde ich diese Einlegsohlen sicher nicht mehr. Mein Gefühl am Rad ist ein ganz neues. Volle Kraft voraus. Jeder Tritt geht direkt ins Pedal. Jede Kurbelumdrehung ein schöner Schub nach vorne. Keine müden Zehen. Keine Druckstellen. Die Kombination meines Schuhs mit dieser Sohle einfach perfekt. Ich kann behaupten, dass ich schneller geworden bin. Mehrere längere Ausfahrten mit vierstelligen Höhenmetern jenseits des 30 km/h Schnitts belegen mein subjektives Gefühl. Leider habe ich nur diesen Parameter als Vergleich. Mein Garmin Vector2 muss repariert werden. Wattmessung steht mir also zur Zeit nicht zur Verfügung. Damit wäre die Sache für mich erledigt. Ist sie aber nicht. Mich interessiert auch warum das so ist bzw. so sein kann.

Der Schuh darf ruhig drücken. Als Ganzes aufs Pedal.

Es gibt zwischen Rennrad und Rennradfahrer drei Kontaktpunkte. Der Lenker, der Sattel und die Pedale. Letztere sind zusammen mit den Rennradschuhen dafür verantwortlich, die Kraft aus den Beinen aufs Rad zu übertragen. Je besser und kompakter dieses Pedal/Schuh-System ist, desto weniger Kraft geht dabei verloren. Ziel ist es, das Maximum an Kraftübertragung zu erzielen. Systemstörungen bedeuten Kraftverlust. Kraftverlust bedeutet weniger oder langsamerer Vortrieb.

Der Rennradfahrer braucht also einen guten Schuh. Perfekt ist der Schuh, wenn er den Fuß millimetergenau umschließt. Er muss einfach passen. Und zwar dort, wo der Fuß am breitesten ist. Im Vorfuß und an den zwei äußeren Mittelfußknochen. Er muss eng sein, darf aber nicht drücken. Zunge und Verschlusssystem sind weitere Parameter. Die Suche nach dem richtigen Schuh kann also ein längerer Prozess sein. Haben wir ja alle schon mitgemacht. Dann kommt noch die Einlegsohle. Ihre Aufgabe ist es den Fuß richtig zu betten und den guten Schuh zu unterstützen. Weiters kann eine Einlegsohle die Kraftübertragung unterstützen. Ein biomechanisches No-Go wäre das Einknicken des Fußes in der Längsachse. Eine steife und kompakte Sohle kann also nicht schaden. Das wäre zumindest die Theorie.

Die Praxis hat Standardlösungen. In jedem Schuh. Vom hochpreisigen bis hin zum günstigeren Modell. Für jeden Schuh die selbe Sohle. Für jeden Fuß, die selbe Sohle. Die Praxis hat aber auch ältere und ausgelaugte Schuhe. Mit kaputten Zungen, ausgeleierten Verschlusssystemen. Rennradschuhe, die eben nicht mehr perfekt sitzen können.

Egal ob jetzt neuer Schuh oder alter Schuh. Schaut euch einmal eure Sohle an. Taugt sie nicht, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sie zu ersetzen. Von der orthopädischen Sohle, über Standardlösungen wie SQ-Lab oder BootDoc bis hin zu eben Solestar. Mit den Standardsohlen wie jene, die in den Suplest Schuhen „serienmäßig“ drinnen sind, bis hin zu den Kontrol BLK oder sogar den noch individueller anpassbaren Custom BLK.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog

Es ist jetzt nicht meine Aufgabe, die technischen Finessen dieser Sohlen zu beschreiben, noch deren Werbeaussagen zu wiederholen. Das kann jeder auf der Webseite nachsehen. Was ist kann ist meine subjektive Meinung dazu äußern. Nachdem ich in meinem Suples Edge3+ Schuhe bereits eine Solestar Sohle hatte, musste ich diese nur austauschen. 27,5 gegen 27,5. Sie neue Sohle hat als von Anfang an bestens gepasst.

Auffallend war (und ist immer noch), wie eng der Schuh mit der neuen Sohle geworden ist. Eine Enge, die aber nicht gestört hat. Ich musste beim Anziehen anfangs sogar den Schuhlöffel benutzen. Mittlerweile habe ich den Dreh heraus und behelfe mir mit dem Zeigefinger. Auffallend war auch ein gefühlter Fremdkörper im Schuh. Unter dem Fußgewölbe. Auch dieser war nicht störend. Mittlerweile spüre ich ihn auch nicht mehr. Ansonsten habe ich mich sehr schnell an die Sohle gewöhnt und will sie nicht mehr missen.

Ich habe mein Pedal/Schuh-System verbessert und ein paar km/h und Watt herausgeholt.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts.

Nachtrag 02.08.2016

Jetzt habe ich die Sohlen auch bei meinen 2 Jahre Alten Sidi Wire Carbon getestet. Und ich muss mich wiederholen. Der Schuh fühlt sich anfangs sehr komisch an. Nach 60 Minuten hat sich alles wieder normalisiert und ich konnte druckfrei in die Pedale treten. Die Sohle (selbe Größe) passt auch in den schmalen SIDI Wire und macht den Schuh wie oben bereits beschrieben ist zu einem perfektem Verbindungstück zum Rad.

Suplest Edge3 – Meine neuen Radschuhe.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog
Suplest Edge3 Rennradschuh

„Erhältlich im Frühjahr 2016“. So hieß es, als ich den Suplest Edge3 zum ersten Mal auf der Expo des Ötztaler Radmarathons Ende August vergangenen Jahres gesehen habe. Ausgestellt war ein Prototyp. Größe 42. Ich konnte diesen probieren. Obwohl er mir zu klein war, fühlte sich der Schuh sofort sehr gut an. Abgesehen von den anstehenden Zehen keine Druckstellen. Der Schuh war sehr leicht und am Fuß kaum spürbar. Meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt: Den muss ich haben.

So wartete ich geduldig bis die in Fernost produzieren Schuhe zunächst per Schiff Richtung Europa gekommen waren und dann am Zoll abgefertigt und freigegeben wurden. Möglicherweise hatte ich eines der ersten Exemplare in der Hand. Es war Anfang März. Es war der Augenblick, in dem meine Sidi Wire Carbon in Frühpension geschickt wurden.

Die Schuhe waren sehr schnell aus der aufwendigen Verpackung heraußen und an meinem Fuß. Größe 43. Vorsichtiges fühlen. Was passiert mit meinen Füßen? Nichts. Vorerst nichts. Kein seitliches Drücken. Die Zehen beweglich. Der Halt in der Ferse perfekt. Ich ließ die Schuhe dann gleich an und arbeitete am Computer weiter. Natürlich ohne Cleats. Mein Vermieter hätte keine Freude mit mir und dem Parkettboden.

Der nächste Tag war dann der Premierentag. Ich montierte nagelneue Garmin Vector Cleats. So wie ich es bei Raimund Pucher gelernt habe. Großzehengelenk über der Pedalachse und somit die Cleats dementsprechend montiert. Ein paar Grad nach innen gedreht, damit die Ferse leicht nach außen schaut und die Knie Richtung Oberrohr zeigen (persönliche, bevorzugte Einstellung). Dann gibt es ab in Stadion auf die Bahn. Ganze 100 km bei der Premiere und ein eindeutiges Fazit. Ich musste die Schuhe kein einziges Mal adjustieren oder nachziehen. Sie passten einfach wie angegossen.  Genau so wie die Tage danach. Kilometer für Kilometer. Indoor wie Outdoor.

Auch die Umstellung auf das Boa Closure System war mir schnell vertraut. Schnell vergessen, das etwas kompliziertere System des SIDI Wire, wo ich zuerst immer das „Zapferl“ suchen musste, um daran zu Fummeln. Mit Überschuhen oft ein sehr schwieriges Unterfangen.

Ein 240 Gramm leichter Schuhe (Größe 42) für € 349,-. Nicht ohne, aber im Vergleich zum € 370,- teuren SIDI Wire Carbon ein besseres Geschäft.

Mittlerweile hat der Schuh schon etliche Kilometer drauf und die Gebrauchsspuren werden auch immer deutlicher. Zur Vorsicht habe ich mir gleich zwei Absätze gekauft. Für € 9,- das Stück. Der Verschleiß der Absätze ist aber weit aus geringer als jene beim Sidi, wo ich sehr schnell das weiche Gummi abgerieben hatte und am Plastik oder Carbon landete. Beim Gehen.

Vorne habe ich mir den Edge3 mit Klebeband zugeklebt. Als Schutz. Denn ich brauchte nur zwei Outdoor Ausfahrten, um die Spitze mit Reifenabrieb zu beschädigen. Auch das Suchen nach der richtigen Pedalposition beim Einklicken (automatische Bewegung) mit der Schuhspitze ist für dessen Oberflächen-Langlebigkeit nicht sonderlich von Nutzen. Ich habe dem Schuh so quasi auch meine persönliche Note geschenkt. Ein Schuhdesigner wird aus mir deshalb aber noch lange keiner. Patent? Vergesst es. Was soll ich da schon patentieren lassen. Der Wille zählt, und wer es nachmachen will, der sei so frei. Weiße Schuhe sind halt empfindlich.

Fazit. Was mich am Suplest Egde3 besonders gefällt:

  • das Gewicht
  • die perfekte Passformdie mir mich sehr steif empfundene Carbonsohle
  • die viel breitere (spezielle Rennrad) Leiste als vergleichsweise der SIDI Wire Cabon (obwohl der mir auch gut gepasst hat)
  • die Solestar Innensohle
  • die Carbon Shield auf auf der Zunge
  • die WRAP Zungenkonstruktion – anatomisch geformt, passt sie sich den unterschiedlcihen Fußformen und -breiten an
  • das Boa Verschlusssystem für millimetergenaues und gleichmäßiges Schließen und Öffnen ohne Druckstellen

Alles in allem eine dicke Empfehlung.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts