(Produktempfehlung) Flug OS 547 Austrian Airlines von Wien nach Bologna. Eine Bombardier DHC-8 Propellermaschine wartet auf der Startbahn. Ready for take off. Rennradfahren in der Emilia Romagna steht auf der Boardingkarte. Endlich. Es geht ins gelobte Pantani-Land nach Riccione. Dort wo ich vor vielen Jahren regelmäßig Urlaub gemacht habe. Wenn Emilia Romagna Cycling ruft, muss ich der großen Verlockung einfach folgen.
Der Flug war kurz und turbulent, der Transfer von Bologna ins Bike Hotel gleich kurz und angenehm. Riccione erwartet mich im Nieselregen. Die kleine Stadt am adriatischen Meer empfängt mich im Aufwachmodus nach dem langen Winterschlaf. Zaghaft versucht die Vegetation auch hier ihren Rückstand auf das langjährige Mittel aufzuholen. Nach dem ersten Espresso im Hotel bin zumindest ich munter.
Eine Rennradreise ins gelobte Land.
Rennradfahren in der Emilia Romagna heißt in die Wiege des Rennrades zu reisen. Es ist eine Rennradreise ins gelobte Radfahrerland. Jahrhunderte vor dem Hype um die Balearen und die anderern modernen Trainingslager-Destinationen gab sich hier der formsuchende Rennradfahrer ab Februar die Klinke in die Hand. Wenn im Norden noch Väterchen Frost sein Unheil trieb. Alle namhaften italienischen Profi-Rennställe suchten in der Gegend um San Marino ihre Grundlagen für die bevorstehende Saison. Allen voran Mercatone-Uno.
Ist auch logisch. Die Emilia Romagna bietet jede Menge Alternativen und Möglichkeiten. Auf wenigen Kilometern lassen sich Routen mit leichten oder beängstigenden Höhenprofile planen und abfahren. Flach, hügelig und bergig. Am Meer entlang wie die „heilige“ Panoramica Richtung Pesaro oder im Hinterland am Monte Carpegna. Am „Cippo“ holte sich Marco „il pirata“ Pantani seine Form für Giro- und Toursiege. Seine Aussage „mi basta il Carpegna“ (der Carpegna reicht mir) ist legendär. Ausflüge in die benachbarten Regionen Toskana, Marche und Umbrien lassen sich zudem auch leicht einbinden. Multiregional.
Rennradfahren in der Emilia Romagna.
Es war Liebe auf dem ersten Klick in die Pedale. Die 4 Tage inklusive Teilnahme an der Granfondo di Riccione haben mich schnell überzeugt. Das ist mein Land. War auch nicht schwer. Ein Teller selbstgemachte „orecchiette“ mit „sugo al pomodoro“ hätte gereicht. Die vielen „dolci“ wären nicht mehr notwendig gewesen. Rennradfahren in der Emilia Romagna vereint Radleidenschaft, Kultur und „cucina romagnola“. Hinter jedem Berg eine Überraschung. Hinter jedem Eck eine Bar für debn schnellen Espresso und das Cornetto. Und hinter jeder Kurve in Juwel. San Marino, San Leo, Urbino. Die Emilia Romagna hat Geschichte. Feudales, Bodenständiges und anziehend Attraktives.
Insgesamt 43 Bike Hotels haben sich zu „terrabici“ zusammengeschlossen. Mit eigenen Standards. Speziell für Radfahrer aller couleur. Abgesperrter, videoüberwachter Radkeller, geführte Touren, eigene Guides, Super Vollpension mit Frühstücksbuffet, Mittagsbuffet (von 13 bis 16 Uhr) und Abendbuffet. Man spürt hier die Leidenschaft zum Rennrad und man fühlt sich Teil einer großen Familie zu sein. Hier spricht der Chef noch mit seinen Gästen, der Koch schöpft persönlich seine Nudeln auf die Teller und eine wohltuende Massage beendet die Qualen eines langen und spannenden Tages am Rennrad.
Rennrad. Urlaub. Rennradurlaub. Trainingslager.
Ideale Bedingungen findet man in der Emilia Romagna am Meer bereits ab Ende Februar bis in den Juni hinein. Davor kann es in den Bergen noch Schnee geben und danach wird es viel zu heiß. Perfekt sind auch die Monate September, Oktober und auch der November, wenn sich der Herbst von seiner milden Seite zeigt. Die Anreise ist per Bahn, Flugzeug oder per Auto möglich. Direktflüge nach Riccione/Rimini gibt es auch. Ich hätte von Wien einen über Moskau nehmen können. Habe ich nicht. Hätte zu lange gedauert. Für einen Radverleih einfach beim gebuchten Hotel anfragen. Viele Bike Hotels bieten Leih-Räder an oder habe Kontakt zu einem lokalen Shop.
Einzig die Tatsache, dass ich mit Handgepäck angereist bin, trübte mein Urteil über die Rennradreise in die Emilia Romagna. Selber schuld. Ich hätte wissen müssen, dass ich nicht mit leeren Händen – Taschen, zurückfliegen werde. Olivenöl, Balsamico Essig, „porchetta“, handgedrehte „strozzapreti“. So schnell findet man einen 22.453 km2 großen Delikatessenladen nicht mehr. Vor allem dann, wenn man darin Rennrad fahren kann.
Somit steht eines fest. Ich komme wieder.
ktrchts