Monat: Juli 2019

Rennradfahren am Gardasee. Seenswert.

Rennradfahren am Gardasee

Sie war schon hier und sie hatte davon in großen Tönen geschwärmt. Vom Rennradfahren am Gardasee. Das was ich auf Strava verfolgen konnte, hat mich neugierig gemacht. Neugierig darauf, die Gegend im Norden vom Gardasee auch mit dem Rennrad zu erkunden. Ich war schon zum Surfen hier. Und zum Mountainbikefahren. Mit starrer Gabel, Pedalriemen und Aluminium-Gestell. Damals habe ich mir die Tage am Brett oder am Bike und die Abende (und die Nächte) im Moby Dick um die Ohren geschlagen. Exklusive Jugendsünden. laketterechts ist es also zu verdanken, dass ich wieder hier bin. Mit jeder Menge Tracks und Plänen. Für sie, für mich und für beide.

Die Rennradreise an den Gardasee. Tag 1.

Wenn zwei reisen, gibt es nicht immer Konsens. Zum Beispiel darüber, wann man zum Rennradfahren am Gardasee aufbrechen soll. Der eine will so früh wie möglich. Der anderen ist das zu früh. Das hat viele Gründe. Einer davon heißt Frühstück. Mit einem Trick und die Verlegung des Frühstücks zum Dawit nach Tarvisio, einigten wir uns auf fünf Uhr. Die Wahl der Route oblag mir sowieso. Der Italiener weiß, wie man nach Italien kommt. Und wie man den Bayern und den Baden Württembergern aus dem Weg fährt.

Autogrill

Typisch Autostrada. Der Autogrill.

Trotz Ortskenntnisse und fiesen Tricks, endete die flüssige Fahrt kurz vor Affi. Google Maps hatte es gewusst. Die geplante Ankunftszeit schlitterte von Minute zu Minute nach hinten. Wir steckten auf der A22 Richtung Trento fest. Stop and Go. Schneckentempo. Die Nachmittagsausfahrt geriet ins Wanken. Ich wollte unbedingt noch eine Runde drehen. Auch in Hinblick auf den für Samstag Nachmittag und Sonntag (ganztags) vorhergesagten Weltuntergang. Kachelmann approved.

Google Maps ist nicht wie Garmin.

Bei Affi musste ich die Autostrada verlassen. Die Geduldsprobe hätte ich nervlich nicht überlebt. Ich wollte Rennradfahren. laketterechts auch. Nach einer kleinen Irrfahrt ist es uns (mir) gelungen, den See zu erreichen und am Ostufer Torbole anzusteuern. Google Maps ist nicht wie Garmin und ein etwas in die Jahre gekommener Italiener ist nicht mehr ganz so ortskundig. Statt um 1400 Uhr, waren wir kurz nach 1500 Uhr am Rad. Nicht ohne einer vorausgegangenen Debatte über die zu fahrenden Runde. Ich hatte den Monte Velo und die Auffahrt nach Santa Barbara bei Arco im Kopf. 35 km und 1.200 Höhenmeter. Eine Route abseits der Gewitterzellen. Das war laketterechts als Wochenantipasto nicht wirklich genehm. Die vernüftige Entscheidung fiel dann zu ihren Gunsten auf den Lago di Tenno.

Es war keine schlechte Entscheidung. Die Auffahrt von Varone hinauf nach Tenno ist echt ein Traum. Der ständige Bick auf den See und die vielen Kehren machten Druck am Pedal und erhöhten die Schweißproduktion in der labilen Luft. Leider wurde es immer dunkler und mein Flehen nach Abbruch wurde erhöht. Alles retour. Vor dem heftigen Gewitter ging sich noch eine „Melanzana al parmiggiano“ in der Case Beus direkt am See aus. Kaum waren wir in der Unterkunft ging hier in Torbole die Welt unter. Der Abend bracht keine nennenswerte Höhepunkt mehr.

Rennradfahren am Gardasee

Auffahrt von Varone nach Tenno

Rennradfahren am Gardasee. Tag 2.

Der zweite Tag begann mit einem intensiven Studium aller möglichen zur Verfügung stehenden Wetterkarten. Es war alles dabei. Weltuntergang war die positivste zulässige Interpretation. Wir konnten uns als nicht wirklich weit aus dem Fenster lehnen und peilten den Lago die Cavedine an. Nochmals am Radweg nach Arco, weiter Richtung Norden nach Dro und über den Passo San Udalrico in die „Valle dei laghi“. Hier fing es an, leicht zu regnen und wir entschieden uns den Rückwärtsgang einzulegen. Bei Cavedine kürzten wir die geplante Runde ab. Belohnt wurden wir für diese Entscheidung mit einer rasanten Abfahrt auf einer kaum 2 Meter breiten Neben-Nebenstraße. Steil und schnell. Mit dem Gefühl, in dem immer unter uns liegenden Lago di Cavedine abbremsen zu müssen.

Die Rückkehr nach Torbole war nass und feucht. Schade. Die 50 Kilometerrunde laut Garmin trotzdem intensiv. Das kurze Kräftemessen mit einem Einheimischen auf den Pass hinauf war trainignstechnisch richtig. Außerdem konnte ich ihm ein paar Geheimtipps entlocken. Gut wenn man die Landessprache beherrscht. Der Rest des Tages war dann Regenschirm-Flanieren und Menschen beobachten. Die beste Location dazu ist die Wind’s Bar. Und die beste Pizza gibt es bei Pizza Burger. Für ein Eis zwischendurch empfehlen wir die Bottega del Gelato direkt am kleinen Bootshafen.

Pizza Burger Torbole

So darf Pizza sein.

Rennradurlaub am Gardasee. Tag 3.

Wenn es nicht schon in allen Gazzetten steht, dann könnt ihr es hier exklusiv als Erste erfahren. la ketterechts und ich haben uns getrennt. Ja. In Arco. Nach ca 100 km haben wir beschlossen getrennte Wege zu gehen. Sie fuhr zurück in die Unterkunft und ich nahm noch den Monte Velo als Tagesdraufgabe dazu. Mehr davon später.

Passo Balino und Passo Durone standen heute auf der To-do-Liste. Eine knappe 100 km Runde mit 1.500 Höhenmeter. Über den Lago di Tenno, den Basso Balino eben, Fiavè, Passo Durone, Stenico, die Sarca Schlucht, Sarche und dann Express zurück nach Arco. Eines muss ich nach diesem Tag sagen: Die Italiener können Cafè machen und Radweg bauen. Selten so einen genialen Radweg (pista ciclabile) wie den durch die Sarca Schlucht gesehen, geschweige denn gefahren. Eine Autobahn. Zweispurig. Wir sind ihn bergab gefahren und hatten großen Spass dabei. Auch der Radweg von Sarche nach Arco ist ein netter Spielplatz für Familien, Kinder und Rennradfahrer. Die einen mit reiner Muskelkraft, die anderen mit E-Motor unterstützung. Sogar die Knirpse sind schon E-mobil. Passagen mit 20% sorgen dafür, dass nicht jeder Tourist davon schwärmen wird. Ich glaube wirklich, dass einige nicht genau wissen, worauf sie sich da einlassen.

Radweg durch die Sarca Schlucht

Der Radweg durch die Sarca Schlucht

Monte Velo – le grandi salite del Trentino.

Die Pflicht haben wir gut erfüllt. Bei wieder Gardasee typischen Bedingungen. Der Schweiß floss erneut in Strömen. Überschwemmungsgefahr. Für die Kür habe ich mit dann noch was eigenes ausgedacht. Den Monte Velo. 1000 Höhenmeter auf 12 km. Direkt von Arco hinauf nach Santa Barbara. Mit 36/28 eine ziemliche Plagerei. Kehre für Kehre genoss ich die Einsamkeit. Für alle, die hier in der Gegend weilen wollen ein Muss. Auch wegen der Abfahrt hinunter nach Loppio. Über Ronzo und Valle San Felice. Eine breite Straße, bestens asphaltiert. Vollgas. Einen Abstecher zum Passo Bordala habe ich mir erspart. Ich wollte nicht unpünktlich beim Abendessen sein. In Summe 2.700 Höhenmbert. Das wird eine gute Nacht werden. Davor noch Essen, Flanieren, am See sitzen, Menschen beobachten und die Wind’s Bar. Business as usual.

Und noch ein am Rande: la ketterechts und ich vertragen uns wieder. Die Trennung hatte nur trainingstechnische Gründe.

Rennrad fahren am Gardasee. Tag 4.

Es gibt immer und überall einen Plan B. Beim Rennradfahren am Gardasee heißt der Plan B, Baldo oder Bondone. Diese zwei Anstiege muss man gefahren sein. Beide jenseits der 20 km. Bergauf. Mit etlichen Höhenmetern. la ketterechts und ich haben uns für den Monte Baldo entschieden. Langsam und behutsam habe ich sie darauf vorbereitet. In San Valentino war sie ja schon. Die zusätzlichen 10 km musste ich ihr mit psychologischer Spitzfindigkeit schmackhaft machen. Mit Erfolg. Wir haben den Monte Baldo von Avio aus bezwungen. Bei brütender Hitze. la ketterechts mit gezogener Handbremse. Sie hatte zu viele Berichte über diesen Berg gelesen. Da waren wohl ein paar Effekthascher dabei. Märchen von „brutal“ bis zu „2,5 km mit 20%“ haben gereicht, um ihren Kopf etwas zu hemmen. Nicht die Beine. Die können viel mehr. Rennradfahren am Gardasee ist Sport und Psychologie.

Monte Baldo

Zum Monte Baldo von Avio

Von Torbole fuhren wir den Radweg hinauf nach Nago. 200 Höhenmeter nüchtern und nicht aufgewärmt. Von Nago zum Passo San Giovanni sind es dann noch ein paar Höhenmeter dazu, bevor es via Radweg hinunter nach Mori ging. Nach Avio benutzten wir einfach den Etschtal-Radweg. Mit Rückenwind. Dann begannen die Bergspiele. 12 km hinauf zur Abzweigung. Nach San Valentino wären es rechts weg nur mehr weitere fünf gewesen. Zum Monte Baldo mussten wir aber unbedingt rechts abbiegen, um weitere 12 km genießen zu dürfen. In Summer also 24 Kiometer hinauf auf 1.607m. Teilweise recht knackig, aber sonst auch schön zum Fahren. Mit 36/28 nicht immer. Den Wolf-Tooth Schaltwerkadapter habe ich immer noch „nur“ im Werkzeugkoffer. Er wird wohl beim Ötztaler Radmarathon seine Premiere feiern. Rennradfahren am Gardasee braucht keine Experimente. Nur Muskelkraft.

Monte Baldo – ein Berg, wie ich ihn mag.

Die letzten Kilometer hoch zum Rifugio waren genau so, wie ich mir Bergstraßen vorstelle. Zwischen 6 und 8 Prozent und kaum breiter als ein Auto. Tempo machen. Deshalb mussten auch drei E-Mountainbiker sterben. Ich konnte es mir nicht verkneifen, sie einzuholen und ihnen die Höchststrafe zu geben: Überholen. Oben angekommen, retour und la ketterechst auf den lezten Kilometern begleiten. Ohne Pause flitzen wir schnell Richtung San Valentino. Mittagszeit. Den Hunger haben wir in der Bar Trattoria Al Passo gestillt. Direkt an der Abzweigung nach Mori links und Avio rechts, vom Monte Baldo kommend.

Lago di Garda

Blick auf den Lago di Garda

Der Weg retour ging über eine lange und schnelle Abfahrt hinunter nach Mori. In Loppio haben la ketterechts und ich uns wieder getrennt (um uns dann in Torbole wieder glücklich zu vereinen). Ich musste links abbiegen und den Monte Velo (Passo Santa Barbara) verkehrt passieren. Die Auffahrt vom Vortag als Abfahrt hat es mir angetan. Zuerst aber 15 km bei brütender Hitze über Valle San Felice, Pannone, Varano und Renzo-Chienis bis nach oben. Was folgte, waren 12 atemberaubende, technisch anspruchsvolle  und sehr schnelle Kilometer hinunter nach Arco. Jede Menge 180°Kehren, die so zumachten, dass es ganz schön tricky war, nicht auf die Schnauze zu fallen. Steuern und Abfahren, wie im Lehrbuch. Rennradfahren am Gardasee bildet weiter.

Radservice in Torbole

Ohne Worte. Mit viel Wahrem.

Der Plan Baldo samt Verlängerung hat sich voll ausgezahlt. Der Rest des Tages wie immer am See sitzen, viel essen, Menschen beobachten und über weitere Touren sinnieren. Zu erwähnen ist noch, dass man nach vier Tagen Gardasee schon langsam 50% der Gäste kennt. Wenn man sich am Torbole-Hotspot den Logenplatz sichert. Ach ja: Italienerinnen tragen Birkenstock Modell „Madrid.“ (la ketterechts auch). Ich schwöre: Das ist keine Werbung.

Mit dem Rennrad am Gardasee. Tag 5.

Eigentlich wollten wir viel länger bleiben. Leider haben wir kein passendes Zimmer gefunden, welches uns unseren Wunsch erfüllen konnte. Wir hofften verlängern zu können. Hatten stark damit spekuliert. Doch das glocal Torbole war ausgebucht. Schade. Torbole hat uns sehr gut gefallen. Das Flair ist besonders. Eine Mischung aus Rad- und Badeurlaub. Aus Rimini mit Niveau und Adria ohne Niveau sowie aus Badeschlapfen oder eben der ominösen Birkenstock Modell „Madrid“. Gut ausgebaute und ausgeschilderte Verbindungs-Radwege mischt man am besten mit feinen Anstiegen oder langen Klettertouren. Die Nähe zu den „Dolomiten“ (Dolomiti del Brenta) geben der Region Alto Garda ihr unverkennbares Gesicht. Vom Wasser geht’s direkt in luftige Höhen.

Keego Titanium Trinkflasche

Wasser gegen den Schweißverlust

Abseits der Hauptverbindungen gibt es hinter jeder Hauskannte eine Möglichkeit eine Bergstraße zu fahren. An Langweile kann man hier als RennradfahrerIn nicht sterben. Höchsten wegen Erschöpfung. Einfach wie man kann und will. Spätestens am Abend trifft an sich wieder am Strand, im Hotel oder in einer der vielen Bars und Restaurants.

Der Gardasee und Torbole.

Torbole ist perfekt für einen Rennradurlaub am Gardasee. Weil das Wasser seinen Teil dazu beiträgt. Wer das Glück hat beschlagnahmt eine der Bänke direkt am Ufer und gibt sich dem Sinnieren hin. Die Augen und die Ohren bekommen so viel geboten, dass der Abend schnell vergeht. Für alle, die es schaffen, sich auf den See einzulassen, kann er therapeutische Wirkung haben. Jede Welle bringt einen neuen Gedanken ins Spiel. Die Enten, die Schwäne, die Surfer, die Fähren, die untergehende Sonne. Alle sind sie Teil des Erlebnisses. Und wir waren mittendrin statt nur daheim.

Urlaub am Gardasee

Der See und die Gedanken.

Es war nicht leicht Abschied zu nehmen. Jetzt sind wir in Südtirol. Dort ist es auch schön. Aber das ist eine andere Geschichte.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Rennradurlaub in Italien. Von Eisenstadt nach Triest.

Rennradurlaub in Italien

Die Rennradreise von Eisenstadt nach Triest war schnell ausgebucht. Überbucht. Die Warteliste lang. Leider. Gerne hätte ich alle mitgenommen. Wollte aber niemanden in Triest zurücklassen. Unser Begleitbus hatte eine begrenzte Anzahl an Plätzen für die Rückreise. Jene die mitgefahren sind, durften den Rennradurlaub in Italien genießen und sich standesgemäß in Triest mit Pizza und Eis belohnen. Insgesamt waren wir 480 km unterwegs. Aufgeteilt auf vier Tage. Eigentlich dreieinhalb Tage. Mit 4400 Höhenmeter durch Österreich und Slowenien. Über den Semmering, den Obdacher Sattel und als Highlight den Seebergsattel.

Rennradreisen mit Begleitung.

Was in zwei Tagen selfsupported zu schaffen ist, sollte in Begleitung keine große Hexerei sein. War es auch nicht. Alle Teilnehmer waren frei von Sorgen und Gepäck. Dieses wurde im Begleitbus verstaut. Begleitbus, der uns stets auf Schritt und Tritt teils hinterher- und teils vorausgefahren ist. Als Wasserträger, Kofferträger und Babysitter. Deshalb heißt es ja auch Rennradurlaub. Vom Start in Eisenstadt über Bruck an der Mur, den Klopeinersee, Oberlaibach bis Triest und dann wieder retour nach Eisenstadt. Vier intensive Tage. Ein sportlich ambitionierter Gourp Ride. Harmonisch, wenn es darum ging, im Flachen Kilometer zu machen, zerstückelt am Berg, wenn sich jeder selbst beweisen wollte. Die wenigen Unkenrufe bezeugten die optimale Wahl des Tempos, welches der ketterechts-Express (ich) als Reisegeschwindigkeit eingestellt hatte. Mit Wind und gegen den Wind.

Rennradurlaub in Italien.

Auf den ersten Kilometern ab Eisenstadt galt es sich zu finden. Bei besten Bedingungen und erstaunlich geringem Small-Talk-Bedürfnis. Stilles Kennenlernen war angesagt. Beschnuppern. Beobachten. Windschatten-Halten. Gruppenbildung hinauf über die Adlitzgräben auf den Semmering. Bei Affenhitze und überdurchschnittlichem Schweißverlust. Das Get-togheter auf der Passhöhe eine willkommene Pause für alle. Der Traum vom Rennradurlaub in Italien war trotzdem noch nicht wirklich greifbar nahe. Das Meer noch nicht zu riechen.

Rennradurlaub mit Überraschungen.

Dass wir am Weg nach Triest mit vielen Überraschungen zu rechnen hätten, war mir bewusst. Eine davon erlebten wir bei unserer ersten Pause in Langenwang. € 5,90 für ein großes Spezi (Cola + Fanta) im Hotel-Krainer war eine davon. Die restlichen Überraschungen nicht weniger der Rede wert. Da war einmal der angepeilte „Italiener“ in Bruck an der Mur, der sich vor unserer Nase zusperrte, das JUFA, welches uns mit großzügigen Mehrbett-Einzelzimmer erwartete, der durch ein Gewitter verhinderte Sprung in den Klopeiner See, der Hagel hinterm Seebergsattel und die umstrittene Wartezeit auf unsere heiß ersehnte Pizza in Triest. Alles in allem eine problemlose und störungsfreie Fahrt in den Süden. Radurlaub eben.

Rennradurlaub in Italien

Hauptsache trocken.

Schade, um den verpatzten Samstag. Tag drei fiel sprichwörtlich ins Wasser. Nein. In den Hagel. Wurden wir tags zuvor noch verschont, das Gewitter kam, als wir alle schon brav in unserem Hotel eingecheckt hatten, ahnte ich nichts Gutes. Sämtliche Wettermodelle waren sich einig. Weltuntergang rund um Ljubljana. Genau auf unserer Route. Plan B wurde geboren. Start um eine Stunde vorverlegt. Frühstücksraum 30 Minuten vor Öffnung gecrashed. Hauptsache noch trocken über den Seebergsattel. Was uns auch gelungen ist. Dafür war die Abfahrt nach wenigen Kilometern ein reißender Gebirgsbach. Sicht Null. Defcon 1. Notfallplan C wurde spontan akut. Die nächstbeste Gostilna wurde zum Refugium. Warten, trocknen, essen. Zwei Stunden lang. Es wurde nicht besser Abbruch nach 60 von 110 km. Der Rest im Bus nach Oberlaibach. Gute Entscheidung. Sicherheit geht vor.

Rennradreisen mit ketterechts

Ein ketterechts Anhänger

Slowenien mehr als nur ein Rennrad-Geheimtipp.

Die wieder erstrahlte Sonne in Vrhnika (Oberlaibach) bewegte uns dann doch noch nach der obligaten Radpflege, zu einer Bonus-Runde. Auf den Spuren der Tour of Slovenia, welche hier nicht unweit rund um Idrija ihre vorletzte Etappe am Programm hatte. Schnell ein paar Tipps vom selbst rennradaffinen Hotelchef und schon gings bergauf ins hintere Hügelland. Eine wunderschöne Gegend. Um den Abschnitt zwischen Ljubljana und Vrhnika tut es mir echt leid. Wollte einfach nicht sein. Die zwei Tage in Slowenien bestätigten aber, was viele und ich behaupten. Slowenien ist mehr als nur ein Rennrad-Geheimtipp. Das Lasko geht runter wie Öl. Besonders in der Gruppe. Bei Männer „Fachgesprächen“, versteht sich.

Auf unserer letzten Etappe hatten wir am Weg zur italienische Grenze noch genügend Zeit, die slowenische Landschaft zu genießen. Über Planina und Postojna, immer noch auf 500 bis 600 Meter über dem Meeresspiegel. Die Gewissheit auf 0 zu müssen, war Motivation genug, auch die letzten Hügel „gemütlich“ zu drücken. Angetrieben vom Duft des Salzwassers.

Pedalare con gusto. Endlich Italien.

Für den Sinkflug nach Trieste hatte ich drei Routen geplant. Plan A wäre Route C gewesen. Damit erreicht man Opicina und hat die schönste Sicht auf Triest von oben. Plan B hingegen, wäre Route A gewesen. Die mir bekannte über Basovizza. Route B war als Feuerwehr im Garmin. Für den Fall, dass Plan A verfehlt würde. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft, alle Pläne über Bord zu werfen und die Schönere der Anfahrten zu wählen. Plan B, also Route A. Mit einem Schnitt von über 30 km/h für die letzten 80 km, schossen wir von Osten kommend direkt an die Adria, die uns mit einem quallenverseuchten Hafenwasser empfing. Wir hatten es geschafft. Ende gut, alle am Meer. Genugtuung, Freud, Durst und Hunger.

Endlich Rennradurlaub in Italien. Zwar nur als Stippvisite, aber Italien ist Italien. Und ein italienischer Espresso entschädigt immer. Für alles. Es war extrem lässig. Die gesamte Gruppe eine Bereicherung. Klein und fein. Nicht unterfordert und auch nicht überfordert. Jeder für sich ein Unikat. Leider mussten die beiden mitreisenden Damen unterwegs w.o. geben. Das schmerzt. Österreich ist schon. Slowenien ist schöner. Italien ist am schönsten. 2020 fahren wir sicher wieder dorthin. 21. bis 24. Mai und 11. bis 14. Juni. Von Eisenstadt nach Grado. Oder Verona. Vielleicht sogar wieder nach Triest auf einer anderen Route Im Herbst gibt es Gewissheit. Den Monte Grappa zu Pfingsten nicht vergessen.

Rennradurlaub mit ketterechts.

Die einen nehmen Urlaub, um Rennrad zu fahren. Ich nehme Urlaub, damit andere sich Urlaub nehmen können, um Rennrad zu fahren. Somit fahren wir alle Rennrad. Und wir machen Urlaub. Gemeinsam. Zusammen. Wir entdecken neue Routen und suchen neue Herausforderungen. Wir nutzen die Gruppendynamik, um unsere Grenzen zu verschieben. Rennrurlaub mit ketterechts ist eine sportlich ambitionierte Gurppenausfahrt mit Freunden. An schöne Plätze und Orte mit sehr gutem Essen.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

PS: Routen und tracks zum Nachfahren gibt es auf Strava.