Zuletzt aktualisiert am 14. März 2017 um 9:38
Die Kilometer mit meinem Querfeldeinrad häufen sich. Seit einer Woche steht mein Rennrad still. Die Luft ist bereits heraußen. Es gibt ja am Norco Threshold Rival1 sehr viel zu entdecken. Unter anderem diese Stahl-Scheiben. Vorne und Hinten. In meinem Fall die hydraulische Version der Scheibenbremsen. Hier sollen ja diverse Vorteile gegenüber den mechanischen Scheibenbremsen überwiegen. Erstens sind sie teurer, zweitens bedarf es spezieller Bremshebel und drittens sind sie aufwendig und recht anspruchsvoll in der Montage und Wartung. Wegen des geschlossenen Systems. Insbesondere das schleiffreie Ausrichten der Bremsbeläge. Letzteres hat mich am Wochenende jede Menge Zeit und Nerven gekostet. Schön der Reihe nach.
Ach du Scheibe. Warum der Ruf besser ist als die Scheibenbremsen selber.
Am Freitag erlebte mein Crosser die erste Ausfahrt mit dem Auto. Also musste das Vorderrad raus. Nicht so einfach, wenn man eine Steckachse bis dato noch nie bedient hat. Zum Glück gibt es so etwas wie einen Hausverstand. Es war eher leicht kompliziert. Die Reise mit dem Auto verlief ohne Zwischenfälle. Spannend wurde es dann beim erneuten Aufbau. Die Scheibe passte nicht mehr in die Kolben. What the f.***? Was weiß ich. Bin Rookie. Nicht einmal mit dosierter Gewalt. Ganz leichte Kratzer an der Gabel sind Zeugen eines erbitteten Kampfes ohne Happy-End.
Zum Glück gibt es Google. Also tippte ich “Scheibe lässt sich nicht mehr ins Vorderrad einspannen”. Oder so was ähnliches. Nach 0,37 Sekunden die Gewissheit. Ich habe einen Anfängerfehler gemacht. Irgendwie die Bremse gedrückt. Das bedeutet, dass die Kolben zusammengehen, aber nicht mehr auseinander. Na bravo. Weiter googlen. Da stand was “mit einen Schraubenzieher die Kolben auseinanderdrücken”. Und es stand was von “dabei können die Kolben zerkratzt und kaputt gehen.” Na bravo.
Bei Scheibenbremsen gibt es viel zu entdecken.
Ich nehme einen Schraubenzieher, schütze die Spitze mit Klebeband und drücke die Kolben vorsichtig auseinander. Glück gehabt. Ohne nennenswerten Kollateralschäden. Und siehe da, die Scheibe passte wieder. Steckachse zudrehen und das wars. Nein. Eben nicht. Ein Schleifgeräusch störte meine empfindlichen Ohren. Was jetzt? Keine Ahnung. Bin ja Rookie.
Wieder googlen. “Scheibenbremse schleift”. Jede Menge Tutorials. Ein Video schaue ich mir an. Mit Torx und Drehmomentschlüssel mache ich alles nach. Plan A scheitert, obwohl es einfach hätte sein sollen. Laut Video. Plan B kostet Konzentration und Nerven. Ungeschickt wie ich bin, schaffe ich es trotzdem, die Scheibe so zu zentrieren, dass sie einwandfrei läuft.
Dann die Ausfahrt. Von einwandfreiem Drehen keine Spur. Bei jeder Linkskurve schleift die Scheibe vorne. Nur Links. What the f***. Auch nach jedem stärkerem Bremsen. Also zu Hause wieder alles von vorne. Geradeaus läuft alles rund. In den Kurven nicht. Ist das kompliziert.
Am Samstag, dann ein Besuch bei Mountainbiker am See. Etwas fachsimplen. Von “Ist normal” bis zu “merkwürdig” über “die Scheibe hat schon einen leichten Schlag”. Eine neue Scheibe. Angemerkt. Früher, sagte man mir, war das Problem mit den Schnellspannern bekannt. Mit den Steckachsen sollte das behoben sein. Sollte. Außerdem deformiert sich die Scheibe bei starken Bremsen immer wieder Wenn sie dann abkühlt, ist das Problem behoben. Das erklärt zumindest das Scheifen nach starkem Bremsen. Aber das Schleifen in der Kurve? Darf ich jetzt nur mehr geradeaus fahren?
Jetzt frage ich mich: Ist der Ruf der Scheibenbremse besser als die Scheibe selber?
Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #norcobicycles #sram #rival1
Ich fahre hydraulische Scheiben am MTB, mechanische am Reiseliegerad, hydraulische Felgenbremsen am Stadtrad und an der Rennliege vorne mechanische und hinten hydraulische Felgenbremse. Ich habe auch schon ein wenig was kaputtgemacht. Auch das gibt Erfahrung.
Zum Bremsverhalten: Da geht IMHO nichts über hydraulische Scheibenbremsen. Sei es das Verhalten bei Schnee oder Nässe, sei es Druckpunkt und benötigte Kraft, bei selbst nachstellenden auch der Komfort.
Zur Wartung: Wie Du ja selbst merktest: Man muss sich mit der Technik auseinandersetzen. Wenn man die üblichen Kanten kennt, dann weiss man, daß man was passendes zwischenklemmt, wenn man das Rad verpackt 😉 Mit meinen Scheiben am MTB habe ich auch bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Der erste Satz (Shimano) hat nicht lange gehalten, ein Kolben fing an zu ölen. Bis man das deuten kann und findet. Unbd dann hilft nichts außer tauschen. Ein Grauen. Seitdem sind Avid drauf, die laufen jetzt halbwegs rund, brauchen aber auch demnächst mal eine kleine Streicheleinheit (Thema Dichtung am Bremshebel, nachfüllen). Meine hydraulischen Felgenbremsen (Magura HS-11) tun klaglos seit 2008, da musste ich ausser Bremsbeläge wechseln bisher exakt nichts tun. Das sagt eines: Es gibt eine sehr, sehr große Spanne von Qualität dabei – und der Markenname sagt Dir nichts darüber. Am Liegerad fahre ich mechanische Scheibenbremsen (Avid BB7), die haben ihre Eigenheiten, aber die Wartung ist simpel und sie laufen (ebenso seit 2008) zuverlässig.
Die Bremsscheiben selbst: Sag mir nicht, Du hast die unsäglichen Shimano-Sandwich-Scheiben? Davon habe ich eine zerlegt. Shimano findet seine Idee super, aber ganz ehrlich: Ich halte das für einen Marketing-Gag mit Nebenwirkungen. Alu schmilzt bei 650°C. Mit Systemgewicht 125kg (bepacktes Reiserad) und 180mm habe ich aus 65km/h mit kalter Bremse eine kontrollierte, aber starke Bremsung gemacht. Alu spritzte aus der Mitte, Scheibe wellig. Alu und Stahl haben unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten. Das muss irgendwann schiefgehen. Ich habe eine reine Stahlscheibe drin, damit gibt es auch in extremeren Situationen keine Probleme.
Fazit: Scheibenbremsen sind eine super Sache, hydraulische Scheibenbremsen können auch fix mal zu einer doofen Erfahrung werden. Aber wenn man die richtigen gefunden hat, dann möchte man sie nicht mehr missen.
Danke für die Ausführung. Werde mich den Winter durchfluchen 😉 Meine Scheibe ist eine "Sram Rival 1 Hydraulic Disc w/160mm Rotor", 160 mm vorne und 140 mm hinten. Mal sehen. Derzeit läuft sie wieder rund.
[…] Nicht schon wieder dieses Thema. Beim Crosser habe ich mich damit abgefunden. Auch wenn der Ruf besser ist als die Scheibenbremse selber. Aber beim Rennrad? Warum zerstört man damit die […]
[…] schon lange im Kopf herum. Soll ich, oder soll ich nicht. Darf ich, oder darf ich nicht. Bei den Scheibenbremsen war und ist es ja noch einfach. Hier bekenne ich mich klar dagegen. Solange es noch eine […]
Im Übrigen kann man auch Bremsscheiben wieder richten, das ist nicht zu schwer. Ich nutze dafür eine Zange mit parallelen, verstellbaren Backen; die sind sowieso super praktisch, für alles Mögliche (festsitzende, festgegammelte, abgenudelte oder gar abgebrochene verschraubte Teile lassen sich damit super und meist ohne große Beschädigung lösen). Meine Bremsscheiben von Magura liefen über Jahre schleiffrei. Bei Avid musste ich zwischendurch mal zentrieren. Im Radladen wird einem auch öfters mal gesagt, es sein normal, dass Bremsscheiben schleifen, ich denke eher, dass man hier zu faul ist, das richtig einzustellen.
Wenn du allerdings nur in der Kurve Probleme hast, könnte auch das Lagerspiel der Naben ein Problem darstellen. Es ist auf jeden Fall so, dass die Toleranzen natürlich wichtiger sind und hochwertigeres Material daher auch hilft (wie meistens).
Das Einstellen von Scheibenbremsen bedarf etwas Übung, danach ist es kein Problem mehr. Ich selber fahre sram Rival 22 HRD und bin sehr zufrieden mit Ihnen. Nur ehrlich gesagt bei Regen, wo Scheibenbremsen besser sein sollen, bin ich mit ihnen nicht zufrieden. Ist aber wohl auch besser so. ( :-D)