Über 700 km und 23.000 Höhenmete für die Optionsfahrer. |
Seiser Alm. Kreuztal. Würzjoch. Furkelpass. Staller Sattel. Lucknerhaus. Pustertaler Höhenstraße. Hochstein. Tre Cime di Lavaredo/Rifugio Auronzo. Passe 3 Croci. Passo Giau. Passo Staulanza. Passo Duran. Forcella Aurine. Passo Cereda. Passo Rolle. Passo di Valles. Passo San Pellegrino. Passo Fedaia (2x, von Canazei und von Malga Ciapela aus). Passo Pordoi. Passo Falzarego (2x, von Cernadoi und von Cortina aus). Passo Valparola. Passo Campolongo. Passo Gardena. Passo Sella. Rifugio Gardeccia. Passo Costalunga. 8 Tage en suite am Rad und am Zahnfleisch. quaeldich.de Dolomiten 2013 ist Geschichte. Zeit zu resümieren und in Erinngerungen zu schwelgen. Tief sind noch die Emotionen und die Wunden. Greifbar das Erlebte. Stark die Empfindungen. Lebendig die Bilder. Spürbar die Anstrengung.
Es war einfach genial. So viel Erlebtes in einem Wort zu fassen ist schwierig. Ich bleibe einfach beim Wort genial. 7 Tage quaeldich.de Dolomiten 2013. 7 Tage ideales Wetter. 7 Tage perfekte Organisation und Betreuung. 7 Tage erstklassige Unterkünfte und kulinarische Schmankerln. 7 Tage Konzentration aufs Bergauffahren. 7 Tage Kehren und einkehren. 7 Tage anbremsen und 7 Tage beschleunigen. 7 Tage Logistik. 7 Tage bloggen und 7 Tage posten. 7 Tage ein Leben wie ein Profi.
Hier die Highlights im Schnelldurchlauf.
quaeldich: Ein Name. Ein Programm. Dolomiten 2013 war kein Sonntagsspaziergang.
Roland Wagner: Guide, Organisator, lebendes Tourbuch, Garmintracker, Südtirolerer als ich. Sein zweiter Name ist Freytag & Berndt. Kennt jeden Gipfel. Kennt jeden Pass. Und er kennt kein Pardon, was Optionen, Options Optionen und Stichstraßen angeht.
Jahn Sahner: Chef. Tritt selbst in die Pedale. Macht sich am Berg und in den Abfahrten alle Ehre. Auch in Sachen Posing stets in den Top 3. Einzig die Straßenschuhe zum Frühstück samt Radress sollten ihm Abzüge bringen.
Florian Kohlschläger: Busfahrer. Mechanicker. Zwichendruchhöhenmetersammler. Tausendsassa. Und Poser vom Dienst. Abendessen und Frühstück mit Mütze, das rockt!
Stichstraße: So was kannte ich bis dato nicht. Weiß jetzt aber, dass so eine Straße Stichstraße heißt, weil sie dich sticht. Überall. Sie tut einfach weh. Hinauf und wieder herunter. Sie ist kurz, knackig, eng und steil. Hochstein, Tre Cime, Lucknerhaus und Rifugio Gardeccia – unsere Stichstraßen, falls wer den Worten hier nicht glauben schenken will.
Tre Cime/Rifugio Auronzo: Das sind 6 km bei einer durchschnittlichen Steigung von über 12%. Das ist Zickzack fahren. Das ist Vorderrad lupfen. Das ist fluchen. Das ist schwitzen. So etwas fährt man nicht freiwillig. Vor allem dann nicht, wenn zuvor die Pustertaler Höhenstraße samt Hochstein gefahren worden ist. Tre Cime, das ist Respekt vor jedem der da mit Muskelkraft hochfährt und Respekt für die Profis, welche hier hinauffliegen. Ich bin jedenfalls hinaufgekrochen. Immerhin bin ich nicht abgestiegen.
Kehren: Die Dolomiten sind das Land der Kehren. Ich habe Sie nicht alle gezählt. Allein der Passo Pordoi hatte 33 davon bergab und an die 29 bergauf. Der Passo Falzarego von Cernadoi 17 hinauf. 50 Kehren pro Tag? Das wären dann 350 Kehren. Die spektakulärsten bergauf waren: Staller Sattel, Passo Rolle, Passo Giau, Passo Falzarego und die klassische Sellarunde (Gardena, Pordoi, Sella, Campolong).
Abfahrt: Am letzten Tag galt es vom Passo Costalunga (Karerpass) auf 1.700m hinunter nach Bozen zu fahren. Knapp 32 km und 1.500 HM. Berabwärts. Wir waren in weniger als 30 Minuten am Ziel. Durch das Eggental. Laut Roli wurden wir sogar im Tunnel geblitzt. Einem sehr langen Tunnel. Abfallend und eimal nach rechts und einmal nach links ziehend. Dazwischen eine offene Passage. Bergab, Windschatten und einen Kamineffekt – so was geiles habe ich noch nie erlebt.
Hotel Pineta: Was nach Pineta klingt muss nicht zwangsläufig irgendwo in Lignano oder Jesolo sein. Knapp oberhalb von Caprile gelegen entpuppte sich dieses Hotel als ein Schlaraffenland. Keiner von uns hatte mit so einem Schlemmeressen gerechnet. Schon die selbstgemachten Tortellini mit Ricotta und Birnenstücke hätten ausgereicht, der Küche das Prädikat paradiesisch zu verleihen. Die Maccheroni mit Tomaten und Pilzen waren ebenbürtigt. Das Tüpfelchen auf dem „i“ und somit die ultimative Extase war das Nachspeisenpuffet. Als der Junior Chef des Hauses die gesamte Konditoreivitrine von der Bar auf den Buffettisch gebracht hatte, sahen wir uns alle erstaunt an. Als das Herankarren von Tiramisu, Creme Brulee, Fruchttörtchen, Vanillekrapfen, Sacher Torte, Bignès, Vanilleröllchen, Käsesahnekuchen und & Co. nicht aufhörte wurden die Augen aller größer als der Druchmesser unserer Laufräder. Sogar die eingefleischesten Asketen machen hier die Ausnahme und griffen zu als wäre dies eine Henkersmahlzeit. Gut, dass sich das ganze beim Frühstück wiederholt hat. Es gab nämlich welche, die am Vortag nicht genug bekommen haben.
PS: die zukünfigen Dolomitenfahren werden hier öfters wenn nicht ausschließlich halt machen.
Hotel Kolfuschgerhof: Dieses ****Hotel war nach dem Hotel Pineta an der Reihe. Am letzten Tag. Am Fuße des Passo Gardena. Pech. Für das Hotel. Und für uns. Super Hotel. Super Wellness (ja, es gab auch welche von uns die Wellness nutzen – meist jene, die abgekürzt haben). Typisches Gadertaler/Grödnertal Flair. Leider aber eine Diätküche. Gut, ein betuchter Münchner oder Mailänder wäre hier gut aufgehoben. Aber nicht 25 hungrige Radfahrer. Denn ein Großteil hatte an diesem Tag die 4.000 HM Marke überschritten. Das Saltatbuffet war in 3,9 s geplündert. Ständiger Nachschub überforderte das Personal. Die Suppe Standard. Die Schweinshaxn mit 1 (in Worten einer) Kartoffel nicht ganz artgerecht. Der Wunsch, nach einem Ersatzschnitzel wurde mit einem „sel geat net, mir hobn di Kuchl voll unter Strom“ quittiert. Die Vegetarianer unter uns (das sind italienische Vegetarier, deutsch ausgesprochen) bekamen eine Omelett so groß wie das 27er Kranzel hinten. Als ich mich dann als Südtiroler outete wäre plötzlich ein Fischfilet möglich gewesen. Zweiklassengesellschaft. Das Frühstück war ok. Nein es war gut. Denn wir bekommen echten Cappuccino und nicht Automatenkaffee.
Automatenkaffe: Jetzt kriegt man auch schon in Italien in den Hotels Automatenkaffee. Dh. Wasser, Kaffeepulver und Milchpulver. Erhitzt und verdünnt. WTF!
Sprühpflaster: Das brennt wie die Hölle. Nachdem ich am zweiten Tag Bekanntschaft machen durfte mit dem Lienzer Asphalt war Sprühplaster die einzige logische Chance, die Tour fertig zu fahren. Die andere wäre gewesen, das Lienzer Spital aufzusuchen. Aber das lagen bereits 2 von uns. Eine weitere sollte tags darauf folgen. An die € 100 für Apothekenprodukte habe ich im Laufe der Tour verbraucht. Das Sprühpflaster hätte ich noch. Ich glaube ich stelle es auf eBay. Ansonsten war es Bepanthen, Voltaren, Leukoplast, Verbände jeder Art, Betaisodona Wundgel und was pflanzliches für den Schnupfen, den ich mir eingeholt habe.
Stürze: Wir hatten leider welche. So was kann passieren, wenn man in der Gruppe fährt. Es war in allen Fällen Pech der Auslöser. Denn wir sind soweit sehr diszipliniert gefahren und haben kein unnötiges Risiko genommen. Alles Gute nochmals allen Gestürzten.
Viecher: Es gibt sie. Gemeint sind nicht die weidenden Kühe, Schafe oder Pferde. Diese haben wir auch gesichtet. Gemeint sind jene Fahrer, die bergauf stehts vorne weg waren. Axel, Tobias, Niels, Oliver und bei Gelegenheit Roland und Jan. Ich hätte gerne auch das gegessen, was die gegessen haben. Chapeau. Zum Glück war ich verletzt und musste fotografieren. Somit hatte ich eine Ausrede für das Gruppetto.
Aufstiesgeschwindigkeit: Alles unter 1000 HM pro Stunde wurde gar nicht wahrgenommen. Von 1200 bis 1800 war die Rede. In der schnelleren Gruppe versteht sich. Was soll ich dazusagen. Ich musste fotografieren und bloggen. Und überhaupt war ich am zweiten Tag mit xx km/h auf den Asphalt geknallt. PS: die xx sind der Redaktion bekannt.
Posing: Auch wenn das nicht meiner Philosophie entspricht. Es gab Teilnehmer mit unrasierten Beinen und mit schmutzigen Rennräder. Der eine und andere sogar schneller als ich. Das ist doppelte Strafe. Aber vielleicht habe ich mir diese ja verdient. Sogar Trekkingbikes hatten wir dabei. Und Gepäcksträger. Tja. Es gibt halt immer noch ungläubige und unbelehrbare Schäfchen auf dieser Welt.
Helden: Es gabe viele Helden. Es gab nur Helden. Die einen weil sie schnell waren. Die anderen, weil sie aufhörten bevor es zu spät hätte werden können. Andere wieder sind über sich hinausgewachsen. Großen Heldenrespekt auch an Neal und Manuel. Ersterer saß 4 Tage nach seiner Operation (Schlüsselbein, Schulterblatt, Rippen) am Ergometer. Zweiterer nach dem doppelten Kieferbruch in der Schweiz bei flüssiger Ernährung. Angemeldet für eine quaeldich.de Tour im Frühjahr. Freaks!
Bremsen: Wichtigstes Element bei so einer Tour über viele, viele Höhenmeter. Da es fast nur bergauf und bergab ging, haben wir an die 300 Abfahrtskilometer hinter uns. Meine nagelneuen Bremsgummist haben sich ausgezahlt. Richtig dosiert haben sie mich brav nach Hause gebracht.
Kaiserschmarren: So mancher Aktivist behauptet, dass Südtirol nicht Italien sei. Ich behaupte, dass Südtirol nicht Österreich ist. Denn nirgends haben wir einen Kaiserschmarren bekommen. Jan hätte so gerne einen gehabt. Dafür haben wir Polenta und Tagliatelle ai funghi bekommen. Mehr als nur ebenbürtiger Ersatz. Und es gab auch keinen aufgewärmten Apfelstrudel mit aufgewärmter Vanillesouce. Danke.
Wertung: Dolomiten 2013 war kein Rennen. Ich weiß. Trotzdem war ich stets bester Italiener. Und in der Gesamtwertung der Optionszieher bin ich nach Roli (Guide) und Tobias (Dresdner Bolzer) jener, der die meisten Kilometer und Höhenmeter mitgemacht hat. Außer Wertung und Reichweite Axel. Der hat sich da und dort seine eigent Tour zusammengestellt.
Pizza: Ganz kurz: Die Pizzeria beim/am Helmhotel in Vierschach. Mehr muss ich nicht sagen.
Bevor ich hier jetzt einen Roman verfasse mache ich Schluss. Nochmals danke quaeldich.de. Danke Jan. Danke Roland. Danke Thorsten. Danke Florian. Und danke euch fürs folgen. Vielleicht sehe ich einen von Euch nächstes Jahr. Die Touren 2014 von quaeldich.de sind bereits alle ausgeschrieben.
Stay tuned.
Cristian Gemamto aka @_ketterechts
Ein Ort mit einer wundervollen Landschaft, die eine Menge zu bieten, ohne Zweifel hat. Ausgezeichnete Wahl für eine Radtour!