Der Samstag fällt ins Wasser. So wie der gestrige Freitag ins Wasser gefallen ist. Zum Glück war der Donnerstag Nachmittag halbwegs trocken, so dass eine kleine Trainingsfahrt auf den Spuren von James Bond 007 möglich war. Von Sölden über die Mautstraße hinauf bis zur Talstation des Rettenbachferners. 12 km mit über 10% Steigung. Im Schnitt. 7° oben. Immerhin plus. Ich musste hinauf. Es war ein letzter Test. Kein körperlicher. Diesen habe ich nicht Not. Spätestens nach dem Austria Race Across Burgenland vergangenen Sonntag weiß icht, dass meine Beine tot sind und ich wie jedes Jahr in einer beneidenswerten Überform zum Ötztaler Radmarathon 2018 angereist bin. Der Test galt dem Material. Ich starte in Sölden nämlich mit neuem Equipment.
Experimente kurz vor zwölf. Ich liebe das Risiko.
Never change a running system. Oder so ähnlich. Das ist was für Feiglinge. Das kann jeder. Ein gut funktionierendes System vier Tage vor dem Ötztaler Radmarathon zu ändern hingegen ist was für Dumme. Ok. Sagen wir Abenteurer. Experimente kurz vor zwölf. Ich liebe das Risiko. Deshalb habe ich mein Dienstfahrrad einem Update unterzogen. Erstmals in meinem Leben fahre ich hinten ein 32er Ritzel. Moment. Nein. Nicht ganz. Am Crosser habe ich auch ein 32er. Aber in Verbindung mit dem 42er Kettenblatt vorne. Das ist etwas ganz anderes. Oder zumindest nicht ähnlich.
Bei der Kassette handelt es sich um eine edco Monoblock 11-32. Nichts ungewöhnliches. Außer vielleicht das Gewicht. Das ist niedrig. In Verbindung aber mit dem kurzen Schaltkäfig der SRAM eTap (no Wifli) wird die Sache dann doch interessant. Weil das „offiziell“ gar nicht möglich ist. Solange man nicht mit den richtigen Leuten spricht. Nach langem Diskutieren in der Gruppe „Rennrad“, Video Studium, Recherchieren und hundertausend Meinungen (die meisten haben mir abgeraten), hat mir Niki, die Kassette montiert und eingestellt. Ohne Kettenkürzung und ohne Schaltaugeverlängerung. Das Ergebnis: Es rollt. Ja, es rollt. Erstaunlich gut. Theoretisch und praktisch. Das hat der Test hinauf auf den Gletscher gezeigt. Ich musste nur behutsamer und bewusster schalten. Dass Groß-Groß dabei zu empfehlen ist, versteht sich von selbst.
Hier in Sölden bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe mir alles auch von den Profis beim Mavic Stand hier auf der Expo anschauen lassen. „Très bien“ und zehn große Augen, bestätigen mir. Ich kann’s probieren.
Ötztaler Radmarathon 2018. Wer bremst verliert.
Die fünf Männer in Mavic Schürzen habe mir auch die Bremsen eingestellt. Mit einer Schablone zwischen Bremsgummi und Carbon Bremsflanke wurde herumgeschraubt und alles millimetergenau fixiert. Wieder was gelernt. Denn wenige Minuten zuvor habe ich die edco Bremsbeläge vorne mit swisstop Yello King getauscht. Die Abfahrt vom Gletscher hatten die neuen edco Gummis etwas in Mitleidenschaft gezogen. Sie waren nämlich um ein paar Millimeter V-formig eingestellt. Das hat sie um ein halbes Leben verkürzt. Für mein subjektives Sicherheitsempfinden habe ich gerne ein paar Euros investiert. Beim Ötztaler Radmarathon 2018 heißt es wie immer: Wer bremst verliert.
Neu am Specialized Tarmac Dienstfahrrad sind auch die 28mm Carbonfelgen von edco. Modell Julier. Clincher mit Carbonflanken. Eine Augenweide. Mit viel Liebe zum Detail. Ich mag die Schweizer Flagge auf dem Schnellspanner und an den Flanken. Die Benutzung ist ein Sprung ist kalte Wasser. Kaltes Ötztaler Regenwasser. Gute 100 km Abfahrt warten am Sonntag. Teil Hochgewschwindigkeits-Abfahrten. Sicherheit geht vor. Und nichts geht über eine subjektive Sicherheit. Bei der Abfahrt vom Gletscher habe ich vorsichtshalber beim 85 km abgebremst. Mache ich normal nie. Noch fehlt das 100%ige Vertrauen.
Nicht ganz heldenhaft. Semi-Kompakt.
Warum ich kurzfristig auf das 32er Sicherheitsritzel wechseln wollte (musste), hängt auch damit zusammen, dass ich die Semi-Kompaktkurbel verwende. Nicht ganz heldenhaft. 52/36 sind mit 11-28 bei Übertraining kein Kindergeburtstag. Auch wenn ich 2011 meine Bestzeit beim Ötztaler Radmarathon mit 50/34 und 11-26 gefahren bin. Also eine viel niedrigere gear-ratio. Und die Erinnerungen an meine ersten „Ötzis“ mit 53/39 und 11/23 lassen mich heute noch staunen.
Der Ötztaler Radmarathon 2018 ist bereits meine 12. Teilnahme. Noch 8x und ich gehöre in die Kategorie „Treuer Teilnehmer“. Das ist zwar ein Gerücht, aber Mythen leben davon. Ein Mythos ist der Ötztaler Radmarathon schon lange. Die Stimmung, die Spannung davor, während und danach elektrisierend und mitreißend. Nirgends wird so viel über das Wetter diskutiert und philosophiert. Sogar im Hitradio Ö3 widmet man sich dem Thema. Jeder Blick in die Gesichter der Teilnehmer spricht Bände und erzählt eine eigene Geschichte. Jahr für Jahr trifft man sich hier in Sölden in den verschiedenen Hotspots.
Das Leben hier ist schön. Wären da nicht 238 km und 5.500 Höhemeter dazwischen.
ktrchts
[…] den Ötztaler ohne nicht mindestens einmal an der Strecke zu verzweiflen. An sich zu zweifeln. Am Material zu scheitern. Das Thema Übersetzung kommt 365 Tage im Jahr im Zusammenhang mit dem […]
[…] für einen Ötztaler Radmarathon Rückblick. Da war ja was mit dem kurzfristigen Langzeittest. Dem Experiment kurz vor zwölf. Neue Laufräder, eine neue Kassette und die Ungewissheit, ob alles so reibungslos […]
[…] zu informieren und schlau zu machen. Das war kurz vor dem Austria Race Around Burgenland und dem Ötztaler Radmarathon. Neugierig und interessiert verfolgte ich die Spuren von edco im Netz. “Such dir was aus und […]