“Sommersportler werden im Winter geformt.” Dieses irgendwo aus den Tiefen des Internet gefischte Zitat hat mich dazu bewogen, hier wieder ein paar Zeilen zu schreiben.
Radsport als Ganzjahressport. Weil es heutzutage keine Ausreden mehr geben kann. Klima und Industrie eröffnen uns* ganz neue Möglichkeiten. Wärmere Winter und wärmere Kleidung. Trockenere Winter und trockenere Kleidung. Des Rennradfahrer Feindes in der kalten Jahreszeit ist einzig und allein der innere Schweinehund. Und der Schnee. Nicht der auf der Straße. Der in den Bergen. Der Powder. Frisch. Flockig. Leicht. Hier hat das Rennrad, egal ob Straße, MTB, Crosser oder Bahn, einfach keine Chance. Einfache Regel der Physik. Verzichten? Schwer. Unmöglich. Ein Aufstieg in der unverspurten Natur. Eine Abfahrt. Freeriding. Sonntags. Leider geil.
Was sich herrlich anfühlt ist aber eigentlich eine schwere Entscheidung. Eine, welche Gewissensbisse nährt. Eine, die nicht leichtfertig getroffen werden darf und kann. Sie muss überlegt sein. Rennrad oder Freeriding? Pro und Contra. Rennradler werden im Winter geformt. Grundlage oder Vergnügen? Mögen die Insider jetzt protestieren. Ja, auch der Aufstieg ist eine Art des Trainings. Ein gutes Training habe ich mir sagen lassen. Aber ich bin kein Tourengeher. Ein paar hundert Höhenmeter hinauf ja. Vom letztmöglichen Punkt, der mit einer Aufstiegshilfe erreicht werden kann. Und das ein paar Mal. Vielleicht auch ein paar Mal mehr. Ski am Buckel. Samt Rucksack ein schönes Gewicht. Dazu noch die schweren Skischuhe. Ok. Krafttraining für die Beine. Kann auch nicht schaden. Aber es ist kein Rennrad fahren. Die Profis fahren im Winter auch nicht in die Alpen. Sie fahren in den Süden. Eben weil sie sich im Winter für den Sommer formen. Und sogar die Skifahrer, fahren im Sommer mit dem Rad. Um sich für den Winter zu formen. Grundlagentraining. Das perfide Zauberwort. Freeriding ist kein Grundlagentraining. Skifahren ist kein Grundlagentraining.
Warum ist denn alles so kompliziert? Warum habe ich mehrere Leidenschaften? Es ist schon schwer, Schwimmen und Laufen mit den Rennrad fahren zu kombinieren. Was ich ja eh nicht mache und vernachlässige. Wenn also der Tiefschnee lockt, dann packt mich das schlechte Gewissen. Es zerreist mich innerlich. Raus oder rauf?
Egal. Jetzt einmal Weihnachtkekse essen. Viele. Sehr viele. Das hilft. Denn das schlechte Gewissen verlagert sich dann auf die Ansicht der Wampe und den Gürtel, der jetzt weiter geschnallt werden muss. Problem verschoben. Problem aufgehoben. Es muss nach Weihnachten Grundlagentraining her. Rennradler werden im Winter geformt.
Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts
*ich, ihr, wir.