Klammer auf: Ich werde an dieser Stelle jetzt nicht mit Ergebnissen und Werten herumwerfen. Diese behalte ich für mich. Klammer zu. Klammer auf: Ich erwähne aber trotzdem, dass ich mit den Ergebnissen mehr als zufrieden bin. Teils sogar sehr überrascht. Es liegt kein Zuvieltraining und auch kein Zuwenigtraining vor. Und das obwohl ich seit Tagen, nein Wochen, nein sogar Monaten, ohne Plan, nur Daumen mal Pi meine Vorbereitung auf die Challenge Roth Langdistanz, welche ich gar nicht machen wollte, durchziehe. Klammer zu.
Klammer nochmals auf: Ich habe die Spiroergometrie ausprobieren „dürfen“, weil ich im Winter beim Weltcup in Bad Kleinkirchheim das Glück hatte Dr. Piero Lercher, seines Zeichen, Sportarzt, Präventiv-, Umwelt- und Arbeitsmedizier sowie Lehrbeauftragter der medizinischen Universität Wien von Gesund in Schöbrunn kennen zu lernen. Schnell fanden wir einen Zugang zueinander. Ein paar Monate später schwitze und keuchte ich in seiner Praxis. Mit an Board auch Mag. Jerzy Mondrzyk, ehemaliger Sportwissenschaftlicher Leiter an der Abt. f. Sport- u. Leistungsmedizin, Univ. Klinik f. Innere Medizin II, AKH-Wien. Wie man leicht erkennen kann, 2 Kapazunder auf Ihrem Gebiet. Klammer zu.
Und jetzt zum Wesentlichen. Ich möchte an dieser Stelle ohne gscheit daherzukommen und ohne jetzt groß fachliches Wissen zu haben, die Spiroergometrie etwas erläutern und beschreiben. Dabei werde ich sehr viele Inputs von Dr. Piero Lercher verwenden. Meine Aufgabe war es nur zu strampeln und zu atmen. Bis zum Umfallen. Nein, bis zu Ausbelastung.
Ein Termin für dieses Experiment (ja, für mich war es eines. Denn ich wusste nicht, was auf mich zukommt und wie ich abschneiden werde. Es hätte auch sein können … lassen wir das einfach.). Die „Praxis“ mitten im Schönbrunner Park ist sehr gediegen und versprüht einen Hauch von Monarchie. Drinnen ist alles bestens vorbereitet. Eigene Duschen und Umkleidekabinen und eine sehr sterile „Folterkammer“. Jede Menge Computer, Kabeln, zwei Ergometer und eine Liege. Fantastisch die Aussicht. Direkt auf das Palmenhaus.Wäre das meine Wohung … hätte ich zu viele Touristen die täglich daran vorbeimarschieren.
Ich wurde gleich mit einem Fragebogen konfroniert. Ja, nein, nein, nein, nein … eigentlich bin ich ein Modell Patient. 😉 Alle Daten wurden akribisch in den Computer eingegeben. Danach hieß es ausziehen. Oberkörper frei machen. Ich wurde beklopft. Und man hörte in mich hinein. Tief durchatmen. Einatmen und ausatmen. Gewicht und Größe wurden dann auch noch gemessen. Bei meiner Einschätzung im Fragebogen lag ich um 1 cm über der tatsächlichen Größe und gute 2 kg unter dem tatsächlichen Gewicht. Nur das zum Thema Selbsteinschätzung.
Das Thema Körperfettmessung lasse ich an dieser Stelle aus. Nur eines sei gesagt. Auch ich habe meine Problemzonen. Der Rest ist weit unter der Norm und somit mehr als ok.
Soweit nichts ungewönliches. Doch dann wurde ich an eine „Lungenmaschine“ angeschlossen. Oder so ähnliches. Es galt jetzt mein Lungenvolumen in Litern und die Vitalkapazität zu messen. Es ist schon mal interessant, diesen Wert zu kennen. Notiz am Rande: Leistungschwimmer (8 Liter) und Apnoetaucher (10 Liter) kann ich rein pysiologisch, genetisch und frenetsich nie und nimmer werden.
Dann ging es endlich auf das Ergometer. Verkabelt und verstopft. Mit einem Ventil im Mund und geschlossener Nase.
Nur der Ordnung halber (ich weiß, dass dies von meinen Lesern jeder schon weiß): Was ist Leistungsdiagnostik? (nach Dr. Piero Lercher)
Untersuchungen der Leistungsfähigkeit erlauben eine Beurteilung der Gesundheitsstabilität und eine Festlegung der Wirksamkeit bestimmter Trainingsmethoden. Zusätzlich ermöglichen sie die Erstellung von fundierten Konzepten zur Trainingsplanung und Steuerung. Anhand der zahlreichen Messwerte (bei der Ergometrie: u.a. Herz-Kreislaufparameter; bzw. bei der Spiroergometrie: Herz-Kreislaufparameter, aerobe Kapazität, maximale Sauerstoffaufnahme, Energie-Stoffwechsel) wird die individuelle Trainingspulsfrequenz ermittelt, womit die Grundlage für eine medizinische Trainingsberatung zur Erreichung eines persönlichen Trainingszieles geschaffen wird. So kann beispielsweise auch die ideale Herzfrequenz zur Fettverbrennung abgeleitet werden.
Die Leistungsdaten beschreiben den IST-Zustand und lassen in der Verlaufskontrolle den Leistungszuwachs bzw. diesbezügliche Entwicklungsmöglichkeit erkennen.
Die Leistungsdiagnostik bietet auch eine begleitende Kontrolle hinsichtlich Regenerationsfähigkeit, Stress-Resistenz, Fehlernährung und blutchemischen Veränderungen.
Ad Spiroergometrie:
Derzeit gilt die Spiroergometrie als der „Goldstandard“ zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit in Bezug auf die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max).
Im Rahmen einer Spiroergometrie wird bei Gesund in Schönbrunn folgendes Leistungspaket angeboten:
- Sportmedizinische Basisanamnese und Statuserhebung
- Spiroergometrie
- Lungenfunktionstest
- Körperfettmessung (Plikometrie)
- Bestimmung der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max)
- Laktattest
- Ruhe- und Belastungs-EKG
- Blutdruckmessung (Ruhe und Belastung)
- Bestimmung des Pulses f. extensives aerobes Ausdauertraining
- Trainingspulse für alle Ausdauerbereiche (A1 bis A4)
- Bestimmung der anaerob- aeroben Schwelle,
- Bestimmung der individuellen Leistungsfähigkeit inkl. Vergleich zur Weltklasse
- Ärztliche und sportwissenschaftliche Befundbesprechung
Was kann jetzt die Spiroergometrie? In erster Linie geht es darum die maximale Sauerstoffaufnahme in l/min zu definieren. Natürlich werden Laktatmessungen genommen um die einzelnen von uns allen bekannten Schwellen zu bestimmen.
VO2max (= maximale Sauerstoffaufnahme in [l/min])
Unter der VO2max versteht man den höchsten individuellen Sauerstoffaufnahmewert pro Zeiteinheit, dessen der menschliche Körper unter Luftatmung fähig ist. Sie gilt als ein wesentliches Kriterium der kardiopulmonalen und metabolischen Leistungsfähigkeit. Außerdem determiniert die VO2max inhaltlich und begrifflich die aerobe Leistungsfähigkeit als jenen Energieumsatz, der durch Verbrennungsvorgänge mittels Sauerstoff möglich ist. Die Größenordnung der VO2max wird im Wesentlichen vom Herzzeitvolumen, der peripheren O2 -Utilisation und der aeroben Kapazität der beanspruchten Skelettmuskulatur bestimmt.
Um intra- und interindividuelle Vergleichswerte zu erhalten, muss jedoch auf eine sehr hohe bzw. vollständige kardiozirkulatorische und metabolische Ausbelastung geachtet werden. Im Hochleistungssport wird die VO2max zur Beurteilung bzw. Quantifizierung der Ausdauerleistungsfähigkeit herangezogen.
VO2rel (= relative maximale VO2 in ml pro kg Körpergewicht und pro Minute)
Diese Größe bezieht sich individuell auf das jeweilige Körpergewicht der Probanden und stellt einen weiteren aussagekräftigen Parameter zur Beurteilung der allgemeinen Leistungsfähigkeit dar. Die VO2rel gibt an, wie viel Liter Sauerstoff jedem Kilogramm Körpergewicht zur Verfügung stehen.
Die gewichtsbezogene Relationen der Sauerstoffaufnahmefähigkeit dienen auch zum interindividuellen Vergleich von Personen unterschiedlichen Gewichts.
Im Leistungssport ist die Aussagekraft der VO2relvor allem bei Sportdisziplinen, bei denen das Eigengewicht von den Sportlern mitgetragen werden muss(z.B. Laufen), von Bedeutung.
Interessant ist auch der sogenannte respiratorische Quotient.
Der respiratorischer Quotient (RQ) ist definiert als der Quotient aus dem ausgeatmeten Kohlendioxidvolumen (VCO2) und dem eingeatmeten Sauerstoffvolumen (VO2). Diese ebenfalls dimensionslose Zahl hängt vom Nährstoffabbau ab, und spiegelt das Verhältnis der Energiebereitstellung durch Kohlenhydrate und Fette wieder. Wird gleichviel O2eingeatmet wie CO2 ausgeatmet, so nimmt der RQ den Wert 1 an.
Für die Leistungsdiagnostik gilt daher folgendes Verhalten:
Bei ökonomischer Arbeit sinkt der RQ auf Werte bis ca. 0,80, hingegen steigt er bei ansteigender Belastung über 1 an (bis 1,15); d. h. es wird mehr CO2 ausgeatmet als O2 eingeatmet.
Während spiroergometrischer Messungen ist ein Ansteigen des RQ über 1 ein Indiz dafür, dass sich die untersuchte Person der Ausbelastung nähert.
Bemerkung:
Die Laktatkonzentrationen von 2 und 4 mmol/l zur Bestimmung der Schwellen sind „künstliche“ Grenzen, die sich durch umfangreiche Untersuchungen herauskristallisiert haben. Tatsache ist jedoch, dass es auch Menschen gibt, die beispielsweise schon in Ruhe Laktatwerte von 3 mmol/l und mehr aufweisen!
Hier zeigt sich u.a. ein Limit dieser Überlegungen.
Anhand der Spiroergometrie wird die Sauerstoffaufnahme und die CO2-Abgabe gemessen (und nicht geschätzt oder berechnet!!), weshalb mit dieser Untersuchung die tatsächliche anaerobe Schwelle bestimmt werden kann, wo die O2– Aufnahme und CO2-Abgabe plötzlich Zuungunsten der O2-Aufnahme nicht mehr im gleichen Verhältnis erfolgen, was wiederum durch den RQ illustriert wird.
Und genau hier (in der Bemerkung!) liegt das interessante an der Spiroergometrie. Ich kenne jetzt meine tatsächlichen und nicht fiktiven Schwellen (AS und ANS). Und darüber hinaus noch viel mehr. Watt, RQ, VO2max … alles in Relation und in Verhältnis zueinander … Dies alles als Grundlage für einen Trainingsplan, bei dem die festgesetzten Ziele genauer angepeilt werden. Ich habe einfach viel mehr Parameter zu Verfügung, welche ich bei der Erstellung von einem Trainingsplan miteinfließen lassen kann.
Auf alle Fälle müsste schnellstmöglich eine SRM Kurbel her. Denn das spielen mit den Watt wird wohl mein nächstes faible werden.
Fazit:
- Spiroergometrie in der Praxis von Dr. Piero Lercher: € 250 die sich lohnen
- 2 Stunden Aufwand, die viele neue Erkenntnisse hergegeben haben
- jeder Mensch hat physiologische Grenzen. Das ist eine traurige Gewissheit.
- ein mehrseitiger sportmedizinischer Befund samt Zahlen, Tabellen und Empfelungen
- das ist schon noch was drin. Auch noch in meinem Alter.
Cristian Gemmato aka @ketterechts
(c) 2012
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Danke! Super geschrieben.