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24h Ultraradchallenge Kaindorf – mittendrin und vorne dabei.

Kaindorf

Ein großes weißes Zelt. Das Größte am improvisierten Campingplatz vor der Mehrzweckhalle in Kaindorf. Das Team cisco ist noch mit dem Aufbau beschäftigt. Das Gerippe steht schon und die Planen schützen bereits vor der Sonne. Im Zelt selber hat es gefühlte 200° ohne Umluft. Jede noch so kleinste Bewegung löst einen Schweißausbruch aus. Ein Vorgeschmack auf die bevorstehenden 24 Stunden. Hochsommer in Kaindorf. Die 24 Stunden Ultraradchallenge in der oststeirischen Ökoregion startet gleich. Endlich bin ich mittendrin, statt nur daheim. Nach dem Slovakia Ring das nächste Langzeitabenteuer. Diesmal als Legionär beim „10 minus 1“ Mann- Cisco Re-Cycling Team.

Eine Rennradreise über 24 Stunden.

Ich kannte die 24 Stunden von Kaindorf nur von Erzählungen. Guten Erzählungen. Emotionalen Erzählungen. Als mir dann auch noch Cheforganistator Andreas Gratzer vom WSA greenteam zu Ostern bei meiner Rennradreise nach Zadar eine lange Zunge machte, war es für mich sehr leicht, dem Lockruf von cisco zu folgen. Pünktlich um 1800 Uhr stand ich im Startblock. Blaue Nummer am Rad und am Rücken. Firmenwertung. Mindestens 8 von 10 Teilnehmern müssen dabei von ein und derselben Firma sein. Der Rundkurs 17,9 km lang. Gespickt mit 180 Höhenmetern. Darunter der Weixelberg. Eine unscheinbare Asphaltblase, welche Runde für Runde höher und steiler wird. Um am Ende fast unüberwindbar zu werden.

Kaindorf

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Die 24 Stunden Ultraradchallenge Kaindorf besteht aus einem 3 Stunden Sprint, einem 6 Stunden Radmarathon, der 12 Stunden Classic sowie der Königsdisziplin und dem eigentlichen Ultra Hauptbewerb. 24 Stunden Radfahren. Allein oder im Team. 4er, 6er oder 10er Team. Damen oder Herren. Eingebettet sind alle Rennren in diverse Rennserien wie der Senioren Consul-Cup, der Austria-Top-Tour oder dem 24h Cup mit Grieskirchen und der 24h-Radtrophy. Die Leistungsdichte enorm. Das Live-Tracking konnte ich nur mit großen Augen und offenem Mund verfoglen. Stefan Pöll vom Team WSA Pushbikers, absolvierte beispielsweise 24 Runden (429,6 km nonstop) in einer Zeit unter 12 Stunden. Im Schnitt 29,04 Minuten pro Runde. Mehr füge ich nicht mehr hinzu.

Ultraradchallenge Kaindorf – 24 Stunden Party.

Ich zog das Los des Starfahrers. Dabei durfte ich gleich zwei Runden fahren. Aus organisatorischen Gründen. Unsere Rennstrategie, Runde für Runde zu wechseln, würde erst dann greifen. Unsere Marschtabelle, war auf 30 Minuten pro Runde ausgelegt. Schätzwerte. Vielleicht Überschätzwerte. Vom Start weg geht es gleich zur Sache. Maximalpuls sofort und unmittelbar. Brennende Oberschenkel. Schnappatmung. Am Weg nach Ebersdorf spühlt es mich von weit hinten im Feld weit nach vorne. Zu weit. Plötzlich bin ich hinter den Begleitfahrzeugen. Ein Blick auf meinen Garmin und ich schüttle den Kopf. Geschwindigkeit 51 km/h. Die gesamte Meute hinter mir. Nein. Das darf ich nicht. Ich tue es doch. Zu geil das Gefühl gejagt zu werden. Der zweite Teil der Strecke ist welliger. Enger. Kurviger. Ich bin immer noch mittendrin und vorne dabei. Den ersten ernstzunehmenden Hügel überlebe ich noch. Beim zweiten, dem Weixelberg, trennt mich mein Gewicht von den echten Rennradfahrern.

Die Abfahrt bringt mich wieder etwas heran. 26 Minuten exakt für die erste Runde. 41 km/h Schnitt. Und das mitten jener, die vorhaben 24 Stunden durchzufahren. Ich bin sprachlos und voller Hochachtung. Runde 2 fährt sich einen Tick langsamer. Ein paar 100 Meter vor mir die Spitzengruppe. Mit Profis, Ex-Profis, Naturtalenten und Beißern. Es ist heiß. Schwül. Der Mund trocken. Die Atmung fällt schwer. Den Griff zur Flasche vergesse ich. Bin zu konzentriert. Im Wind. Der Weixelberg wirft mich noch nicht ab. Fast aber. In der Abfahrt löse ich mich vom Feld. Deute an, dass ich wechseln werde. Hoffe so, in Ruhe gelassen zu werden. Keine Chance. Wie mit Superkleber behandelt, klebt man an mir. In der Wechselzone gebe ich unser Schicksal in die Hände von Martin. 28 Minuten für Runde zwei. Ich bin fertig. Habe jetzt ca. 4 Stunden Pause. Mein nächster Einsatz ist eine Nachtschicht.

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Schlaflos in Kaindorf. Adrenalin ist besser als Kaffee.

Kaindorf erlebt in der Zeit der Ultraradchallenge ein Stelldichein verschiedener Menschengruppen. Zum einen die Fahrer. Die Fahrenden und die Ruhenden. Zum anderen Zuschauer, Fans, Betreuer, Dj’s, Moderatoren, Organisatoren, Helfer und Exekutive. Alle kämpfen sie 24 Stunden lang mit der Müdigkeit. Im Zielbereich und entlang der Strecke. Ein Partyzelt ist für alle rund um die Uhr offen. Ein zweites Zelt bietet Kulinarisches für all jene, die eine Vollrundum-Verpflegung gebucht haben. 24 Stunden frei essen und trinken. Nudeln, Reis, Kaiserschmarrn, Obst, Fruchtsäfte, Kaffee, Tee, Pommes, Gemüse, Nudelsuppe, Müsli, Brot, Butter, Marmelade, Kuchen, Apfelmus und Eierspeise. Alles zeitlich perfekt abgestimmt.

Auch sonst wird einem nicht langweilig. Im Zielraum, wo jeder Fahrer Runde für Runde eine kleine „Ehrenrunde“ drehen muss, wird Programm geboten. Feuershow, Danceshows, Trialshow – Kaindorf ist die Stadt die niemals schläft. Zumindest nicht bei der Ultraradchallenge. Adrenalin hält sie alle wach. Besser als jeder Kaffee. Schlaflos in Kaindorf. Wer ein Auge zudrücken kann, der hat Neven wie Stahl und einen gesunden Schlaf. Während die schwüle und feuchte Nacht voll im Gange ist.

In der Nacht sind alle Kurven dunkel.

Ich versuche die Zeit zwischen meinen Einsätzen totzuschlagen. Hauptsächlich mit Essen. Viel Essen. Zu viel Essen. In der Gesamtwertung liegen wir schnell einmal auf Platz drei. Die Rundenzeiten pendeln sich im Team bei 32 Minuten im Schnitt ein. Über Plan. Das bringt die Marschtabelle etwas durcheinander. Meine zwei Nachteinsätze gegen 2300 Uhr und knapp vor 0400 Uhr morgens genieße ich in vollen Zügen. Mit meiner Ixon IQ Premium Speed von Busch+Müller mache ich mir die Nacht zum Tag. Gutes Licht ist gleichbedeutend mit Geschwindigkeit und Sicherheit und so ist es auch. Nur die Kurven sind etwas vorsichtiger zu genießen. Es fehlt in der Nacht der Seiten- und Weitblick. Und es fehlt die Orientierung. Der Bezug zur Entfernung fällt komplett weg. Das bremst ein wenig. Meine Nachtschichten absolviere ich in 30:26 und 30:51 Minuten.

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Dazwischen versuche ich etwas auzuruhen und mich vor der Feuchtigkeit zu schützen. Das Zelt gleicht einem türkischen Dampfbad. Es schwitzt. Ausziehen, Umziehen, Warmanziehen. Die Schlafansätze am Boden auf einer kaputten Luftmatratze bescheren mir ein paar rheumatische Beschwerden. Das Ruhen auf einem Campingstuhl dafür ein steifes Genick. Ich bevorzuge also das Stravanzen. Und das Essen. Währenddessen schlägt sich auch der Rest des Teams cisco in den Nachstunden hervorragend. Platz 3 wird abgesichert. Platz 2 in Reichweite. Nur das Team Graz Holding reist in einer anderen Liga. Zwei Runden Rückstand sind viel zu viel und nicht mehr aufzuholen.

Kaindorf ist das Kitzbühel für die Ultracycling Szene.

Treffen und getroffen werden. Kaindorf ist Treffpunkt Bekannter und Freunde. Das Kitzbühel der Ultracycling Szene. Mit viel weniger Glamour und Scheinheiligkeit. Hier begrüßen sich Askese und Dekadenz. Es begegnen sich unterschiedliche Menschen mit derselben Leidenschaft. Jene mit einfachen Mitteln und jene mit professioneller Betreuung. Die einen schlafen im Auto, andere wiederum im Festzelt auf einem Liegestuhl, während die Erfahrenen ein komplettes Zeltdorf mit Küche, Bad und Schlafräumen aufbauen und bewohnen. Newbies lernen von den alten Haudegen.

In Kaindorf und entlang der Stecke formieren sich Partyzellen. Menschen, die ihre Häuser und Garagen öffen und mit Musik, Wasser (nicht nur) und Beifall, den herbeifahrenden Helden beistehen. Hotspot der berüchtigte Weixelberg. Dort, wo dir unbekannte Menschen frenetsich zujubeln und dich zur Höchstleistung motivieren. Hier kannst du, obwohl du schon lange nicht mehr willst.

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Können, obwohl man schon lange nicht mehr will.

Die Oberschenkel schmerzen. Mir bleiben noch mindestens zwei Einsätze. Müde radle ich mich für diese je 20 Minuten locker ein. Dann jeweils die Übergabe. Raus auf die Straße. Vollgas soweit es noch geht. Vorbei an den vielen Einzelfahrern. Gerne würde ich sie mitnehmen. Im Windschatten. Draufdrücken. In den Steigungen mit hoher Frequenz die Laktatbildung verlangsamen. Die vor mir fahrenden sind Zielscheibe. Teilziele, um weiter zu kommen. Anvisieren und einholen. Vorbeifahren. Egoistisch denke ich an mich. Wer mithalten kann, ist herzlich willkommen. Freiwillig bremsen kommt nicht in Frage. Der Weixelberg ist diesmal und auch auf meiner letzten Runde Scharfrichter. Ich fahre teilweise in Zeitlupe. Anhaltspunkt ist eine mobile Tempomessung. Sie zeigte jedes Mal 14 km/h an. Viel schneller als mir gefühlsmäßig zumute ist.

29:24 und 29:59 für die Runden fünf und sechs ergänzen die Statistik. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. So schnell meine Beine es noch zugelassen haben. Den Rest der Medaille haben meine Teamkollegen geholt. Chapeau. Euphorisch. Denn zum Schluss machte es allen noch mehr Spass. Trotz Unwetter um 1700 Uhr und somit Abbruch des Rennens. Plötzlicher Wind und Regen, mit Blitz und Donner haben uns alle geduscht. Beim Abbau des Zeltes, welches noch trocken verstaut hätte werden sollen. Hätte.

Mittendrin und vorne dabei.

Platz 3 in der Firmenwertung. Danke cisco. Danke Franz, Peter, Markus, Markus, Hubert, Lukas, Johannes und Martin. Die 23 Stunden Ultraradchallenge ist Geschichte. Mittendrin und vorne dabei. Große Empfehlung für alle. Solo, im Team oder einfach nur als Zuseher. Kaindorf ist ein feines Event. Familiär. Überschaubar. Kurzweilig. Ich würde 2019 wieder kommen. Wer will mich?

ktrchts

Anmeldungen demächst möglich.

24h Slovakia Ring – die Zeit totschlagen mit Rennradfahren

24h Slovakia Ring

Normalerweise gehe ich selten bis nie zu McDonald’s essen. Okey, ab und wann frühstücke ich im McCafè. Aber nach den 24h Slovakia Ring war mein Verlangen nach gesund verpackten Transfette zu groß. Der Gusto nach Sünde überwog die Vernunft. Mit „meinem“ Burger,  Dinkelbrot, Rindfleisch und Salat only, hielt ich den Ernährungs-Fail in Grenzen. Dazu mittlere Pommes und 0,5l Fanta. Nach den vielen Energieriegeln der letzten Stunden ein Gourmet-Menü.

Langstrecke ist nichts für Langschläfer.

Ein 24h Rennen gewinnst du in der Nacht. Nicht, dass wir vorhatten, die 24h Slovakia Ring zu gewinnen. Aber wir haben unser Rennen in der Nacht verloren. Taktisch verspielt. Wir, das sind Rene, Florian, Matthias und ich. Team ketterechts powered by Zeus Protein Soda. Unser Rennen war nach ein paar Stunden die Hoffnung auf den dritten Platz in der 4er Teamwertung. Gestartet, um Spass zu haben und uns 24 Stunden die Zeit mit Rennradfahren totzuschlagen, entwickelten wir sehr schnell den Ehrgeiz, den man benötigt, um so ein Ding durchzuhalten. Langstrecke ist nichts für Langschläfer. Und der Notausgang ist schneller geöffnet als man zugeben will. Bei Tageslicht waren wir auf Podestkurs. Kopf an Kopf mit den späteren Siegern und ex equo mit dem Team Rapso Knittelfeld. Team das in unserer Sympathieskala von Stunde zu Stunde wie eine schlecht gewartete Webseite Rankingpunkte verlor.

24h Slovakia Ring

Team ketterechts powered by Zeus Protein Soda. Matthias, Cristian, Florian, Rene v.l.n.r

24h Slovakia Ring. Heiß, windig und schnell.

Ich hatte bereits die Ehre, den Slovakia Ring bei der letzten #bikeattack kennenzulernen. In etwa wusste ich, was auf uns zukommen könnte. 24h Erfahrung brachte ich aus zwei Teilnahmen in Grießkirchen also Solo- und Teamfahrer sowie den von Atterbiker (King of the Lake) anno dazumal organisierten 24h Rennen rund um den Attersee – auch als Solofahrer, mit. Was uns dann aber Lubos Miklovic servierte, war deftige slovakische Kost. Affenhitze und stürmischer Wind. Normalerweise kein Problem, aber in dieser Kombination war der sechs Kilometer lange Rundkurs ein Backofen bei 250° Umluft. Das heftige Gewitter mit Hagel um drei Uhr in der Früh brachte zwar Abkühlung, schraubte aber den Wind nochmals um ein paar Beafourt nach oben. Knackpunkt, die knapp ein Kilometer lange Zielgerade. Wenn man mit gut 50 km/h eine langezogene Rechtskurve fährt, der Wind am Kurvenausgang dann wie eine Mauer wirkt, dann können diese 900 Meter wie eine Ewigkeit vorkommen. Zuseher brauchten hier keine Zeitlupe. Wir waren die Zeitlupe.

Nach 24 Stunden kennst du jeden Arsch.

Im Leben trifft man sich immer zwei Mal. Bei den 24h Slovakia Ring mehrmals. Und nach 24 Stunden kennst du fast jeden Arsch. Manchen sogar mit Namen. Oder Sponsor. Uns kennt man wohl als ketterechts. Denn auch wenn wir nicht die Schnellsten waren. Wir hatten den Style in Aktion. Matthias und Florian in schwarz, Rene in der Farbe magenta und ich wechselte. Nur die Trikots. Die Hose war die ganze Zeit dieselbe. Zuerst weiß, dann blau und am Ende auch magenta. Wer an der Quelle sitzt, der hat es einfacher.

Anziehen, umziehen und ausziehen waren sowieso eine Challenge. Nach jedem Stint waren wir entweder verschwitzt oder in der Nacht vom Regen durchnässt. Unsere Box glich einer kolumbianischen Gefängniszelle an Wasch- und Trockentagen. Unsere Nachbarszelle auch. Hier hauste das 6er Team des RC Trumau mit dem auf drei Frauen dezimierten 6er Damenteam als Untermieter. Die späteren Siegerinnen im 4er Wettbewerb.

Ein Platz im Schatten war rar. Auch der im Windschatten.

Milchmädchenhaft gerechnet sind auf einem sechs Kilometer langem Kurs bei starkem Wind, drei Kilometer mit Gegenwind und drei Kilometer mit Rückenwind. Ok. Die Links- und Rechtskurven nicht berücksichtigt. Wenn draußen ein Platz im Schatten rar war, war im Rennen ein Platz im Windschatten das Problem. Jeder wollte diesen. Erstens nicht aufgeben und zweitens holen. Beim Spenden hingegen waren alle sehr geizig. Insbesondere das Team Rapso Knittelfeld. Unser nächtlicher Albträum.

In Sachen Rennstrategie waren sie einsame Klasse. Sichtbar immer in einem Feld. Und dann höchst selten an vorderster Front. In vier Runden beispielsweise eine einzige Kurve. Nur. Wir hingegen zogen allein und abenteuerlich von Don Quichotte inspiriert unseren Kampf gegen die Zeit, den Wind und das Wetter heroisch durch. Man könnte auch naiv dazu sagen. Aber das wäre nicht heldehaft. So waren Runde für Runde ein paar Minuten Zeitrückstand schnell addiert. Mit verpasstem Wechsel, ja Anfängerfehler, und leichtes Zickentum „Nein, bei Regen fahre ich nicht“, dann sogar eine Runde Rückstand. Platz 3 war somit Hitze von gestern.

Rund um Runde grüßt das Murmeltier.

Leid taten mir die Einzelfahrer, deren Ärsche ich auch schon kannte. Rund um Runde grüßt das Mumeltier. Die Einzelfahrer waren die wahren Helden. Hut ab. 24 STunden lang. Die 6er und 8er Teams hingegen waren so richtig gemein. Solche Typen kennt ihr sicher. Aus der Schule. Oder aus der Arbeit. Aber auch bei Rennradkollegen. Das sind die, die wissen, dass sie stark sind und mit ihrer Stärke spielen. Mit hohem Tempo, schnellen Tempowechsel und da und dort auch mit kleinen Handberührungen, wie von Florian geschildert. Ein dezentes „was willst du hier vorne, du bist viel zu langsam für uns. Schau, dass du weg kommst“. Was die genommen haben, hätte ich auch gerne gehabt. Dann wäre ich nicht nur schnell, sondenr auch aggressiv gewesen.

Camping am See – ohne See, dafür mit Asphalt.

Im 4er Team fährt man ja bei guter Freundschaft exakt sechs Sunden. Die restlichen 18 Stunden sind der Zeitverschwendung gewidmet. Und natürlich auch der Betreuung. Dass wir bei den 24h Slovakia Ring eine Box hatten, habe ich ja schon erklärt. Mit Betonung auf Box. Denn andere Teams hatten Luxusresorts. Ich staunte nicht schlecht, als ich durch die Boxengasse gefahren bin. Das waren Wohnzimmer. Edle Wohnzimmer. Schon interessant, welchen Aufwand man betreiben kann. Ganze Familien waren hier untergebracht. In einer Box saß ein Bub vor einem extra aufgebautem Computer, in einer anderen Box badeten zwei Kinder in einem großen Plastikschafferl. Box Nummer eins hatte sogar 6 oder 8 Radständer mit dem Namen des jeweiligen Fahrers auf einem blauen Teppich. Ein 24 Stunden Radmarathon wie Camping am See. Ohne See, dafür mit viel Aspahlt.

Box 31 war hingegen sehr spartanisch eingerichtet. Unser Luxus bestand aus einem Kühlschrank, einer Zeltfest Garnitur, einer Schlafmatte, einem elektrisch aufblasbaren Luftbett, einer Filterkaffeemaschine und einem unbenutzt aufblasbaren Schwimmbecken. Dafür fehlten uns 1300 Liter Wasser und eine geeignete Luftpumpe. Das Schielen hinüber zu Box 32 konnten wir uns nicht verkneifen. Stand dort nämlich eine Nespresso Maschine. Auch essenstechnsich waren unsere Nachbarn besser bestückt. Mit Marmorkuchen und Marillenrouladen. Wir hatten Wasser, Zeus und jede Menge salziges.

Um 22 Uhr ist Hüttenruhe – und Licht aus.

24 Stunden vergehen im Flug. Aber nicht beim Radfahren. Neben netten Gesprächen, dem Kofferraum Textilverkauf, mehreren Gängen auf die Toilette für Großes und Kleines sowie ungetrübtem Surfen dank abgeschafftem Roaming, war mir in der Freizeit am Ring manchmal auch langweilig. Die Langweile versuchte ich mit Essen zu verdrängen.

Ich aß, was ich finden konnte und trank, was mir unterkam. Vielleicht deshalb auch die vielen Gänge auf die Toilette. Und als wir aus der Nachbarsbox die Bitte bekamen, das Licht auszuschalten, war der Versuch zu schlafen ein weiterer willkommener Zeitvertreib. Gelungen ist mir das in kleinen Abschnitten in Summe vielleicht 60 Minuten. Das spüre ich heute. Müdigkeit sind auch die größten Nachwehen. Nicht durch Erschöpfung. Eher durch Schlafmangel. Auch wenn ich bei den 24h Slovakia Ring beinahe 9x einen FTP-Test ablsolviert habe. Trotzdem wird sich ein Tag ohne Rennrad ausgehen. Müssen.

Fazit 1

Muss man gemacht haben. Man kann in 24h so viel erleben und jede Minute am Slovakia Ring wäre es Wert, ein eigener Blogbeitrag zu werden. Das Thema Essen, das Thema Strategie, Taktik, der eigene Körper, das Drumherum, das Material, die Freundschaft untereinander, die Charaktere, die Luxuscamper, die Parkplatzübernachter, die junge Ungarin die mich nachdem ich ich ihr Windschatten gespendet habe und auch ein paar mal angeschoben habe, damit sie den Anschluss nicht verliert, mich dann in einer Pause in der Box besucht und schüchtern nach meinem Alter fragt, dann aber sehr überrascht ist, wie ich ihr gesagt habe, dass ich 2x ihr Vater sein könnte. Geile und tolle Erlebnisse, die man so schnell nicht vergisst.

Fazit 2

Danke Rene für’s Organisieren und für deinen Einsatz. Box gut, alles gut. Tut mir leid, dass du 3 kg abgenommen hast. Jetzt passt dir das M Trikot noch besser. Retoure nicht mehr möglich. Danke Matthias, unser Jüngster für deinen Einsatz bei Blitz, Donner und Hagel. Wir haben entschieden, dich zwei Runden länger draußen zu lassen, damit wir nicht nass werden. Wir Alten, hätten uns viel zu schnell verkühlt. Danke auch an Florian, unser Schnellster. Ich weiß, dass du am liebsten das Team Rapso Knittelfeld im Alleingang geschlagen hättest. Aber wärst nur du gefahren, wäre uns die Langweile zu Kopf gestoßen. Übrigens: die schwarze Ketterechts Panier steht dir ausgezeichnet.

ktrchts

Offizielle Wertung hier. Infos zur Veranstaltung hingegen da. Ein paar Impressionen gibt es auch da und dort.

Termin für 2018 steht auch schon fest: 27. Juni, 1200 Uhr.