In genau 3 Wochen werde ich seit drei Stunden unterwegs und voll im Abenteuer Race Across Austria eingetaucht sein. Ob ich nervös bin. Nein. Weil ich wie immer total unvorbereitet bin. Ich weiß nur, dass es ein langer Weg sein wird. Von Nickelsdorf nach Feldkirch. 1.000 Kilometer und 15.000 Höhenmeter. Ich weiß noch nicht, mit welchem Rad ich fahren werde, wie lange ich fahren werde, wo ich stoppen werde, was ich mitnehmen werde, welches Licht ich fahren werde, ob ich überhaupt in der Nacht fahren werde. Beste Voraussetzungen, oder? Ich lasse es auf mich zukommen. Ob das eine gute Idee ist und war, wird sich am Samstag, 1. Juni 2024 erweisen. Ich habe nämlich mein Zugticket zurück nach Wien schon gebucht. Denn am 2. Juni geht es für eine Woche zum Urlaub machen und Rennrad fahren in die Dolomiten.
Ultracycling Halbwissenerfahrung.
Ein bisschen Ultracycling-Erfahrung habe ich ja bisher gesammelt. Race Around Austria im 4er Team oder die unsupported Umrundungen der 9 Bundesländer (Burgenland, Wien, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Niederösterreich, Kärnten, Steiermark und Oberösterreich) in Österreich. Alles wohl nicht vergleichbar mit dem, was das Race Across Austria zu bieten hat. Die Zahlen sollten mich vielleicht doch etwas nervös machen. 1.000 Kilometer, 15.000 Höhenmeter (12 Pässe) in 112 Stunden. Zwischen Start und Ziel liegen 4 Nächte. Ja. Nächte. Das sind diese dunklen, kalten und einsamen Tageszeiten. Wäre eventuell gut zu wissen, wo ich zu diesen unmöglichen Zeiten sein werde. Am liebsten wäre mir, ich wäre in der Nacht im Bett. Gut zugedeckt mit einer Wärme schenkenden Daunendecke. Tief schlafend und träumend. Da ich aber keine Ahnung (und keinen Plan) habe, kann ich mir gegenwärtig auch nichts ausrechnen. Und eines ist sicher: Mit spekulativem Halbwissen komme ich nicht weit.
Ich weiß, dass ich eigentlich nichts über Ultracycling weiß.
Eines ist fix. Ich werde sicher nicht durchfahren. Dafür bin ich zu alt und zu sozialisiert. Außerdem wüsste ich nicht, wie ich das mit dem Equipment, welches ich aktuell habe, bewerkstelligen sollte. Ich habe ein Vorderlicht, welches mir 4 Stunden Helligkeit schenken kann. Die Nächte dauern Ende Mai laut Reglement aber 10 Stunden. Ich bräuchte also viele “Powerbänke”. Diese sind unter 500 Gramm schwer zu finden (falls wer einen Tipp haben sollte, her damit. Nehme ich dankend an). Unterwegs laden? Wo, wie lange? Auch mein veraltetes Garmin 1030 Gerät hält nicht mehr länger als 16 Stunden. Strom! Ich brauche unerwegs viel Strom. Und Ultra-Fast-Charging-Know-how. Gibt es das?
Man sieht schon, dass ich eigentlich nichts über Ultracycling weiß. Obwohl ich einiges da und dort schon gelesen oder angehört haben könnte. Näher beschäftigt habe ich mich damit leider nicht.
Von Basecamp zu Basecamp.
Ich muss und werde improvisieren. Altbekanntes (und für mich Altbewährtes) mit Neumen kombinieren. Also doch ein Plan? Es ist mehr eine Idee, das Abenteuer Race Across Austria zu überleben. Und rechtzeitig beim Zug zu sein. Von Basecamp zu Basecamp wird der Titel meiner Reise durch Österreich sein. Denn die von der Organisation bereitgestellten Basecamps wollen meine Rettung sein. Insgesamt stehen drei Basecamps bereit. Irding, Kötschach und Mutters. Dazwischen viel Tag, hoffentlich wenig Nacht, viele Kilometer und je näher ich dem Ziel sein werde bedauerlicherweise auch viele Höhenmeter. Von Nickelsdorf nach Irding sind es laut Roadbook 294 Kilometer und 2.170 Höhenmeter. Von Irding nach Kötschach 224 Kilometer und 3.780 Höhenmeter. Von Kötschach nach Mutters 327 Kilometer und 5.480 Höhenmeter (!!!!) und von Mutters nach Feldkirch 207 Kilometer und 4890 Höhenmeter. Grund, nervös zu werden? Definitiv ja.
Und in den Basecamps selbst? Umziehen, Duschen, Power-Nappen und Geräte laden. Ja, wenn ich rechtzeitig dort ankommen werde. Gut, dass man drei 20L DropBags hinterlegen kann und diese in den Basecamps zur Verfügung haben wird. Man müsste jetzt nur noch wissen, was in so ein DropBag hineinkommen soll. Nicht nur. Welche DropBag wird letztendlich wo hingeschickt? Ich glaube, ich brauche neben dem Überlebensplan auch einen ordentlich ausgeklügelten Packplan.
Race Across the Limits.
In genau 3 Wochen werde ich jetzt schon ein paar Stunden mehr im Sattel gesessen sein. Und ich werde schnell gemerkt haben, dass “Unplanung” die schlechteste Option gewesen ist. Theoretisch fühlt sich alles irgendwie machbar an. Praktisch sind noch viel zu viele Fragen offen. Wie wird eigentlich das Wetter? Darf ich nächtens über den Großglockner? Warum plötzlich das Hahntennjoch, der Hochtannbergpass und Fontanella Faschina statt Silvretta Hochalpenstraße? Welches Fahrrad soll ich nehmen? Rennrad, Gravel, Carbon oder Holz? Wo bekomme ich noch auf die schnell ein ultrastarkes und ultraleichtes Licht her? Wie kann ich noch ein paar Kilos abnehmen, ohne Substanz zu verlieren?
Und warum tue ich mir das überhaupt an?
#ktrchts
PS. Eine Frage hätte ich noch. Warum sind die DropBags erst am Samstag, 1. Juni 2024 ab 12 Uhr zum Abholen bereit? Was, wenn ich wider Willen früher finishen sollte?