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Rennrad fahren in Zeiten der Coronakrise.

Rennrad fahren in Zeiten der Coronakrise

Drei Tage frühlingshaftes Wetter. Geil. Knapp 20 Grad und nahezu kein Wind. Der Puls schlägt anaerob. Nichts wie raus. Die ersten Anzeichen zarter Bräunungstreifen sind zum Abholen bereit. Wären da nicht diese Ausgangssperren und Ausgangsbeschränkungen. Da war doch etwas. Genau. Es zirkuliert ja das Coronavirus. Und wir müssen und sollten alle zu Hause bleiben. Dahoam bleibn oder wie man in den sozialen Medien gerne liest #StayAtHome bzw. #StaytheFuckHome. Rennrad fahren in Zeiten der Coronakrise ist gar nicht mehr cool und lässig. Es ist System-zerstörend, verantwortungslos, egoistisch und unnütz. Und das, obwohl es erlaubt und auch ausdrücklich erwünscht wird.

Zeigefingermentalität statt Eigenverantwortung.

Rennradfahren ist für mich 80 % Leidenschaft und 20 % Beruf. Diese Coronakrise trifft mich also doppelt. Als Rennradfahrer und Unternehmer. Bis auf Weiteres kann ich keine Rennradreisen anbieten und durchführen. Das ist aber mein alleiniges Bier. Quasi mein Corona Bier. Damit muss ich selbst fertig werden.

Womit ich aber allein nicht fertig werden kann, ist die in Krisenzeiten aufpoppende Zeigefingermentalität vieler unter uns. Den Rennradfahrer*innen. Was sich in den diversen Foren und Gruppen aktuell abspielt, ist der blanke Psychokrieg. So viel Belehrendes auf einem Haufen. Von den Besserwissern, den Moralaposteln bis zu den Scheiß-mi-nix-Revoluzzern. Alles dabei, was einen virtuellen Konflikt schneller keimen lässt als das Virus selbst. Die Situation wird so kaum besser. Im Gegenteil. Plötzlich sind wir alle hoch dotierte Virologen, angesehene Ärzte, weltbekannte Unfallchirurgen, böse Henker und Scharfrichter. Juristen. Ja, Juristen sind wir obendrauf auch noch. Ich frage mich dabei nur: Wo bleibt der gesunde Hausverstand? Und die Eigenverantwortung. Sollten wir in diesen Zeiten nicht eher auf uns schauen, statt auf uns zu zeigen?

Rennrad fahren im Freien. Why not?

Rennrad fahren in Zeiten der Coronakrise ist bei uns zum Glück noch nicht verboten. Ich meine das Rennrad fahren im Freien. Die Italiener*innen und Spanier*innen hat es da schon härter erwischt. Also gibt es keinen Grund dafür, jemanden der dies auch tut und tun will, zu diffamieren oder zu belehren. Der österreichische Sportminister hat ganz klar seine Position zum Thema kundgetan. Allein fahren, Abstand halten und keine mehrstündigen und intensiven Ausfahrten. Cool, oder? Wo liegt denn da das Problem? Abgesehen von den Mountainbike-Touren in den Bergen. Die sind nämlich explizit untersagt („… sind zu vermeiden“).

Es ist gut, wenn Radprofis und Radpromis dazu auffordern daheim zu bleiben. Das mindert das Risiko der Ansteckung. Dem kann ich mich nur anschließen. Wenn mir aber die Decke auf den Kopf fällt, dann will ich in Eigenverantwortung raus. Weil es nicht verboten ist. Und bitte jetzt keine nachgekauten Kronezeitung-Überschriften als Gegenargument. Unsere soziale Verantwortung und gesellschaftliche Aufgabe sind die Reduktion des Ansteckungsrisikos. Und nicht des Unfallrisikos. Das ist eine andere Geschichte.

Schau auf dich. Zeig nicht auf andere.

Ich bin grundsätzlich gegen Regeln und indoktrinierende Maßnahmen. Bis auf das AGBG (Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch) und die StVO (Straßenverkehrsordnung) zumindest. Eine Ausgangsbeschränkung, wie sie in meiner Gegend gilt, macht auch mir zu schaffen. Ideologisch wie auch emotional. Angesichts dessen, was aber rundherum passiert, bin ich der Meinung, dass es so sein muss. Das war nicht immer so. Man wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Weitere 23 Tagen sollten wir schon aushalten können. Solange ich aber hinausgehen darf, werde ich auch hinausgehen. Zum Rennrad fahren ins Freie. Allein, Abstand haltend, nicht mehrstündig und auch nicht intensiv. Die restliche Zeit verbringe ich mit Arbeiten, Putzen und Zwiften.

Das Virus ist ein Arschloch. Wir müssen das nicht sein.

ktrchts
#bleibtgsund

Aktualisierung: Wie die Radfahrer ticken, zeigt die Tatsache, dass einige in den sozialen Medien in perfekter Selbstinszenierung bunte Tafeln mit „Bleibt daheim“ hochhalten und dann triff man genau diese draußen am Rad. Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.

Coronavirus und Rennrad. Keine Panik trotz Titanic.

Coronavirus und Rennrad

Ein einfacher Husten ist plötzlich kein einfacher Husten mehr. So wie eine laufende Nase plötzlich keine laufende Nase mehr ist. Und Gliedschmerzen sind auch nicht mehr die Folge des fortgeschrittenes Alters oder des wieder einsetzenden Trainingsalltags. Als Rennradfahrer hat man es aktuell nicht leicht. Egal was man hat. Es ist das Coronavirus. Man liest davon, man hört davon, man riecht davon. Und man hat es. Ob man will oder nicht. Weil es die anderen wollen. Bei jedem kleinsten Anzeichen läuten die Alarmglocken. Noch nie habe ich so genau in mich hineingehört. Noch nie war ich so wachsam und behutsam. Ja, das kann ich auch. Zwar nicht oft, aber es geht doch um meine Gesundheit. Das Coronavirus wird uns verändern. Es hat uns verändert. Coronavirus und Rennrad fahren – es wird nie mehr so sein, wie es schon einmal war.

Wir werden alle sterben.

Wir werden alle sterben. Weil wir Menschen sind und nicht weil ein Virus zirkuliert. Und das sage ich als Optimist. Einer, der sich stets gegen Influenza und andere Kleinigkeiten gestemmt hat. Meine Motto und mein Credo waren immer, dass man Viren und Bakterien einfach aus dem Körper rausschwitzen kann. Mit Training. Grundlage geht immer und überall. Nur nicht übertreiben. Aber auch nicht Stillstehen. Coronavirus und Rennrad sind aber ganz was anders. An Corona kann man sterben.

Coronavirus und Rennradsport
Quelle: Internet

Ich kann mir gut vorstellen, wie sich die Panik auf der Titanic angefühlt haben muss. Auch wenn es nicht vergleichbar ist. Das Coronavirus hat das Schiff schon aufgeschlitzt. Jetzt ist es nur mehr eine Frage der Zeit. Der Untergang ist gewiss. Lasset uns bis dahin weiter Musik machen, wie die tapferen Orchestranten auf der Titanic. Das Coronavirus wird unser Verhalten verändern. Er wird uns aber nicht aufhalten.

Der Rennradvirus ist stärker als das Coronavirus.

Das Coronavirus verbreitet sich rasant. Italien hat es schon fest im Griff. Dort ist das öffentliche Leben bereits per Ministerialdekret massiv eingeschränkt. Keine öffentlichen Sportveranstaltungen mehr bis 3. April 2020. Alle Schulen, Kindergärten und Universitäten sind bis Mitte März geschlossen. Restaurants, Bars, Kinos und weitere öffentliche Einrichtungen dürfen nur mehr bedingt und mit Respektabstand von 1 Meter betreten werden. Der beliebte Cafè al banco wir nicht mehr serviert. Nur mehr Tischservice. Kein Handschlag mehr, kein Bacio links und rechts. Ziemlich viel Panik auf der Titanic. 

Und ich? Ich fahre zu Ostern nach Riccione. Bis dahin werde ich trainieren. Das Alleinfahren in der Gruppe. Ich muss üben, mindestens einen Meter Abstand zu halten. Nach vorne, nach hinten, nach links und nach rechts. Vielelicht muss ich sogar so fahren, wie es die Triathleten machen müssten und nicht tun. Oder tun die es jetzt freiwilig doch? Lernen muss ich auch, mich in der Bar an den Tisch zu setzen und zu warten, bis mich der Kellner hoffentlich bedienen will. Er muss es nicht mehr. Ich muss mir auch abgewöhnen, während der Fahrt zu spucken und meine Nase freizurotzen. Wohin ich mein Wegwerftaschentuch geben werde? Ich werde es herausfinden. Müssen.

Gut vorstellen kann ich mir auch, in Zukunft aufmüpfige italienische (und heimische) Autofahrer einfach mit rauher Stimme und mit Hustenansätze in die Flucht zu jagen. Freundlicherweise werde ich Ihnen meine verschwitzten Hände entgegenstrecken. Ich bin ja ein Gutmensch. Perfid, aber gut erzogen. Statt einer werde ich beim Rennradfahren mindestens 3 bis 4 Trinkflaschen mithaben, um mir regelmäßig die Hände zu waschen. Den Seifendispenser montiere ich am Sattelrohr. Das Coronavirus ist stark. Das Rennradvirus macht mich stärker.

Wieviel Watt verträgt das Coronavirus?

Interesant wird es auch, herauszufinden, wieviele Watt das Coronavirus vertragen kann. Ich nehme es einfach auf einen FTP-Test mit und schau mir das einmal an. Ich schätze es wird ab 3 W/kg abreisen. Vielleicht muss ich mehr liefern. Mal sehen. Ich denke es wird sterben. Wenn ich sterbe. Und das mache ich ja bekanntlich am Rennrad öfters.

Wir werden alle sterben. Und das ist gut so. Am Berg, im Sprint, am Ende des Tages. Wir Rennradfahrer*innen sind es gewohnt zu sterben. Und deshalb wird uns das Coronavirus nicht umbringen. Coronavirus und Rennrad – das geht.

ktrchts
#machurlaubfahrrenrnad