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Linienkunde. Die Linien für die Linien auf der Bahn.

Linien für die Linie.

Im Ferry Dusika Stadion herrscht mittlerweile reger Betrieb. Es hat sich schon eine eingefleischte Gruppe gebildet. Treffpunkt täglich. Auf der einen Seite die Rookies und auf der anderen Seite die etablierten Haudegen. Von Ihnen kann man viel lernen. Allen voran, welche Linien zu fahren sind.

Mittlerweile weiß ich auch, dass in der Halle Linie nicht gleich Linie ist. Die eine ist schneller, die andere kraftaufwändiger. Eine Frage auch der Physik. Aber das war nie mein Schwerpunkt. Mein Motto: Kopieren geht über Studieren. So versuche ich stets die Linien anderer zu folgen, mir einzuprägen und zu spüren. Wo brauche ich mehr Kraft und wo kann ich diese sparen.

Der Reihe nach. Unterschieden wird nach Linien im Sinne von Markierungen und Linien im Sinne von Weg. Weg den ich zurücklege, eine Runde auf der Bahn zu absolvieren.

Die Markierungen (aus Wikipedia):

Auf die Bahn werden drei Linien in Fahrtrichtung aufgebracht:

  • (schwarze) „Messlinie“ (frühere Bezeichnung: Mallinie): Ihre Länge stimmt mit der offiziell ausgewiesenen Bahnlänge überein. Um ein „Abkürzen“ zu verhindern, werden bei Meisterschaftszeitfahren in den Kurven ca. 50 cm lange Kunststoffschwämme unterhalb der Messlinie auf die Bahn gelegt, so dass der unterhalb dieser Linie liegende Bahnteil gesperrt ist. Der 20 cm unterhalb der Messlinie (links davon) liegende Teil der Bahn heißt wegen des hellblauen Farbanstriches „Côte d’Azur“ oder „Teppich“ und dient als Übergang zwischen Innenraum und der eigentlichen Bahnfläche. Die Breite der „Côte d’Azur“ beträgt mindestens 10 % der Bahnbreite. An der Messlinie ist alle 10 m die ab dem Ziel zurückgelegte Strecke in Metern angebracht.
  • (rote) „Sprinterlinie“: Sie ist im Abstand von 70 cm zur Messlinie aufgebracht. Fährt ein Fahrer unterhalb dieser Linie, darf er im Sprint nicht links (= innen) überholt werden, fährt er oberhalb dieser Linie und wird innen überholt, darf er nicht „dichtmachen“, d. h. er darf nicht nach unten schwenken und den überholenden Fahrer an der Überholung hindern, es sei denn, er hat mindestens eine Radlänge Vorsprung vor dem von hinten angreifenden Fahrer.
  • (blaue) „Steherlinie“: Sie erfüllt verschiedene Zwecke und ist im Prinzip auf 2/3 der Fahrbahnbreite, mindestens aber 2,50 m vom Innenrand der Fahrbahn angebracht. Bei Steherrennen erfüllt sie eine ähnliche Funktion wie die rote Linie im Sprint, d. h. angegriffene Steher müssen unterhalb der blauen Linie bleiben und dürfen, wenn sie unterhalb der blauen Linie fahren, nicht links überholt werden. Bei 2er-Mannschaftsrennen fahren die abgelösten Fahrer (langsamer) oberhalb der blauen Linie, um die im Rennen befindlichen Fahrer nicht zu behindern.
  • Den Abschluss der Bahn nach unten bildet die Côte d’Azur.

Weitere Markierungen finden sich quer zur Fahrtrichtung:

  • „Ziellinie“: Die Ziellinie wird kurz vor Ende der Zielgeraden quer über die Fahrbahn markiert. Es ist eine 72 cm breite, weiße Markierung aufzubringen und in der Mitte mit einem 4 cm breiten, schwarzen Zielstrich zu versehen.
  • „Verfolgerlinien“: Genau in der Mitte der beiden Geraden sind quer über die Fahrbahn die jeweils 4 cm breiten, roten Verfolgerlinien aufgebracht. Sie bezeichnen Start und Ziel der Verfolgungswettbewerbe und reichen bis zur Hälfte der Bahnbreite.
  • „200-m-Linie“: 200 m vor dem Ziel wird quer über die Fahrbahn eine weiße, 4 cm breite Linie markiert, die den Abstand zum Ziel anzeigt und als Messlinie für die letzten 200 m im Sprint dient. Bei 200-m-Bahnen ist diese Linie nicht vorhanden.

Kompliziert genug. Oder?

Der Weg:

Es gibt verschiedene Möglichkeiten eine Runde auf der Bahn zu absolvieren. Aufgrund der Neigung der Kurven (45°!) sind diese Möglichkeiten unterschiedlich anstrengend. Am Leichtesten fährt es sich im Innenfeld oder auf der Côte d’Azur. No, na! Am Kürzesten ist die Runde auf der schwarzen Messlinie. Am Längsten ganz oben an der Zuschauerbande. Aber welche Linie ist die Schnellste? Das herauszufinden ist das spannendste beim Bahnfahren. Denn es geht hier um eine Mischung zwischen Muskelkraft und etwas Intelligenz bzw. Gefühl für die Bahn. Logisch ist, dass wer schneller tritt, auch schneller ist. Logisch ist auch, wer schneller tritt auch schneller übersäuert und ermüdet.

Grundsätzlich ist es ja so, dass man auf einer geneigten Bahn in Fahrrichtung hinauf und nach hinunter fahren kann. Je nachdem wo man gerade ist. Hinauf bedeutet Geschwindigkeit verlieren, hinunter bedeutet Geschwindigkeit aufnehmen. Achtung: aktive Geschwindigkeit, denn die Räder haben keinen Leerlauf. Man kann also das Rad nicht einfach “laufen” lassen. Eine sog. Attacke kann also mit Hilfe des Gefälles gestartet werden. Eine schnelle Runde meistens auch. Eine Attacke sollte auch immer von hinten gestartet werden. Aus dem Windschatten heraus oder aber auch überraschend. Hinter einen Gegener zu kommen bedeutet langsamer zu sein als dieser. Dieses Spielen ist auch Gegenstand und Ausgangspunkt der Sprints auf der Bahn.

Gestern hatte ich das Vergnügen einem “Profi” beim Runden drehen hinterherfahren zu dürfen. Zuerst drehten wir auf der schwarzen Linie unsere Runden. Sehr gleichmäßig. Die Kurven sind einfach zu nehmen. Dann ging es hinauf auf die Blaue. Das ist dann schon anstrengender. Man muss in der Kurve schon etwas kräftiger treten um den Vorderman halten zu können. Einer weitere Variante dieser Linie ist in den Geraden beim Kurvenausgang in Richtung Bande zu fahren. Nach der Ziellinie (auf einer Seite ist diese dick, auf der anderen Seite dünner) dann aber wieder Richtung blauer Linie zu stechen und die Kurve zu nehmen. Das ergibt durch die Fliehkraft eine Kraftersparniss im Kurveneingang. Richtig anstrengend war die Runde ganz oben quasi an der Zuschauerbande zu fahren. Kräftezährend, weil man in der Kurve ein hohes Tempo halten muss, um an der höhsten Stelle der Bahn nicht runterzurutschen. Das Runtefahren von oben in die Gerade in der Mitte hat sich angefühlt wie ein freier Fall. Für mich zumindest.

Wie man sieht ist Bahnfahren kein monotones im Kreis fahren. Es ist ein Spiel aus Geschwindigkeit, Fliehkraft und Muskelkraft. Am meisten Spass macht eine Runde ganz oben an der Bande zu beginnen. Mit entsprechender Geschindikeit. Mit anschließendem Vollgas Stich über die blaue Linie hinunter auf die schwarze, um die nächsten Runden am Laktatanschlag zu beenden.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts