Schlagwort: Liveeventblogger

quaeldich Deutschlandrundfahrt 2015 – Tag 8.

Bericht und Fotos von Ketterechts, dem Rennradblog und Liveeventblogger
Etwas Badespass am Chiemsee kurz vor Ende der 8. Etappe

Die heutige Etappe beginnt mit einer Schrecksekunde. Eigentlich mit mehreren aufeinanderfolgenden Schreckskilometern. Wie immer schwinge ich mich auf mein Rad. Los gehts. Von Burghausen nach Aschau über die Rossfeldstrasse. Was eigentlich ein großer Umweg ist, aber die Tourplaner werden sich dabei schon was gedacht haben.

Es geht gleich bergab und beim nächsten Anstieg bewegt meine Di2 wieder einmal den Umwerfer nicht. Ein Déjà-vu. Ein „täglich grüßt“ das Murmeltier. Ein „was soll der Schaas“ jetzt schon wieder. Und ich sehe mich schon mit Kette rechts die Rossfeldstrasse hochfahren. Gleich will ich mein Handy zucken und bereits neue Knie bzw. neue Menisken online bestellen. Was für eine Kacke. Dann entsinne ich mich dem positiven Denken und einer Art Suggestion. „Es wird schon wieder.“ „Das kann doch nur ein Kontaktfehler sein.“ „Das viele tags zuvor aufgesaugte Wasser wird schon wieder trocknen“. „Alles ist gut.“ Bis zur ersten Getränkeverpflegung sind es „nur“ 40 km und die schaffe ich mit Kette rechts, mit links. Eine paar lange Kurbelumdrehungen später, kommt mir der Gedanke hoch, dass es vielleicht ein Steckkontaktfehler sein könnte. Sicher! Ich kann doch nicht schon wieder Pech haben. Eine Di2 habe ich ja schon umgebracht. Nachzulesen hier.

Ruhig Blut also bis zum nächsten Stop. Dann aber fummmle ich mit den Händen an der Junctionbox herum und entdeckte, dass das Kabel vom rechten Schalthebel nicht eingesteckt war. In diesem Moment fallen mir die Dolomiten vom Herzen. Während der Fahrt stecke ich das Kabel richtig rein und der Umwerfer schaltet wieder. Der Tag ist gerettet. Gott hat mich lieb.

Die 8. Etappe selber ist im Großen und Ganzen einfach zu erklären. 70 km flach bis zum Berg, dann der Berg, dann noch ein kleiner Berg, dann ein paar Kackwellen (übrigens mein Lieblingwort, welches die Bezeichnung Scheibenschupfer ab sofort ersetzten wird) und zum Schluss wieder flach bis ins Ziel. Den Berg selber bin ich mit einer Pinkelpause angegangen. Urin ist auch nur Ballast. Dann habe ich das Feld von hinten aufgerollt. Meine GoPro Hero4 vorne am Lenker (mit Garmin und K-Edge mouth), meine GoPro Hero3 am Sattel (mit K-Edge mouth) und meine Garmin Virb Elite in der Hand. Full HD taugliche Auffahrt in die Berge. Die ersten Kilometer sind sehr schweißtreibend. Die Sonne brennt vom Himmel und der Asphalt glüht. Ich kann konstant an die 250 treten und sammle den einen und anderen vor mir weggefahrenen ein. 150 HM vor dem höchsten Punkt bleibe ich stehen. Und warte geduldig auf die Nachkommenden. Mit Foto und Video werden die Leiden des heutigen Tages festgehalten. Erst als der Letzte vorbei ist, fasse ich wieder mein Rad und beende die Strecke hinauf. Die Abfahrt nach Berchtesgaden nutze ich auch, um ein paar gute Bilder zu sammeln. Ich warte bis alle weg sind und lass es dann krachen.

Mittagsverpflegung und eine zweite Tageshälfte mit Hoch und Tiefs, sowie teils aggressivem Autoverkehr runden den Tag ab. Nicht zu vergessen auch ein Badeausflug an den Chiemsee. Morgen ist der letzten Tag. Morgen erreichen wir Garmisch. Morgen feiern wir auf der Zugspitze. 

Dann ist die Tour zu Ende. Nicht ganz. Ich wollte ja noch ein paar Fragen beantworten, welche ich am Anfang der Tour auf Facebook gestellt habe.

Ganz eine andere Frage. Ich berichte bis Sonntag von der quaeldich.de Deutschlandrundfahrt. 9 Tage. 1.500 km. 20.000 HM. Welche Themen würden euch interessieren? #ketterechts #dlrf15
Posted by Ketterechts on Freitag, 3. Juli 2015

Was kostet der Spass im Ganzen mit Übernachtung:
Hier der Link. Startgebühr ist € 495,- Zusätzlich gibt es Übernachtungspakete zwischen € 700 im DZ (Basis Halbpension) und € 900 im EZ. In der Startebühr ist die Betreuung und die Verfplegung während der Etappen inkludiert.

Welche Anforderungen muss man haben: 
Auch hier gibt es seitens des Veranstalters Richtwerte. Siehe Link oben. Gefahren wird in 6 Leistungsgruppen. Niemand wird zurückgelassen. Die schnellsten sitzen ca. 5 – 6 Stunden pro Tag im Sattel. Die langsamsten sicher um die 10 Stunden. Täglich

Ernährung: 
quäldich Reisen sind Schlemmerreisen. Es gibt an jedem Etappenort HP. Ein reichhaltiges Frühstücksbuffet mit allem erdenklichen und am Abend auch Buffet. Ist einfacher, wenn 180 Personen gleichzeitig zum Essen kommen. Vegetarische Gerichte gibt es auch. Unterwegs wird auch für alles gesorgt. Vom Leberkäse bis zu Obst. Deftiges und leichtes. Leicht verdauliches und schwer im Magen liegendes. Ich selber schaufle sicher mehr rein, als ich verbrenne.

Zum Thema Hintern:
Der tut nach 3 – 4 Tagen ganz schon weh. Nicht der Hintern selber – der ist trainiert. Es sind die Harwurzeln, welche mich plagen. Vom ständigen Sitzen, werden diese beleidigt. Sie wachsen sich ein und entzünden sich. Hier gilt es die Länge der Haare beizubehalten und diese auch täglich zu pflegen. Bepanthen zum Beispiel. Oder eine super teure Honigcreme. Ein Mitbringsel aus dem Hanseatischen Hof in Lübeck.

Moral:
quaeldich ist eine Gemeinschaft. Jeder hat bei so einer Rundfahrt Hochs und Tiefs. Keiner wird zurückgelassen (hatten wir schon einmal). Viele kennen sich schon von anderen quaeldich Touren oder sind zu zweit, zu dritt oder als Paar da. Man redet viel. Vor-, nach und während der Etappen. Man motiviert sich. Und das tut allen gut.

Mentale Einstellung:
Ich fahre oft im Training allein Strecken von 200 km und mehr. Das härtet ab und macht die Phsyche stark. Wien – Linz ist so eine meiner Lieblingsstrecken. Wer so was allein durchsteht, der kann in der Gruppe weit mehr fahren.

Etappenplanung und Streckenverlauf:
alles Aufgabe von quaeldich. Bei dieser Tour haben wir natürlich geschaut, die Strecke zu bewältigen. Wer von Norden nach Süden muss hat es eilig. Pro Etappe war aber doch ein Highlight dabei. Und Highlights bedeuten bei quaeldich Berge (sofern es in der Region Berge gibt).

Regeneration:
es gibt in den Hotels Wellness und Massagen. Eine Vorbuchung ist von Vorteil. Der Rest obliegt einem selber. Ich habe schon sehr viele Black Rolls gesichtet.

Wattzahlen und Trittfrequenz:
Da ich heuer erstmals mit dem Garmin Vector fahre, sind diese Zahlen ja nicht geheim. Ich persönlich habe stehts eine niedrige Trittfrequenz, weil ich gerne (leider) harte Gänge fahre. Die Wattzahlen sind unterschiedlich. Abhängig davon, wie oft und wie lange jemand im Wind fährt, bzw. wie schnell er den Berg hinauf fährt. Das muss jeder für sich entscheiden. In Summe hatte ich immer einen Intensity Faktor von unter 8. Das ist Ausdauertraining. Der Training Suffer Score wird von Tag zu Tag höher (400+). Normale Ermüdung. Das heißt im Klartext, dass man von den jeweiligen Etappen nicht richtig regeneriert und von Tag zu Tag in einen Mangel an solcher gerät.

Hoffe damit geholfen zu haben.

Ich freue mich auf die morgige letzte Etappe und auf die Party auf der Zugspitzte.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#faceyourpassion

Bild und Text von ketterechts, dem Rennradblog und Liveeventblogger

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quaeldich Deutschlandrundfahrt 2015 – Tag 7

Bericht und Fotos von Ketterechts - dem Liveeventblogger
quaeldich Deutschlandrundfahrt – Tag 7

Jetzt sind wir knapp vor der Österreichischen Grenze. Im Hotelzimmer habe ich A1. LTE. Obwohl ich immer über den Mobil Krösus geschimpft habe – in diesem Moment bin ich froh dieses Netz zu haben. Wlan war in den Hotels bis dato etwas mühsam. Zumindest hier flutscht es und ich kann Mengen an Daten durch das Internet schießen.

Tag 7. Nur noch 2 Tage und wir sind in Garmisch. Die Beine sind stark. Der Wille ist schwach. Und mir gehen schon langsam die Themen aus. Gott hat sich am 7. Tag ausgeruht. Ich kann das nicht. Noch nicht. Aber über was und wen soll ich schreiben? Über das Scheißwetter, das wir heute hatten? Obwohl es wieder einmal gar nicht so schlecht hätte sein dürfen. Ich habe sämtliche Wetterberichte studiert. Alle waren sich einige. Starker Wind und Schauer, die sich über die Mittagszeit hin abschwächen sollten. Regenwahrscheinlichkeiten unter 50%. Maximal 1 l/m2. Schwerpunkt am Großen Arber. Und wie war es in Wirklichkeit? Die Fahrt über die Scheibenstraße nach Brennes zum Arbersee und die Arberseestraße hinauf zum Bretterschachten, dem höchsten Punkt der heutigen Etappe auf über 1.100m Seehöhe war trocken. Obwohl es nass hätte sein sollen. Den Rest der Etappe über Bodenmais, Regen (kein Witz), Lalling, Auerbach zur Mittagsverpflegung in Hengersberg durchnässt. Essen durften wir zumindest im Trockenen. Doch was danach kam, war der Weltuntergang.

Wir starten nach der Mittagsverpflegung Richtung Burghausen. Auf Höhe Donau Überquerung dann das, was wir gar nicht gebraucht haben. Ein Regenguss Marke Regenwald. Wind von links. Kaltes Wasser von oben. Warmes Wasser von unten. Und links Autos. In Fahrtrichtung und gegen diese. Der ganze Spuk dauert bis Pfarrkirchen. Gute 40 km. Schwimmflossen, Taucherbrille und Sauerstoffflaschen wären hier angebrachter gewesen als dünne 23mm Reifen. Apnoe.

Ab Pfarrkirchen ging das alles munter weiter. Zwar nicht mehr in dieser Stärke, aber immer wieder fällt uns Wasser auf den Kopf. Dazu gesellt sich eine Polizeieskorte, die uns zwingt uns sanft, gemäßigt und straßenverkehrsordnungskonform zu verhalten. Was uns nicht immer gelingt. Zuerst fahren wir rechts ran um zu pinkeln. Halten dabei eine entgegenkommende Frau mit Kind im Auto an. Das Kind lacht. Die Mutter zeigt uns den Vogel. Dann müssen wir wegen es Defekts wieder am Straßerand anhalten. 28 Mann dabei verkehrstechnisch sinnvoll unterzubringen ist keine leichte Aufgabe. Zu guter Letzt, verfahren wir uns. Wir verfehlen eine Abzweigung nach links und geben uns auf eine lange gut einsichtbare Abfahrt mit Kurven. Der Chef bemerkt den Fehler. Wir bleiben stehe. Doch der vorderste Mann – ein Insider, fährt weiter. Wir schreien uns die Stimmbänder wund. Doch im Geschwindigkeitsrausch ist es nicht einfach was zu hören. Einer unserer Männer fährt im nach. Auch die Polizei. Wir drehen und um warten brav. Beide kommen wieder die Auffahrt nach oben. Die Polizei auch. Als wir den zuerst verpassten Weg nach unten folgen, münden wir in die Straße, welche wir nicht hätten fahren dürfen.

Dürfen ist auch das Stichwort. Die Deutschlandrundfahrt musste einzeln in jedem Bundesland angemeldet werden. Auch die Routen. Diese wurden dann genehmigt. Um zu kontrollieren, ob wir dann auch diese Routen fahren, finden wir da und dort Polizei. Teils unterstützend wie in Thüringen, wo uns Kreuzungen abgesperrt worden sind. Teilweise, wie hier auch belehrend. Weil wir ja als geschlossener Verband unterwegs sind. Das sind Radfahrergruppen am 15 Personen. Als Verband ist man von der Benutzung eines Radweges befreit. Muss also nicht, wenn ein Radweg mit einem blauen Schild markiert ist und zumutbar ist, diesen befahren. Als Verband gilt man als mehrspuriges Fahrzeug und hat somit die selben Rechte und Pflichten. Unser Verband war heute eine 14 doppelköpfige Zweierreihe. Das ist ganz schön lang. Dementsprechend auch die Reaktion der Autofahrer. Folgt uns ein Polizeiauto, dann reihen diese sich ein und sind brav. Fehlt der Polizeischutz, dann sind wir Freiwild. Leider. Es wird unterschätzt, wie schnell wir sind und wie lange ein Überholmanöver dieser Art dauert.

184 km später sind wir noch rechtzeitig im Hotel angekommen, bevor ein weiterer Regenschauer sich über Burghausen ergießt. Jetzt buiness as usual. Zuerst Rad putzen und dann Duschen. Heute habe ich dann doch die Bremsgummis ausgetauscht. Auch wenn morgen, sonniges und sommerliches Wetter vorhergesagt wird. Aber ich traue keinem mehr.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#faceyourpassion

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