Tag 4. Und endlich hatten wir Sommerwetter. Jenes von 2014. Mindestens 27 Wetter-Apps haben wir von gestern Abend auf heute morgen konsultiert. 28 verschiedene Prognosen hatten wir. Die optimistische meinte es nicht wirklich gut. Pünktlich um 0830 Uhr öffnet Petrus die Schleusen. Dichter Nebel zog durch das Isonzotal. Und schon war es in der gesamten Gruppe unruhig. Wer wird wohl was fahren? Plötzlich hatten wir mehr Optionen als Guides. Vom schnellsten Weg ins Hotel mit “nur” einem Pass bis hin zur Gesamtvariante für die Hartgesottenen.
Ich habe mich freiwillig für die Gruppe 1 gemeldet. Um nicht wieder ein Debakel wie beim Ötztaler Radmarathon zu erleben. Regen hin oder her – wahre Männer fahren mit dem Rad bei jedem Wetter. Die Königsetappe begann mit der Montage des MudCatcher. Posingfaktor negativ – aber dafür einen sauberen Hintern. Somit ist dieser legitim und Ketterechts proved. Und sie begann mit meinen Hofer Leggins um € 5,90. Leider nicht ganz blickdicht. Sauerei. Darüber noch die Beinlinge. Handschuhe – jene aus dem Baumarkt. Ärmlinge und Regenjacke. Dazu noch das Radkäppi. Fünf Kilo Zusatzgewicht.
Von Log pod Mangartom – der wohl genialste Ortschaftsnamen der Welt – hieß es 17,5 km nur bergauf. Hier findet auch ein legendäres Bergrennen statt. Das Wetter hatte sich zum Besseren gewandelt und die Straßen waren trocken. Der Mangrt ist Sloweniens höchste asphaltierte Straße bzw. Stichstraße mit bis zu 15% Steigung. Denn im unteren Teil hat eine Gerölllawine zwei Kehren verschüttet. Statt diese neu zu bauen hat man einfach eine gerade Linie (Straße) nach oben gemeiselt. Hat man dieses Steilstück gemeistert, geht es zuerst durch einen dichten Laubwald bis man die felsigen Wände des Massivs erreicht. Durch viele finstere Tunnels und etlichen Kehren schlendert man nach oben. Am besten man verlässt nie die Ideallinie. Die Abgründe sind tief. Aufpassen muss man auch auf die vielen Ziegenbemmerln vulgo Gämseneier. Oben wenig spektakulär weil vom Nebel verhangen fährt man eine Einbahn und erreicht den höchsten Punkt auf 2.055m über der Adria. Welche ja Luftlinie von da oben ca. 200 km entfernt ist. Wir haben sie nicht gesehen und nicht gerochen. Gesehen haben wir eigentlich nichst. Gar nichts.
Mangart Abfahrt retour, dann Predil, Sella Nevea und in Chiusaforte gab es bei Luisa einen Capuccino samt Gazzetta dello Sport. Für € 2,-. Hier war dann auch wieder der Sommer. Der andere. Der warme und sonnige. Also entschlossen wir uns die Tagesetappe komplett zu beenden. Es wartete mit 16 km und 700 HM die Sella di Cereschiatis auf 1.059m am Weg nach Pontebba. Eine kleine Zusatzschleife, denn von Chiusaforte nach Pontebba im Kanaltal wären es 10 km mit nur 200 HM.
12 dem Wetter trotzende Gladiatoren begaben sich auf den Weg hinauf. Zu schnell. So dass Roli mehrmals mit “Kürzer” den Testosteronspiegel senken musste. 4,5 km vor dem Pass dann doch die Freigabe. Eine Ketterechts Attacke am Berg (!!!!) eröffnete wieder einmal die Festspiele. Der Vorsprung wahrte aber nicht lange. Die Bergziegen waren sofort wieder zur Stelle. Ich stellte auf Eigentempo um und litt. Bis nach oben.
Am Pass musste ich mich als Italiener wieder dem einsetztenden Regen beugen und umziehen. Dafür schoss ich dann Richtung Pontebba bei Sonnenregen und gefährlichem Einsatz an den davor fahrenden vorbei. Ich hätte gerne Abfahrtssegmente bei strava.
Zwischen Pontebba und unserem Hotel hatte ich dann auch noch einen Defekt. Morgen kriegt die Princess of Pain neue Conti 4000er. Die Ultra haben ausgedient. Das Wechsel des kaputten Schlauches hat der Gruppe eine wohlverdiente Pause gebracht. Mir auch.
Nach knapp 6 Stunden und an die 131 km später war der Tag zu Ende. Rad putzen, Kette pflegen, duschen und essen. Bloggen und bald ins Bett.
Morgen Passo Cason di Lanza und Sella di Razzo. 142 , 5 km und knapp 3.000 HM. Leider wieder unsicheres, kühles und nasses Wetter. Perfekt freue mich schon. Gute Nacht.
Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts