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Trainingslager. Was ich am besten nicht sehen wollte.

Blick vom noch unberührten Esstisch.

Tag 7. Zeit eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Wetter: ok. 1 Regentag. 1 Friertag. Rest Sonne. Pensum: ok. 570 Radkilometer. 38 Koppellaufkilometer und 4 km etwas Plantschen. Essen: mehr als genug. Auch weil ich die ersten Tage die Nahrung als Durchgangsposten verbuchen musste. Oben rein. Woanders raus. Auch wieder oben.

Es ist aber auch Zeit sich darüber Gedanken zu machen, was ich in nächsten Trainingslager nicht mehr sehen möchte. Weil es für mich so fremd ist. Und meine Neigung zum Fremdschämen sehr stark ausgeprägt ist. In den letzten Tagen ist mir sehr viel zu Augen gekommen. Bitte nicht falsch verstehen. Es ist allein meine persönliche Meinung und Empfindung. Nachfolgende Liste ist rein zufällig und entspricht nicht einer Rangreihung oder Klassifikation.

  1. Aero Helm am Rennrad. Auf Mallorca. Im April. Gesehen. Schlimm.
  2. Kompressionssocken am Rennrad.
  3. Unrasierte Beine. Ja. Es gibt immer noch Rennradfahrer dieses Spezies. Und es gibt die Spezies Punkt 2 und 3. Und sogar jene Punkt 1, 2 und 3.
  4. Rahmen und Lenkertaschen am Rennrad. Nicht eine. Nicht zwei. Teilweise sogar drei davon.
  5. Helme mit Visier. Mag im Motocross oder MTB coll bzw. in sein. Aber am Rennrad?
  6. Völlerei. 80% essen am Buffet mehr als sie jemals in der Trainingswoche verbrennen können. 
  7. Ehrgeiz . Unter 3 Einheiten pro Tag bist du kein würdiger Gesprächspartner. Unter Triathleten.
  8. Pausenverweigerung. Die Plaza in Petra ist ein Muss. Egal ob noch Schwimmen oder Laufen am Plan steht. Ein Muss! 
  9. Triathlonschuhe am Rennrad. Wohin das Auge reicht. Ok. Hier drücke ich ein Auge zu. Weil ich im Triathlon (ja. auch ich mache ab und zu einen Triathlon – mit meinem Rennrad. Unterlenkerhaltung) Rennradschuhe benutzte.
  10. Gruppenwindschattenlutscher. Es gibt auf Mallorca Individualtouristen. Die sterben auf Ihren Ausfahrten. Gegen den Wind. Und gegen Ihren Optimismus. Diese sehen herannahende Gruppen als Strohhalm, vielleicht doch noch rechtzeitig zum Abendessen heimzukommen. Ihre Devise: Anhängen und Lutschen. Diese Spezies ist sehr gefährlich. Das beste Gegengift ist dann meistens eine Tempoverschärfung.
  11. Traininspläne. Diese sind unsozial. Der eine das. Der andere dies. Und am besten alles zusammen. Hintereinander. Ruhetag am schönsten Tag. Lange Ausfahrten bei Scheißwetter. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Aber ein Trainingsplan ist manchmal sturer als ein Esel.
  12. Statistiken. Gesprächsthema Nummer ein sind Statistiken und Wettkampfergebnisse. Und Zeiten. Und Statistiken. Und Wettkampfergebnisse. Und Zeiten.
  13. Angst. Angst vor Höhenmetern. Da gibt es auf der Insel so schöne Bergstraßen (eh nur zwischen 5 und 8 Prozent Steigung) aber der Trainingsplan (siehe Punkt 11) verhindert das. Weil ja das Pumperl zu schnell schlagen könnte.
  14. Jammern. Zu kalt. Zu nass. Zu steil. Zu schnell. Zu heiß. Es gibt kein schlechtes Wetter. Nur der falsche Ort zum falschen Zeitpunkt. Das mit der falschen Kleidung stimmt natürlich auch. 
  15.  Doping. Das Thema ist allgegenwärtig. Man weiß  Bescheid. Man hat Bücher gelesen. Man weiß, wer was wann wo nimmt oder genommen hat. Man weiß was wann wo nutzen würde. Man weiß wo man was bekommen könnte. Aber keiner nimmt es. Und das ist gut.

Mal sehen was ich in den restlichen Tagen noch erlebe.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts