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King and Queen of the Lake 2025

King and Queen of the Lake 2025

Ein Sommer-wie-damals-Revival punktgenau geplant und ausgeführt. Der Attersee glänzte wie poliertes Carbon. Kaiserwetter im Salzkammergut. Glattes Wasser, brennende Beine. Alles war angerichtet für den King and Queen of the Lake 2025. Und alle wissen und fühlen es. Dieses in Europa einzigartige Einzelzeitfahren rund um den See ist kein Rennen – es ist ein Hochamt des Radsports, ein Watt-Festival für Tempo-Gläubige. Wer hier mitfährt und die Ziellinie so schnell wie möglich überquert, graduiert in Velocitas honoris – Summa cum laude, versteht sich

Mixed Rebels statt Mixed Klischees

Auch dieses Jahr mittendrin statt nur daheim. Mein Mixed-Team. Während die meisten Mixed-Teams (immer noch) aus vier Männern und einer Frau bestehen, drehe ich schon zum dritten Mal den Spieß um. Mixed Rebels – ein Name, der Programm macht. Bei mir sind es drei Damen und ein Herr. Nicht nur aus Prinzip, viel mehr aus Überzeugung: Radsport gehört geteilt, nicht quotiert.


So unterschiedlich die Reaktionen darauf sind, so klar bleibt die Botschaft. Manche feiern uns für den Mut, andere schütteln ungläubig den Kopf, als hätten wir die UCI-Regeln neu erfunden. Doch genau darum geht’s: Den Rahmen zu sprengen, Klischees zu brechen, Chancen zu schaffen. Denn auf der Straße zählen keine Rollenbilder, sondern nur Watt, Wille und Witz.

Die jährliche Damenwahl

Jedes Jahr wiederhole ich mein kleines Ritual: die Damenwahl. Drei Frauen, zufällig ausgewählt, bilden mit mir die Mixed Rebels. Dieses Jahr waren es Anne aus Zürich, die mit schweizerischer Präzision und deutscher Gründlichkeit jede Kurve millimetergenau geschnitten hat. Außerdem hat sie als Rookie das gesamte Internet leer gelesen, um bestens vorbereitet zu sein. Dabei auch Chantal aus Graz, die das Stehvermögen einer Löwin mit dem Humor einer Kabarettistin kombiniert, und Natalie vom Veranstalterverein Atterbiker. Natalie kam erst ins Spiel, als ich schon dachte, wir würden mit einem Loch auf der Startrampe stehen. Doch sie hat meinen Hilfeschrei gehört und das Quartett kurzerhand vervollständigt – ein Joker aus dem eigenen Stall. Und was für ein Joker – Natalie war ein Jackpot.

Von Bewerberinnen und Absagen

Was wie ein lockeres Spiel klingt, ist in Wahrheit die härteste Disziplin. Denn die Nachfrage nach einem Platz bei den Mixed Rebels wächst von Jahr zu Jahr. Viele Bewerberinnen melden sich, voller Energie, voller Lust, den See zu rocken. Und jedes Mal bricht es mir ein kleines Stück das Herz, wenn ich Nein sagen muss. Ich würde mit allen fahren, was erstens organisatorisch nicht möglich ist und zweitens auch meine körperliche Physis nicht zulassen würde. Es gibt eben leider nur vier Startnummern. Dieses „Nein“ ist also kein Ausschluss, sondern eine Einladung: nächstes Jahr, neue Chance.

Kurzfristige Absagen machen die Situation auch nicht besser. Denn je näher der Tag X rückt, desto mehr Speed-Junkies tauchen auf – süchtig nach der einmaligen Chance, Teil dieses Rausches zu sein. Der King and Queen of the Lake wirkt wie eine Droge: Wer einmal geschnuppert hat, will mehr. Und ein vakanter Startplatz lockt wie der letzte Schuss Espresso vor dem Rennen – heiß begehrt, schnell vergriffen und garantiert nicht schlaffördernd.

47,2 Kilometer im Rausch

Und dann, wenn endlich alle Trikots sitzen und die Startnummern klappern, wird aus Theorie Praxis. Schulter an Schulter, im Wind, im Rausch, im Jetzt. 47,2 Kilometer später standen 1 Stunde und 14 Minuten auf der Uhr. 38 km/h im Schnitt, getragen von Teamgeist, Adrenalin und einer Prise Wahnsinn. Kein Rennen im klassischen Sinne, sondern ein Tanz auf schmalen Reifen. Jede Attacke gegen die Uhr, jedes Ziehen im Oberschenkel wurde belohnt – mit dem Wissen, dass man gemeinsam mehr schafft, als man alleine je könnte.

Das Video zum Wahnsinn

Rebels ride different. Festgehalten in Bildern, die nach Schweiß, Watt und Freude riechen. Mitten in der Elite der Zeitfahr-Community und aller, die Radsport im Herzen tragen. Betreut und gehätschelt von einem leidenschaftlichen Organisations-Team, freiwilligen Helfern, Exekutive, Sanitäter und vielen Zuschauern entlang der Strecke. Radsport-Emotionen pur. Laktat und Glück inklusive. Wer das Rennrad liebt, muss einmal beim King and Queen of the Lake starten – oder noch besser, immer wieder.

 


Danke Anne, Chantal und Natalie. Ohne euch wäre dieses Erlebnis nicht möglich gewesen. Ihr habt nicht nur Watt aufs Pedal gebracht, sondern auch Herz, Humor und diese unerschütterliche Lust, Grenzen zu verschieben. Mit euch wurde aus einem Rennen das sprichwörtliche Volksfest – und aus einem Team die Mixed Rebels.

Wir sehen uns auf alle Fälle 2026 wieder. Wer will mitfahren?

Cristian Gemmato aka #ktrchts

King and Queen of the Lake

King and Queen of the Lake

Endlich hat die Warterei ein Ende. Wir stehen einander dich gedrängt vor den Treppen hinauf zur Startrampe. Das Team vor uns ist bereits gestartet. Wir haben jetzt noch genau 15 Sekunden Zeit unsere Rennräder zu hieven, uns nebeneinander aufzustellen, festgehalten zu werden und einzuklicken. Wir wackeln. Unser Blick ist nach vorne gerichtet. Der Countdown läuft. Noch 5 Sekunden. Dann drei, zwei, eins … und los geht das Abenteuer King and Queen of the Lake. Bettina, Irena, Jacqueline und ich machen uns auf die 48 Kilometer lange Reise rund um den Attersee. Mixed Heros by ktrchts on fire. Wie schon 2023 sind wir in spezielles Mixed-Team. Drei Frauen und meine Wenigkeit.

Der Grund ist gleich geblieben. Mixed Heros sind mein persönlicher Beitrag für mehr Frauen im (Renn)Radsport. Schnuppern, Spass haben, die Atmosphäre aufsaugen, Adrenalin spüren und die eigene sportliche Komfortzone verlassen. Das alles stand in der Ausschreibung und in der Partnersuche. Am Ende fiel die Wahl auf drei zu bekehrende Triathletinnen. Zwei davon, fahren erst seit zwei Jahren Rennrad.

Die Laktat-Party des Jahres.

King and Queen of the Lake ist und bleibt die Laktat-Party des Jahres. 2024 wollten 1400 RennradfahrerInnen am Attersee freiwillig an ihre Grenzen gehen und die Leiden eines Einzelzeit- oder Mannschaftszeitfahrens masochistisch ertragen. Die Titel King und Queen of the Lake sind im Amateursport und bei der Elite äußerst begehrt. Ja, es geht um (nicht wenig) Preisgeld, aber noch mehr um Ruhm und Ehre. Ballern für das persönliche Ego. Es zu streicheln und aufzuladen. Die eine Stunde ist längst schon kein Maßstab mehr. Nicht für die schnellsten Damen und Herren. Olympiasiegerinnen inklusive. Und dann kommen noch all die anderen. Einzeln oder im Team. Mit Rennrad oder Zeitfahrrad. Sie wollen so schnell wie möglich ins Ziel kommen. Wie wir. Ohne Übung und ohne vorher gemeinsam gefahren zu sein. Challenge accepted.

Die Mischung hätte nicht bunter sein können. Felgenbremsen, SPD-Dual Pedale mit Rückstrahler, MTB Schuhe, Holzrahmen, Langstreckenrennrad, Visierhelm, Triathlonschuhe … wir hatten alles dabei, was nicht zu einem Einzelzeitfahren gehören sollte. Bekanntlich zählen zu Glück der Wille und die Beine. Nicht das Material. Oder doch? Wir waren auf alle Fälle bereit. So bereit, dass wir fast die Zeit übersehen hätten und unsere Startzeit. Schnell noch Trikotausgabe, weil der richtige Style unmittelbar nach dem Willen kommt. Dann ein gemeinsames Einfahren. Es galt in Rekordzeit herauszufinden, welche Reisegeschwindigkeit die ideale Strategie hätte sein können. Heimliche Computersimulationen hatten in der Theorie eine Endzeit von ungefähr 1h25min errechnet. Dieses Ziel wurde auch vor dem Start ausgegeben.

Die Letzten werden die Letzten sein.

Der wohl genialste Spruch, den ich in letzter Zeit gehört habe. Copyright by Bettina. Die Zielvorgabe war klar. Die Strategie weniger. Umso mehr wir uns damit beschäftigten, umso exponentieller stieg die Nervosität und die Verwirrung. Viele Fragen, noch mehr Antworten. Das konnte nicht gut gehen. Am Ende einigten wir uns auf ein gemeinsames Wegfahren und (hoffentlich) ein gemeinsames Ankommen. Einer für alle, alle hinter einen.

Ein Mannschaftszeitfahren ist kompliziert. Das merkten wir schnell. Schnell kann man auch vieles falsch machen. Auch wenn es richtig war, zu Beginn Tempo zu machen – es ist ja schließlich ein Rennen, war unser Tempo (mein Tempo) anfangs vielleicht zu hoch. Wir „ballerten“ mit fast 40 km/h die ersten Kilometer dahin. Strava Segmente lügen nicht. Teilzeiten auch nicht. In meinem „Rückspiegel“ lachende Gesichter. Zumindest jenes von Bettina, die unmittelbar hinter mir fuhr. Adrenalin dürfte gewirkt haben. Wer bei so einer Geschwindigkeitspremiere lachen kann, dem kann es nicht schlecht gehen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Gleichzeitig kamen mir Zweifel auf, ob ich (ja ich!) es in dieser Form so durchdrücken hätte können. Nur keine Müdigkeit vortäuschen.

Die ersten „Schupfer“ näherten sich und die Homogenität der Mixed Heros bröckelte. Zurecht. Schnell wurde vom Racemode in den Genussmode geswitcht. Die Stimmung schwankte zwischen tief Luft holen, keuchen, beißen und tratschen. Während die Zeit lief. Und weiter lief. Inzwischen hatten uns einige Teams überholt. Aufbauend für uns war, dass viele davon nur mehr zu Dritt waren und wir sogar einen „Zurückgelassenen“ überholen konnte. Überholen! Die Moral war gestärkt.

Einer für alle, alle hinter einen.

Dann waren es noch 5 Kilometer. Buchberg und Litzlberg mussten noch „überlebt“ werden, ehe sich die erlösende Rechtskurve über die Ager Richtung Zielgerade näherte. Zeit, sich die Lorbeeren und den Applaus des Publikums zu holen. Als Gentleman ließ ich die Queens nach vor. In Nachhinein hätte ich ihnen noch sagen müssen, wo die Ziellinie ist und dass man danach bremsen sollte. Sorry dafür. Ende gut, alles gut. Mittendrin, statt nur daheim. 1h23min, knapp 34 km/h Schnitt. Mission accomplished. Punktlandung. Ein Bad an Emotionen. Der King and Queen of the Lake hat neue Fans. Und jede hat neue persönliche Rekorde. Schnellste 10 Meilen, 20, 30 und 40 Kilometer, Durchschnittsgeschwindigkeit, Höchstgeschwindigkeit … Ein positiver und erfreulicher Kollateralschaden. Es wurde Blut geleckt. Rennrad fahren ist zum Radrennen fahren geworden.

Die Nachbesprechung mit Schupfnudeln, Kaiserschmarrn und Klimt-Burger war auch eine Hommage an das Event. Danke an das OK-Team und allen freiwilligen Helfern und Supportern. Wie immer genial. Sogar das Wetter. Auch für mich war es ein perfektes Wochenende. Es war mir eine Ehre und große Freude als Windschattenspender dabei gewesen zu sein. Wir sehen uns 2025 hoffentlich wieder. Bewerbungen ab sofort möglich.

#ktrchts

King of the Lake Ergebnisse

King of the Lake Foto

Windschattenspenden

King of the Lake. Endlich wieder.

King of the Lake

Sie sind wieder da. Gemeint sind der King of the Lake und die Queen of the Lake. Das alljährlich stattfindende Klassentreffen für Geschwindigkeitsfetischisten rund um den Attersee am Samstag, 18. September 2021. Knapp 48 km Speed-Rausch total. Allein oder in der Mannschaft. Mit dem Rennrad oder mit der Zeitfahrmaschine. Frauen, Männer oder gemischt. Vierer oder Zehner. Vergleichbares gibt es in Europa nicht. Wo sonst kann man sich auf einer komplett für den Autoverkehr gesperrten öffentlichen Straße so richtig austoben und auf Teufel komm raus Laktat produzieren. Es ist der Höhepunkt für viele Aero-Aficionados und Unterlenker-Vergötter*innen. Quasi eine praktische Gesundheitsvoruntersuchung. Die Chance, die persönliche Watt-Geschichte neu zu schreiben und die FTP-Schwelle neu zu definieren. Endlich wieder Vollgas fahren.

Queen of the Lake

Einmal im Jahr Rampensau. Ein Jahr lang.

Der King und die Queen of the Lake sind etwas Spezielles. Ganz spezielles. Es sind honorige Titel, die in der Szene große Beachtung und Bewunderung finden. Umso mehr, wenn die Schallmauer von einer Stunde unterboten werden kann. Hier zählen ausschließlich Ergebnisse. Alle die teilnehmen wissen das. Die Zeit, die durchschnittlichen Watt, die Maximalwatt und natürlich der Sieg. Gesamt oder Altersklasse. Rund um den Attersee legen die Teilnehmer*innen ihre Meisterprüfung ab. Sie messen sich. Mit sich selbst und mit allen anderen. Mensch und Fahrrad stellen sich. Der Herausforderung und den neugierigen und neidvollen Blicken. Geld ist hier abgeschafft. Nur das Beste zählt. Aero über alles. Räder, Laufräder, Anzüge. Alles vom Feinsten. Strömungsoptimiert. Klotzen ist das oberste Gebot. Sehen und gesehen werden. Wer hier mitfährt, muss abliefern und kann dann ein ganzes Jahr davon zehren.

Der wilde Ritt um einen Platz am Thron.

Am Attersee geht nächsten Samstag wieder die Post ab. Die modernen Ritterspiele werden eröffnet. Der wilde Ritt um einen Platz am Thron beginnt. Erhaben stehen die Teilnehmer*innen dann wieder auf der überdimensionalen Startrampe in der Marina in Kammer. Umgeben vom Publikum. Nach dem Start geht es im Spalier leicht bergauf bevor dann die ersten 20 Kilometer leicht wellig den Grundstein für ein gutes Abschneiden legen können.

Mehrere Fanzonen puschen die Teilnehmer*innen. Weyregg und Steinbach am Attersee sind beliebte Hotspots. Sie zündeln. Hier entlang sind die Träume noch greifbar, die gesteckten Ziele erreichbar. Es läuft. Bis zur ersten ernsthaften Bewährungsprobe. Die Steilkurve in Unterach. Langgezogen, bergauf und nicht endend wollend. Jetzt beginnt der Schnitt zu sinken. Einzelfahrer*innen und Mannschaften zerschellen an dieser unscheinbaren Mauer. War es einfach bis hierher flüssig und rund zu drücken oder zusammenzubleiben, müssen einige auch hier ihre Grenzen erfahren. Der Autor kann ein Lied davon singen. Dranbleiben, oder der Zug fährt ab.

In der zweiten Hälfte wird einem dann unmissverständlich bewusst, dass das hier kein Kindergeburtstag ist. Die Beine werden schwer, der Kopf leert sich, die Kraft schwindet. Parschallen und Nussdorf sind zwei weitere Asphaltblasen, die gewiss weh tun. Hier hilft nur Beißen. Entspannung gibt es erst kurz vor Attersee, wo noch einmal das Publikum gefragt ist, Tote zum Leben zu erwecken. Aber ja nicht zu früh freuen. Buchberg und Litzlberg stehen noch bevor. Zwei knackige Rampen mit Kult-Charakter. Die Fanzone des Race Around Austria mildert etwas die Schmerzen. Aber nur etwas. Fast geschafft. Nur noch einmal aus dem Sattel und dann im Sinkflug Richtung Kammer. Die 90° Rechtskurve und die Agerbrücke eröffnen den finalen Sprint über die Ziellinie. Jetzt beginnt das Durchatmen und das Analysieren.

King und Queen of the Lake

Dabei sein ist alles. Schnell sein noch mehr.

Man sieht sich am Attersee. Zum Flanieren, Fachsimpeln und natürlich zum Schnellfahren. Was sonst. Alles andere wäre gelogen. Denn beim King of the Lake zählt nur eins: Dabei sein ist alles. Schnell sein noch viel mehr.

#ktrchts