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Race Around Austria Rückblick.

Race Around Austria Rückblick

Mittwoch, 11. August 2021. Pünktlich um 19:06 Uhr startete das Team foahrmaarunde ihr Abenteuer Race Around Austria. 2.200 Kilometer entlang der Außengrenze Österreichs. Von hügelig im Norden, bis flach im Osten und dann ziemlich bergig im Westen. Diese spektakuläre Runde wird mittlerweile jährlich aufgetischt. Schon seit über 10 Jahren. Gespickt mit 30.000 Höhenmetern. Für einzelne Helden oder Zweier- und Vierer-Teams. Diese Extrem-Ausgabe ist das härteste Ultracycling-Rennen Europas. Und der Autor war wieder einmal mittendrin, statt nur daheim. Endlich Der Race Around Austria Rückblick erzählt somit seine gewonnenen Eindrücke ungefiltert und direkt vom Asphalt der schönsten Straßen rund um Österreich.

Viel zu viel Organisation. Sehr wenig Schlaf.

Das Race Around Ausgria ist ein Rennen, welches im Vergleich zum Aufwand, den man im Vorfeld hat, ziemlich kurz erscheint. Im Falle des Teams foahrmaarunde waren es schlaflose 3 Tage, 14 Stunden und 15 Minuten.  Die Vorbereitungszeit hingegen lief über 12 Monate. Gut 365 Tage sind von der Schnapsidee bis zum Zieleinlauf in St. Georgen am Attersee vergangen. Ein ganzes Jahr mit Pandemie und immer wieder neuen Restriktionen und Lockerungen. Überblickslos. Planlos. Es galt ja trotz allem ein großes Team zusammenzubringen, Sponsoren zu finden und natürlich ordentlich und nach Plan zu trainieren. Mehr oder weniger. Alles in allem mit dem Fokus, aus diesem Abenteuer ein Charity-Projekt zu formen.

Zugunsten der Sklerodermie-Forschung. Mit und für Ariane. Teammitglied, Fahrerin und selbst Sklerodermie-Betroffene. Sklerodermie ist eine heimtückische Autoimmunkrankheit, die wenig Spielraum lässt. Ariane hat sich diesen Spielraum eigenmächtig vergrößert. Durchs Rennrad fahren. Das Race Around Austria war für sie also eine wohlverdiente Pause, die sie ihrer Krankheit gönnen wollte.

© Martin Granadia

Kraft und Geld. Das Race Around Austria kostet.

Das Race Around Austria kostet Kraft und Geld. Allein die Startgebühr von knapp € 1.000,- für 4er Teams hat’s in sich. Dazu kommen noch jede Menge weiterer Kosten. Begleitfahrzeuge, Mietauto, Caravan, Wohnwagen, Team, Unterkünfte, Verpflegung … Je nachdem wie man plant, kommt da schon einiges zusammen. Das Team foahrmaarunde hat deshalb Spenden gesammelt, um das Race Around Austria zu finanzieren und dazu zu nutzen, auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Mit dem Versprechen, den Reinerlös abzüglich der Kosten eben zu spenden. Aktuell wird noch gerechnet, aber der Autor kann schon spoilern. Dank der vielen Sponsoren und Unterstützern kann von Ariane dem Landesklinikum Graz demnächst persönlich ein dicker fetter Scheck übergeben werden. Mission erfüllt. Gedacht, gesagt, getan.

In Zahlen bedeutete das Race Around Austria: 17 fixe Teammitglieder, 4 Fahrer*innen, 6 Springer, 1 Pacecar, 2 Betreuerautos, 2 Shuttle,  5 komplette Garnituren Rennradbekleidung (Radhosen, Radtrikots, Windjacken, Ärmlinge, Beinlinge, Regenjacken …), 1 eigene Webseite und 2 Social-Media-Kanäle sowie 9 Schlaf- und Ruhemöglichkeiten. Letztere waren ein Autohaus, eine Rot-Kreuz-Station, zwei Turnhallen, ein Kloster, ein Vereinshaus, ein Radlager, eine Fußballverein-Umkleidekabine und ein Schulheim. 

Auf die Räder, fertig, los.

Das Race Around Austria hat einfache Regeln. Starten und ankommen. Alles innerhalb einer vorgegebenen Maximalzeit entlang der offiziellen Strecke. Abkürzen verboten. Was man innerhalb dieser Zeiten macht, obliegt jedem selbst. Bei den 4er Teams müssen alle Vier starten. Ankommen hingegen nur eine*r. Wer sich dazwischen wann, wie oft und wie lange aufs Rad schwingt, bleibt den Teams überlassen. Strategien und Taktiken sind also entscheidend. Für die Fahrer*innen galt es, auf den Punkt genau bereit zu sein. Auf die Räder, fertig, los. Bei Tag oder bei Nacht. Fahren und pausieren. Mehrmals hintereinander. Dazwischen wurden sie zum nächsten Wechselpunkt gebracht. Und alles hat wieder von vorne begonnen. Wie in einem Raum-Zeit-Kontinuum zwischen Am-Rad-sitzen, Im-Bus-hocken oder Im-Ruhemodus-dösen.

Brüderlich und schwesterlich aufgeteilt waren pro Fahrer*in 550 km zu fahren. Der Autor hat es auf 618 km gebracht. Der Teamchef hat ihn dank seiner Verdienste mehrmals für heikle Aufgaben nominiert. Allen voran waren es die endlosen Abfahrten in der Nacht. Dem stockfinsteren Geschriebenstein, dem gespenstischen Gerlospass, die regennasse Großglockner Alpenstrasse und das Kühtai im Morgengrauen. Mann und Frau taten, was sie konnten. Für das Team. Und für den eigenen Spass.

Im Endeffekt war das Race Around Austria im 4er Team körperlich keine große Herausforderung. Es war mehr eine mentale Challenge. Speziell zu Beginn konnte sich der Autor kaum vorstellen, jemals ins Ziel zu kommen. Danach waren es immer wieder die kleinen Kilometer-Häppchen, die den Kopf des Autors beschäftigt haben, um die vom Teamchef vergebenen Aufträge zu erfüllen. Zuerst durfte er, dann musste er und am Ende wollte er. Meistens waren es verordnete 20, 30 und sogar 45 Kilometer-Aufträge. Am Berg auch weniger. Dafür öfters. Das Ende jeder Schicht das erlösende weiße Betreuerauto.

In der Nacht sind alle Berge flach.

Alle Fahrer*innen des Race Around Austria hatten heuer das Wetterglück auf ihrer Seite. So schön soll es bis dato noch nie gewesen sein. Auch das Team foahrmaarunde blieb bis auf wenige Ausnahmen trocken. Laue Nächte machten zudem die so gefürchteten Nachtschichten mehr als erträglich. Wenn auch spooky. Was da alles in der Dunkelheit auf Österreichs Straßen herumläuft, wäre ein eigener Beitrag wert. Und wenn sich dann noch eine feine Nebelbank auf Augenhöhe breit macht, dann wird man das Gefühl nicht los, demnächst auf die Black Pearl zu treffen oder von Zombies angegriffen zu werden.

Ein weiterer interessanter Aspekt ausgiebiger Nachtfahrten ist die Tatsache, dass in der Nacht alle Berge (fast alle) flach sind. Beweise dafür hat der Autor mit einigen Kette-rechts-PRs gelegt. Bergauf. „Weil man kein Gefühl für die Steilheit entwickelt und deshalb unbewusst höhere Gänge wählt“. Seine Worte fallen wohl unter die Psychologie der Dunkelheit. Einzig das Geräusch des im ersten Gang hinterher fahrenden Pace Cars störte diese traute Einsamkeit. Zumindest dann, wenn die Geschwindigkeit unter 30 km/h fiel. Darüber sorgte der Tempomat für viel ruhigere Begleitung.

Auch Sonnenaufgänge haben beim Ultracycling ihren Reiz. Egal ob um 6 Uhr morgens im Waldviertel oder am Kühtai. Wenn sich der Himmel vom Tiefschwarzen ins immer heller werdende Blau verwandelt, werden die inneren Geister geweckt und neue Kräfte freigegeben. Momente, für die die Organisation des Race Around Austria immer wieder gerne die Werbetrommel rührt. „We create emotion“ ist ein Slogan, der sich über die gesamte Renndauer immer wieder neu bewahrheitet.

Essen auf zwei Rädern.

Ein paar Tage durchfahren, wenn auch mit Pausen, wirft den gesamten Rhythmus über den Haufen. Inklusive Stoffwechsel, da eine geordnete und gewohnte Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist. Frühstück, Mittag- und Abendessen irgendwann. Das war die Befürchtung. Was tun? Gute Frage. Der Autor hat sich einiges von Christoph Strasser bei seinem Weltrekordversuch abgeschaut und sich dann auch auf flüssige Nahrung konzentriert. Allin vor jedem Einsatz, dazwischen Aerobee Energiegels und nur in den Pausen feste Nahrung. Das hat sehr gut funktioniert, aber nicht ganz. Denn alles hätte vorher ausprobiert werden sollen. Um den Darmtrakt damit zu konfrontieren und ihn daran zu gewöhnen. Etliche Gänge aufs „große“ WC, teilweise in der freien Natur, haben für Hektik vor und nach den jeweiligen Einsätzen gesorgt. Mit der Zeit hat sich alles normalisiert. Vielleicht auch dank der Schulmäuse und der Milchbrötchen mit reichlich Marillenmarmelade.

In Summe war es eine große Kunst genug zu essen, aber nicht zu viel. Das Begleitauto bat ja genug Möglichkeiten zu schlemmen. Gummizeugs inklusive. Dieses war oft die Belohnung nach einer harten Schicht.

Campingurlaub mit Rennraderlebnissen.

Nicht wissen, wo man schlafen wird und nicht wissen, wann man wieder etwas Schlaf bekommen kann. Das Race Around Austria ist wie ein Campingurlaub mit Rennraderlebnissen. Das macht das ganze Abenteuer auch sehr speziell und spannend. Wenn bis zu sieben Menschen auf engstem Raum tagelang ausharren müssen, dann müssen alle lernen, zusammenzurücken, zusammenzuwachsen und zusammenzuhalten. Das ist nicht leicht. Gut, wenn man sich auf Menschen verlassen kann, die man sonst auch gut kennt und leiden mag. Und gut, wenn der eine laute Schnarcher bei der nächsten Gelegenheit statt im gemeinsamen Bettlager ein eigenes Zimmerchen bekommt.

Schlafentzug ist wohl das Hauptthema und Haupthindernis bei derartigen Rennen. Schlafentzug, der durch kleine Powernaps nicht wirklich behoben werden kann. Dieser Schlafmangel begleitet die Fahrer*innen und kumuliert sich. Er verleitet auch zu gefährlichen Experimenten. Schon einmal probiert am Rad nach drei Tagen im Sattel (wenn auch mit Pausen) die Augen kurz zu schließen? Und dann vielleicht etwas länger? Besser nicht. Nein, überhaupt nicht. Es kann so schnell gehen und man ist im Tiefschlaf. Gerüchten zufolge soll der Autor dieses Experiment am Weg durchs Lechtal bei Gegenwind ein paar mal praktiziert haben. Es gilt aber die Unschuldsvermutung.

Wer behauptet, Schlafen werde überbewertet, der sollte einmal beim Race Around Austria mitmachen. Als Fahrer*in oder Betreuer*in. So ein Rennen ist ein Wettlauf um die größten und dunkelsten Augenringe.

Am Ende gab es Tränen.

Auf dem Weg rund um Österreich erlebt man viel. Zu viert verpasst man aber auch einiges. Einige Stimmungsnester zum Beispiel auf den ersten 100 bis 150 Kilometern. Da hier auch die Challenge vorbeifährt (ein Mal rund um Österreich – supported oder unsupported) steppt hier am Straßenrand der Bär und es herrscht Volksfeststimmung. Genau wie im Ziel beim traditionellen Attergauer Marktfest. Wer seinen Zieleinlauf so timen kann, dass er am Samstag zwischen 22 und 24 Uhr, vielleicht auch später, durch die überfüllten und feuchten Bierzelte fahren darf, der wird diesen Moment wohl nie mehr im Leben vergessen können. Wie viele andere Momente auch. Man erfährt viel Neues, erlebt Altes wieder und nimmt Hürden, die man sonst selten oder gar nicht bezwingen will. Das Race Around Austria führt dorthin, wo man schon einmal war und wo man unbedingt einmal hinwollte. Es macht viele Häkchen auf der persönlichen Bucket List.

Und am Ende gibt es Tränen. Selbst die hartgesottensten gehen zum Schluss in die Knie, wenn sie die Rampe hinauffahren. Jene Rampe, die den Beginn dieser langen Reise eingeleitet hat. Der Autor selbst war nah am Wasser. Er konnte sich nur mit Mühe retten. Arianes Blick in den Himmel hat auch ihn berührt. Das ganze Team hat gefeiert und es sind tonnenweise Lasten abgefallen. Ein Abenteuer hat sein Happy End gefunden.

Zu verdanken ist alles einer sensationellen Teamleistung. Menschen, die in diesen 3 Tagen, 15 Stunden und 14 Minuten in verschiedenste Rollen geschlüpft sind und ihr Aufgaben mit Bravour gemeistert haben. Sie haben eine Rundumbetreuung garantiert und sie haben dafür gesorgt, dass die Fahrer*innen sich auf das Herunterspulen von Kilometern konzentrieren konnten. Sie waren Chauffeur*innen, Motivator*innen, Masseur*innen, Entertainer*innen, DJs und DJanes, Koch und Köchinnen. Der Race Around Austria Rückblick ist eine Würdigung ihrer Leistungen. Chapeau.

Und jetzt geht’s weiter.

Das Race Around Austria ist etwas, was dich packt und schwer wieder loslässt. Einmal ist definitiv keinmal. Man soll erst dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Vielleicht noch einmal ganz allein oder erneut im Team? Etwas kürzer? Dafür unsupported? Es gibt so viele Möglichkeiten sich von St. Georgen im Attergau aus auf den Weg zu machen. Einen Weg zu sich selbst und wieder zurück. Die Bühne am Marktplatz ist ein magisches Sprungbrett. Hier lässt dich eine Familie ziehen und fängt dich dann wieder auf. Danke Race Around Austria.

ktrchts
#racearoundaustria #wecreatemotion

Race Around Austria 2021 – endlich dabei.

Race Around Austria 2021

Bis vor kurzem war es nur so ein Rennen, welches ich irgend einmal hätte fahren wollen. So wie ich vieles im Leben einmal machen wollte (und will), aber dann doch nicht gemacht habe  (und wohl nie machen werde). Die Rede ist vom Race Around Austria, dem Ultracycling-Event Made in Austria. 2.200 km und 30.000 Höhenmeter nonstop. Es ist zwar heute immer noch „nur“ dieses eine Rennen, aber es sieht danach aus, dass ich heuer am Start stehen werde. Mit Ariane, Martin und Siggi. Team #foahrmarunde heißt der Plan und das Projekt. Endlich Race Around Austria 2021. Zu Viert in der Version Extreme.

Einmal rund um Österreich radeln. Mit und für Ariane.

Ariane ist krank. Sie leidet an Sklerodermie. Eine unheilbare Autoimmunkrankheit. Die Diagnose kam für sie vor drei Jahren überraschend. Wie aus dem Nichts. Sklerodermie ist tückisch. Von Betroffenen wird berichtet, dass sie das Gefühl haben, in einem zu engen Handschuh oder in zu enger Kleidung zu stecken. Die Verhärtung und Verengung der Haut ist das typische Krankheitsbild. Auch innere Organe, wie z.B. der Magen sind betroffen. Ein Schnitzel mit Kartoffelsalat steht schon lange nicht mehr auf Arianes Speiseplan. Dafür langweilige Astronautenkost. Kaum vorstellbar und nachfühlbar, wie man sich dabei fühlen muss. Ariane kennt das. Leider. Sklerodermie hat ihr Leben verändert und ihr die Liebe zum Rennrad eröffnet. Ihr persönliches Motto „I will no ned ham“ bezeugt das. Am Rennrad spürt sie kaum Schmerzen. Sie sagt, dass das Rennradfahren ihrer Krankheit eine Pause gönnt. Ganz zum Erstaunen ihrer behandelnden Ärzte.

2020 hat Ariane zusammen mit Martin in 22 Stunden die Challenge (560 km und 6.000 Höhenmeter) erfolgreich beendet. Dass das Race Around Austria 2021 Extrem die einzige logische Schlussfolgerung ist, lag auf der Hand.

Ein Rennen gegen die Zeit.

Es ist ein Rennen gegen die Zeit. Sowohl unser Ziel, nach 92 Stunden wieder St. Georgen im Attergau zu erreichen, als auch Arianes Aufbäumen gegen die Krankheit. In beiden Fällen ist das Resultat offen und ungewiss. Arianes Ziel ist ganz klar das Durchkommen. Ihre große Herausforderung ist das Leben. Dabei werden wir sie unterstützen. Wir, das sind nicht nur die Fahrer, sondern auch die Crew aus dem Team #foahrmaarunde und der Verein „Ariane“. Letzter hat sich das Ziel gesetzt, Sport als Medizin zu fördern. Es geht um Information und Sensibilisierung. Ariane ist ein gutes Beispiel dafür. Und es geht um Spenden. Zugunsten der Sklerodermie-Forschung. Vielleicht gelingt es eines Tages, Sklerodermie heilbar zu machen, damit es anderen einmal besser ergeht.

Rennradfahren für einen guten Zweck.

Wir sind mittendrin in der Vorbereitung. Teilweise sitze ich täglich ein paar Stunden vor dem Computer. Webseite ist fertig, die sozialen Netzwerk mit Content gefüllt, Sponsorenverträge sind unterzeichnet und trainiert werden muss ja auch noch. Mit „freundlicher“ Unterstützung von Mario Einödmaier, staatlicher Instruktor. Er schaut uns auf die Finger. Und auf die Beine. Mario ist auch beim Camp für Einsteiger vom 17. bis 21. März und vom 14. bis 18. April 2021 dabei. Übrigens es gibt noch für beide Termine freie Plätze.

Spätestens jetzt ist das Race Around Austria 2021 ehrlich gesagt, längst nicht mehr nur ein Rennen. Es ist eine Herzensangelegenheit. Mit hohem sportlichen Charakter. Einer für alle, alle für Ariane.

Falls noch jemand Ariane und das Team mit Geld- oder Sachleistungen unterstützen möchte oder die Sklerodermie-Forschung vorantreiben will, gerne. Wir haben ein Ohr für jeden. Und wir haben ein Spendenkonto: AT77 1200 0100 3240 3916. Der Reinerlös ist für den guten Zweck bestens aufgehoben.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Rennradfahren in Oberösterreich – die RAA Challenge.

Rennradfahren in Oberösterrich

Feste soll man bekanntlich feiern, wie sie fallen. Das gilt auch für die Umrundung der Bundesländer mit dem Rennrad. Nach Wien, dem Burgenland und Niederösterreich stand dieses Mal Oberösterreich am Programm. Nicht nonstop wie bei der RAA Challenge im Rahmen des Race Around Austria, sondern in einer etwas gemütlicheren Variante auf zwei Tage aufgeteilt. Alte Männer brauchen ihren gewohnten Schlaf. Ich zumindest. Um trotzdem ein wenige Race Around Austria Feeling zu spüren, sind wir die originale Challenge-Strecke gefahren. Mit all ihren Highlights sowie Höhen und Tiefen. Vor allem jenen des Mühlviertels. 563 km mit 6.300 Höhenmetern. Herzlich willkommen beim Rennradfahren in Oberösterreich rund um Oberösterreich.

Mit dem Rennrad rund um Oberösterreich.

Einfacher geht’s nicht. Rennrad schnappen, das Nötigste in eine Satteltasche verstauen, Route hochladen und in die Pedale treten. Routine macht sich dabei schon bezahlt. Das Packen hat dann bereits System und die Planung ist eine schnelle Angelegenheit. Für ein Mal übernachten braucht es nicht viel. Sechs Ladekabel (iPhone, Garmin, RE-Camera, GUEE-Lichter, Di2 und Dura Ace Powermeter – sicher ist sicher), ein geladener Akkupack (man weiß nie), ein Reservetrikot, eine Unterhose für die Nacht (ich schlafe nicht gerne nackt), ein T-Shirt und eine leichte Hose für das Abendessen und das Frühstück, sowie das übliche wie Ärmlinge, Beinlinge, Windweste und Regenjacke. Etwas vergessen? Ja. Ein paar Gels, Iso-Tabletten und natürlich Mannerschnitten. Zur Sicherheit dabei auch immer ein Pannenspray, Kettenöl und ein Stofffetzen für die Radpflege.

Also Termin fixieren, Startpunkt wählen und Quartier bei der Hälfte der Strecke vorreservieren. Das Wetter sollte man auch nicht ganz außer Acht lassen. Wer will schon nasse Schuhe und Socken?

Wir haben uns für eine Ein-Stopp-Strategie entschieden, um das Ganze in zwei Tagen erledigt zu haben. Tagwache um 0245 Uhr, 1. Frühstück, um 0345 Uhr Abfahrt von Eisenstadt Richtung St. Valentin (mit Pick-Up Service für Siggi), Ankunft im Park & Ride und Abfahrt pünktlich um 0630 Uhr. Am Plan 280 km und mit gut 3.000 Höhenmetern. Etappenziel: Straßwalchen beim Jägerwirt. Warum Jägerwirt? Die Möglichkeit, bereits um 6 Uhr Morgens zu frühstücken war das entscheidende Pro-Argument. Nicht der Preis. Der war für ein paar Stunden Schlaf verhältnismäßig hoch. Für den zweiten Tag haben wir uns die restlichen 290 km und 3.300 Höhenmeter reserviert. Inklusive Heimfahrt retour nach Eisenstadt. Gegen 23 Uhr war das Abenteuer dann vorbei. Fast & Furious.

Ultracycling: Das ist mehr Tankstellen und Supermärkte plündern.

Trend ist, was im Trend ist. Ultracycling ist im Trend. Egal ob jetzt als Rennen oder einfach nur so. Die Herausforderung besteht darin, auf einer bestimmten Strecke möglichst viele Tankstellen und Supermärkte zu plündern. Weil „Unsupported“ auch so ein Trend ist. Einfach einmal das Rennrad schnappen, die Satteltasche füllen und den Beinen das Kommando übergeben. Frei von Zwängen. Das Ziel ist immer B von A ausgehend. Dazwischen viel Landschaft. Rund um Oberösterreich strampelt man durch den Nationalpark Kalkalpen, durch die Region Phyrn-Eisenwurzen, das Salzkammergut, das Hausruck- und Innviertel sowie das Mühlviertel. Man sieht Berge, Seen und Flüsse. Zwischendurch tänzelt man zwischen Autobussen und Motorradfahrern, vorbei an Fähren und Booten sowie kleinen Hütten und pompösen Hotels. Da und dort begegnet man Kühe und Pferde, Wanderer und E-Biker. Und immer wieder überwindet man Grenzen. Die eigenen und jene zur Steiermark, Salzburg, Niederösterreich und Tschechien.

Highlights sind auf der Rennradrunde rund um Oberösterreich mit Sicherheit der Hengstpass, der Ziehberg, die Grossalm, der Attersee und der Mondsee, die Mauer von Schärding hinauf nach Schardenberg, der Passaublick, die blaue Donau und die hohen Wellen des Mühlviertels. Die gesamte Strecke ist „nachfahrenswert“. Rennradfahren in Oberösterreich ist rundum betrachtet überhaupt nicht langweilig. Ganz im Gegenteil.

individuelle Radbekledng

Mach Urlaub. Fahr Rennrad.

Ich weiß. Die wahren Helden fahren so etwas nonstop durch. Und weiter fahren sie auch noch. Viel weiter. Hut ab. Allein die Vorstellung, eine ganze Nacht freiwillig im Mühlviertel verbringen zu wollen macht mir Angst. Ich mache lieber Urlaub und fahre Rennrad. Das Mühlviertel war bei Tag schon eine charakterbildende Angelegenheit. Hier kann man ganz schnell verhungern und verdursten. Die offene Tankstelle in Kollerschlag war unser Schlaraffenland und im Cafè Kastner in Bad Leonfelden haben wir uns eine Henkersmahlzeit gegönnt. McDonalds in Freistadt haben wir ausgelassen. Zu schwarz der Himmel rund um uns. Und die Zeit schien im Regenwasser davonzurinnen.

Dazwischen war Askese angesagt. Auch weil wir zu Dritt unterwegs waren. Da wird nicht nur Rennradfahren in Oberösterreich eine komplexe Sache. Die Knack- und Streitpunkte? Meistens das Essen und das Pinkeln. Und die unterschiedliche Auffassung darüber, was gemütlich ist. Da kommt es schon vor, dass man diskutiert, ob wer heute zu schnell ist oder der andere einfach zu langsam. Kinderspiele für Erwachsene. An dieser Stelle beende ich dieses Kapitel. Es geht immerhin um Freundschaften.

Am Ende bleibt eine weitere perfekt genutzte Gelegenheit, sich ein wenig in der Gegend umzusehen. Vieles kannte ich noch von meiner Zeit als Linz-Exilant. Dort war ich über 10 Jahre dahoam. Die Hengstpass Ostrampe bin ich beispielsweise zuletzt vor 8 Jahren gefahren. Diese Challenge war teilweise wie eine schamanische Rückführung.

Wenn man es nicht drawig hat, ist Rennradfahren in Oberösterreich ein Märchenurlaub auf zwei Rädern. Goi!.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Fotokredits: Siggi & Andi