Schlagwort: Rennradgeschichten

Wir haben neue Rennradschuhe. Eine Mann-Frau Geschichte.

Neue Rennradschuhe

Es gibt bekanntlich zwischen Mann und Frau einige Unterschiede. Kleine und große. Im Denken, im Handeln und vor allem im Rennradschuhe-Kaufen. Das ist bei uns nicht anders. Und so war es bei uns auch nicht anders. Der Wunsch nach neuen Rennradschuhen am Anfang war noch ziemlich paarkonform. Auch das Ergebnis am Ende, wenngleich mit unterschiedlichem Ausgang. Doch der Weg dorthin war ein diametrales Auseinanderdriften zweier Welten. Trotzdem haben wir jetzt neue Rennradschuhe. Und so ist es dazu gekommen.

Der Wunsch nach weißen Rennradschuhen.

Es war unser beider Wunsch, wieder einmal weiße Rennradschuhe zu fahren. Meine letzten weißen sind schon 13 Jahre alt und eigentlich weiß rot (Sidi Wire Carbon). Den Lake CX 403 habe ich nie so richtig ins Herz schließen können, weil die Innenseite schwarz war. Sie hingegen hatte auch weiße Lake. Das Model CX ist aber schon ein wenig in die Jahre gekommen. Die Schuhpflege blieb etwas auf der Strecke. Es war also unser beider Wunsch, nach einem Intermezzo bei Suplest (Model Egde3) wieder auf weiße Rennradschuhe zu setzen.

Seit über einem Jahr trage ich schon meinem Wunschschuh mit mir mit. Es war Liebe auf den ersten Blick. Crono CR 1 – Made in Italy. Genau der musste es es werden. Und kein anderer. Fix. Ausgemacht. Doch ich war nicht bereit dafür den Listenpreis von € 360,- auszugeben. Ich musste Geduld aufbringen – was mir sehr schwergefallen ist. Und ich habe einige Möglichkeiten ausprobiert, den Schuh vergünstigt zu bekommen. Allesamt legale Wege. Vom Importeur bis hin zum Hersteller selber. Niemand hat sich meiner erbarmt. Mein Bitten und mein Betteln löste sich in Luft auf. Bis ich eines Tages im Netz das Angebot von muziker gesehen habe. Ein slowakischer „Amazon“ mit einem Angebot, welches von Musikinstrumenten über Golf und anderen Sportsachen auch Radschuhe beinhaltet. Dort kostet(e) der Schuh € 259.-. Ohne Ust. noch weniger.

Rennradschuhe von Crono
Crono CR 1

Wie Mann und Frau Rennradschuhe kaufen.

Ein paar Mal hatte ich das Angebot im Warenkorb. In der Hoffnung, vielleicht doch noch erhört zu werden. Dann aber war es so weit. Ein Klick und die Schuhe waren meine. Prompt geliefert haben sie sich schnell in mein Herz geschlichen und an meine Füße geklebt. Mittlerweile haben meine neuen Lieblinge schon ein paar Kilometer auf der Sohle. Alle Indoor. Und sie schauen nicht nur gut aus, sie sitzen perfekt. Zumindest der Linke. Muss aber nicht unbedingt mit dem rechten Schuh zu tun haben. Es kann auch an meinem Fuß liegen. Ist mir nicht neu.

Eigentlich wollte ich den Crono CR 1 auch ihr kaufen (lassen). Zum vergünstigten Preis. Ihre Größe wäre lagernd gewesen. Doch ihr gefällt der Löwe auf der Innenseite nicht. Löwe, der mir gar nicht aufgefallen wäre, wenn sie ihn nicht auf ihre „Dislike-Liste“ gegeben hätte. Meine Versuche, ihr den Schuh schmackhaft zu machen, blieben alle erfolglos. Sie macht keine Kompromisse. Und eigentlich will sie keine neuen Schuhe. Denn sie hat ja die noch sehr wenig benutzten Suplest. Das hat sie mehrmals betont, nachdem sie aber doch von der Idee, neue weiße Rennradschuhe haben zu wollen, wieder und immer wieder heimgesucht wurde. In diesen Momenten klebte sie auch im Netz und suchte nach ihrer persönlichen Wunsch-Alternative. Alle von mir vorgeschlagenen Optionen wurden kategorisch abgelehnt. Alles, was nicht weiß war, fiel ihr zum Opfer. Sie macht keine Kompromisse.

Crone Shoes Made in Italy
Crono CR 1 Löwentatoo

Sie weiß, dass sie weiß will.

Da eine Farbe zu viel. Dort ein Merkmal am falschen Platz. Weiß ist eben nicht gleich weiß. Und einige weiße Rennradschuhe sind eben weißer als die anderen. Die weißesten davon sind aber leider auch die teuersten. Specialized S-Works Torch, Shimano RC9 Damen … mit € 400,- +/- keine Schnäppchen. Wer weiß will, muss bluten. Schnäppchen wie der EKOI Ultralight Carbon Weiß wurden trotz ihres Aktionspreises dankend abgelehnt. Für sie war der EKOI Carbon Weiß eben zu wenig weiß. Und mit den Exoten von Spiuk konnte sie wenig anfangen. Gleich wenig wie mit Schuhen von Scott oder Gaerne.

Mein Latein ist selten am Ende. Vor allem dann, wenn es ums Rennrad geht. So zauberte ich dann auch noch die Fi’zi:k Ass aus dem Ärmel. „Christina fährt Fi’zi:k …“ hatte sie getriggert. Fi’zi:k? Wer oder was ist das? Das Netz musste wieder dran glauben und in Windeseile wurde alles gestalkt, was mit Fi’zi:k zu tun hatte. Facebook, Instagram und Google wurden, durchforstet. Und am Ende stand ihr Wunschschuh ganz oben. Ein neuer, weißer Rennradschuh. So weiß, dass es weißer nicht geht.

Fizik Rennradschuhe
Fi’zi:k Tempo Decos Carbon

Danach ging es relativ schnell. Preis ok. Fuß vermessen (ja so etwas mache ich immer noch), Größentabelle studieren, kurz beraten (besser etwas größer als, nachher zu klein) und schon war er bestellt. Eigentlich wollte sie zwei Größen bestellen. Gewohnheit. Man könne ja eine zurückschicken. Ich musste ihr erklären, dass bike24 nicht Zalando sei und dass man bei bike24 zwei Größen bezahlen muss, wenn man zwei Größen bestellt. Nach ein paar Tagen, waren die Schuhe (1 Paar) da.

Und dann war da noch die Sache mit den Schuhplatten.

Noch hat der Fi’zi:k keine Kurbelumdrehung hinter sich. Denn sie wolle die Schuhe erst einmal stehen lassen und sie anschauen. Auch hat sie noch keine Cleats. Ich wollte ihr die Garmin Cleats empfehlen. Ich verwende diese seit ich die Vector Pedale habe, weil sie im Vergleich zu den Look Schuhplatten länger leben. Zumindest bei mir. Seit ewig verwende ich dabei die roten (auch bei Look). Sie verwendete bisher die grauen. Die grauen sind bei Garmin aber jene ohne Bewegungsfreiheit. Ich schlage ihr deshalb die roten Garmin Schuhplatten vor. Diese will sie nicht. Nicht wegen der erhöhten Bewegungsfreiheit, sondern weil sie rot sind. Und rot passt nicht zu weiß. Es muss grau sein. Also Look. Also weniger Bewegungsfreiheit. Nur der Ordnung halber und fürs Protokoll. Es geht ja darum, wie Mann und Frau sich um neue Rennradschuhe kümmern. Ich so, sie eben anders.

Pedalplatten Rennradschuhe
Garmin und Look Schuhplatten

Montiert sind ihre neuen Cleats noch nicht. Aktuell ruhen die Schuhe ja. Und wenn man die Cleats montiert, kann man die Schuhe ja nicht mehr zurückschicken. Aber warum zurückschicken? Sind Sie vielleicht doch nicht weiß genug?

Fi’zi:k vs Crono.

Sowohl Fi’zi:k als auch Crono sind Made in Italy. Wobei Crono sogar mit Handmade in Italy wirbt. Kann unabhängig nicht überprüft werden. Vielleicht statte ich Crono Shoes am Weg nach Cesenatico oder zum Monte Grappa einen Besuch ab. Es wäre die Gelegenheit, einen Schönheitsfehler beim Schuh zu reklamieren. Handmade in Italy hat ein wenig gepatzt. Nicht schlimm, sollte und darf aber nicht sein. Auf den Einsatz draußen bin ich schon gespannt. Wie schon geschrieben, habe ich den Schuh Indoor (Zwift) ausgiebig mit mehreren unterschiedlichen Setups getestet. Mit Orignalsohle, mit Solestar BLK und Solestar Kontrol. Dazu habe ich noch ein paar Cleat-Einstellungen ausprobiert. Den ersten 100er hat der Schuh auch schon hinter sich. Beim Vätternrundan Group Ride der Swedish Zwift Riders (SZW). Und das erste Rennen. Etappe 1 bei der Tour de Watopia 2023.

Die Verarbeitung des Fi’zi:k Schuhes (Model Tempo Decos Carbon) scheint auf alle Fälle ideenreicher zu sein. Mit gefällt die Verstärkung im Frontbereich ausgesprochen gut. Denn beim Einklicken in die Pedale, ist das jene Stelle vom gesamten Schuh, die das meiste Fett abbekommt. Chapeau Fi’zi:k. Auch der Hinweis, dass man Schuhe nur am Teppich probieren soll, ergibt Sinn. Mehr zum Schuh selbst, werde ich hoffentlich in Erfahrung bringen, wenn sie ihn gefahren ist und nicht zurückgeschickt hat.


Auf alle Fälle haben wir beide jetzt neue Rennradschuhe. Traumhaft. Oder?

#ktrchts

PS: Beide Schuhe wurden regulär im Handel gekauft. Vergünstigt zu Preisen, die allen zugänglich sind.

Todesängste einer Rennrad-Einsteigerin.

Rennrad-Einsteigerin

Unsere ersten Ausfahrten. Etwa 200m vor jeder sich nahenden Ampel hat Unruhe jede Faser meines Körpers erfasst. Würde ich es schaffen, als Rennrad-Einsteigerin rechtzeitig aus dem Pedal zu kommen und dabei noch einigermaßen gut auszusehen? Und die noch viel schwierigere Frage: Nach wie vielen zurückgelegten Metern würde mein zweiter Schuh endlich wieder ins Pedal einklicken und mir die nötige Stabilität beim Fahren gewähren?

Ich war immer froh, wenn die Straße ohne Hindernisse und möglichst gerade war. Er dagegen verstand meine Ängste nicht. Du musst einklicken, wenn du wegfährst und ausklicken, wenn du zuhause ankommst, hat er gesagt – dazwischen gibt’s nichts. Stimmt. Für ihn nicht. Er findet immer irgendwelche Stangen, an denen er sich beim Stehenbleiben anhalten kann. Oder er balanciert so lange auf dem Rad, bis es grün wird.

Rennrad-Einsteigerin

Wie die Jungfrau zum Rennrad.

Ein Radtrikot macht noch keinen Profi.

Mein Ampelthema wurde schnell in den Hintergrund gedrängt. Abgelöst von einem neuen Thema. Windschatten. Ich sollte als Rennrad-Einsteigerin also tatsächlich im Abstand von wenigen Zentimetern hinter ihm herfahren? Was wenn er bremste und ich nicht? Ich zögerte. Lange. Wagte mich schließlich Zentimeter um Zentimeter näher heran. Immer hoch konzentriert. Immer beide Hände an den Bremsen. Bei manchen Ausfahrten nahm ich nichts anderes wahr als sein Hinterrad und eine Aufschrift – irgendwas mit Campagnolo oder so. Er hingegen sah immer viel von der Landschaft, was er mir danach gönnerhaft und ausführlich erzählte.

Was ich allerdings schnell spürte und auch sehr mochte, war die ungeheure Kraftersparnis, wenn ich den richtigen Platz im Windschatten fand. Wenn. Ich soll den Wind lesen, hat er gesagt. Also habe ich begonnen, Grashalme zu beobachten und rechts, links oder hinter ihm zu fahren. Mit dem Ergebnis, dass er binnen kürzester Zeit manchmal meilenweit von mir entfernt war.

Rennrad-Einsteigerin

Erste Erfahrungen im Windschatten

Rennrad-Einsteigerin will gelernt sein.

Wie oft habe ich in dieser Zeit alles hinschmeißen wollen! Während er Kunststücke auf dem Rad vollführte, kilometerlang freihändig fuhr, lauthals trällerte und jede Ausfahrt mit mir als Regenerationsfahrt bezeichnete, rang ich nach Luft, spürte ich vor lauter Brennen keine Beine mehr, konnte ich mich kaum noch im Sattel halten und hatte nach jeder Ausfahrt das Gefühl, weit über meine Grenzen gegangen zu sein. Die Couch war jener Ort, den ich mir während jeder Ausfahrt herbeisehnte und den ich nach jeder Ausfahrt stundenlang nicht mehr verlassen konnte. Wie sollte das jemals etwas werden?

Und dann kam der Durst. Unvermittelt. Während des Fahrens. Aber keine Zeit stehenzubleiben. Ich solle während des Fahrens trinken. Alle machten das so. Aber wie schafft man es, während des Tretens eine Trinkflasche aus der Halterung zu nehmen, zum Mund zu führen und wieder in die Halterung zu stecken, ohne dabei ins Schlingern zu geraten? Ich blieb also stehen. Und trank. Wenn du fährst, fährst du. Wenn du trinkst, trinkst du. Aber nicht alles gleichzeitig. Meine Devise. Über seine ungeduldigen Blicke ob der für ihn vermeidbaren Pause könnte ich einen Roman schreiben.

Rennradfahren ist eine sehr lange Reise.

Trotzdem. Er hat mich immer ermutigt. Und ich ließ mich nicht entmutigen. Fuhr viel. Mit ihm. Alleine. Mit Freundinnen. In der Gruppe. Einmal schnell. Einmal langsam. Einmal schweigend. Einmal plaudernd. Immer lachend. Oft über mich selbst.

Rennrad-Einsteigerin

Erstes Trainingslager in Porec.

Heute macht es Spaß. Mir. Uns beiden. Meistens. Wir kommen beide auf unsere Kosten. Nicht immer. Wenn nicht, dann dreht er im Anschluss noch eine Runde. Vielleicht auch zwei oder drei. Und ich freue mich, wenn inzwischen Bad und Couch mir alleine gehören.

Der Genuss kommt mit dem Erfolg. Der Erfolg kommt in kleinen Schritten. Diese Schritte muss ich tun. Doch dazu mehr, wenn ich wieder schreibe. Vielleicht.

la ktrchts