Flensburg – Garminsch. 9 Tage, 1500 km, 20.000 HM |
Diesen Freitag geht’s los. Die letzten Vorbereitungen sind voll im Gange. Gestern habe ich mein wiederhergestelltes Rennrad auf eine Installationsrunde gejagt. Garmin Vector 2S, Garmin EDGE1000 und die neue Garmin Virb XE sind miteinander synchronisiert. In Summe war es ein leichtes Spiel. Zu frisch ist noch die Einschulung von den Jungs von Garmin Deutschland beim Velothon in Berlin. Aber um ehrlich zu sein: Ein paar mal habe ich schon richtig geflucht. Geduld ist nicht unbedingt eine meiner Tugenden.
Etwas Bammel habe ich ob der Tatsache, dass am Rad sehr viel Elektronik montiert ist. Ballast würde der Freak sagen. Zwischen ein und zwei kg sind das schon. Die ganzen technischen Features im Auge zu behalten, hindert mich hoffentlich nicht daran in die Pedale zu treten. 1.500 km in 9 Tagen sind keine Spazierfahrt. Und auch die 20.000 Höhenmeter müssen erst einmal gestrampelt werden. Was tut man aber nicht alles für schöne Bilder und Aufzeichnen. Eben. Und das ist ja das Ziel und der Zweck meiner persönlichen Reise vom Norden Deutschlands in den Süden.
Heute wird noch gepackt. Ich darf maximal 13 kg mitnehmen. Diese Gewichtregel gilt für alle 180 Teilnehmer. Sonst überladen wir den 7,5 Tonnen Sattelschlepper. Dieses Monster ist da, um unser Gepäck von Etappenort zu Etappenort zu transportieren. Und diese Gewichtsregel ist nicht einfach einzuhalten. 3 – 4 Garnituren feinste Ketterechts Panier, Regensachen, Westen, Ärmlinge, Ersatzmaterial, frische Unterhosen, Ketterechts T-Shirts, Freizeithosen und -schuhe … Ich tippe mal ganz stark auf Übergebäck. Fünf kg mindestens. Auch mein Rennrad muss ich noch verpacken. Ich nehme es als Handgepäck mit in den ICE von Wien nach Flensburg über Würzburg und Hamburg. Ganze 12 Stunden sitze ich morgen im hoffentlich klimatisierten und pünktlichen Zug. Zwei mal umsteigen. In Würzburg nur 6 Minuten Zeit, Zug zu wechseln. Das gebuchte Sparticket ist zugebunden. Ich muss also im Zeitplan bleiben. Oder ein Neues Ticket kaufen. In Flensburg fehlen mir dann noch 10 km bis ins Hotel. Öffentlich? Wenn es das gibt ja. Mit dem Fahrrad und den Koffer hinterherziehen? Kaum machbar. Es wird also ein langer Tag. Aber die Vorfreude ist groß.
Zu guter Letzt ein paar nicht zu ernst gemeinte Tipps, damit die quaeldich Deutschlandrundfahrt 2015 unvergesslich wird:
- Immer Voraus schauen: Vom ersten Tag weg schon über Schwierigkeiten der nächsten Tage oder sogar der Schlussetappe diskutieren. Aus kleinen Mücken riesige Elefanten machen. Das zermürbt die Gegner und macht sie schwach. Sie kriegen Angst.
- Fressen: quaeldich Rennradreisen sind auch bekannt als Schlemmerreisen. Frühstück- und Abendbuffets verleiten zu großen Sünden. Das ist gut so. Weil man nicht selber kochen muss. Und etwas Übergewicht am Ende der Tour macht die Leiden in den Alpen größer.
- Auf das Essen achten: Das Beste ist nicht gut genug. Koste alles. Vermische alles. Am besten du fängst abends beim Süßen an. Da steht meistens keiner Schlange. Dann kannst du dich langsam von den Beilagen über die Hauptspreise bis zur Vorspeise und Suppe vorarbeiten. Zum Schluss den Salat nicht vergessen.
- Kein Sonnenschutz: Eine solche Tour ist perfekt, um die Formbräune an Beinen und Armen zu verstärken. Das geht am besten ohne Schutz. Stell dich möglichst oft und möglichst lange unter die pralle Sonne. Meide den Schatten. Trage zudem Schwarze Kleidung. Schweiß und Sonne sind perfekt für die Haut.
- Immer im Wind fahren: Mitten in der Saison sind die Kräfte noch da. Also zögere nicht und zeigt dich. Egal ob es dann zu einer Überform kommt. Es zählt der Moment. Jede Ortstafel, jeder Bergwertung, jeder Etappensprint. Denke wie ein Kannibale. Das alles kannst du haben.
- Scheiß auf Tourbuch: Überraschung ist alles. Attackiere an jedem Anstieg, jedem Hügel, jedem Berg ohne zu wissen, wie lange er ist und wie hoch es hinaufgeht.
- Jammere auf hohem Niveau. Mach aus allem ein Drama. Die Welt braucht Helden. Bringe Mückenstiche ins Spiel. Oder eine verrutschte Bettdecke. Mach deine Story draus. Wie du diese Schwierigkeiten überwunden hast, wie du das überlebt hast.
- Genieße die Tour: sei der Letzte, der am Abend ins Bett geht. Erfreue dich der lokalen Bier- und Weinsorten. Es ist schließlich dein Urlaub.
- Heldenekurbel: Nur mit einer solchen kannst du in den Olymp aufsteigen. 53/39 und 11/25 sind dabei das äußerste Maximum.
- Zusatzrunden: Imponieren mit täglichen Zusatzrunden. Vor dem Frühstück oder nach Etappenschluss. Hole dir noch die einer oder andere örtliche Stravawertung. Irgend einen kurzen knackigen Berg gibt es in jeder Ortschaft. Achte dabei darauf, dass die Steigung eine zweistellige Prozentzahl aufweißt. Mit vorne einer zwei.
Bevor ich es noch vergesse: Fahre Kette rechts. Immer. Oder probier es zumindest.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#faceyourpassion
PS: der offizielle Hashtag für die quaeldich Deutschlandrundfahrt ist #dlrf15. Damit kann man auf Twitter, Facebook und Instagram die Tour verfolgen.