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Zwift dich! Indoor ist wie Mordor.

Zwift dich

Die letzten 10 Tage hat der Winter dann doch noch seine spitzen Krallen ausgepackt und das pannonische Flachland unter dem Gefrierpunkt gefangen gehalten. Der kalte und stürmische Wind hat diese Gefangenschaft noch mehr verschärft. Der Tritt vor der Tür wurde zu einer charakterlichen Mutprobe. Die Entscheidung frieren oder fluchen, fiel bei mir zugunsten des Fluchens. Fluchen über eine Software namens Zwift. Denn auch nach vielen Jahren ist zwischen mir und Zwift immer noch keine gesunde Freundschaft entstanden. Das Verhältnis toxisch. Und das hat berechtigte, wenn auch subjektive Gründe.

Hirnloses Kurbeln.

Ich habe Betriebswirtschaft studiert. Im zweiten Abschnitt sogar Betriebsinformatik. Deshalb verstehe ich nichts von Bits und Bytes. Obwohl mir logisches Denken liegt und ich das „if then go to“ Basic-Denken beherrsche, fühlt sich Zwift für mich niemals logisch an. Einmal so und dann wieder anders. Das Verhältnis w/kg zur gefahrenen Geschwindigkeit variiert. Je nach Laune einer willkürlichen Software. Ich weiß, ERG Modus, Windschatten, Gruppe, Gummiband, Kalibrierung … Am besten, man schaltet beim Zwiften das Hirn aus und kurbelt ohne zu denken. Irgendwas kommt am Ende bestimmt raus. Und die Hauptsache ist, man bewegt sich.

118 Watt, 127 Puls und 46 km/h Geschwindigkeit

Mathematisches Kurbeln.

Rechnen kann ich. Berechnen liegt mir aber weniger. Wenn Kraft nicht gleich Geschwindigkeit bedeutet, dann muss man das Vorankommen anders berechnen. Bei Zwift ist es so, dass die Frequenz entscheidet, wie schnell man fahren „darf“. Nicht zwingend die Kraft. Man muss also immer die richtige Balance zwischen Kraft (power) und Frequenz (spinning) finden. Verpasst man sie, fährt die Meute an dir vorbei und lässt dich im Nirwana stehen. Das Wechselspiel zwischen „reduce power“ und „spin faster“ ist ein Wechselspiel der Gefühle und eine mathematische Gleichung, dessen Lösung ich nicht gefunden habe. Denn wo liegt der logische Unterschied zwischen gemütlichen Dahinrollen und abgehängt werden, wenn alle in der Gruppe mit derselben Leistung (w/kg) fahren? Frage für einen Nicht-Mathematiker (und Nicht-Tech-Nerd).

Egomanes kurbeln

Hirnloses Kurbeln fällt am leichtesten, wenn man sich auf Zwift in einer Gruppe bewegt. Je größer die Gruppe, desto schneller ist sie. Das ergibt die Mathematik hinter der Software. Minuten, Kilometer und Leistung sind die Parameter, an denen man sich bei der Gruppenauswahl orientieren kann. Doch auch das sind stets Empfehlungen. Egomane Flyer sind die Realität. Und die armen Leader habe ihre Finger voll zu tun, Aufrufe zu tippen, vorne langsamer zu fahren. Flyer sind auf und davon. Egal ob mit Fence gefahren wird oder nicht. Wobei das Fence-Zapping genial ist. Wer weg will, kann weg und ist dann auch weg. Das ist gut für die Psyche.

Spielregeln bei Zwift
Spielregeln werden oft und gerne mißachet.

Zeitversetztes Kurbeln.

Bei Zwift hinkt alles ein wenig nach. Zeitversetzt bin aber nicht nur ich im Hinterherfahren, zeitversetzt ist auch die Reaktion der Software auf meine Beine. Was wieder mit dem mathematischen Kurbeln zu tun hat. Ich muss stets mitdenken. Oder allein fahren. Aber auch ich lerne. Langsam, aber stetig. So weiß ich, dass man am Ende einer Steigung, wenn man diese in einer Gruppe erreicht, die Frequenz nicht um einen Bruchteil einer Umdrehung reduzieren darf. Schnappatmung ja, Schnapptreten nein. Tut man dies doch, ist die Gruppe schneller weg, als man es für möglich hält. Nachkommen? Mathematisch gesehen keine Chance.

Group ride „blue zone“ – einmal nicht aufgepasst und schon sieht man rot.

Blindes Kurbeln.

Augen zu und durch. Eine Devise fürs Leben. Umso mehr für Zwift. Die völlige intransparente Transparenz macht mich nervös. Weil niemand vor Zwift gleich ist. Watt pro Kilo sind nie Watt pro Kilo. Wenn mich ein Mitfahrender bei gleicher Leistung richtig verprügelt, dann kommen berechtigte Zweifel auf. Ich zweifle dann nicht zwingend an meiner Kondition und Kraft. Das auch. Eher zweifle ich an meinen mathematischen und logisch denkenden Fähigkeiten. Alpe du Zwift, Epic Kom samt Auffahrt zum Radio Tower sowie Ven-Top bringen mich jedes Mal zur Verzweiflung. Egal, wie sehr ich mich anstrenge, schwitze, kräftig oder schnell kurble. Es wird nicht besser, leichter und schneller. Und neben mir pfeifen sie mir nichts, dir nichts, mit weniger Leistung vorbei. Ich bin deshalb schon öfters frühzeitig abgestiegen. Draußen ist es zwar kalt, aber gerechter.

Sub2 Group ride ohne Leader. Mit 2,3 w/kg am Ende des Feldes. Nach 2 km.

Im Ernst. Zwift ist ok. Ziemlich ok. Und jede*r findet bei Zwift, das, was er/sie sich wünscht. Schönreden kann man sich alles. Und mit genügend Isogetränk auch schöntrinken.

#ktrchts

Erfahrungen mit Zwift. Persönliche Gedanken.

Erfahrungen mit Zwift

Wie immer bin ich bei allem ein notorischer Späteinsteiger. Ein „Late Adopter“ wie aus dem Bilderbuch. So war es auch mit Zwift. Erst seit November 2019 bin ich in Besitz eines Smarttrainers und zahlendes Mitglied in der Zwift-Sekte. Anfänglich sehr zurückhaltend, hat sich meine Begeisterung im Laufe der Zeit und vor allem in diesem Winter exponentiell gesteigert. Die Gründe sind verschieden. Einmal die knappe Zeit nach draußen zu gehen, dann das gehobenere Alter und die Einsicht, Risiken wie chronische Rippenbrüche lieber zu vermeiden und zu guter Letzt das Aufkeimen von Euphorie und Lust, das eigene im Keller liegende Level nach oben zu schwitzen. Nach ein paar Kilometern mehr also Zeit, den persönlichen Erfahrungen mit Zwift ein paar Zeilen zu schenken.

Informieren geht über pedalieren.

Bevor ich mit gelangweilt und ungeduldig irgendwelche Anleitungen lese oder Foren besuche, schmeiße ich mich lieber ins Geschehen. Das war bei Zwift nicht anders. Rad eingespannt und losgetreten. Irgendwo und irgendwas bin dann ich gefahren. Was dazu geführt hatte, dass ich im Stand am Stand getreten bin. Nichts ist weitergegangen. Anders als heute wo ich mittlerweile eine Liste der Strecken habe und diese systematisch abfahre, um viele Punkte (XPs) zu sammeln. Damit ich höhere Level-Sphären emporklettern kann. Informieren geht über pedalieren. Zwiftinsider ist da schon ein guter Tipp für alle jene, die sich mühevolles Punktehamstern ersparen wollen. Einmal Mega Pretzel zum Beispiel bringt 2140 XP, also 107 km, die man sich ersparen kann. Diese späte Erkenntnis hat meinen Badge-Jägerinstinkt geweckt.

Zwiftinsider

Zwift geht auch ohne Ventilator.

Sicher. Nicht. Einen ganzen Winter lang bin ich ohne gefahren. Es war heiß, es war nass und es war nicht auszuhalten. Ich habe mich jedes Mal schon nach fünf Kilometern so gefühlt wie Jack Dawson alias Leonardo DiCaprio in Handschellen auf einem Holzstück treibend kurz vor dem Ertrinken. Mit allen möglichen Tricks habe ich versucht, das Abrinnen des Schweißes zu stoppen. Stirnband, Ärmlinge und Handtuchwickel standen hoch im Kurs. Ein Jahr später ersetzt ein Ventilator diesen Erfindergeist mit Bravour. Im Nu haben sich Performance und auch Ausdauervermögen dramatisch verbessert. War noch vor einem Jahr die Schallmauer von einer Stunde das höchste der Gefühle, so kann ich jetzt schon den ersten 100er und die Vier-Stunden-Schallmauer archivieren. Das ist im Vergleich zu dem, was sonst noch auf Zwift getrieben wird Anfängerniveau, trotzdem: ein kleiner Schritt für diese Verrückten, ein großer Schritt für mich.

Zwift-Erfahrung ist Lebenserfahrung.

Das klingt so weise als käme es aus dem Mund Sokrates‘, Kants oder Schopenhauers. Es ist aber von mir. Auf diesem Smarttrainer lernt man viel fürs Leben. Zum Beispiel jede Menge Deep House Remixes mit Hits aus den 80ern und 90ern. Oder Purple Disco Machine. Denn alles über 100 Beats per Minute wirkt auf mich wie Opium, das intravenös eingenommen wird. Probiert einmal „Il Cuore“ von Andor Gabriel mit vollster Lautstärke. Wenn euch das nicht mitnimmt, dann solltet ihr zu echtem Opium greifen.

Man lernt aber auch die eigene Arbeit darauf zu verrichten. Telefonate mit Kunden oder das Beantworten von E-Mails. Letzteres ist etwas einfacher. Telefonieren hat so einen Touch Erotik, wenn es nicht gelingt das Hecheln zu unterbinden. Was ich auch gelernt habe ist meinen Sony TV via HDMI Kabel mit dem Laptop zu verbinden. Lebensnotwendige Erfahrungen mit Zwift.

Zwift-Erfahrung ist Lebenserfahrung.

Unrühmlich ist dagegen mein Herausfinden, dass man eine abschließende Abfahrt auf Zwift auch unter der Dusche verbringen kann. Das gilt auch für das Pinkeln während man von Alp du Zwift abfährt. Nach Protokoll ganz brav auf der Toilette sitzend. Geschenkte Kilometer.

Zwift ist launisch und zickig.

Einmal zu schnell, dann zu langsam, dann zu leicht und ein anderes Mal wieder zu stark. Zwift ist launisch und zickig. Wenn ich draußen fahre, dann habe ich stets dieselbe Rückmeldung der Straße. Und nach vielen tausend Kilometern auch ein Gefühl für Druck oder Trittfrequenz. Bei Zwift hingegen steuert mich ein Algorithmus. Steigungen fühlen sich nie gleich steil an. Während ich den Zwift KOM bis zum Pass problemlos mit großer Scheibe fahren kann, ist dies bei Alp du Zwift oder hinauf zum Sender unmöglich. Trotz gleicher Steigungsprozente. Und die Glasbrücken in New York sind sowieso unfahrbar. Da werde ich jedes Mal zur Schnecke. Trotz hoher Trittfrequenz, während mich andere spielend überholen. Es kommt auch vor dass sich -1 % anfühlen wie eine unüberwindbare Mauer.

Stichwort Mont Ventoux. Etwas Langweiligeres gibt es wohl kaum. Weder online noch real. Egal wie kraftvoll und schnell ich in die Pedale trete – mein Avatar bewegt sich immer nur in Zeitlupe. Einmal und nie mehr wieder.

Zwiftpower – Events für Starke.

Als Spätberufener habe ich mich logischerweise erst heuer bei Zwiftpower angemeldet. Um ein paar Rennen zu fahren. Als Digital-Analphabet keine leichte Aufgabe. Aber ich bin drinnen. Habe mich bescheiden wie ich bin in der dritten Reihe (also C) eingestuft. Mein erstes Rennen war in Innsbruck. Ich dachte mir, ich starte mit Gleichgesinnten. Doch ich hatte mich nicht richtig informiert und plötzlich war ich mitten im Gewühl von A, B, C und D-Startern. Gemäß meines Lebensmottos „Augen zu und durch“ bin ich natürlich laktagestört von den As überfahren und mit dem Bs mitgeschwommen. Am Ende reichte es für den Sieg bei C und eine eminente Disqualifikation. Weniger gute Erfahrungen mit Zwift eben.

Zwift und Zwiftpower

Mein Zugang zu Rennen war somit gestört. Also habe ich mir dann auch so Trainingsfahrten in der Gruppe angeschaut, wie ein „Haute Route“ Tempotraining. In Hinblick auf das 3-Tages-Rennen Ende Februar. Am Plan 5x 10 min mit 230/240 Watt und entsprechender Trittfrequenz. Und ich? Ich war ständig „overpaced“. Entweder zu stark oder zu schnell. Zu viel Watt oder zu hohe Trittfrequenz. Und die Erkenntnis, dass es sehr schwer ist, mir etwas vorzuschreiben. Vor allem dann, wenn dies eine Maschine machen will.

Zwift ist Kopfkino.

Oh ja. Kopfkino. Zwift ist Kopfkino. Da fährst du irgendwo und irgendwas in der Gegend herum. Im Hintergrund läuft Musik und du lässt dich von dieser verleiten. Frankreich, London, Innsbruck, New York oder Watopia. Und du bist nie allein. Du fährst gegen Fremde. Geheimnisvolle Avatare. Und dann heißt es Film ab. Wer sind diese? Plötzlich werden Länderfahnen zu Spuren und Indizien. Nicknamen werden interpretiert und eine computeranimierte Figur wird zu Freund oder Feind. Wer lässt sich auf dich ein? Windschatten geben oder Windschatten nehmen? Matchen oder Pushen? Vorerst einmal ein „Ride on“ um das Eis zu brechen. Dann kann man ja weitersehen. Kommt die Antwort? Ja. Oje, eine Abzweigung. Wohin fährt der oder die Fremde? Weiter mit mir oder ist jemand anderer die oder der Glückliche?

Zwift ist wie Tinder. Entscheidet bei Tinder ein Wisch über die gemeinsame Zukunft, ist es bei Zwift ein Tritt. Und ich stelle mir die Frage, ob sich jemand bei Zwift schon in einen Avatar verliebt hat. Auch das wären Erfahrungen mit Zwift.

Erfahrungen mit Indoor-Training.

Ich habe nicht nur Zwift probiert. Auch myE-Training von Elite, RGT Cycling oder Trainer Road. Hängen geblieben bin ich bei Zwift. Da ist mehr los. Irreal und surreal. Der Gaming-Effekt steht voll im Vordergrund. Gefühlsmäßig auch der Trainingseffekt, wenn ich Strava Glauben schenken darf.

Trainingseffekte mit Zwift

Meine Erfahrungen mit Zwift sind positiv. Die € 15 pro Monat sind kein Geld, welches ich aus dem Fenster werfe. Außer im Sommer. Aber das ist nur meiner Faulheit zurückzuführen. Zwift macht mich unabhängig. Von Zeit und Wetter. Und es macht mit hungrig. Es ersetzt aber in keinster Weise eine Fahrt im Freien. Ich sehe Zwift als Ergänzung. Wo’s geht will und muss ich raus.

ktrchts
#machurlaubfahrrenrnad

Zwift Indoor Training – die lustigste Langweile der Welt.

Zwift Indoor Training

No Zwift. Keine Ahnung wie lange es Zwift schon gibt. Ich hatte es bis jetzt immer kategorisch abgelehnt. Mir war nie nach Computerspielen zumute. Ich wollte Radfahren. Draußen. In der Natur. Eine Software, die mir vorgibt wie und was ich fahren soll? Nein Danke. Heute bin ich nach wie vor gleicher Meinung. Auch weil ich, sagen wir endlich, Zwift probiert habe. Fazit: Zwift Indoor Training  ist die lustigste Langweile der Welt. Oder die langweiligste Lustigkeit.

Smart trainieren mit Smarttrainer.

Eine 50-Stunden-Woche hat mich vergangenen November zu einem Paradigmenwechsel gezwungen. Plötzlich war Indoor Training angesagt und notwendig. Einen Smarttrainier konnte ich schnell finden. Die Wahl viel auf den Elite Suito. Das Einsteigermodell für knapp € 600 samt Kassette und Zwift Probemonat. Schon das Einspannen des Rades hat mich aus der Reserve gelockt und emotional ziemlich gereizt. Aus handwerklicher Sicht gesehen, bin ich von Haus aus nicht zwingend ein gelungerner Wurf. Dann stand er doch da. Der Smarttrainer mit meinem Rennrad, einer Decathlon Matte und einem Schweißüberzug vom selben Haus.

Zwift war immer noch kein Thema. Meine ersten Schweißversuche habe ich mit My E-Training von Elite über mich ergehen lassen. Langweilig. Wenig Spass. Auch das Herunterladen und Freischalten von Strecken hat keine wesentliche Zusatzfreude gebracht. Kostenpflichtige Trainingsprogramme? Muss ich nicht. Wo und sobald es möglich war, ging ich trotzdem ins Freie. Zwift Indoor Training war immer noch kein Thema

Sodom und Gomorrha in London, Watopia und New York.

Dann kam der große Schritt und der Verkauf meiner Seele. Ich habe mich bei Zwift angemeldet und bekam eine 7-Tage-Gratis-Mitgliedschaft. Die habe ich mit ein paar Ausfahrten ausgekostet. Danach nach weiterem Zögern und einigen Ausfahrten in der pannonischsen Kälte den Gratis-Monat draufgelgt.

dieKetterechts und Zwift
Zwift Selbstbild.

Meine Erfahrungen mit Zwift.

Meine bisherigen Erkenntnisse mit Zwift Indoor Training fasse ich hier kurz zusammen. Vielleicht hilft es jemanden, mich zu verstehen und mit mir mitzufühlen.

  • Bisher habe ich vielleicht 10% der Möglichkeiten von Zwift genutzt. App starten, Strecke wählen, losfahren, schwitzen, stehen bleiben, auf Strava hochladen. Das wars. Zu mehr bin ich nicht zu motivieren. Zwift soll aber viel mehr können. Habe ich gehört.

  • Ride on! Wer zum Teufel hat noch Zeit, anderen einen „Daumen hoch“ zu geben? Und wie macht man das?

  • An Kreuzungen, speziell in London, herrscht Anarchie. StVO? Kennt hier niemand. Es wird kreuz und quer gefahren. Und das sogar durch und durch. Es tut mir jedes Mal weh, wenn ich daherkommende niedermetzle. Vielleicht könnte man Zwift mit Assasin’s-Creed kombinieren.

  • Warum fliegt mir einer regelmäßig durch die Lüfte? Harry Potter am Renrad.

  • Mein Avatar trinkt regelmäßig, obwohl ich das mache. Ist das ein Wink.

  • 15 Minuten Zwift und ich ertrinke im eigenen Schweiß. Ventilator? Habe ich noch keinen. Da müsste ich wieder zum Baumarkt.

  • Duschen kannst du nach einer Indoo Trainingseinheit erst nachdem du gut 60 Minuten abgekühlt bist. Sonst musst du umgezogen gleich wieder duschen. Das Nachschwitzen ist nichts für eilige Menschen am Sprung zum nächsten Termin.
  • KOMs am Berg? Der Schnellste ist um die Hälfte schneller als ich. So auch hinauf auf den Vulkan. Wie macht der das?

  • Sprints im Flachen? Interessant. Da habe ich eine Top 10 Platzierung herausgefahren. War aber dann so fertig, dass ich nicht mehr weiterfahren wollte.

  • Ich fahre zu Zeiten, da sind nur Japaner unterwegs.

  • Für Rennen und Gruppenfahrten bin ich auch noch nicht gekommen. Ich fahre lieber allein und schließe Lücken. Einer der wenigen Höhepunkte, die ich erleben darf.
Interaktives Indoor Training
Wer kennt sich hier aus?
  • Unterwasserfahrten in (oder sagt man auf) Watopia. Oder das Fahren über die Lava. Hat schon was. Das graphische Erlebnis ist anfangs schon sehr faszinierend.

  • In New York hingegen habe ich Angst, wenn ich auf Glasbrücken zu schnell in die Kurven fahre. Was ist, wenn es nass ist? Autsch.

  • Für Yorkshire hat es noch nie gereicht. Am Wochenende fahre ich viel lieber draußen.

  • Für die Koppelung Laptop und TV Gerät habe ich zum Baumarkt müssen. Hätte dort gleich den Ventilator kaufen können.

  • Ich habe keine Ahnung ob mein Renner die Zwifterei überlebt. Man liest so viel und man will es nicht glauben.

  • Vielleicht traue ich mich demnächst auch einmal in den Wiegetritt. Hoffe ich lande dabei nicht auf der gegenüberliegenden Wand.

  • Watt und Geschwindigkeiten traue ich nicht. Nicht einmal die gefahrene Distanz kann ich bestätigen. Einzig meinen Puls. Der wird auch so sein, als würde ich draußen fahren. Der Rest riecht eher nach Utopie und einigermaßen Schätzung.

  • Wenn ich noch länger Zwift Indoor Training betreibe verlerne ich das Fahren am Oberlenker. Ich weiß nicht, aber freihändig und aufrecht sitzend tue ich mir leichter. Da vergeht die Zeit irgendwie schneller.

  • Ich brauche ein Spotify Abo. Die Werbung zwischen den Liedern ist lästig und unterbricht meinen Rhythmus.

  • Manchmal geht es zu wie im Cluburlaub. Einer gibt vor und alle anderen machen es nach. Und dann bin ich wieder bei Punkt 2. Wie kann man neben dem Zwiften auch noch tippen und den anderen erklären, was man machen muss?

Je länger ist darüber nachdenke, desto lustiger wird die Zwift Langweile und desto langweiliger wird diese Lustigkeit. Zum Glück wird es draußen schön langsam wärmer und abends heller. Der Probemonat ist glaube ich  schon zu Ende und Zwift lässt sich problemlos kündigen.

ktrchts

PS: Es gibt welche, die zwiften ohne Helm. Ist das nicht gefährlich?

Indoor Cycling – 365 Tage im Jahr Rollentraining.

Indoor Cycling

Lucia ist 32 Jahre jung. Sie lebt und trainiert auf Lanzarote. 365 Tage im Jahr auf der Rolle. Daheim. Aus Solidarität, wie sie meint. „In Europa, besonders in den Alpen, da gibt es ja noch diesen Winter. Viele Radfahrer fürchten sich davor. Weil die Temperatur manchmal unter Null Grad sinkt. Diese Menschen trainieren dann auf der Rolle. Indoor Cycling ist in. Damit ich mich mit Ihnen messen kann und keinen Vorteil aus dem Outdoor Training in die Saison mitnehme, verzichte ich auf die perfekten Bedingungen hier auf der Insel. Besonders in den Wintermonaten.“ Bei durchschnittlich 20° oder mehr, sitzt Lucia deshalb fast täglich trotz Sonnenschein im Keller ihrer malerischen Finca auf dem Rollentrainer und zwiftet um die Wette.

Zwift verändert Menschen und Wahrnehmungen.

Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders. Da sah man Lucia noch auf den Straßen der Kanarischen Vulkaninsel. Vor allem in den Monaten November bis März. Mit ihr jede Menge Touristen aus den alpenländischen Regionen.

Indoor Cycling

Die Straßen menschenleer.

Heute gehört die Insel wieder den Einheimischen. Rennradfahrer sieht man hier im Freien kaum mehr. Sie sitzen in den finsteren Kellern der Hotelresorts. Elektrosmog statt Sonneneinstrahlung. Schweißgeruch statt Salzbrise. Computer spielen statt Natur genießen. Algorithmus statt Biorhythmus. Zwift hat hier die Urlaubsgäste verändert. Das hat auch Lucia gespürt und sich deshalb aus Solidarität in ihrem Keller verbunkert.

Dort hat sie alles, was sie zum Radfahren braucht. Einen Ventilator, einen Fernseher, Wlan, Internet und Stromanschluss. Lucia lässt sich wie viele, ihr Training von einem Algorithmus steuern und erreicht damit Werte, von denen sie früher nur geträumt hat. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 35% km/h auf 100 km oder einen FTP Wert jenseits von 280 Watt. Sie ist im Keller plötzlich um Klassen besser. So wie alle auch, die mit ihr zum 35sten Mal durch London fahren. „Früher hätte ich für so einen Sprung tausende Kilometer fahren müssen. Jetzt kann ich schnell mit einem einfachen html-Code meinen Trainingszustand verbessern“. Lucia schwärmt. Ihre IT-Kenntnisse machen sie plötzlich zum gefragten Rennradstar.

Indoor Cycling. Die Sucht nach Wandfarbengeruch.

Die Sucht nach Wandfarbengeruch hat es ihr angetan. „Ich studiere vor dem Training immer die Wetterkarten. Nicht jene der Kanarischen Inseln. Die sind ja langweilig. Hier ist es immer sonnig und angenehm warm. Es sind die Wettermodelle in den Alpen, die mich faszinieren. Die deutschen und die österreichischen. Wenn dort endlich ein Wintereinbruch vorausgesagt wird, dann freue ich mich wie ein kleines Kind. Dann zahlt es sich auch hier aus, im Keller zu bleiben. Da treffe ich die meisten Menschen im Netz.“

Indoor Cycling

Winter in den Alpen.

Lucia ist nur eine von vielen hier auf der Insel. Man hat die Zeichen der Zeit erkannt. Radverleih war gestern. Rollentrainerverleih ist heute. Das Geschäft boomt. Viele namhafte Hersteller haben auf Lanzarote Computer-Techniker und Spezialisten vor Ort. Sie können Einstellungen vornehmen, individuelle Radtrikots und Räder programmieren. Der klassische Radmechaniker hat ausgedient. Elektrotechniker sind gefragt.

Indoor Cycling. 365 Tage im Jahr Rollentrainier. Die Zukufnt des Rennradfahrens hat begonnen.

ktrchts