Ein Stück Stoff als Belohnung für kalt feuchte 500 km zwischen dem 24. und 31. Dezember. Das ist „The Rapha Festive 500“ powered by strava. Belohnung, welche sich wieder Zehntausende Außerirdische vom Rennradplaneten holen werden. Die einen in warmen südlichen Gefilden. Die anderen in unseren winterlichen alpinen Breitengraden. Gut haben es die aus dem Süden. Sehr gut. Weniger gut die Alpenländler. Wir Alpenländler. Hier isst man nicht nur üppiger und süßer. Bei uns ist auch das Wetter womöglich alles andere als rennradfreundlich. Nach 2015 und 2016 bin ich heuer wieder mittendrin statt nur daheim. Diesmal in Begleitung. La ketterechts hat sich angemeldet. Auch sie will den Stoff, der mein Radleben bedeutet.
Gruppendruck ist der moderne freie Wille.
Ich muss gestehen, dass ich vor 2 Jahren nicht ganz freiwillig das äußerst knappe Minimalziel von 501 Kilometern erreicht habe. Es war der kollektive Gruppendruck der mich einerseits motiviert und andererseits auch verpflichtet hat. Grupendynamik ist der moderne freie Wille. Im vergangenen Jahr, war es schon viel entspannter. Nach 250 km Vorglühen am 23.12. bin ich weit über das 500er Ziel hinausgeschossen. Heuer geht es darum, als Domestique gute Arbeit zu leisten.
So wie bei vielen, wird es wohl ein hartes Stück Arbeit werden. Nicht für jene, welche die #festive500 Challenge an einem Tag erfüllen. Ja. Die gibt es auch. Freaks nennt man sowas. Verrückte. Kranke. Ich meine eher jene, die das zum allerersten Mal machen wollen. Sie werden mit sich und anderen Faktoren kämpfen müssen. Gut, wenn man ein paar Tage frei hat. Da kann man es sich besser einteilen. Einteilung ist auch das Zauberwort. Strategisch planen und vorgehen. Was man hat, das hat man. Wer am Ende um Kilometer kämpfen muss ist klar im Nachteil.
Wie aber sollte Mann und Frau es aber angehen? Ich habe mir ein paar Gedanken über Strategie und Zeiteinteilung gemacht.
The Rapha Festive 500 – digitale Gladiatorenkämpfe.
Der Heilige Abend eignet sich heuer perfekt dafür, sich einen angenehmen km-Polster zu verschaffen. Da dieser auf den Sonntag fällt und viele Geschäfte nicht aufsperren werden/wollen, ist es am 23.12 mit dem Shopping-Stress geschehen. Aus diesem Grund kann der Christbaum am Heiligen Abend ein paar Stunden später stehen. Die leuchtenden Kinderaugen dürfen auch warten. Ein 100er ganz zu Beginn wäre eine feine Sache. Status: -400 km.
Der Christtag schreit nach einem „early morning“ ride. Alternativ „night ride“. Das Mittagessen im Kreise der Lieben (Eltern, Schwiegereltern …) kann man kaum canceln. Darum früh raus und den 50er voll machen. Status: -350 km.
Der Stefanitag gibt das zurück, was man am Heiligen Abend und am Christtag geopfert hat. Nämlich die Zeit. Jetzt Zeit für sich zu beanspruchen ist nicht egoistisch. Nein es ist fair. Und in jeder guten Beziehung vertretbar. Partner, Kinder, Haustiere können heute gerne Skifahren oder Eislaufen gehen. Man trifft sich dann am Abend zum gemeinsamen Abendessen. Oder zum Aufwärmen. Die 200er Marke muss überschritten werden. Es geht schon Richtung 250 von 500. Status: -270 km
Alles was jetzt noch zählt ist Mitzählen.
Tag 4. Die Lebensmittelgeschäfte haben wieder geöffnet. Wer seine Reserven nicht aufbrauchen will, der füllt heute seine Vorräte. Zu Hause in der Speisekammer oder im eigenen Körper. Nein. Keine Pause. Ein regenerativer Tag bringt uns in Richtung 300er. Plus. Was man hat, hat man. Alles was jetzt zählt ist Mitzählen. Und Aufzeichnen. Status: -200 km.
Für die Fleißigen bleiben ab 28. Dezember noch 200 km in 4 Tagen. Ein Kindergeburtstag. Wenn alles glatt läuft. Ist es aber glatt, dann schaut’s anders aus. Gut, wenn in der Garage neben dem Rennrad auch ein Mountainbike oder ein Crossrad zur Verfügung stehen. Mit Spikes. Für den Fall der Fälle. Den Schneefall. Damit uns nichts aufhalten kann. Irgendwo in der Nähe des 400er darf der 28. Dezember zu Ende gehen. Status: -130 km.
In drei Tagen bist du tot. Oder frei von Zwängen.
Wir schreiben den 29. Dezember. Noch drei Tage um zu sterben. Sofern jetzt Hausfrieden, und Beziehungsstatus noch in der Norm sind, geht es in den Endspurt. Die fehlenden Kilometer vor Augen werden einige noch ihr Bestens geben. Andere hoffnungslos das Rad gegen eine Couch tauschen. Oder gegen einen Wellnessbeziehungs-Kiturlaub. Genau. Kinder gibt es ja da und dort auch noch. Einsame Kinder mit einer nagelneuen Rodel oder frisch vom Christkind herbeigeflogenen Skiern. Wer erklärt denen, dass ein Stück Stoff wichtiger sind? Wem das alles wurscht ist der schreit „mission accomplished“. Status: -80 km.
Die letzten zwei Tage gehört den Fleißigen. Sie fahren nach dem Pflichtteil bereits die Kür. Herzlichen Glückwunsch. Sie haben ihr Ziel erreicht. Silvester kann genossen werden. Am Rad. What else. Der Rest kämpft. Mehr oder weniger.
Silvester. Jetzt oder nächstes Jahr. Darüber, ob man die 500 km erreichen wird oder nicht, ist schon entschieden worden. In den ersten drei Tagen. Jetzt brauchen viele noch einen Kraftakt und Motivationsschub. Möge die Macht mit ihnen und der Wettergott gnädig sein.
Wünsche allen Freude, Frieden und diesen Fetzen Stoff.
ktrchts
PS: wer glaubt, The Rapha Festive 500 am Ergometer oder am Bahnrad zu meistern. Dem sage ich nur eins: #mimimi
Schöner Beitrag zur Einstimmung auf die Festive500. Bin dieses Jahr kurz davor, die Herausforderung erstmalig anzunehmen. Von den Wetterbedingungen her soll es passen, der Schnee, der derzeit noch in meiner Mittelgebirgesregion liegt soll weggehen.
Für das Erreichen des Ziels stehen in meinem Fall nur sieben Tage zur Verfügung, einer ist schon anderweitig geblockt. Für die minimalen fünfhundertundeins muss ganz pragmatisch ungefähr zweiundsiebzig Kilometer pro Tag gefahren werden. Da ein kluges Pferd nicht höher springt als es muss wird es das so werden.
[…] Jahre nicht schon wieder. Die Festive500 stehen vor der Tür. Und jeder weiß ganz genau, was das bedeutet. 500 Kilometer […]