Jänner 2018. Ich hatte einen Plan. Einen ganz persönlichen. Fernab von der Pflicht, den Neusiedler See ganze drei Mal mit dem Rad zu umrunden. 24h Burgenland Extrem Tour Lakemania nennt sich dieser „Scheiß“, den es zu gewinnen gibt. Jeder auf seine ganz persönliche Art und Weise. War es 2017 bei mir ganz allein das Überleben, so hätte es heuer das Kleingedruckte sein dürfen. Ich war einfach der Überzeugung, dass dort wo 24 Stunden draufstehen, auch 24 Stunden drinnen sein sollten. Ich habe das Ziel zwar erreicht, aber mit einem kleinen Schandfleck, der mich jetzt ein ganzes Leben lang begleiten wird.
5 Runden um den See – eine Rennradreise zu sich selbst.
Die Milchmädchenrechnung war ganz einfach. 24h Burgenland Extrem, 5 Runden. 4 1/2, 5, 5, 5 und 4/12. Stunden. Pro Runde. Hätte nicht … Ja. Genau. Hätte nicht. Nachdem die erste Runde in weniger als 3 1/2 Stunden im Dauerflug vergangen war die zweite Runde dann noch innerhalb der 7h45 ein zu schnelles Ende gefunden hatte, war ich kurz nach halb ein Uhr früh mit der Pflicht fertig. Vor mir noch über 11 Stunden Kür. Und ein kleiner Moment Leere. Ich hatte plötzlich akuten Bedarf nach einem Plan B. Aber der war nirgends zu finden. Ich weiß, wer einen Plan A hat, sollte auch einen Plan B haben. Sollte.
Egal. Fakt war, dass ich keinen hatte. Und so zögerte ich. Was tun. Weiterfahren? Aufhören? Schlafen? Pausieren? Ich telefonierte mit „la ketterechts“, riss sie aus dem Bett. Teilte ihr mit dass nur 4 vor mir bereits im Ziel waren und dass ich etwas ratlos wäre. Ich teilte ihr auch mit, dass ich eventuell, möglicherweise, vielleicht nach Hause kommen würde. Aber vorhatte, in der früh wieder aufs Rad zu steigen. Das war eine Kurzschlussentscheidung. Warum auch immer. Ich setzte es um. Pakte meine Sachen, stieg verschwitzt ins Auto und fuhr ins 14 km entfernte Eisenstadt. Kurz duschen und schon lag ich im warmen Bett. Es war zwei Uhr in der früh.
24h Burgenland Extrem – nichts für Weicheier wie mich.
Über diesen Schwächeanfall ärgere ich mich heute noch. Und das gewaltig. Schlafen konnte ich sowieso nicht. So läutete um 0545 der Wecker. Wir frühstückten noch gemeinsam und kurz vor 7 Uhr saß ich im Morgengrauen wieder Richtung Oggau radelnd auf meinem Gaul. Dort beendeten gerade ein paar Mitstreiter heldenhaft ihre dritte Runde. Was für echte Kerle. Keine Flaschen, so wie ich eine bin. Die haben echtes Durchhaltevermögen. Zumindest habe ich mich ohne zu zögern auf den Weg in die vierte Runde gemacht.
Im Stop and Go Modus noch einmal um den See. Vorbei an den vielen Gehern, welche bereits ab der Grenze zu Ungarn den Original Trail verstopften. Als Minderheit am Rad hatte ich die Pflicht, mich vorsichtig, sachte und ganz leise wie ein jagender Indianer heranzupirschen. Jede Begegnung mit der Gehenden und Laufenden Spezies quittierte ich mit einem freundlichen „Guten Morgen“. Aus Angst gelyncht zu werden. Nach Illmitz habe ich damit aufgehört. Die Meute des „Final Trail“ war mir zu groß und so schlenderte ich mich in Marcel Hirscher Manier durch den menschlichen Stangenwald. Ohne Feindkontakt. Die Menschen werden sich sicher gedacht haben: „Was für ein Weichei – jetzt noch unterwegs. War der schlafen?“ Die Entscheidung, uns Biker bereits am Donnerstag auf diese Rennradreise zu schicken, war angesichts dieser Massenbewegung eine gute. Kaum zu glauben, dass wir letztes Jahr hier noch gemeinsam am Weg waren.
Ultracycling ist kein Kindergeburtstag.
In Podersdorf wollte ich noch schnell zu Maria ins Seecafè. Dieses wurde extra für die Geher/Läufer geöffnet. Gerade noch will ich vom Rad, da saust ein Fahrer von Team „Slovakiaring“ an mir vorbei. Den kannte ich ja. Also schnell nach. Es war Jan. Mit dem ich tags zuvor noch in Runde eins unterwegs war. Auch er war im Bett. Nach zwei Runden. Als noch so ein Weichei (Sorry Jan!). Zusammen wollten wir noch vor Mittag in Oggau sein. Dass es knapp werden würde, wussten wir bereits.
Ich hatte bereits über 400 km in den Beinen, mobilisierte noch was zu mobilisieren war. Vorbei an der „school of walk“ schafften wir es mit ordentlich Drücken. Jan bekam noch seine Medaille. Ich ein paar erstaunte Blicke. Aus und vorbei. Im Notprogramm-Modus blieb mir nichts anderes übrig als die 14 km zurück nach Eisenstadt zu kriechen. 5 Runden waren geschafft. Eine davon im Bett. Das ist der Schandfleck. Insgesamt 468 km. 455 innerhalb der 24h Burgenland Extrem. Das Ziel eindeutig verfehlt. Ich habe von 500 km geträumt. Zum Glück nicht geprahlt. Ultracycling ist kein Kindergeburtstag. Dabei hatte ich zwischen 2017 und 2018 xx.xxx Trainingskilometer abgespult.
Ich komme wieder mit einem Plan B. Und C.
Was bleibt ist großes Bedauern um die verpasste Chance. Wer weiß ob ich diese mehr als optimale Konstellation an allem drum und dran noch einmal erleben darf. Es hätte einfach alles gepasst. Vielleicht sollte ich meine Einstellung „es geht eh um Nichts“ ändern. Auch wenn das stimmt, geht es doch immer um etwas. Zumindest um das, was man sich vornimmt. Ich komme wieder. Mit dem Training dafür fange ich gleich schon an.
ktrchts
PS: Keine Veranstaltung ohne Veranstalter. Danke Michi, Josef und Tobias. Würde ich was Störendes finden wollen, ich würde ewig suchen müssen. Striezel mit Butter und Marmelade – 1a Verpflegung. Danke an alle freiwilligen Helfer. Danke an das Team von Mountainbiker am See für den Support. Ich habe diesen zwar nicht gebraucht, aber schon zu wissen, dass es euch gegeben hätte, war ein gutes Gefühl. Danke Busch und Müller. Eure Ixon Premium IQ speed hätte gesamt Pannonien erhellt. Hätte. Leider habe ich in der ersten Runde den Kabel verloren und in Runde zwei und drei nicht mehr wieder gefunden. Danke Garmin. Eure Varia war ein würdiger Ersatz. Leider aber viel zu kurz. 2 1/2 Stunden Akkudauer sind für so ein Vorhaben einfach zu wenig. Danke Lezyne. Deine Femto Drive Rear hat die Kastanien aus dem Feuer geholt. Danke Wettergott. Du hast es heuer zu gut gemeint mit uns.
[…] gedauert. Mein alter Gaul war zum Glück dazwischen mehr als fahrtüchtig und hat locker noch die 24h Burgenland Extrem Tour geschafft. Ein langer schwarzer Streifen am Oberrohr war der Grund für diese […]
Top. Habe auch direkt mal geschaut, wie weit das von mir entfernt ist.
1000Km, das ist für ein vorwochentliches Event (mit Start am Donnerstag) schon sehr weit!!
aber geiles Ding.
zahlt sich aus 😉
#lakemania
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