„Die Autoren garantieren bis zu 20% mehr Leistung, wenn die Erkenntnisse aus dem Buch genutzt werden.“ Wenn das keine Ansage ist. 20% mehr Leistung garantiert. Das hat mich neugierig gemacht und in weniger als zwei Stunden war das „Das Geheimnis des Radfahrens“ Seite für Seite verschlungen. In fünf Wochen findet der Ötztaler Radmarathon statt. Darf ich jetzt von einer Sensation träumen? Ich meine 20% mehr Leistung. Nur mit Lesen?
Schön langsam und der Reihe nach.
Das größte Geheimnis des Buches wird wohl ein Geheimnis bleiben. Schnell überflogen verrät das Buch viel. Viel zu viel auf einmal. Sämtliche rennradaffine Themen werden sehr ausführlich und äußerst technisch behandelt. Training, Ernährung, Körper- und Radgewicht, Raddesign, Sitzposition, Streckenprofil, Wind, Temperatur und anderes mehr. Die Autoren zerlegen im Buch den menschlichen Motor in seine allerfeinsten Teile. Unterhaltsam, aber gleichzeitig auch voll von fachspezifischem Vokabular beschreiben sie dessen Funktion und Zusammenspiel mit Material und Umwelt. Rennradfahren ist halt mehr als nur aufs Rad setzen und lostreten.
So gesehen ist das mit dem 20% mehr Leistung vorsichtig zu betrachten, denn die Erkenntnisse aus dem Buch zeigen gnadenlos die Schwächen und die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit auf.
Das Geheimnis des Radfahrens. Schneller geht es immer.
Rennradfahren ist komplex. Sehr komplex sogar. Nicht umsonst hat das „Geheimnis des Radfahrens“ mehr als 300 Seiten. Man braucht also Geduld, alle Kapitel miteinander zu kombinieren. Nur mit der richtigen Korrelation aller behandelten Themen sind die 20% mehr Leistung zu erzielen. Damit sind wir wohl auch bei der wichtigsten Erkenntnis des Buches. Leider. Ein einzelner alles entscheidender Tipp, wäre zu einfach gewesen.
So muss sich der Leser des Buches mit mehreren „No-Na“ Themen befassen. Diese gehen aber oft so in die Tiefe, dass „Aha-Effekte“ nicht auszuschließen sind und auch tatsächlich vorgekommen sind. Bei mir zumindest. Vieles, was ich im Buch gelesen habe, machte ich bis heute richtig. In Summe aber doch einiges verkehrt.
Jeder Mensch ist anders. Jeder Tag ist anders.
Nörgeln über das, was das Buch hergibt ist unangebracht . Das Geheimnis des Radfahrens ist mit Sicherheit ein umfassender, gut und übersichtlich aufgebauter Ratgeber für jene, die sich schon mit sich selbst und der eigenen Leistung beschäftigt haben. Begriffe wie FTP oder VOmax sollten keine Fremdwörter sein. Das Interpretieren von Trainingsdaten (sofern man diese hat und aufzeichnet) keine allzu große Schwierigkeit darstellen.
Wenn nörgeln, dann nur ganz leise. Jeder Mensch ist anders. Und jeder Tag ist anders. Neben Familie, Job und anderen Dingen kommt das Rennradfahren für die meisten von uns hintenan. Zumindest in der Theorie. Wann und wie viel Zeit hat man für das Training? Wie sehr hat der Chef den Bogen überspannt? Hat der Stau das Nervenkostüm angepatzt? Über diese für viele alltäglichen Incognitas verliert das Buch kein Wort.
Die Autoren des Buches gehen davon aus, dass wir alle die selbe Zeit und Voraussetzungen haben, einen geordneten und durchdachten Trainingsplan durchzuziehen. Keine Spur von Familiensonntage, Urlaube, Patchwork-Wochenenden, Überstunden, Babysitting, Candle-Light-Dinner und andere Aktivitäten, die dann wiederum Zeit fürs Rennradfahren gutmachen.
Fazit:
Das Buch hilft, die fürs Rennradfahren wichtigsten Zusammenhänge vieler für die Leistung verantwortlicher Faktoren zu verstehen. Ich denke, dass es in keinem Rennradhaushalt fehlen darf. Mein Exemplar wird am Nachttisch neben der Bibel einen besonderen Platz bekommen.
Zum Schluss noch meine persönlichen Erkenntnisse aus dem Buch zusammengefasst:
_weniger ist leider viel mehr
_Erholung tut gut und ist auch Training
_mein Körper hat Grenzen und Schwächen
_Planung macht vieles leichter, vieleicht aber langweilig
_man tritt was man isst
_schneller werden ist ein Prozess
_Kondition statt Carbon
_auch wenn dich die Beine nach vorne bringen ist es der Kopf der dich bremst
_Radfahren ist geil
ktrchts
Das Geheimnis des Radfahres ist im Meyer&Meyer Verlag erschienen. Kosten im Buchhandel: € 36,-.
PS: Unter allen, die bis 31. Juli 2017 diesen Blogbeitrag kommentieren, verlose ich ein Exemplar des Buches. Oder sogar drei.