Die Schweiz ist bergig. Ziemlich bergig. Das habe ich heute persönlich erlebt. Tag zwei der Schweiz Rundfahrt ging über den Grimselpass (2.164m) und dem Furkapass (2.436m). Erster mit 26 km Steigung und zweiter mit einer in den Gletscherfels gemeiselte Straße.
Die Schweiz hat auch schlechtes Wetter. Ziemlich schlechtes. Auch das habe ich heute persönlich erlebt. Vom Start weg Wasser. Von oben und von unten. Erinnerungen an die Tauernrundfahrt 2014 wurden wach. Wir haben umsonst auf Wetterglück gehoft. Als ob ich es ahnte bin ich gleich im “bad weather” Modus weggefahren. Das war eine gute Entscheidung.
Nach dem Start in Interlaken ging es einmal ca. 30 km entlang des Brienzersees. Zum Einrollen. Und zum Wasscherschlucken. Das Wasser des Vordermanns. Die Stimmung war noch halbwegs gut. Bei Meiringen (bekannt als Startort für den Alpenbrevet) ging es das erste mal leicht bergauf – die Aareschlucht galt es zu bezwingen. Ein Kinderspiel. Gleich waren wir in Innertkirchen. Die Auffahrt auf den Grimselpass beginnt hier. 26 km und jede Menge Höhenmeter.
Die Straße ist anfangs nicht wirklich steil, aber der Regen und das feuchte Wetter hat uns schon zugesetzt. Die Auffahrt auch nicht wirklich spektakulär. Aber je weiter man nach oben kommt, desto beindruckender wird es. Schade um die schlechte Sicht. Besonders imposant sind die Umfahrungen der Tunnels. Es geht teilweise auf Kopsteinpflaster hoch. Auf einer Trasse, die in den Fels hineingeschlagen worden ist. Ca. 7 km vor dem Pass stellt sich die große Staumauer des Grimselsees auf. Spätestens jetzt weiß man, wie hoch man noch muss. Spätestens auf Höhe der Staumauer weiß man, dass man noch nicht oben ist. Es gibt noch etliche Stufen oberhalb des ersten Sees und des Grimsel Hospitz. Die Landschaft karg und grau. Ich wiederhole mich. Schade um die verpasste Rundumsicht.
Die Straße windet sich dann noch ein paar Kehren nach oben. Man muss ja noch Höhenmeter machen. Wir bekommen es mit dem Wind zu tun. Feucht und windig. Eine perfekt Kombination. Aufgrund des schlechten Wetters wurde die Verpflegung nach Gletsch verlegt. So war ich oben am Pass ohne der Möglichkeit mich umzuziehen. Kurz noch ein Foto und die Erkenntnis, dass es da oben noch einen See gibt (der war im Nebel verschwunden) und runter nach Gletsch. Im Blindflug. Dichter Nebel. Eine mir unbekannte Straße. Herrlich. 60 km/h und russisches Roulette. Denn irgendwo, irgendwann wird eine Kehre kommen. Und sie kam. Plötzlich. Ich schaffte jede. Fast in Ideallinie.
Ein kleines Sonnenfester tat sich auf und ich konnte die Straße auf den Furkapass erkennen. Auf der gegenüber liegenden Bergseite. WTF. Zuerst aber Verfplegung in Gletsch. Und umziehen. Ich lasse mir noch erklären, wo es denn hingeht, wenn man weiterfahrt. Hinunter. Nicht hinauf. Es geht nach Ulrichen. Von dort könnte man den Nufenen Pass fahren. Um dann hinunter ins Tessin zu kommen. Aber wer will das. Da ist es vielleicht warm und schön.
Ich hatte wieder trockene Kleidung. Was aber den Schüttelfrost nicht unterbinden konnte. So schäumte mir die Cola im Glas, weil ich es zu sehr schüttelte. Auch das Tippen von Facebook Postings ging nicht ohne Tippfehler. Also nichts wie weg und rauf. Knapp 10 km und 800 HM. Zuerst zeigt sich der Furkapass gnädig. Über 4 Kehren wurde Höhe gewonnen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Berges die Abfahrt vom Grimsel. Im Nebel. Eine lange Rampe bis hinten in den Berg war auch locker gemeistert. Doch dann erhebte sich die gesamte Straße mächtig. Kehre für Kehre. Insgesamt 8. Vorbei am Hotel Belvedere und an den Resten der ehemaligen Gletscherzunge des Rohne Gletschers. Anscheindend reichte dieser in seiner Glanzzeit bis nach Sion (frei zitiert). Der Furkapass selber besteht aus einem Passchild, einem verkommenen Häuschen und einem weißen Zelt. Hier werden schweizer Spezialitäten verkauft.
Wir fuhren weiter. Hinunter. Zuerst bei fast Sonnenschein. Dann bei Nebel und Sichtweiten unter 30 Metern (siehe auch Foto oben). Zum Glück gab es immer wieder ein paar Autos, dessen Lichtscheine mit den Weg zeigten Dann stoppte mich ein Bus. Nur mehr bremsen? Nein. Ich habe diesen in einer Linkskurve ausgetrickts. Realp. Die Rettung. Es wurde etwas heller. Dafür windiger. Die letzten 9 km bei bissigem Gegenwind. Hurra. Wir erreichten trotz allem Andermatt. Ende aus. Tag zwei ist geschafft.
Übringens: Am Furkapass wurden Szenen für James Bond 007 Goldfinger gedreht.
Fazit: Geile Gegend. Mit vielen klassischen Pässen. Grimselpass. Furkapass. Sustenpass. Nuefenenpass. Oberalppass (fahren wir morgen – direkt nach dem Frühstück) und Lukmanier. Empfehlenswert als Traininglager. Mit Basecamp in Innertkirchen oder Meiringen. Leider war das Wetter nicht fototauglich und rennradfreundlich.
Fazit 2: Das erste mal mit Garmin Track gefahren. Coole Sache. Natürlich habe ich den virtellen Partner besiegt.
Morgen Monsteretappe. 160 km und über 3.000 Höhenmeter. Oberalp und Albula. Wetterprognose etwas besser. Dafür Mittwoch wieder Scheiße. Da habe wir ja eh nur die Königsetappe.
Stay tuned
Cristian Gemmato aka @_ketterechts
quaeldich.de Schweiz Rundfahrt. Tag 1.
Bern. 0930 Uhr. Die Schweiz Rundfahrt startet pünktlich. Etappe 1. Ziel Interlaken. Eine Aufwärmrunde. So wie sie Lukas uns noch am Vortag beim gemeinsamen Abendmahl beschrieben hatte. Gerade gingen die letzten Regenschauer nieder. Die Prognose für den Tag sollte viel besser sein. So begleiteten uns nasse Fahrbahnen auf den ersten Kilometern durch das Emmental. Keine Nacktschnecken, dafür jede Menge nasser Kuhscheisse. Es ging halbwegs zügig dahin. Bis zum ersten Berg. Den Chuderhüsi. Mit Steigungen bis zu 16% war er nicht ohne. Auf eine mit Rollsplit versehenen Straße kämpften wir uns nach oben, wo wir mit einem herrlichen Panoramablick auf das Berner Oberland belohnt wurden. Die Jungfrau, Wahrzeichen des Oberlandes begrüßte uns und wurde unserer Begleiter auf den weiteren Kilometern.
Es ging jetzt ständig auf und ab. In einer grenzgenialen Gegend. Ein Voralpenland, wie es kitschiger nicht hätte sein können. Schweiz wie man sie sich vorstellt. Es kommt zur Verpflegung. Gruppe 1 kehrte als erste ein und fuhr als erste weg. Auf und ab. Bis wir hoch über dem Thunersee den wohl spektakulärsten Blick dieses Tages zu Gesicht bekamen Azurblaues Wasser. Mediterranes Flair und im Hintergrund die schneebedeckten 4.000er. Bei der Abfahrt hatte ich das Gefühl jederzeit ins Wasser springen zu müssen. So einladend war es.
An dieser Stelle rächte sich die Tatsache, dass ich keinen offiziellen Track in meinem Garmin gespeichert hatte. Weil ich zum Fotografieren auf der Abfahrt stehen geblieben bin, habe ich die Gruppe verpasst. Ich landete am Ufer des Thunersees. Der Rest war oben irgendwo Richtung Beatenberg abgebogen.
Der Versuch über eine Nebenstraße wieder nach oben zu kommen scheiterte an einem MTB Wanderweg mit Schotter und 22% Steigung. Ich fuhr zurück zum See und rollte nach Interlaken, wo ich dann auf die Gruppe wartete. Gleich viele Kilometer aber weniger Höhenmeter. Egal.
Interlaken ist eine kitschige Stadt zwischen 2 Seen. Überall die Jungfrau im Blick. Nicht weit weg von Wengen und Grindelwald. Wengen berühmt durch die Abfahrt und Grindelwald berühmt durch die Eiger Nordwand.
Morgen sind mit dem Grimselpass und dem Furkapasse zwei sehr berühmte und bekannte Pässe am Programm. Das Wetter soll irgendwie nicht gerade einladend sein. Wir werden sehen. Sollte das Wetter passen, gibt es für mich vielleicht auch noch eine Option den Gotthard Pass von Andermatt zu fahren.
Stay tuned.
Cristian Gemmato