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Radwinter 2017. Ich war dabei und resümiere.

rennradfahren im winter

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Vor allem aber nicht den Radwinter  vor dem Radfrühling. Ich mache es trotzdem. Zu nebelig. Zu kalt. Zu eisig. Zu sibirisch. Zu gefährlich. Zu eintönig. Zu schmerzhaft. Ja. Das war der Winter 2017. Der nebeligste, kälteste, eisigste, sibirischste, gefährlichste, eintönigste, schmerzhafteste seit 30 Jahren. Ich habe ihn (bis jetzt) genossen. Die Highlights? Viele.

Der Radwinter 2017.

Die Winterliga.

Der Radsporttreff hatte die Schnappsidee einer Winterliga. 5 Wochen „fight“ um die goldene Ananas. Von Mitte Dezember bis Ende Jänner. Outdoor Hero, die meisten Kilometer, die meisten Höhenmeter, die längste Fahrt. Mit knapp über 2.500 km bin ich gerade noch aufs Stockerl gelandet, mit einer Fahrt über 330 km nicht einmal ganz oben am Podest. Wer noch einmal behauptet, Rennradfahren sei ein Sommersport, dem empfehle ich sich die einzelnen Wochenwertungen und die Gesamtwertung der Winterliga durchzustudieren. Lauter Freaks.

Ein Schneepflug.

Von einem Schneepflug angehupt zu werden, passiert nicht alle Tage. Zum Glück hatte ich diese Begegnung und kann davon berichten. Es war im Burgenland. Genauer gesagt in Purbach. Ein dichter Schneeschauer erwischt mich auf dem Begleitweg der B50. In der Ortschaft muss ich ob des Fehlens eines Radweges auf die Hauptstraße ausweichen. Eine schmierige Schneefahrbahn fordert mein Gleichgewicht heraus. Dann die Begegnung mit dem orangen Ungetüm. Im linken Augenwinkel erspähe ich eine riesen Schneeschaufel, die mich wegräumen will. Begleitet von einem lauten Kratzen am Asphalt mit wildem Hupton. Winter, wie ich dich liebe.

Die Spikes.

Da muss man erst 46 Jahre alt werden, mehrmals am Boden aufschlagen, sich die Rippe „brechen“ (genaueres weiß ich 3 Wochen danach immer noch nicht – husten, lachen, niesen, schlafen sind nach wie vor schmerzhaft, Rippe 8 oder 9 ist verdickt), um die Vorzüge von Spikes kennenzulernen. Der Schwalbe Winter Marathon hat es mir angetan. Schwer, sauschwer, träge, laut – aber effizient. Egal ob zugefrorener Neusiedlersee, vereiste Güterwege, Eisplatten. Mit den Spikes leichter als die Einserreihe.

Die 24 Studnen Burgenland Extrem Tour.

Lange habe ich nicht überlegen müssen. Eigentlich habe ich gar nicht überlegt und mich sofort angemeldet. 360 km rund um den Neusiedlersee am 27. Jänner 2017. Mittendrin statt nur daheim. Eine Grenzerfahrung. Nie mehr wieder bis zum nächsten Jahr.

Die Fußwärmer.

Was zwei kleine Aufkleber so alles bewirken können. Nicht viel? Sehr wohl. Wärme. An den Füßen. Ohne diese weißen, unscheinbaren Made in Austria Pads wäre ich jetzt schon tot. Kältetot. Egal ob auf den Zehen oder unter den Sohlen. Acht Stunden ein wohlig warmes Gefühl. Getestet bei -10°C. America first, aber Austria kann mehr.

Die Gesundheit.

Meine Gesundheit. Mehrmals aufs Spiel gesetzt, hat sie mich nicht enttäuscht. Zwar war mein Gesundheitszustand da und dort leicht angeschlagen, gehindert hat er mich aber nicht. Ok, er hat mich eingeschränkt. Aber das ist Mann in meinem Alter ja so oder so. Hüfte, Ellbogen, Rippe und eine kurze Männergrippe – mehr oder weniger.

Die festive500.

Fast hätte ich diese vergessen. Auch heuer bin ich diesem virtuell internationalen Schwanzmessen erlegen. Mit mehr als 700 km in 5 Tagen war ich von den 82.000 Mitstreitern weltweit knapp nicht unter den Top 1000. Liegt wohl an meinem kleinen Penis.  

Das Eis.

Eine besondere Erwähnung verdient auch das Eis. Im Jänner ein ständiger Begleiter auf meinen Touren abseits der Hauptstraßen. Einmal stumpf, einmal glatt, einmal offensichtlich, einmal gut versteckt. Direkt vor Augen, hinter Kuppen, gleich nach Kurven, sporadisch, über die gesamte Fahrbahn. Eis in verschiedenen Sorten. Ich freue mich, wenn statt dessen das Speiseeis wieder salonfähig wird.

Die Abflüge.

Was für ein Scheiß-Gefühl. Wenn du (ich) dich (mich) mit zu hoher Geschwindigkeit – übrigens, Ursache Nummer 1 bei meinem Abflügen – einer Eisplatte näherst und in diesem Moment genau weißt, dass du abfliegen wirst, weil du im Bruchteil dieser Sekunde keine adäquate Alternative findest, deinen Arsch zu retten. Was für ein Scheiß-Gefühl, wenn du (ich) dich (mich) plötzlich mit einer unterm Schnee versteckten Eisplatte matchen musst und willst. Nicht nur meine Knochen haben Tribut gezollt. Pedale, Steckachsen, Überschuhe, Thermo Radhose, Handschuhe, Überhose, Radjacke – sie alle sind auch froh, den Winter nur mit Abschürfungen überlebt zu haben.

Der Austria Giro 2017.

Mitten in diesem Winter sind auch die Vorbereitungen für den Austria Giro 2017 gefallen. Auch wenn sie noch andauern, es ist großteils angerichtet. Wer den Radsommer seines Lebens erradeln will, ist herzlichst eingeladen. Anmeldung sind noch möglich.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #austriagiro17

PS: Update 13.2.2017. Spät aber doch. Ich habe mich durchchecken lassen (nicht freiwillig). Das Röntgenbild zeigt es klar und deutlich. Am 22.1. habe ich mir bei meiner letzten Besichtigungstour zur den 24 Stunden Burgenland die 8., 9. und 10. Rippe gebrochen. Ob ich was gemerkt habe. Natürlich nicht. Sonst wäre ich nie, die 360 nonstop rund um den See gefahren. Und auch nicht die vielen weiteren Radkilometer davor und danach. Indianerehrenschwindel.

Rennradfahren und Beziehung – do’s and dont’s.

Rennradfahren und Beziehung. Geht das? Natürlich geht das. Am besten, wenn er und sie (sie und sie, er und er, …) dieselbe Leidenschaft dafür aufbringen, dieselben Ziele verfolgen, gleich viel Freizeit haben und auf demselben Leistungsniveau unterwegs sind. Dass das aber nicht oft und fast kaum der Realität entspricht (Ausnahmen bestätigen die Regel) sind Rennradfahren und Beziehung eine harte Nuss. Wer diese problemlos knackt, kann sich glücklich schätzen.

„Warte“. „Komm“. „Nicht so schnell“. „Ich fahr mit“.

Es gibt zwei Konstellationen einer rennradfahrenden Beziehung: A) Ein Partner fährt, der andere nicht B) Beide Partner fahren. Ich habe das Glück Plan B gezogen zu haben. Was das Ganze einfacher verkompliziert. Ich werde mich davor hüten, kurz vor Weihnachten Internas auszuplaudern. Erstens liest meine Partnerin mit und zweitens sind noch ein paar Weihnachtswünsche offen. Außerdem möchte ich weitere Zweisamkeit am Rennrad genießen. Um die Friktionen dabei zu minimieren, folge ich meinen goldenen Regeln:

  1. Chefsache: Sie ist der Chef. Ich schlage vor. Meine Partnerin entscheidet über Route und über Länge der Ausfahrt. Ok. Manchmal verfahre ich mich blöderweise und es wird etwas länger.
  2. Duschen: Es ist nicht egal, wer zuerst duscht. Denn, wenn ich zuletzt dusche, kann ich noch eine Zusatzrunde drehen, um mir die Wartezeit zu verkürzen. Ok. Manchmal verfahre ich mich dabei blöderweise wieder.
  3. Trainingssteuerung I: Gemeinsame Ausfahrten können für mich „recovery rides“ nach meinem Laktatgemetzel oder vor einer geplanten Verausgabung sein – und sind es auch.
  4. Trainingssteuerung II: Gemeinsame Ausfahrten können Krafttrainingseinheiten sein. 90km+ mit nur einem Gang (Kette rechts!) sind auch bei niedriger Geschwindigkeit intensiv und zielführend.
  5. Trainingssteuerung III: Regeneration und Pause sind gut für den Formaufbau. Speziell für sie. Wenn sie also nicht mehr kann/will/darf, kann/will/darf ich.
  6. Kitt: Ein ihr in Aussicht gestelltes Eis oder ein Cappuccino mit Torte in der Sonne sind Brückenbauer und schütten Gräben schnell zu. Zum Beispiel, wenn es einmal etwas länger geworden ist.
  7. Verzicht: Auch wenn es mir weh tut. „Easy going“ Touren mit ihr gepaart mit Tortenverzicht meinerseits, kurbeln meinen Fettstoffwechsel an helfen mir dabei, die Bikinifigur zu finden.
  8. Wetterbericht: „Bei dem Wetter fahre ich nicht.“ Ich schon. So kann es schon vorkommen, dass es manchmal sehr kalt, sehr windig, sehr nass, sehr ungemütlich, sehr heiß, sehr stürmisch ist.
  9. Gruppenfahrten: Schuld sind immer die anderen. Eine Gruppenausfahrt kann ruhig zu schnell sein, zu lange dauern, zu kurze Pausen haben, eine Regenfront erwischen. Eine Gruppenausfahrt rüttelt also kaum an meiner Rücksichtsnahmekompetenz.
  10. Schauspiel: Bei gemeinsamen Ausfahrten darf ich nie (NIE!) meinen gegenwärtigen Unmut über Tempo und Distanz kundtun. Nicht einmal ansatzweise. Die beste Motivation für sie ist meine Müdigkeit. Wenn ich nicht mehr kann, dann will sie erst recht.
  11. Lorbeeren: „Gut schaust aus“. „Schnell bist unterwegs“ „Wow“. Verbale Rosen für sie, sind gute Trainingseffekte für mich.

In diesem Sinne. Rennradfahren und Beziehung. Das geht wirklich.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#styliseyourride #inloveonbike

Rennradfahren – die 15 stärksten Symptome einer Sucht.

Text von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger.
Wann wird Rennradfahren zur Sucht?

Rennradfahren kann süchtig machen. Viele von uns sind es schon. Andere auch, wissen es aber noch nicht. Oder sie verdrängen es. Hier die 15 stärksten Anzeichen und Symptome dieser Sucht.

1. Ihre nächste Urlaubsplanung beginnen Sie auf strava.

2. Bei den nächsten Wahlen wäheln Sie FTP.

3. Im Auto verfluchen Sie jeden Rennradfahrer, den sie überholen oder der ihnen entgegenkommt.

4. Auf die Frage „Ich oder dein Rennrad“ würden Sie sich für Letzteres entscheiden.

5. Sie haben zu Hause mehr Radtrikots und Radhosen als es Sand am Meer gibt.

6. Die Pilzzucht am Boden ihrer Trinkflaschen ist bereits weit über die Grenzen ihres Landes hinaus bekannt.

7. Ihr größter Albtraum wäre der Ausfall ihres Garmin Gerätes. Auch nur ein Teilausfall. Oder zu spät Start drücken.

8. Das letzte Mal geweint haben Sie bei der Landung auf Palma de Mallorca.

9. Ihre Brieftasche ziert ein Selfie mit Ihnen und Ihrem Rennrad.

10. Ihr Partner versteht oft die Welt nicht mehr. Sie ihren Partner nicht.

11. Sie müssen niemanden mehr etwas beweisen, außer strava.

12. Ihre Sammelleidenschaft sind Kudos und COM’s.

13. Sie glauben an die Reincarbonation.

14. Unter der Matraze verstecken die letzten 10 Ausgaben des Tour Magazins.

15. Sie lesen den Blog von ketterechts.

Falls nur einer dieser Punkte auf Sie zutrifft, dann sind Sie mehr als nur gefährdet?

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #venivicibici

PS: Artikel darf gerne geteilt und ergänzt werden.