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Mit dem Rennrad rund um Salzburg.

Mit dem Rennrad rund um Salzburg

Alle Neun. Die noch vor einigen Tagen stabile Schönwetterlage musste genutzt werden, um das Projekt „Roundabout“ zu Ende zu bringen. Somit sind jetzt von mir alle neun Bundesländer in Österreich mit dem Rennrad umrundet worden. Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Vorarlberg, das Burgenland, die Steiermark, Kärnten, Tirol und vor ein paar Tagen auch Salzburg. Es musste also schnell gehen, was wiederum mit der wenig flexiblen Möglichkeit einer bequemen und schnellen Anreise mit dem Zug erneut keine einfache Aufgabe gewesen ist. Mit dem Rennrad rund um Salzburg war eine Nacht- und Nebelaktion. Mit Betonung auf Nacht. Start frühmorgens um 4 in Eisenstadt und Rückkehr am Tag danach kurz vor Mitternacht. Zugfahren, Radfahren und Herumhängen. Alles in allem keine 48 Stunden. Aber wie immer schön der Reihe nach.

Rennradfahren mit Dachsteinblick

Roundabout Salzburg – der letzte Akt.

Die Routenplanung war diesmal ganz einfach. Das hat wohl mit der Topografie des Bundeslandes zu tun. Die geplanten 360 Kilometern mit 4.800 Höhenmetern haben stark auch den Plan einer Nonstop-Umrundung aufflammen lassen. Plan, den ich bis zum Ende immer im Hinterkopf gehabt hatte und auch entsprechend vorbereitet wurde. Im Vergleich zu den anderen „Roundabouts“ hatte ich diesmal keine Hotel-Vorreservierung und auch mein Packesel war auf Night-Modus StVO-tauglich gemacht worden.

Vier weiße Reflektoren pro Laufradseite und einen pro Gabelseite (nach vorne gerichtet – meine waren fälschlicherweise seitlich montiert), rote Reflektoren an den Sitzstreben und am Sattelrohr (nach hinten gerichtet) und je zwei gelbe/orange Reflektoren an den Kurbeln (nach hinten und nach vorne gerichtet – meine waren fälschlicherweise rot). Auch eine Reflektorweste in stylischem Schwarz hatte ich mit (und teilweise an). Dazu noch Licht vorne mit Bracket für die Garmin Halterung (+ 1 Licht Reserve) und Licht hinten (+ 1x Reserve). Inklusive Powerbank. Erfahrung aus dem Race Around Austria kam mir zugute.

Dann war noch das Thema Anreise nach Salzburg mit der ÖBB. Railjet Express, wenn möglich. Und die Frage, wie komme ich nach Wien? Am Ende wurde es die Sicherheitsvariante. REX von Eisenstadt nach Wien und dann RJX nach Salzburg. Die Nacht wäre aber richtig einladend gewesen, mit dem Rennrad nach Wien zu fahren. Zeitlich hätte es wohl kaum einen Unterschied gemacht. Um 0357 Uhr bin ich in Eisenstadt in den Zug gestiegen, kurz vor 0800 Uhr in Salzburg wieder ausgestiegen. Mit Zwischensprint am Wiener Hauptbahnhof. Rad geschultert und Cleats von Gleis 12 auf Gleis 8 in weniger als 4 Minuten. So ist das mit Anschlüssen, die anstatt 9 Minuten eben nur 240 Sekunden dauern dürfen.

Will man einen Plan B?

Am Weg nach Salzburg kamen mir erstmals Zweifel an meinem Schnellplan aufgekommen. Alle mir zur Verfügung stehenden Wetterdaten hatten über Nacht ihre positive und sonnige Ausstrahlung verloren und mir einen weit weg von stabilem Hochdruckwetter gewitteranfälligen Tag prognostiziert. Prognose, die der Blick aus dem Zugfenster im Raum Linz leidvoll bestätigte. Es schüttete wie aus Kübeln. Plan B? Habe ich keinen gehabt. Im Gepäck neben dem, was ich anhatte, nur eine Regenjacke, Beinlinge, Ärmlinge, Werkzeug (2x Schlauch, 2x CO₂ Patrone und Mini-Multitool), Zahnbürste, Zahnpasta und Ladekabeln. Alles, um Gewicht zu optimieren. Wenn ich etwas beim Radfahren überhaupt nicht leiden kann, dann ist es Regen von oben und Nässe von unten. Mein Frühstück bestehend aus zwei Packungen Mannerschnitten, nahm ich deshalb mit einem flauen Gefühl im Magen zu mir. Der so wichtige Morgenkaffee blieb aus. Kaffee aus dem Speisewagen ist nicht genießbar. Ein Koffeinmangel, der sich später mit massiven Kopfschmerzen rächen würde

Mit Verspätung in Salzburg angekommen, suchte ich rasch die geplante Route durch den städtischen Dschungel. Es war zum Glück trocken und noch (oder wieder) schien die Sonne. Über das Navigieren mit einem Garmingerät (ich verwende den Edge 1030 – 4 Jahre alt – Akkuleistung mittlerweile bei unter 60 %) möchte ich separat meinen Frust auslassen. Ich begrenze mich hier nur auf ein paar f***s, denn von Usability ist Garmin weit entfernt. Zum Glück kannte ich mich auch in Salzburg etwas aus, sodass ich die Innsbrucker Straße und dann den Weg zum Walserberg via Flughafen gegen die Anweisungen meines Navigationsgerätes finden konnte. In Glanegg dann die ersten nennenswerten Regentropfen und ein Himmel, der immer grauer wurde. Plan B? Immer noch keinen.

Nur nicht nass werden. Hallein, Golling, Pass Lueg und dahinter die Sinnflut. Ich bin direkt in eine Gewitterfront gefahren. Plötzlich hatte ich einen Plan B. Umdrehen, in den Zug einsteigen und heimfahren. Ich mag es nicht, wenn ich nass werde.

Rennrad fahren in Salzburg

Schwitzen ist viel besser als nass werden.

Um das Nass von oben zu vermeiden, hielt ich kurz vor Tenneck am Straßenrad an. Dass zu diesem Zeitpunkt meine weißen Radsocken schon schwarz waren, nährte den Wunsch nach Plan B. RegenRadar meinte zu diesem Zeitpunkt, dass die Gewitterzelle nach Süden abziehen würde. Meine Route sollte mich über Werfen, Bischofshofen und den Dientner Sattel nach Westen bringen. Ich entschied weiterzufahren. Stehendes Wasser und ein fließender weißer Schaum in den Spurrinnen begleiteten mich. Ich hasse Spritzwasser.

Am Fuße des Dientner Sattel und hinauf nach Mühlbach am Hochkönig dann ganz andere Bedingungen. Die Wolkendecke am Himmel riss auf und die Sonne brannte jetzt mit voller Kraft auf den feuchten Asphalt. Ein türkisches Dampfbad hätte zu diesem Zeitpunkt weniger spektakulär und kaum effektiver sein können. Innerhalb kurzer Zeit war ich so durchschwitzt, als wäre ich in voller Montur in einen See gesprungen. Die moderate Steigung hielt dieses Leid in Grenzen. Doch das würde sich schnell ändern.

Ich kannte den Dientner Sattel und wusste, dass es oben hinaus steil werden würde. Ich hatte aber keine Erinnerung mehr daran, dass sich die Straße am Ende senkrecht in den Himmel hinaufbiegen würde. Eine nicht enden wollende Auffahrt ins Hochkönigreich mit Gepäck und direkter Sonneneinstrahlung im Genick war somit der erste Höhepunkt des Tages. Auch, weil Schwitzen viel besser ist als nass werden. Der zweite Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten. Nach dem Dientner Sattel ist vor dem Filzensattel. Dasselbe nochmals in verkürzter Form. Am Ende der Abfahrt waren Maria Alm und Saalfelden am Steinernen Meer erreicht. Zell am See in Reichweite. Am Horizont jedoch wieder schwarze Wolken über den Hohen Tauern und der Glocknergruppe. Nicht schon wieder Regen!

Der Tauernradweg ist eine Achtebahn.

Von Saalfelden über Maishofen nach Zell am See war es besser den Radweg entlang der B311 zu benutzen, um dann gut beschildert über den Tauernradweg (Salzburg – Zell am See) vorbei am Schloss Prielau direkt am (oder im) Zeller See zu landen. Der Blick von hier Richtung Süden (und dem Kitzsteinhorn) ist normal atemberaubend. Mein Anblick war jedoch ernsthaft mit Sorgen umhüllt. Noch würde Plan B greifen. Zell am See hat eine gute Zugverbindung nach Salzburg.

Von Zell am See nach Bruck an der Großglocknerstraße war es nicht weit. Die Seeuferstraße? Verkehrstechnisch ein Nadelöhr. Der Mini-Radweg für Rennrad kaum geeignet. Aber warum sollten sich Autofahrer hier über mich ärgern, wenn ein Touristen-Bummelzug das größere Hindernis war? Dass dieser mitten auf der Fahrbahn parkt und Menschentrauben rundherum stehen lässt, weil sie den See fotografieren wollen (müssen), wird wohl eine ortsinterne, touristische Abmachung und Duldung sein. Mir war es egal. Ich erreichte Bruck und ließ die Großglockner Hochalpenstraße bei Kilometer 0 einfach rechts an mir liegen.

Mein Ziel war der Billa in Taxenbach. Fast hätte ich wieder die Essenszeit übersehen. Sechs Stunden war ich mittlerweile schon unterwegs. Diese 12 Kilometer auf der B311 sind tricky, aber machbar. Den hier auf der anderen Flussseite verlaufenden Tauernradweg hatte ich verschmäht. Dafür den Eurovelo 14 (auch Tauernradweg) ab Taxenbach nach Schwarzach umso mehr aufgrund seiner achterbahnähnlichen Topografie genossen. Was man hier RadfahrerInnen anmutet, hat schon sadistische Züge. Gut, dass 99,9 % mit E-Bike unterwegs sind.

Komfort vor Abenteuer. Vernunft im Alter.

St. Johann im Pongau war von Schwarzach ein Katzensprung entfernt. Wagrain in weiterer Folge auch nicht wirklich weit. Erinnerungen an den Amadè Radmarathon vor zig Jahren kamen auf. Damals, war das für mich noch eine kaum zu überwindende Steigung. Bis Flachau und Altenmarkt, the Home of Atomic, war mir vieles bekannt. Auch der Weg weiter nach Eben und Hüttau. Über das Lammertal sollte mich die Route weiter nach Abtenau und die Postalm führen. Ein paar Regentropfen haben mich aber davon überzeugt, nach 200 Kilometern und 2.800 Höhenmeter eine Nachtruhe einzuplanen. Obwohl es nicht einmal 19 Uhr war. So ist das im hohen Alter. Komfort geht vor Abenteuer. Das Hotel Post in Sankt Martin im Tennengebirge hatte mich kurzfristig als Gast gewonnen.

Meine senile Bettflucht wurde tags darauf im Hotel mit einer vorverlegten Frühstückmöglichkeit tatkräftig und freundlich unterstützt. Während ich mich stärken konnte, wurde der Frühstücksraum gesaugt. Am Ende konnte ich am zweiten Tag um 8 Uhr mit dem Rennrad rund um Salzburg weiterfahren. Die Wetterprognose für diesen Tag: Hitze!

Seen und gesehen werden. Das Salzburger Seenland.

Die Postalm zum Frühstück? Eine Challenge. Auch weil die 20 Kilometer Anfahrt von St. Martin im Tennengebirge über Annaberg im Lammertal (the Home of Marcel Hirscher) wenig Möglichkeiten zum Aufwärmen geboten hatten. Ganz im Gegenteil. Eine lange Abfahrt und eine im Schatten liegende Seitenstraße entlang der Lammer nach Thalgau haben eher für Abkühlung gesorgt. Der Postalmstraße war das egal. Sie war jetzt da und musste bezwungen werden. 12 Kilometer und knapp 800 Höhenmeter. Ohne den Gegenanstieg nach dem erreichten Plateau mit eingerechnet. Klettern zum Frühstück.

Rennradfahren auf die Postalm

Am Weg mit dem Rennrad rund um Salzburg ist die Postalm das Tor zum Salzburger Seenland und ein Muss. Eine Umfahrung wäre eine Todsünde und außerdem nicht möglich, ohne das Bundesland zu verlassen. Dank Frühaufsteher-Gen war der Aufstieg einsam, entspannt und ohne Hektik. Im Kopf rannte immer eine virtuelle Zeituhr mit. Kilometer dividiert durch restliche Zeit ergaben den Schnitt, den ich mit leisten musste, um meine Zugverbindung um 1907 Uhr nicht zu verpassen. Getrödelt habe ich trotzdem nicht. Postalm hinauf, Postalm hinunter, Wolfgangsee entlang nach Gilgen, 200+ Höhenmeter wieder hinauf, dann wieder bergab und Fuschl am See war erreicht. Mein Wunsch nach Essbarem bliebt aber dort aufgrund des Ruhetages im Restaurant & Cafè dasJakob sowie der noch geschlossenen Küche im Hotel dasJakob unerfüllt.

Mehr Zeit als einen Blick auf den See und die schnelle Weiterfahrt habe ich mir nicht gegönnt. Im Nachhinein betrachtet eine zu hektische Entscheidung. Mir wäre am Ende des Tages noch viel Zeit übrig geblieben, an einem der Seen im Salzburger Seenland zu verweilen. Ganze drei Stunden zu früh war ich nämlich zurück in Salzburg. Genussradfahrer bin ich leider noch keiner. Aber das ist eine andere Geschichte.

Schweißtreibender Abschied vom Salzkammergut.

Dank Eddy Merckx Classic 2017 und der Rennradreise an den Fuschlsee 2018 wusste ich in diesem Moment, was hinter Fuschl am See auf mich warten würde. Eine böse Seestraße. Ein Stich auf leerem Magen. Mit dem wunderschönen Seepanorama im Rücken. Ein schweißtreibender Abschied vom Salzkammergut. Noch 90 Kilometer bis Salzburg entlang der Originalroute. Der direkte Weg wäre viel kürzer, aber trotzdem keine Option. Traumwetter muss man ausnutzen.

Dank Komoot machte ich nach Thalgau Bekanntschaft mit einer kleinen giftigen Nebenstraße. Enzenbergdörfl und über den Wimmerweg auf die Henndorfer Landesstraße. Eine wirklich geglückte Überraschung. Da war das Erreichen von Henndorf und Neumarkt (beide am Wallersee) ein Kinderspiel. Die Zeit für eine Einkehr im örtlichen Spar war gekommen. Das Menü? Vier Ölz Schulmäuse, dazu ein kalter Cappuccino, einen gespritzten Apfelsaft und Wasser für die Weiterfahrt. Übrigens waren es am Tag zuvor nicht vier Schulmäuse, sondern vier Ölz Rosinen Brötchen. Achtung: Keine Werbung. Eine ganz besondere Diät.

Das Salzburger Seenland besticht (bei Schönwetter) durch seine unendlichen Weiten und ständigen Achterbahnen. Es geht hier nicht hinauf, sondern immer wieder hinauf und gleich wieder hinunter. Zwischen Köstendorf bei Salzburg, Mattsee, Seeham, Berndorf bei Salzburg (hier heißt vieles bei Salzburg, obwohl Salzburg schon noch ein Stück entfernt ist), Mattsee, Obertrumersee und Grabensee. Eine Gegend, die zum Rennradfahren einlädt. Bei Schönwetter. Die Eddy Merckx Classic 2017 fuhr hier bei Sauwetter durch.

Der bayrische Einfluss und die oberösterreichische Nähe.

Die Grenze zu Deutschland ist hier sehr nahe und in Oberndorf bei Salzburg sogar passierbar. Die denkmalgeschützte und historische Salzachbrücke verbindet hier zwei Kulturen (!) und ermöglicht es in Laufen in der Gelateria Rizzardini ein echtes italienisches Eis zu genießen. Was ich, in falscher Eile befindend, natürlich nicht gemacht habe. Der Ruf Salzburgs war stärker.

Zwischen mir und der Endstation am Salzburger Hauptbahnhof lagen entlang der Salzach nur noch Anthering und Bergheim bei Salzburg. Salzburg ist von hier über den Tauernradweg erreichbar. Ab Bergheim verläuft dieser direkt am Fluss. Die letzten Kilometer waren also eine kleine Tour d’Honneur und ein passender Abschluss (Triumphzug) meines Roundabout Projektes. Jetzt hatte ich sie. Alle Neune.

Meine Ankunft in Salzburg war wie schon geschrieben viel zu früh. Es blieb noch Zeit in der Getreidegasse dem Massentourismus radeln auszuweichen und am Alten Markt sowie am Residenzplatz vorbeizuschauen, um dann am Hauptbahnhof in der klimatisierten Passage zuerst sowie später im überhitztem Bahnhof selbst einfach nur herumzuhängen. Wie schön wäre die Zeit an einem der vielen Seen gewesen. Statt dessen schlug ich mir die Zeit tot, Menschen zu beobachten, sie diese erstaunt und ungläubig meinen Rennesel beobachteten.

Immer wieder Oje-ÖBB.

Die Umbuchung meines Tickets auf einen früheren Zug war aufgrund mangelnder Radabstellplätze nicht möglich. Dafür war mein RJX maßlos überbucht. Auch mehr als 5 erlaubte Fahrräder wollten nach Wien. Dem Schaffner war das egal und der Dame, die ihr Fahrrad an meines lehnen wollte (nein, sie hat es zwischen zwei hängenden Rädern versucht einzukeilen) musste ich laut meine Meinung kundtun. So war die Fahrt angespannt und um 30 Minuten länger als geplant. Kurz nach 2200 war ich in Wien und es fiel mir nicht leicht dem REX-Anschluss gegenüber einer Fahrt mit dem Rad nach Eisenstadt den Vortritt zu geben. Ich habe das im Nachhinein bereut. Kurz vor Mitternacht, nicht einmal 48 Stunden nach Beginn meiner Reise war ich wieder dort, wo alles angefangen hatte.

Die geplante Nachtfahrt habe ich dann einen Tag später nachgeholt. Bei angenehmen Temperaturen und einem auf Nacht-Modus getrimmten Rennesel.

#ktrchts

PS: Das ständige Hängen von Fahrrändern mit hydraulischen Bremsen (zB. beim Transport im Zug) kann den Bremsdruck verringern. Über mögliche unerwünschte Auswirkungen informieren Werkstatt, Shimano und Youtube.

Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg.

Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg

Es war mein 7. Streich der Roundabout Idee, jedes Bundesland in Österreich mit dem Rennrad zu umrunden. Unsupported versteht sich. Was mit Wien (1 Tag) begonnen hatte, fand die letzten Jahre mit dem Burgenland (2 Tage), Oberösterreich (2 Tage), Niederösterreich (2 Tage), der Steiermark (3 Tage) und Kärnten (3 Tage) seine Fortsetzung. Jetzt gesellt sich Vorarlberg noch dazu. Mit der weitesten Anreise und der kürzesten Strecke. Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg war deshalb eine ganz kleine Weltreise mit Hindernissen. Jetzt fehlen nur noch Tirol und Salzburg.

Die Streckenplanung.

Roundabout heißt, immer brav innerhalb der Bundeslandgrenzen zu bleiben. Was eigentlich schade ist, denn speziell in Österreich verbinden die schönsten Passstraßen gerne zwei Bundesländer miteinander. Im Falle von Roundabout Vorarlberg also keine Silvretta Hochalpenstraße und keine Arlberg Passstraße. Letztere war dann auch noch für Radfahrer gesperrt (bergauf). Für die Streckenplanung wurden also Ortskenntnisse, Strava und Komoot herangezogen. Nach mehreren Adaptierungen standen am Ende 206 Kilometer und ca. 3.000 Kilometer auf der Tagesordnung.

Ein Bundesland, zwei Gesichter.

Vorarlberg ist flach. Von St. Anton kommend Richtung Bregenz. Die Berge erheben sich links und rechts davon steil in den Himmel. Die ersten 110 Kilometer waren also ein lockeres Einfahren. Kaum 200 Höhenmeter und die Gewissheit, dass ab der Hälfte dann noch 2.600 Höhenmeter geklettert werden mussten. Auf nicht mehr als 100 Kilometern. Die Fahrt durch das Klostertal und im Rheintal war grundsätzlich kein Problem, wenn ich nicht ständig mit Baustellen und mit der eigenen Sturheit zu kämpfen hatte. Die Baustellen, insbesondere eine Brückensperre in Feldkirch und die damit verbundene Unmöglichkeit via Garmin zu navigieren, hatte dafür gesorgt, dass wir (ich war in Begleitung von Phillip) dank meiner Ortskenntnisse einen ungeplanten Abstecher nach Liechtenstein gemacht haben. Ich war noch nie in Liechtenstein. Damit habe ich das auch abgehackt.


Zurück auf die geplante Route haben wir dann erst wieder in Bregenz gefunden. Da Garmin immer wieder versucht hatte, mich zu jenem Punkt zurück zu lotsen, an dem ich die Route verlassen hatte, wurde Garmin einfach abgewürgt und intuitiv navigiert. Trotz weiterer Sperren und für Rennräder ungeeignete Schotterwege entlang des Rheins auf Schweizer Seite waren der Bodensee und Bregenz erreicht. Fotostopp und Pause in der Innenstadt.

Der Bregenzerwald.

Gleich nach der verdienten Mittagspause wurde Anstieg 1 von 11 in Angriff genommen. Richtung Sulzberg. Psychisch ein Hammer. Den Pfänder hatte ich bei der Routenplanung ausgelassen, denn die Auffahrt wäre nur als Stichstraße möglich gewesen. Oder durch nicht bekannte und zu empfehlende Seitenstraßen. Auf dem Weg nach Sulzberg ist uns Emanuel Buchmann entgegengekommen. Deutscher Meister auf der Straße im Bora Hansgrohe Teamoutfit. Trifft man auch nicht alle Tage. Am (oder in) Sulzberg genossen wir eine wunderbare Aussicht auf das Allgäu und gleich anschießen eine steile und vor allem sehr schmale Abfahrt. Techniktraining der Extraklasse. Übrigens ist das Allgäu hier zum Greifen nahe.

Wie schon erwähnt, gilt es möglichst nahe an der Bundeslandgrenze (in diesem Fall Staatsgrenze) zu fahren. Dieser Umstand (und meine Planung) bescherten uns deshalb noch ein paar Extra-Meilen und Höhenmeter Richtung Hittisau. Beim Sutterlüty vor Ort gab es die zweite Pause. Über Egg, Mellau und Au erreichten wir dann die Originalstrecke des Race Around Austria. Erinnerungen an dieses geniale Event wurden wach. Ich habe noch genau gewusst, wo und wann ich hier gefahren bin, wo wir damals gewechselt haben und dass der Hochtannbergpass schon ziemlich fordernd ist. Letzter Stopp für uns, Schoppenau. Im Schlepptau eines Traktors, den wir 5 Kilometer lang catchten und der uns dann aber kaum 1 Kilometer Windschatten gegeben hatte.

Der Hochtannbergpasse.

Es gibt viele wunderschöne Alpenpässe. Der Hochtannbergpass gehört mit Sicherheit dazu. Seine Einzigartigkeit macht ihn aus. Die Brücke von Schröcken ist sein Wahrzeichen und eines der bekanntesten Fotomotive. Der Rest? 12 Kilometer und 700 Höhenmeter bis hinauf auf über 1.700 Metern über dem Meer. Von hier aus bis zum Ziel war nur noch der Flexenpass im Weg.

Hochtannbergpasse bei Schröcken


Vom Hochtannbergpass war Warth am Arlberg schnell erreicht. Neben den grünen Wiesen und schönen Bergen konnten wir die Sünden des hier dekadenten Wintertourismus klar erkennen. Ein Chalet reiht sich dem anderen ein. Lech ist 5 Kilometer weiter nicht anders. Fast schon eine Metropole. Dafür ist Zürs, das wir durch einen kilometerlangen Tunnel erreicht haben, um diese Jahreszeit ausgestorben. Nur ein ständig auf und ab fliegender Hubschrauber störte die beton-betonte Stille.

Endstation Flexenpass. Noch ein paar spektakuläre Galerien und die letzten atemberaubenden Kehren nach Stuben am Arlberg und Vorarlberg war umrundet. Übrigens waren die letzten Kehren aufgrund des Verkehrs (Arlberg Straßentunnel gesperrt) ein Kriechen auf zwei Rädern. Es gibt ganz schön viele LKWs mit Ausnahmegenehmigung. Ende gut, alle gesund daheim. 228 verfahrene Kilometer und 2.888 Höhenmeter.

Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg:

  • 206 Kilometer (ohne Verfahren)
  • 2.888 Höhenmeter
  • Highlights: Klostertal, Bregenzer Festspiele, Bodensee, Bregenz Altstadt, Bregenzerwald, Hochtannbergpass, Flexenpass, Abfahrt nach Stuben am Arlberg
  • Idealer Startpunkt: Feldkirch (per Bahn am leichtesten erreichbar)
  • Gefahrenstelle: Tunnel nach Lech Richtung Zürs. Befahren außerhalb der Leitplanken möglich (kein Gehsteig, aber Betonplatten), umfahren nur mit MTB empfehlenswert
  • RenneEsel Holzrahmen: 52/36 und 11/34

#ktrchts #machurlaubfahrrennrad