Schlagwort: Satire

Die Zukunft des Radsports durch Covid-19.

Zukunft des Radsports

Wohin des Rades? Keine Ahnung. Kann wohl niemand sagen. Auf jeden Fall geht’s geradeaus in eine ziemlich ungewisse Zukunft. Aktuell kann die Zukunft des Radsportes einfach nicht geschrieben werden. Keine Frühjahrsklassiker, kein Giro, keine nationalen Rennen und unterschiedliche Verordnungen was das Rennradfahren in den Ländern Europas betrifft. Die Ausgangssperren und somit das Radverbot in Italien und Spanien sind die Spitzen des Eisbergs. Als in Österreich lebender habe ich glücklicherweise noch Spielraum. Auch wenn man mich und die anderen Rennradfahrer als Schwerverbrecher ansieht, weil wir uns nicht an eine Empfehlung des ÖRV halten. Empfehlung, kein Verbot. Aber dieses Thema hatten wir schon. Die Zukunft des Radsports bleibt ungewiss.

Die neue Normalität.

Österreichs Regierung spricht von neuer Normalität, wenn sie ein Szenario für die Post-Corona-Zeit skizziert. Was damit gemeint sein kann, steht in den Sternen. Zielsicher begibt man sich seitens der Politik täglich ins Nirvana, indem man eine Verordnung nach der anderen unüberlegt verkündet, um wenig später wieder nachbessern zu müssen bzw. Tage später eine Erklärung abgibt, dass alles gar nicht so gemeint war und aus dem Zusammenhang gerissen worden ist. 

Ein Blick in die Zukunft.

Die Zukunft allgemein und auch jene des Radsports beschäftigt auch mich. Da ist viel Platz für Satire, Humor und noch unvorstellbare Realität. Vielleicht auch für uns alle die Chance wieder gemeinsam ins Freie gehen zu können. Mir fehlen schon die gemeinsamen Ausfahrten, auch wenn ich am liebsten allein in der Gruppe fahre. Mit einigen Entbehrungen oder mit Verordnungen lässt sich das vielleicht bald schon realisieren. 

Alles wird gut. Alles wird E.

E-Cycling, eh klar. Was soll nach Corona sonst überhaupt noch übrig bleiben. E-Tour de France, E-Giro, E-Vuelta, E-Ironman, E-RAM, E-Ötztaler Radmarathon. Die Auflistung könnte ewig fortgesetzt werden. Die Technik macht es möglich. Ob es die Psyche auch durchhält?

Maskenpflicht

Wie beim Einkaufen könnten wir Masken tragen. Machen wir im Winter sowieso schon, wenn es kalt ist. Einfach den Buff über Mund und Nase ziehen. Auch im Sommer bei 35°. Problematisch wird es nur beim Trinken und essen. Aber auch dafür wird man eine Lösung finden.

Vollvisierhelm

Effizienter und effektiver wäre ein Vollvisierhelm. Zum Schutz der Mitfahrenden. Keine Spucke und keine Naseninnereien könnten somit ungehindert andere gefährden. Mein Selbstversuch hat ein paar Nachteile ans Licht gebracht. Da ist noch viel Luft nach oben.

GPS-Tracking

Garmin, Wahoo & Co. könnten mit der „Stopp Corona„-App erweitert werden. Mittels digitalem Handshake sollen vollautomatisiert Rennrad-Begegnungen gespeichert werden. Tritt ein Corona-Fall auf, sperrt die App den Fahrradcomputer all jener, die mit der besagten Person Rad gefahren sind. Gleichzeitig, wird das Rad massiv beschädigt, damit dieses mindestens 14 Tage lang nicht mehr benutzt werden kann. Genau die Zeit einer häuslichen Quarantäne. Diese Vorsichtsmaßnahme überträgt sich via Bluetooth auch auf das Zeit-, Dritt- und Viertrad.

Verpflichtende Fiebermessung.

Wer sich aufs Rad setzt, muss sich zuerst einem Fiebertest unterziehen. Das geht mit den neuen GPS-Modellen recht einfach. Gerät einschalten, an die Stirn halten und 20 Sekunden warten, ob ein Signal ertönt. Hat man keine überhöhte Temperatur, schaltet sich das GPS ein. Sonst nicht. Händische Aufzeichnungen zählen auf Strava dann nicht.

Massen-Einzelzeitfahren.

Zukünftig könnten Radrennen als Masen-Einzelzeitfahren veranstaltet werden. Damit werden Gruppenbildungen verringert. Jede paar Minuten darf jemand starten. Nehmen wir den Ötztaler Radmarathon zum Beispiel. Der oder die Erste startet um 6:45 Uhr, der oder die Letzte circa 4.000 Minuten später. Also 66 Stunden später. Das sind fast drei Tage. Wird ein langes Event.

Elektronische Abriegelung.

Das Fahren hintereinander und das Fahren nebeneinander werden verboten. Wie im Triathlon. Nur dass es wirklich verpflichtend wird, nur mehr außerhalb der Windschattenbox zu fahren. Das ist drei Meter seitlich und 10 Meter zum*r Vordermann*frau. Als technisches Hilfsmittel bekommen alle GPS-Geräte einen Abstandssensor, welcher das Rad elektronisch oder mechanisch abriegelt. Highsider sind vorprogrammiert. Das Fahren ohne GPS ist selbstverständlich absolut untersagt.

Passstraßen buchen.

Um am Berg trainieren und fahren zu können, wird es die Möglichkeit geben, einige Passstraßen für private Zwecke zu buchen. Für sich ganz allein. Versteht sich. Dazu gibt es natürlich eine eigene App, auf der man die freien Termine finden und fixen kann. Der Preis für Miete und Reservierung richtet sich nach Länge und Höhe der Passstraße. Sonnige Tage kosten natürlich extra. Bei Regen, Kälte und Schnee gibt es Sonderrabatte.

Räumliche Umbauarbeiten.

Die eigenen vier Wände lassen sich ganz einfach umbauen. Wir brauchen für das Indoo-Cycling ganz neue Perspektiven. Häuser werden zum Beispiel auf Drehscheiben gebaut. Diese sind mit dem Smarttrainer verbunden. Dreht sich das Rad, dreht sich das Haus. Die Sicht aus dem Fenster ähnelt dann jener auf der Straße. Bäume fahren vorbei, Häuser bewegen sich, Menschen kommen ins Bild. Eine neue Dimension entsteht.

Spuck- und Rotzbags

Der Coronavirus wird durch Tröpcheninfektion übertragen. Spucken und rotzen sind also tabu. Jeder Radfahrer bekommt einen Rucksack. Zwei Schläuche gehen direkt in den Mund und in die Nase. Die Spucke und der Rotz werden direkt über diese Schläuche im Bag gesammelt. Die Straße udn die Umwelt bleiben celan.

Radkarosserie.

Fahrtwind ade. Rennräder bekommen leicht Karosserien. Natürlich aus Carbon oder sehr leichtem Kunststoff. Damit löst man viele Probleme auf einem Streich. Sicherheit bei Stürzen und Aufprall, Schutz vor Infektion und wir alle bekommen ein Nummernschild. Technische Freaks können sich sogar Solaranlagen einbauen und die gewonnene Energie für das GPS-Gerät nutzen. Vortrieb ist damit nicht erlaubt.

„#StayAtHome“, „#BeSafe“ oder „#StayHealthy“

Um zu signalisieren, dass man ein mündiger und gehorsamer Bürger ist, werden Hashtags wie #StayAtHome, #BeSafe, #StayHealthy und natürlich jede erdenkliche Abwandlung davon, zum Statement. Kein sozialer Post ohne diesem Signal an die Menschen. Man zeigt sich solidarisch. Und fährt dann ungeniert seine Runden im Freien.

Egal was, egal wie. Wir werden sehen. Auf alle Fälle: Alles wird gut. Bleibt gesund.

ktrchts

So ticken Bahnradfahrer – eine wertfreie Anlayse unterschiedlicher Charaktere.

Von Montag bis Freitag. 1500 bis 2000 Uhr. Das Dusikastation ist beliebter Treffpunkt der Spezies Bahnradfahrer. Im engsten Kreis. Auf engstem Kreis. 250 Meter. Wer schwindelfrei und laktattolerant ist, betritt regelmäßig das Oval im 2. Wiener Gemeindebezirk. Seit letztem Jahr, auch dank der Initiative von Bernahrd K, ist es an manchen Tagen enger als üblich. Viele Kohl Boys sind durch das Schnuppern zu Stammkreiser geworden. Nicht alle aber beherrschen die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze die hier herrschen.

Jeder, der eine Lizenz löst und seine Keycard ordnungsgemäß für den Eintritt nutzt ist frei, sich zu bewegen wie er will. So lange eben keine Mitdreher gefährdet und genötigt werden. Damit das nicht passiert gibt es Hallenregeln. Diese hat man zur Kenntnis zu nehmen und zu akzeptieren. Einzig allein das Demütigen ist erlaubt. Weil es ja Radsport ist. Für Egoisten. Ich denke, dass beim Bahnradsport fast so viele solcher jener unterwegs sind wie beim Triathlon. Auch wenn ich die Tendenz zu Team- und Gemeinschaft nicht verleugnen kann. In den Pausen.

Trotzdem sind es unterschiedliche Typen (und Innen) welche auf der Bahn ihre Runden drehen. Hier mein komplett wertfreier Versuch sie zu kategorisieren. Nomen est omen.

Der Vornefahrer: Er besticht durch seine Konstanz und Präzision. Wie ein schweizer Uhrwerk spult er seine Runden ab. Meist an der blauen Linie. Mit genialer Linienführung. Wattgesteuert. Im 60 Minuten Takt. Mit Scheuklappen. Nichts bringt ihn aus dem Tritt. Den runden. Weder links von ihm noch rechts von ihm. Der Vornefahrer ist leicht an seinem Schwanz zu erkennen. Jenen, den er in seinem Windschatten mitschleift. Die Länge des Schwanzes variiert je nach Geschwindigkeit. Je schneller, desto kürzer.

Der Nievornefahrer: Dieser ist vergebens vorne im Wind zu finden. Sein bevorzugtes Terrain ist das Schwanzende. In sicherer Position. Seine Stärke ist die Mathematik. Perfekt rechnet er sich aus, wie lange es brauchen wird, bis er durch das regelmäßige abwechseln in der Führung – sofern kein Vornefahrer die Gruppe lenkt – nach vorne gespult wird. Spätestens in Position 3 verabschiedet er sich. Nach unten oder nach oben. Um wenig später wieder am Schwanzende aufzutauchen. Damit beginnt das Spiel wieder von vorne.

Der Vornewegfahren: Der Vornewegfahrer wird in der Gruppe wie üblich pö a pö nach vorne gespult. Sobald dieser Typ dann Wind spürt, beschleunigt er aus der Spitze heraus. Ob wegen des Windschattens, der Euphorie, des Egos oder was auch immer. Schnell hat er die Reisegeschwindigkeit der Gruppe um mindestens 2 bis Spitzen von 5 km/h erhöht. Ganz zum Verzweifeln der Hinterihmherfahrer, welche sich genötigt fühlen auch das Tempo zu verschärfen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Diese Fahrer tragen nicht wirklich zur Harmonisierung der Gruppe bei. Spätestens nach 2 – 3 Runden sind die Vornewegfahrer dann aber wieder eingeholt. Ihr Schicksal wird mit dem Durchreichen nach hinten besiegelt. Bis sie wieder vorne sind.

Der Nebeneinanderfahrer: der Nebeneinanderfahrer hat in den meisten Fällen ein Teamtrikots. Zum Beispiel eines deutschen Reifenherstellers. Oder mit einer rot-weiß-roten Banderole um die Brust. Zu beobachten ist er logischerweise im Rudel. Leicht verwandt mit den Vornefahrern – jedoch mit gemäßigterem Tempo, ist Quatschen das primäre Ziel. An der blauen Linie. Wo er ja laut Hallenordnung auch seine Spezialität trainieren darf.

Der Ichfahreschonseitzwanzigjahren: Auch bekannt als Besserwisser oder Ständignörgler. Dieser Typ ist der geheime Chef. Im Innenfeld und auf der Bahn. Weiß alles. Kann alles. Tut alles. Sein besonderes Kennzeichen: Tiefe Blicke beim Überholen. Frei nach dem Motto „Ich weiß wo dein Auto steht“. Sanktioniert die kleinsten Vergehen mit Zeigefinger und Ermahnung. Egal ob zu frühes Absteigen oder das Überfahren einer Linie um Millimeter. Besonders allergisch reagiert der Ichfahreschonseitzwanzigjahren auf die Nebeneinanderfahrer.

Der Stresser: Dieser Typ kann sich schwer entscheiden. Zu sehen immer und überall. Ständig hält er Ausschau auf schneller Gruppen, um diese ohne Rücksicht auf Verluste aus der bestehenden einzuholen und mitzufahren. Egal ob diese unter oder oberhalb vorbeifährt. Hinterlässt in jedem Fall immer ein Loch, welches von den hinter ihm fahrenden geschlossen werden muss. Besonders Merkmals des Stressers ist auch sein unkonventioneller Stil am Rad. Arschhüpfen deluxe.

Der Schrauber: Diese sympathische Spezies verbringt die meiste Zeit im Innenfeld. Ausgerüstet mit jeder erhältlichen Größe an Imbus- und Schraubenschlüsseln kann er innerhalb kürzester Zeit Zahnkränze und Kettenblätter wechseln, Ketten tauschen, Hinterräder wechseln und Vorbauten ummontieren. Kommt meistens auch mit mehreren Taschen gefüllt ins Stadion. Bedruckt mit italienischen und französischen Wörtern wie Campagnolo und Mavic.

Die Kilometerfresser:  Kurz nach 1430 Uhr, sofern der Hallenwart gute Laune hat, betritt der Kilometerfresser die heilige Halle. Noch bevor das Licht eingeschaltet ist er schon bereit Runden zu drehen. Am liebsten täglich. Was ja nicht geht. Deshalb auch die oft vorherrschende schleichte Laune. Gegen 1800 Uhr hat der Kilometerfresser bereits 100 km am Tacho. Leicht zu erkennen ist der wahre Kilometerfresser an der Aussage „ein paar Runden fahre ich noch – habe ja noch 1 Stunde Zeit“. Eben, nachdem 100 km bereits am Tacho sind.

Natürlich lässt sich diese Aufstellung beliebig erweitern. Vielleicht mache ich es auch noch. Stay tuned.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
www.facebook.com/dieketterechts

Ironman 24.12

Einst lebte in der kleinen Stadt Nazareth Josef, ein fleißiger und sehr talentierter Triathlet. Er lebte dort mit seiner Frau Maria, ebenfalls Triathletin, und seinen 4 Carbonrädern.

In jenen Tagen ergeht ein Befehl des römischen Kaisers Augustus. Alle Triathleten des Reiches müssen sich für die Jahreslinzenz in einem Verzeichnis eintragen. Für Josef und seine Frau bedeutet dieser Befehl: Sie müssen sich in der Stadt Bethlehem im Süden des Landes in diese Liste eintragen lassen, weil Josef ursprünglich aus Bethlehem stammt. Von ihm würde der Triathlonverband die Reise wohl verlangen. Nazareth – Bethlehem, das sind: 3,8 km Schwimmen. 180 km Radfahren unx 42,196 km laufen. Doch muss die schwangere Maria auch diese anstrengende Reise machen? Außerdem ist es doch die kalte und trainingsarme Jahreszeit, und von Nazareth nach Bethlehem geht es oft durch unwegsames Gelände. Und wo würde man auf der Reise Wechselzonen und Labstationen finden? Fragen, die in keiner Wettkampfbesprechung erörtert werden.

Doch keine Bitte um Schonung der Frau hilft. Ob krank, ob schwanger oder hoch betagt – wen interessiert von den Funktionären die Not der Athleten? Und wer kann sich in ihre Sorgen einfühlen? Niemand. Das sind ja selber keine  Sportler. Der Statthalter Roms – ein übergewichtiger Wichtigtuer – hat es so befohlen, und deshalb muss sich die ganze Familie Josefs mitten in der kalten Zeit mit Schwimmbrille, Schwimmhaube, Neopren, Rennrad und Laufschuhe auf die beschwerliche Reise machen. Mit ihnen ein Esel, welcher das gesamte Gepäck zu tragen hatte. Es ging zuerst durch den See Genesareth. Josef war in der 2. Startwelle. 15 Minuten hinter den Pro`s. Zwei Runden à 1,8 km inklusive Landgang. Kurzfristig war das Schwimmen im Toten Mehr – inklusive Neoverbot angesetzt gewesen. Diese Idee wurde aber dann verworfen.

Nach dem erfolgreichen Schwimmen warteten 180 flache Radkilometer Richtung Süden. Josef war mit einer Übersetzung von 54 vorne und 11/25 hinten unterwegs. Recht flott. Etliche auf Eseln reitenden Marshalls waren darauf bedacht, das Windschattenverbort rigoros einzufordern und bei Verstoß mit gelber, roter oder schwarzer Karte ahnden. Die Penalty Box war jeweils ein mit römischen Soldaten bewachtes Zelt. In diesem Zelt warteten Brot und Spiele. Ein Grund warum kein Athlet sich des Windschattenfahrens bemächtigte. 

Den anschließeden Marathon rund um Bethlehem schaffte Josef dann auch noch. Es ging durch die engen Gassen. Vorbei an den Ständen heimischer Markanbieter. Quasi ein Spalier. Wie zu Zeiten der Tour de France rauf auf Alp d’Huez viele, viele Jahre später. Der Kurs war schwer weil die Bodenmarkierungen kaum sichtbar waren. Die Römer hatten Sie auf Wände gemalen. Doch die vielen Menschen versperrten die Sicht. So wusste Josef nie wo er gerade unterwegs war. Polar und Garmin waren zu dieser Zeit noch nicht am Markt. Josef lief nach Gefühl und nach freiem Platz.

Josef erreichte noch in der Karenzzeit die Finish Line. Seine Frau Maria wartete schon dort. Sie hatte ein obligates DNF. Die Schwangerschaft zwang sie zur Aufgabe. Erschöpft und durchgefroren waren nun beide in Bethlehem. Vergebens suchten Sie die Ziellabe und das Sanitätszelt. Finisher Medallie und Finisher Trikot gab es auch noch nicht. Das sollte man erst viele viele Jahre später erfinden, um die horrend hohen Startgebühren zu rechtfertigen.

Beide sehnen sich jetzt nur noch nach einer warmen Unterkunft, um etwas zu schlafen und Nudeln zu essen. Die Lizenz würden sie erst morgen bekommen. Eine Übernachtung ist deshalb Pflicht. Auch eine Idee, welche die kaufmännisch orientierten Ironman Veranstalter von heute aufgegriffen haben. Je länger Athleten an einen Ort gebunden werden, desto höher ist die Wertschöpfung für die Region.

Doch wer wird sie aufnehmen. Maria und Josef hatten kein Internet. Es gab überhaupt kein Internet. Und auch keine Buchungsplattformen. Maria und Josef hatten also noch keine Unterkunft buchen können. Die Familie geht deshalb von einer Herberge zur anderen und klopft an. Doch eine hochschwangere Frau? Sie könnte jeden Augenblick das Kind zur Welt bringen. Wer fühlt sich ein in die Athleten und ihre Not, die nur um einen bescheidenen billigen Schlafplatz bitten und ihre Räder auch noch mit ins Zimmer bringen wollen? Das bringt Probleme, so denkt sich der kaltherzige Hotelier. Und so kommt es dann: In einem Quartier nach dem anderen werden sie abgewiesen. Niemand möchte die arme Triathlon-Familie samt der Carbonräder aufnehmen.

Maria, Joseph und der tapfere Esel ziehen hilflos durch die Straße. Maria spürt, wie sich das Kind in ihrem Körper bewegt und geboren werden möchte. Soll sie es nun etwa im Expo Gelände auf die Welt bringen? Und würde es nicht gleich erfrieren in der großen Kälte ohne Dachüber dem Kopf? Maria fleht in ihrer Verzweiflung in ihrem Inneren zu Gott um Hilfe.

Die Dunkelheit bricht bereits herein, und als Joseph ein weiteres Mal anklopft, öffnet eine Wirtin, ebenfalls Triathletin, die Türe. Sie sieht die Not der Familie und denkt sich: „Wenigstens in unserem Stall könnte ich sie unterbringen.“ Und sie sagt: „Ein Zimmer habe ich nicht. Aber einen brüchigen Stall. Dort sind einige Tiere untergebracht. Dort könnt ihr bleiben in der Nacht, wenn ihr das wollt!“


Da beginnen bei Maria auch schon die Wehen. Puls anerob. In Intervallen. Die junge Frau liegt mitten im Stroh für die Tiere, und sie hat starke Schmerzen. Kein Arzt und keine Hebamme sind zur Stell. Kein Rotkreuz Mitarbeiter. Niemand. Aber Maria ist tapfer. Sie denkt an die vielen Zieleinläufe. Auf die leztzte Kilometern der diversen Marathons. „Wenn ich das geschafft habe, dann schaffe ich auch diese Geburt.“ Maria gibt sich kämpferisch. Josef steht ihr bei. Holt ihr immer wieder einen Becher Wasser. Schüttet diesen Maria über den Kopf. „Nur nicht aufgeben“, schreit er. Mit lauten Klatschen pusht er Maria auf den letzten Wehen zur Höchstleistung. 


Und so nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Noch in dieser Nacht bringt Maria Jesus mitten unter den Tieren zur Welt.Der Retter ist da.

 

Frohe Weihnachten und Kette rechts.