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Das Ötztaler Radmarathon Jubiläum.

Ötztaler Radmarathon Jubiläum

Was wurde im Vorfeld nicht alles über dieses heiß ersehnte Ötztaler Radmarathon Jubiläum geschrieben und diskutiert. Über die neue Strecke hinauf auf den Haimingerberg, über das Wetter und über alles andere, worüber vor dem Rennen Jahr für Jahr sowieso auch unzählige Male debattiert wird. Diesmal vielleicht zurecht. Möglicherweise wenig sachlich, dafür umso emotionaler. Weil eben die Kombination aus all dem bei vielen Teilnehmer*innen am Freitag und Samstag und sogar am Sonntag in der Früh etwas ausgelöst hat. Ob es Angst, Respekt, Sorge oder einfach nur ein ungutes Gefühl war, lässt sich schwer sagen. Auf alle Fälle hat das 40. Ötztaler Radmarathon Jubiläum nicht nur einiges versprochen, sondern auch gehalten. Hart. Härter. Jubiläum.

Feste soll man feiern, wie sie fallen. Radmarathons auch.

Es hätten apokalyptische Zustände sein sollen. Wenn die Vorhersagen einiger (fast aller) Wetter-Apps und Wetterexpert*innen eingetroffen wären. Diese Radwelt-Untergangsstimmung hat viele davon abgehalten überhaupt nach Sölden zu fahren und letztendlich am Sonntag um 6:30 Uhr am Start zu stehen. Der Autor ist selbst im Dilemma zwischen Gesundheit und Abenteuer fast verfallen. Am Ende waren von den 4.010 Gemeldeten gerade einmal 2.754 am Start. Auch der Autor. Das Ziel gesehen haben davon 2.261. Nicht der Autor. Aber diese Geschichte wollen wir etwas später erzählt bekommen.

Die Vorhersagen haben also das Schlimmste befürchten lassen. Zum Schluss hat sich nur eine der vorhergesagten Katastrophen bewahrheitet. Der Haimingerberberg. Das Sattele mit seinen 1.000 Höhenmetern auf knapp 9 Kilometern Länge war kein Aufwärmen nach der Abfahrt bis Haiming, sondern ein frühmorgendlicher Saunaaufguss. Zu schwer. Viel zu schwer. Natürlich auch der Berg selbst. Viel mehr war es aber der Ballast an Winterjacken, Überschuhen, Beinlingen, Handschuhen und Mützen vieler, die, weil sie gut aufgepasst hatten, sich vorsichtshalber zu warm angezogen haben und eher für ein Winter-Opening gerüstet bereit gewesen wären . Autor inklusive. Es war die Hölle. Und das Flehen nach etwas Kühle wurde erst hoch oben am Kühtai erhört. Ist schon paradox. Man startet in der Früh eingepackt mit der Angst zu erfrieren und wünscht sich dann am ersten Berg etwas mehr Abkühlung. Hart. Härter. Ötztaler Radmarathon Jubiläum.


Meistens kommt es anders. Und schöner als man denkt.

Dem nicht genug. Während die Abfahrt vom Kühtai nach Kematen dank Thermo von der Temperatur her angenehm war, stieg am Weg zum Brenner und dann weiter nach Sterzing die Gefahr, das Lungen-Muskel-System weiter zu überhitzen. Der Höhepunkt dieser Overdressed-Strategie wurde dann am Fuße des Jaufenpasses erreicht und in St. Leonhard wiederholt und sogar übertroffen. 20° plus hatte niemand auf der Rechnung. Statt des erwarteten und prognostizierten Schneefalls wurden die meisten Teilnehmer*innen mit typischen Ötztaler Radmarathonwetter vom Wettergott so richtig auf die Schaufel genommen. Das Gefühl, innerlich an Hitze zu explodieren, hat auch der Autor mehrmals erlebt. Ausziehen war aus Mangel an Taschen zwecklos. Die Lehre daraus? Manchmal kommt es anders, als man denkt. Und das sogar noch viel schöner und besser.

Aller Fahrer*innen unter 8, 9 und sogar 10 Stunden hatten also ein mehr als passables Ötztaler Radmarathon Jubiläum. Mit dem Prädikat trocken. Etwas unterkühlt vielleicht. Die anderen haben das erwischt, was allen hätten blühen sollen. Zuerst Eisregen, dann Regen, später und am Ende Land unter. Von Schönau bis Sölden. Von 17:30 Uhr bis zum Eintreffen des letzten Teilnehmers im Ziel. Spät aber doch. Leider. Es bleibt der Trost, dass der Montag noch grauslicher gewesen wäre. Hart. Härter. Sauwetter am Timmelsjoch. Wie jedes Jahr.

Jubiläum mit Tücken.

Es war also ein Jubiläum mit Tücken. Ein klassischer Ötztaler Radmarathon. Das Jahr Pause hat dem Event überhaupt nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Es war fast alles wie immer. Das Flanieren in der Expo, die Fachsimpeleien unter Kolleg*innen, die Hektik am Mavic Reparaturstand, das Relaxen im Hotel, der acht Euro 50 teure Apfelstrudel im ice Q am Gaislachkogel, das Zuschauerspalier am Kühtai, die Fankurve am Bergisel in Innsbruck, die Dolce Vita am Brenner, der Adrenalin-Kick im Gossensaß-S, das rettende Wasser am Alpenblick in Kalch, die mittlerweile zur Autobahn gewordene Abfahrt nach St. Leonhard in Passeier …

Das Ötztaler Radmarathon Jubiläum hat nichts ausgelassen und business as usual angeboten. Das Fehlen der Pasta-Party ließ sich mit einem € 12 Gutschein gut verkraften. Und die 3G-Regel hat nur einmal einen kleinen Aufwand verursacht. Das gelbe oder rote Band haben alles schnell in Normalität übergehen lassen. Dominik Kuen und sein Team können (und dürfen) aufatmen.

Ötztaler Radmarathon

Über das bessere Wetter darf und soll man sich also nicht beschweren. Die Ausweichstrecke war auch keine gewollte Schikane. Zum Jubiläum hat alles so sein wollen. Dass einige die Gesundheit über das Risiko gestellt haben, ist groß anzurechnen. Egal ob sie jetzt nicht gestartet sind oder aufgegeben haben. Und wer gar nicht nach Sölden gekommen ist, der wird auch seine Gründe gehabt haben. 2022 gibt es wieder eine Chance. Dann heißt es 40 Jahre Ötztaler Radmarathon, nachdem der erste im Jahr 1982 ausgetragen wurde. Noch ein Jubiläum am 28. August 2022. Noch einmal Haiminberberg? Vom Wetter reden wir jetzt noch nicht. Das tun wir sowieso.

DNF is an option. Der Autor hat sich aufgegeben.

Zurück zum Autor, der bei seiner 15. Teilnahme am Ötztaler Radmarathon zum dritten Mal das Finisher-Trikot nicht abholen konnte und zum zweiten Mal das Rennen im Besenwagen zu Ende bringen musste (wollte). Einmal ist er gar nicht an den Start gegangen. Auch das gibt es.

Für ein DNF gibt es keine Ausreden. Es war eine lang aufgeschobene Entscheidung, die schon am Weg zum Sattele maturierte. Zu groß die Rückenschmerzen, die schon einige Wochen den Alltag und das Training geprägt hatten. Kühtai, Kematen, Innsbruck, Brenner, Sterzing, Jaufenpass und St. Leonhard wollten noch mit Willenskraft erreicht werden. Letztendlich kam knapp 27 Kilometer vom Timmelsjoch entfernt das freiwillige und erlösende Aus. Es war eine schmerzliche, aber richtige Entscheidung. Am Straßenrand sitzend und wartend zuerst und im ewig nicht daherkommenden Besenwagen danach, konnte deshalb eine andere Sicht auf den Ötztaler Radmarathon geworfen werden. Jene mit Fokus auf die wahren Helde*innen. Bei den Fahrer*innen und Helfer*innen.

Was hinter den Schnellsten passiert, gehört in den Mittelpunkt. Der Autor möchte die letzten Zeilen genau diesen Menschen widmen. Sie machen den wahren Spirit des Ötztaler Radmarathons aus. Jene Menschen, die unbedingt das Ziel erreichen wollen und jene Menschen, die alles geben, damit jeder das Ziel auch erreichen kann. Die letzten Kilometer hinauf auf das Timmelsjoch sind zwischen 18 und 19:30 Uhr ein Film in Zeitlupe. Die verzweifelten Blicke jener sich Tritt für Tritt nach oben Kämpfenden sprechen Bände. Sie sind emotionale Ausdrücke einer verbissenen Leidenschaft. Der Allerletzte wird umzingelt und angefeuert. Er hat die wartende Ausflugsmeute im Nacken und ist jener, der entscheidet, wann hier alle Helfer*innen Feierabend haben werden. Großen Respekt.

Man muss nicht schnell sein, um zu gewinnen.

Eine war die Schnellste, einer der Schnellste. Einige schnell und andere nicht schnell genug. Aber gewonnen haben alle. Jene, die ins Ziel gekommen sind und jene, die ihren Traum auf ein anderes Mal verschieben mussten. Hauptsache alle gesund. Was bleibt, sind viele persönliche Eindrücke und Geschichten sowie ein starkes Miteinander. Die kleinen Kinder in Steinach am Brenner, die zum Abklatschen am Straßenrand stehen, sind hoffentlich die Starter von morgen. Die zwei Trommler vor dem Schlössl ausdauernder als so mancher im Feld. Das ist der Ötztaler Radmarathon. Mit oder ohne gemeinen Haiminberberg. Ebenfalls mit oder ohne Regen, Schnee und Hitzestau. 2021 wird als der vermeintlich härteste Ötztaler Radmarathon in die Geschichte eingehen. Alle Finisher-Trikot Inhaber*innen werden diesen ganz besonderen Lycra-Stofffetzen mit breiter Brust ewig in Ehren halten und stolz ausführen dürfen.

#ktrchts

Ötztaler Radmarathon Wetter. Vorschau.

Ötztaler Radmarathon Wetter

Nichts wird so heiß diskutiert wie das Ötztaler Radmarathon Wetter. Weil das Wetter beim Ötztaler Radmarathon Freund und Feind sein kann. Und sein wird. Monate und Wochen davor fängt das Fachsimpeln an. Und die ewige Diskussion. Fallen die Langzeitprognosen einhellig aus – was ausnahmsweise nie der Fall ist, dann ist alles gut. Kommen hingegen Wörter wie Schnee, Regen und Kälte dazu, dann ist die Hölle los und die ganzen Diskussionen schaukeln sich hoch. Zum 40. Jubiläum des Ötztaler Radmarathons (und zum 40. Jubiläum des Ötztal Radmarathon Wetters) haben wir aktuell genau diesen Worst Case. Ein Tief über Polen hat den Sommer im Ötztal abrupt gebremst. Der Winter hat hoch oben bereits seine Fühler ausgestreckt. Und das Wetter am Sonntag, 29. August 2021? Keine Ahnung. Dafür keine rosigen Prognosen.

Das Wetter in den Bergen ist wie Lotto spielen.

Es sei schlimmer als 2018. 2002 und 2013 waren es schlimm, aber nicht so kalt. Alte Hasen des Ötztaler Radmarathons haben die Jahrgänge im Kopf. Jahrgänge des Zitterns und des Bibberns. 2021 soll und kann in die Geschichte des Ötztaler Radmarathons werden. Die Prognosen sehen düster aus. Auch wenn sie sich täglich (stündlich) ändern. Sonniger und wärmer wird es nicht. Ganz im Gegenteil. Alles, was warm hält, ist auf der Expo schon ausverkauft. 4.000 Starter bereiten sich auf das Winter Opening vor. Zum Glück wird die Suppe oft nicht so warm gegessen wie gekocht. Aber die Ängste uns Sorgen haben ihre Berechtigung.

Lisa Brunnbauer (aka Lisa Wetterfee und mehrmalige Ötztaler Radmarathon Finisherin) bringt es schon seit Tagen auf den Punkt. Es wird kein Kindergeburtstag. Die Großwetterlage ist eindeutig. Das Tief über Polen ist schuld. Den Rest werden wohl die lokalen Wetterphänomene anrichten. Und die sind schwer vorauszusagen. Sie hängen von vielen Faktoren ab, die man schwer prognostizieren kann. Temperatur, Sonneneinstrahlung, Wind, Niederschlagsmenge … Mit und ohne, korreliert gibt es dann das was man dann als “war aber nicht vorausgesagt” bezeichnet.

Das Wetter für Sonntag, 29. August 2021

Wie soll und darf also das Wetter werden? Dank eines Insiders (Meteorologe) liegen folgende Informationen vor: Stand Freitag, 27. August 2021:

Also, meine Einschätzung nach Sichtung der neusten Modelle… 3 kamen in Betracht und der Ablauf ist relativ ähnlich, die Intensität unterschiedlich. Zum Start dürfte es von oben her trocken sein, Restnässe von der Nacht wird es geben… 8 Grad. Am Vormittag wird es aus den reingestauten Wolken rund um Innsbruck immer häufiger tröpfeln, aber man sollte ohne großen Regen zum Brenner kommen, auf 2000 m rund 2 Grad, am Brenner 9. Der Südtiroler Abschnitt wird deutlich wärmer, trocken, wolkig mit etwas Sonne, Sterzing 14 Graf, Jaufenkamm 4 Grad.

Zum Anstieg aufs Timmelsjoch immer dunklere Wolken und noch vor dem Passübergang einsetzender Regen, Schneefallgrenze etwas unsicher, im schlechtesten Fall 2200 m, im besten Fall 2400, am Passübergang rund 1 Grad und Schneefall, feucht und immer wieder etwas Regen bis ins Ziel. Die Modelle schwanken bezüglich der Intensität dieses Niederschlags zum Ende des Kurses, von leicht bis kräftig, nass ist es aber in jedem Fall. Ich hoffe, das gibt Euch einen Eindruck, Detailfragen jederzeit hier.”

Stand Samstag, 28. August 2021:

“Ich hab nun die aktuellsten Frühläufe der mir vorliegenden 4 Modelle gecheckt… das gestern gesagte hat bis vor dem Anstieg auf das Timmelsoch bestand… nun ist es einhellige Simulation, dass von Nordwesten her zwischen 13 und 15 Uhr, je nachdem, eine umgebogene Okklusion (😝) die Ötztaler Alpen erreicht und es oben bei einer Schneefallgrenze von etwa 2200-2300 m kräftig schneien lässt. Wie die RL damit umgeht, wenn es so eintrifft, kann ich kaum beurteilen.”

Wetterglück oder Badass

Ein weiterer Insider:

Also Wetter sieht bis auf das Timmelsjoch eigentlich weiterhin ganz OK aus … Nur haben jetzt alle Modelle den Niederschlag der aus dem Norden am Nachmittag reinzieht nochmal deutlich angezogen… Demnach würde irgendwann zw 14 und 16 Uhr am Timmelsjoch starker Schneefall einsetzten bei um 0 Grad der dann auch bis zum Abend/in die nach hinein anhalten würde.”

Es kommt also auch am Sonntag wie immer im Leben darauf an. Wann man wo ist. Die Wahrscheinlichkeit mit einem blauen Auge davonzukommen ist gegeben. Sub 8 Stunden Fahrer*innen haben dabei die besten Chancen. Bei den sub 9 Stunden Fahrer*innen wirds eng. Alles andere muss den Fahrer*innen selbst und der Organisation überlassen werden.

Auf alle Fälle der Tipp an alle: Vergesst Bestzeiten und Heldentum. Die eigene Sicherheit geht vor. Und ein Aufgeben oder Abbrechen ist keine Schande. Wenn wir am Sonntag alle wieder gesund im Ziel sind, dann haben wir alle gewonnen.

#ktrchts