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Gravelbike von MyEsel – ein Schotterrad mit einzigartiger DNA

Gravelbike von MyEsel

Weltpremiere. Mit Sicherheit. Dies ist der erste schriftliche Beitrag über das neue Gravelbike von MyEsel. Frisch von der CNC Fräse und auf die Sekunde genau für die Eurobike 2021 in Friedrichshafen zusammengebaut, durfte diese Neuheit 2022 ein Wochenende lang exklusiv gefahren und getestet werden. In der Hoffnung, dass mit dem Rad (und dem Fahrer) nichts passiert. Prototypen verleiht man ungern. Nach dem Rennesel (Dauertest) und dem E-Mountain, ein weiteres Modell mit einzigartiger DNA und dem bewährten MyEsel Holzrahmen, welches dieKetterechts der Öffentlichkeit vorstellen darf.

MyEsel Gravelbike

Querfeldein oder gravel? Egal. Hauptsache abseits.

Jeder Straße hat ihre Abzweigungen. Das Gravelbike von MyEsel will sie alle. Das Bedürfnis immer wieder bewusst den eingeschlagenen Weg zu verlassen ist auf diesem Bike groß. Die Lust, die Grenzen des MyEsel Holzrahmens auszuloten, verleitet zu wilden Experimenten. Die Vorsicht, ob dieses besonderen Objektes bremst jedoch und schenkt dem aufkommenden Übermut einen Hauch rationales Denken. Man will, muss und darf aber nicht wirklich. Was ist wenn? Egal. Querfeldein oder Gravel – Hauptsache kein Asphalt. Auch wenn sich das Gravelbike von MyEsel nebenbei am Asphalt richtig fein bewegen lässt. Der Vortrieb ist gut. Das Handling einfach. Die 40 mm Schwalbe G-One Allround sind leise und schnell. Der Fahrkomfort gewohnt MyEsel like. Anderes war nicht zu erwarten. Die DNA ist unverkennbar.

Es sieht ganz danach aus, als wäre das Gravelbike von MyEsel die sprichwörtliche eierlegenden Wollmilchsau. Nein, es scheint, als wäre dieses Rad der eierlegende Wollmilchesel. Rennrad fahren ohne Rennrad oder Mountainbiken ohne Mountainbike. Man kann es sich aussuchen. Und wird nicht enttäuscht werden. Auf losem Untergrund kann der „Schotteresel“ seine Vorzüge voll ausleben. Es sind die besonderen Dämpfungseigenschaften des Holzrahmens, die hier den Unterschied machen. Das Gravelbike von Myesel fährt sich ruhig und stabil, da die vielen kleinen Vibrationen wie vom Holzboden verschwunden scheinen. Kleine Unebenheiten werden gekonnt gefedert und das Rad liegt damit immer schon auf der Straße.

  • Gravelbike MyEsel

Gebaut, um regelmäßig abzuzweigen.

Es sind spannende und interessante Eindrücke, die man auf diesem Rad gewinnt. Sie kommen einer mechanischen Federung nahe. Natürlich sind Vergleiche schwer. Reifendruck, Reifenbreite, Rahmenhöhe … alles Faktoren, die das Fahrverhalten eines Rades beeinflussen. Beim getesteten MyEsel sind viele dieser Faktoren perfekt untereinander abgestimmt. Einzig der Rahmen (Prototyp) ist für den Autor etwas klein geraten. Die Sitzposition konnte aber trotzdem perfekt dem sonst im Betrieb befindlichen Norco Threshold Carbon angepasst werden. Die Schwalbe G-One Allround 40 mm mit knapp 3 bar fegen sensationell über Stock und Stein und halten in den Kurven den Fahrer im Sattel. Remerx Alu-Laufräder sorgen für genügend Flex und sind dank der 32 Speichen stabil genug.

Mit der GRX Gruppe hat das Gravelbike von MyEsel auch die notwendige Bandbreite, allen Eventualitäten gewachsen zu sein. Vorausgesetzt natürlich, Kraft und Ausdauer seitens des Fahrers können abgerufen werden. Die mechanische Gruppe bietet exakte Schaltvorgänge, die Bremsen greifen sehr gut und die Übersetzung ist fast schon overdressed. Mit 48/31 vorne und 11/43 hinten muss der Berg, der damit nicht gefahren werden kann, erst erfunden oder aufgeschüttet werden. Hohes Kadenzvermögen vorausgesetzt. 11/42 konnte im Test leider nicht ausprobiert werden. Der für die ISPO montierte Käfig ließ diese Kombination nicht zu. 11/37 hat aber vollkommen gereicht, auch die Bleckwand (6,7 km, 680 HM) zu entern.

Richtig begeistert war der Autor nicht nur vom Gesamtpaket, sondern auch von einzelnen Details. Auf Anhieb haben sich zum Beispiel dessen Allerwertester und der Shimano Stealth Sport Sattel bestens verstanden. Die Andockung war kein Problem.

Stressfrei durch die Gegend.

Dieses Rad hat besondere Eigenschaften. Es entschleunigt. Man bekommt das Gefühl, nicht schnell fahren zu müssen. Auch um den neugierigen Blicken der Passanten genug Achtung zu geben. Denn eines ist sicher. Mit dem Gravelbike von MyEsel kann man schwer unbeobachtet bleiben.

Man muss einen Holzrahmen gefahren sein, um die Unterschiede zu beispielsweise Carbon zu spüren. Nicht immer lassen sich dies dann wissenschaftlich festnageln. In erster Linie steht der besondere Fahrkomfort ganz oben auf der Genussskala. „Es federt viel besser“ war beispielsweise ein unmittelbarer Aha-Effekt einer prominenten Zusatztesterin. Dieser Esel eignet sich deshalb als Begleiter für längere Touren, beim Bikepacking zum Beispiel oder auch im Alltag. Schnell mal den Schotterweg hier, den Radweg dort und gerne auch einmal ausgiebige Rennradtouren mit Freunden am Wochenende. Auf dem Gravelbike von MyEsel fühlt man sich sicher und hat die Straße stets im Griff. Bei natürlich angepasster Geschwindigkeit. Mit je zwei Laufradgarnituren für Gelände und Straße hätte man eine 2 in 1 Lösung dafür.

Der Holzrahmen kommt „vorgelocht“ für sämtlichen Firlefanz wie Kotflügel und Gepäckträger. Das bisschen Übergewicht spürt man beim Fahren kaum. Beim Heben des Rades macht sich dieser Babyspeck aber mit der Zeit doch bemerkbar.

Spezifikationen MyEsel Gravelbike

Rahmen: HollowTec Nussholz

Gruppe: Shimano GRX 810 mechanisch 11fach

Kettenblätter 48/31

Ritzelpaket 11/42

Reifen: Schwalbe G-One Allround 40 mm Reifen

Karbon Gabel

Vorbau: Pro Alu

Sattelstütze: Pro Alu

Sattel: Pro Stealth Sport

Pedale: Shimano PD-ME700

Laufräder: Remerx RX 32 Loch Alu mit Schnellspanner

Gewicht: 11 kg (daran wird noch gearbeitet – hat man dem Autor versprochen)

Ab Sommer 2022 erhältlich (voraussichtlich mit Shimano 105 Di2 12fach

ktrchts

PS: Bei Interesse an einem Gravelbike von MyEsel einfach melden.

Der E-Mountain von MyEsel. E-Bikes im Test.

Der E-Mountain von MyEsel

Mit E-Bikes ist es so. Fast niemand braucht sie, doch sehr viele nutzen sie. Sie sind ein Produkt der Industrie und der „elektrifizierten“ Zeit. Eine logische Konsequenz. Elektrisch unterstützt ist das Leben so viel einfacher. Auch das Radfahren. Und alles, was nicht fossil brennt, beruhigt sowieso kurz vor dem Umweltkollaps das allgemeine menschliche Gewissen. So ist es nicht verwunderlich, dass in den letzten Jahren ein regelrechter Hype rund um das E-Bike entstanden ist. Eine Hysterie, die verständlich, aber schwer zu verstehen ist. E-Bikes öffnen neue Möglichkeiten sich zu bewegen und grenzen diese gleichzeitig ein, weil man es nicht mehr ganz von selbst macht. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, unterstützen E-Bikes die Trägheit des menschlichen Gemüts. Sie machen das Leben ein wenig fauler. Aber das wäre jetzt eine ganz andere Geschichte. In diesem Beitrag geht es nicht um philosophische Ansätze rund um das E-Bike, sondern darum, herauszufinden, was man als Rennradfahrer von einem E-Mountainbike erwarten kann. Starten wir deshalb einfach die Serie „E-Bikes im Test“. Das Testobjekt: Der E-Mountain von MyEsel.

E-Mountain von MyEsel

Mit dem E-Mountain draußen eine Runde spielen.

Das E-Mountain ist das erste Mountainbike aus dem Hause MyEsel. Im Gegensatz zum E-Cross mit hauseigenem UPEA Nabenmotor, hat das E-Mountain einen Brose Drive-S Mittelmotor mit 250 Watt, 90 Nm Drehmoment und einer maximalen Unterstützung von 410 %. Zahlen, die erahnen lassen, welch kraftvolles Spielzeug mir zur Verfügung gestellt worden ist. Eines, das unbedingt in der freien Natur bewegt werden will. Neben dem starken Motor sticht natürlich der MyEsel Holzrahmen sofort ins Auge. Ein Mountainbike aus Kernesche? Geht das? Es geht. Warum nicht? Mein Rennrad aus Holz funktioniert ja seit über einem Jahr auch „störrfrei“. Sowohl mit dem E-Mountain als auch mit dem Rennesel sind mit die Blicke viele gewiss.

Für den ausgiebigen Test habe ich mich zuerst einmal langsam an das E-Mountain gewöhnt. Eine kurze Kaffeefahrt zuerst, eine längere Warmlaufphase durch die Eisenstädter Fußgängerzone später und am Ende gab es auf der hauseigenen MTB-Strecke im Leithagebirge kein Halten mehr. Bei erschwerten Bedingungen und tiefem Boden – einfach perfekt. Das E-Mountain kommt aus der Natur und ist für die Natur geschaffen.



Fahrräder aus Holz.

E-Mountain fahren ist ziemlich angenehm anstrengend.

Man braucht schon einige Zeit, um ein E-Bike wie den E-Mountain von MyEsel zu verstehen. Ich habe mir anfangs schwergetan. Macht der Gewohnheit. Aufs Rad setzen, lostreten und die Geschwindigkeit genießen. Das ist beim E-Mountain etwas anders. Zwar schießt es dank Anfahrtshilfe sofort beim Antritt weg wie eine Rakete aber ab 25 km/h riegelt der Motor ab und dann sind 22 kg Kampfgewicht mit reiner Muskelkraft zu bewegen. Da brennen schon die Muskeln. Auch ob der etwas ungewohnten Sitzposition, die ein MTB so mit sich führt und der 100 mm Federweg der dir ständig das Gefühl gibt, bei jedem Tritt im Boden zu versinken. Die Fixierung der Gabel macht das nur bedingt wett. Ein Mountainbike ist eben kein Rennrad. Sobald ich aber verstanden hatte, die jeweils volle elektrische Unterstützung abzurufen, war das Fahren mit Eco-Power, Tour-Power, Sport-Power und Boost-Power ziemlich angenehm anstrengend. Es gilt wohl auch hier der Grundsatz: Wer es nicht in den Beinen hat, muss es im Kopf haben. Oder im Akku.

Zurück zum Test. Wo Mountainbike draufsteht, muss auch Mountainbike drinnen stecken. So bin ich mit dem E-Mountain dorthin gefahren, wo der Boden tief war, die Wege steinig und voller Wurzel, die Abfahrten steil und mit gefährlichem Schotter überzogen und wo die Steigungen lang und steil waren. Der Test erfolgte also über Forstwege, Radwege sowie interessanten und für mich ungewohnten Trails.

Alles eine Frage der E-Krafteinteilung.

Als hätte ich einen Freibrief gehabt. Die Runden mit dem E-Mountain waren für mich ein Spiel mit vielen Facetten. Wie ein kleines Kind habe ich mir alles erlaubt. Denn wer fragt, kommt zu nichts. Trotz der hohen Geschwindigkeit habe ich mich überraschend leicht und problemlos durch Bäume geschlängelt, bin über Wurzeln gesprungen und tief hängenden Ästen ausgewichen, ich habe jede noch so tiefe Nassstelle absichtlich voll erwischt, habe die Hinterbremse zum Andriften der Kurven benutzt und vor allem jede Steigung voll genommen. Alles eine Frage der Krafteinteilung. Die eigene und jenes des 522 Wh Akkus, welchen ich ziemlich ausgereizt habe. Es war als wäre ich ständig im Windschatten mitgefahren. Weit über meinen eigenen Kräften. Die 90 Nm Drehmoment und die sofortige Anfahrtshilfe waren stets ein Segen und haben mir geholfen, wenn ich in Not war und eigentlich vom Rad hätte steigen müssen. Oder normalerweise vom Rad abgeworfen worden wäre. Gut, dass ich einiges an Fahrradtechnik beherrschte.

Es war erstaunlich, wie sich der Bulle unter den Eseln leicht und wendig bewegen ließ. Der Holzrahmen dämpfte im Gemüse gut und Vibrationen waren kaum zu spüren. Die 11Gang SRAM-Schaltung war zwar laut aber exakt. Die Bremsen gut zu dosieren und voll da, wenn ich auf sie zählen musste und die Federung ließ mich über Unebenheiten fliegen wie eine Libelle. Einzig und allein die Kette hatte ein paar Mal ihren Halt verloren und sprang beim hohen Tempo und dem steinigen sowie ruppigen Untergrund über das Kettenblatt nach innen. Kann passieren, sollte aber nicht. Besonders hilfreich und eine Tugend des Brose Mittlelmotors: Das Getriebe koppelte beim Leerlauf stets aus. So musste ich nie überlegen, den Antrieb auszuschalten um ihn zu schonen.

Einer muss die Drecksarbeit machen.

E-Bikes im Test heißt alles geben, um die Testobjekte aus der Reserve zu locken. Vielleicht auch in eine Falle. Ich habe alles gegeben, gelungen ist mir das nicht. Im Gegenteil. Ich glaube, dass der E-Mountain von MyEsel noch Luft nach oben hat und ich die Grenzen noch nicht gefunden hatte. Wenn ich meckern darf, dann vielleicht über die Reichweite des Akkus. Auf knapp 40 km mit 1000 Höhenmetern habe ich gut 70 % Akkuleistung liegen gelassen. Ich habe jetzt keine Referenzwerte, aber nach 2 – 3 Stunden will ich nicht schon heim müssen.

Alles in allem habe ich mich gespielt und eine Gaudi gehabt. Ich habe sämtliche KOMs auf den Segmenten abgeräumt. Wenn auch einige sehr knapp, was mir zu denken gibt und meine Leistung sowie jene meines Motors schmälert. Aber wer weiß, ob diejenigen auch so ehrlich sind/waren wie ich. Ich habe die Fahrten auf Strava als „Privat“ gekennzeichnet und scheine somit in keiner Bestenliste auf. Ehrlichkeit wehrt am längsten und Shitstorm brauche ich auch keinen. Nach meinem E-Ritt auf die Klagenfurter Hütte im Jahr 2014, sieben Jahre später eine weitere Erfahrung mit einem E-Mountainbike, die ich nicht missen will. Jetzt habe ich selber erleben dürfen, warum sich Menschen etwas zulegen, was sie vielleicht eigentlich nicht brauchen. Sie wollen es einfach. Ich würde es auch wollen. Denn eines ist sicher: Auch mit einem E-Bike kann man blau werden und einen guten Trainingseffekt in puncto Kraftausdauer kann man definitiv erzielen. Es ist also keine Schande, wenn man als Rennradfahrer in Ausnahmefällen zu Trainingszwecken auf ein E-Mountainbike zurückgreift. Oder zum Posieren in der Altstadt. Neidische Blicke stärken das Ego.

Spezifikationen E-Mountain von MyEsel

  • My Esel Hollow Tec Wood Frame, Kernesche
  • MTB Federgabel Rockshox 100 mm Federweg
  • Schaltung 11 Gang
  • Bereifung Schwalbe 29“ x 2.10
  • Brose Drive S Mag Mittelmotor
  • 90 NM Drehmoment
  • Höchste Tretkraftunterstützung: 410 %
  • Schiebehilfe mit 6 km/h
  • Gewicht Motor: 2,9 kg
  • der geräuschärmste Antrieb seiner Klasse
  • abnehmbarer Akku mit 522 Wh
  • Reichweite 70 – 120 km
  • Preis: ab € 4.490,-
  • erhältlich in den Ausstattungen „PURE“, „PLUS+“ und „UNIQUE“
  • gewachsen in Österreich


Und wie immer kommt das Gute zuletzt. Jetzt € 100,- beim Kauf eines E-Mountain sparen. Einfach mit mir reden oder mir schreiben ;-).

#ktrchts

MyEsel. Erfahrungen mit dem Holzfahrrad.

Erfahrungen mit dem Holzfahrrad

Ich war der Star beim diesjährigen King of the Lake. Hatte endlich alle möglichen Blicke auf mich gerichtet. Den ganzen Tag. Vor dem Rennen, beim Rennen und nach dem Rennen. Ich genoss es ausgiebig im orbitalen Mittelpunkt zu stehen. Auch wenn ich wusste, dass nicht ich das Objekt der Begierde war. Leider. Die volle Aufmerksamkeit galt meinem Esel aus Holz. Ich hatte mir das gute Stück erst vor einigen Stunden geholt. Ich wollte (und musste) unbedingt meine eigenen Erfahrungen mit dem MyEsel Holzfahrrad sammeln. Diesem einen. Bekannt aus Funk und Fernsehen.

MyEsel - das Rennrad aus Holz
Markante Gesichter sind leicht zu merken

MyEsel Fahrräder kann man individuell holzschneidern lassen. Muss man aber nicht. Sollte man aber. Unbedingt. Das ist ja auch ein großer Pluspunkt. Mein Esel war es nicht. Einem geliehenen Gaul schaut man eben nicht ins Maul. So brauchte ich schon eine Zeit lang, bis ich mir das Beste was aus dem Esel herauszuholen war, hoch- und auseinanderschrauben konnte. Mein perfektes Stack and Reach beherrsche ich sowieso im Schlaf. Den Rest zaubere ich mir anhand einiger Paramter zurecht. Sattelhöhe – Pedalachse, Boden – Unterkante Unterlenker und Sattelspitze – Mitte Lenker. Das geht fast immer. Fast. Ich war bereit für meine Erfahrungen mit dem Holzfahrrad. Und gespannt auf die Reaktionen.

Ein Rennrad aus Holz.

Logisch, dass ich mit dem Rennrad aus Holz zuerst durch die Expo spazierte. Dabei nutzte ich die Gelegenheit mich mit der Di2 (Ultegra) vertraut zu machen. Als bekehrter SRAM Jüngling eine nicht unwesentliche Umstellung und Einstellung. Ich hab’s nicht kapiert und ich will es nicht kapieren. Erspare mir deshalb alle Diskussion über das Rauf- und Runterschalten (leichter und harter Gang). Fakt ist, dass ich mehrmals ungewollt Kette links unterwegs war. Auch im Rennen. Egal. Für viele mag die Shimano Ultegra Di2 eine coole Sache sein. Es gibt Ausnahmen. Eine davon bin tatsächlich ich. Und weil wir schon dabei sind, können wir auch gleich das Thema Scheibenbremsen vorne weglassen. Sie waren am Rad. Und aus.

Rennrad aus Holz
Aufsitzen und losfahren.

Wenn der erste Eindruck zählt, dann zählt der erste Eindruck von MyEsel doppelt. Der helle Holzrahmen sticht in Kombination mit den wuchtigen Rush 45 Panchowheels Clincher und der 3T Carbongabel samt Steuerrohr treffsicher ins Auge. Tief und fest. Der Rahmen zieht nicht nur die Blicke magisch an, sondern auch die Finger. Hingreifen, kurz anklopfen und staunen. Wer die Gelegenheit hatte, nutzte sie und ging auf Tuchfühlung. Egal wohin ich den Esel anlehnte. Er war nie allein. Rund um ihn wurde getuschelt und diskutiert.

Aus gutem Holz geschnitzt.

Die ersten Kilometer waren abgesehen von der Di2-Schmach ein erstes vorsichtiges Herantasten ehe es dann beim King of the Lake ordentlich zur Sache ging. Hätten meine Beine mehr hergegeben, hätte ich den Esel einem noch härteren Stresstest unterzogen. Und mit etwas mehr Vorbereitungszeit wäre auch noch die Dressur des Esels zum Rennesel möglich gewesen.

Stattdessen entpuppte sich das gefahrene Rennrad aus Holz als ausgesprochen komfortabler und alltagstauglicher Zeitgenosse. MyEsel war überhaupt nicht stur. Die lange Touristenrundfahrt am Sonntag war mit dem Esel eine laufruhige Angelegenheit. Steif genug im Antritt, spurtreu in der Abfahrt und ausgesprochen exakt beim Lenken – ich hatte keine Sekunde lang Bedenken, mich nicht am Oberrohr liegend die Grossalmstraße mit knapp 90 km/h Richtung Steinbach zu stürzen. Eng oder langezogen, alle Kurven machten bei hohem Tempo richtig Spass.

MyEsel Rennrad aus Holz
Chillig am Esel reiten

Mir war der Rahmen leider etwas zu kurz. Somit ist die subjektive Meinung etwas schaumgebremst. Was aber keinesfalls die Vorzüge des Rades schmälert. In Summe überwiegt die postivie Überraschung. Sogar laketterechts äußerte sich verhältnismäßig überemotional. Ihr Umstieg auf den Esel zauberte ihr ein Zahnarztlächeln ins Gesicht und einen Antritt, den ich bis dato von ihr nicht kannte. „Das Rad geht voll nach vorne“ – klingt fast schon wie ein Fachkommentar. Hut ab.

Warum fährt man ein Holzrad?

Warum nicht. Es gibt keine Gründe die dagegensprechen. Diskussionen über Wetterfestigkeit, Gewicht, Aerodynamik oder Holzwürmer waren ziemlich lustig. Vor allem jene über Holzwürmer. Auch Blitzeinschläge wurden mehrmals genannt. Man sieht, wie vorgefestigt viele Meinungen sind. Kein Rennrad ist perfekt. MyEsel ist dafür auffallend fast perfekt. Ein Argument, welches sich zu den anderen gesellt, die dafürsprechen.

Rennradrahmen aus Holz
laketterechts und ihr Zahnarztlächeln

Man muss MyEsel gefahren sein, um MyEsel beurteilen zu können. Insofern war das Wochenende am Attersee für mich sehr aufschlussreich. Wer nicht mit der Masse schwimmen möchte, der findet im Rennrad von MyEsel den passenden Partner. Alltagstauglich ist das Fahrrad auf alle Fälle. Es geht stark in Richtung Granfondo.

Vielleicht schreibe ich ans Christkind. Oder an MyEsel selbst. Wünschen kann man sich ja vieles. Ein MyEsel Rennrad mit SRAM eTap Red 12fach zum Beispiel. Über die Scheibenbremsen diskutieren wir auch wieder nicht. Denn Felgenbremsen gibt es nicht. Noch nicht.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Rennrad Rahmenbau aus Holz
Ein Hingucker.