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Ihr längster Tag am Rennrad zwischen 3 Ländern.

längster Tag am Rennrad

Wir schreiben den 15. August 2018. Mariä Himmelfahrt. Die festliche Aufnahme Maria in den Himmel. Was für ein Anlass, laketterechts festlich auch dort aufzunehmen. Im Himmel der Langdistanz-Rennradfahrerinnen. Ihr längster Tag am Rennrad. Minutiös geplant. Lange angekündigt. Unfallbedingt verschoben. Sie wollte unbedingt. Und dann wieder nicht. Eigentlich schon. Und dann … wie immer. Eventuell. Nicht heute. Vielleicht ein anderes Mal. „Schaffe ich das?“ Diese Frage konnte ich nur mit einem eindeutigen Ja beantworten. Musste ich auch. Pädagigisch wie motivational. Bis gestern. Heute, am Tag danach, haben wir die Antwort aus sportlicher Sicht. 203,5 km zwischen drei Ländern. Chapeau und herzlich willkommen im Club.

 

Die Sinnhaftigkeit einer 200 Kilometer Ausfahrt.

Die Tage bis zum D-Day waren nicht die Einfachsten. Selten so viel darüber diskutiert. Über die Strecke, das Wetter, den Wind, den Asphalt, die Sonneneinstrahlung, die Pausen, Lokale, Schattenplätze, Brunnen, Radwege und Straßen. Eigentlich wie immer. Seit ich laketterechts zum Rennradfahren inspiriert habe. Immer wieder schwankte ihre Stimmung zwischen dem Willen, es zu wagen und der Frage nach der Sinnhaftigkeit. Sie will das Rennradfahren genießen. Das kann eine 200 Kilometer lange Ausfahrt aber nicht. Zumindest nicht nach erst zwei Jahren im Sattel. Ich erkläre ihr, dass Mann (ich) auch 400 km genießen kann. Worte, die ihr Ohr im weiten Bogen verfehlen.

längster Tag am Rennrad

Viel Abwechslung auf 200 Kilometern

„Ich entscheide in der Früh kurzfristig“. laketterechts liebt es, mich zappeln zu lassen und sich alle Türen offen zu halten. Auch weil bei ihr das Wort kurzfristig sehr dehnbar ist und auch dann noch gilt, wenn ich bereits fertig bin und am Rad sitze. „Soll ich mitfahren?“ Wo andere winken und sich verabschieden, sucht sie noch nach ihren Antworten.

Gestern haben wir dieses Prozedere auf das nächste Level gehoben. Ich schon am Treffpunkt. „Wo ist Sonja?“ Sie kommt heute nicht mit. Entsetzen bei der einzig verbleibenden Dame. Es ist schon fünf nach Startzeit. „Das geht nicht.“ Diplomatie, Verhandlungsgeschick, Gruppendruck, Schlechtes-Gewissen-Einreden. Gut, wenn man ein Handy hat. Nach dem Befehl zum Dresscode gelb und ein paar Minuten Bedenkzeit, erscheint laketterechts dann doch. So schnell langsam hat sie sich noch nie entschieden können. Und müssen.

Ihr längster Tag am Rennrad. Mein längster Tag.

Ihr längster Tag am Rennrad beginnt mit der Suche nach dem GPS Signal. Sie, die Garmin und Strava anfangs missachtete, kämpft darum, protokolliert zu werden. Karma? Bitte nicht dieses Thema. Wir brauchen ganze 13 km, bis ihr Garmin aufzeichnet. Eine Ewigkeit. Mit großer Auswirkung auf den Rest des Tages. Hätte laketterechts dieses Zeichen erkennen sollen?

200 Kilometer. Drei Länder. Österreich. Slowakei und Ungarn. Nach Norden, dann nach Osten, dann nach Süden und am Ende wieder nach Westen. Bei starkem Nordwest-Wind. Die Windparty war angerichtet. Rudi, unserer Dienstältester, hatte die Route vorgeschlagen. Dem Track und seiner Anwesenheit sind wir gefolgt. Blind. Und im vollsten Vertrauen. Gespannt auf die eine oder andere Überraschung. Man kennt sich.

längster Tag am Rennrad

Rudi’s Touren bieten viel Abwechslung

Mit 250 bis 270 Watt im Wind und gegen den Wind. Bis Bratislava feiern wir keinen Kindergeburtstag. laketterechts nach ihrem Sturz nicht mehr so gruppensicher, fährt freiwillig hinterher. Das kostet sie Kraft. Das kostet mich Kraft. Zwischen den Alpha-Tieren vorne und uns beiden hinten, immer und immer wieder ein böses Loch für die Psyche und die Muskelkraft. Es sei nicht ihr Tag, hat sie gesagt. Es war auch nicht ihr Tag. Das sage ich. Wenn der Kopf nicht will, wollen auch die Beine nicht mehr. Eine alte Weisheit wird zur Wirklichkeit. „Ich hätte heute zuhause bleiben sollen“. Lustlos und lautlos stellt sie sich ihrem Schicksal. Die Off-Road Passagen und Zick-Zack-Fahrten rund um Bratislava, tragen kaum bis gar nicht bei, ihre Stimmung zu heben.

Nach 90 km erstmals für kleine Mädchen.

Ein Unglück kommt selten allein. In Bratislava lassen wir die Schleife in, auf und rund um den Stadtpark aus. Essen und eine damenadäquate Klopause sind lebensnotwendig. Beides stillen wir im La Crema an der Promenade in Bratislava. Insgesamt verweilen wir dort über eine Stunde. Eine kaum interpretierbare slowakische Speisekarte und ein ewig auf sich warten lassendes Essen bremsen uns dramatisch ein. Dabei werden kleine Wunden geleckt. Seelische wie auch körperliche. Die Einöde Ungarns noch vor uns. Ist der Magen voll, fährt es sich besser. Zumindest war das die Hoffnung.

längster Tag am Rennrad

Pause im la crema

Endlich wieder freie Fahrt und die Freude auf weitere 110 km. Diesmal mit Rückenwind entlang der Donau und ihren Seitenkanälen. Die Gegend ist schön. Die reichen Slowaken trumpfen am Ufer mit villaähnlichen Häuserbooten auf. Naturbelassen ist hier nicht nur die Gegend. Auch der Donauradweg ist es. Eine Ansammlung von Sprungschanzen. Wurzeln, die knapp unter der Asphaltoberfläche kreuz und quer in die Höhe wachsen und den Boden heben. Niemandem von uns macht es Spass, hier mit über 30 km/h darüberzuspringen. Am wenigsten laketterechts. Es ist ja nicht ihr Tag. Ihre Frohnatur findet hier kaum Entfaltung.

 

Windig und flach. Das pannonische Bergland.

Irgendwo und irgendwie verschwinden wir nach Ungarn. Mit € 5 plündern wir eine Bäckerei. Die restlichen zwei Dosen Pepsi black und der halbe Kühlschrank Mineralwasser gehen in unser Eigentum über. Noch circa 70 km bis zum Ende. Wir stehen bei Kilometer 129. Der Gegenwind macht sich jetzt breit und die pannonische Ebene wird zum gefürchteten Bergland. Sonja blickt skeptisch auf ihren Garmin. „Wie soll ich mich motivieren, wenn mir am Display 13 km fehlen.“ Was höre ich da? Wird da jemand noch ehrgeizig und lässt die Variante B, im Zug die letzten 35 km gemütlich sitzend zu verbringen, sausen?

längste Tag am Renrnad

Wo geht’s hier nach Hause?

Auch wenn es ihn noch nicht gibt. Ich habe ihn erfunden. Den Garmin mit Sprechfunktion. „Noch 50 km bis Eisenstadt“. Gleichzeitig kümmere ich mich darum, die steilen pannonischen Pässe zu ebnen. Die eine und andere zärtliche Berührung, um ihr Vorwärtskommen zu unterstützen und versteckt zu beschleunigen erlaube ich mir. Auch weil „vorne“ Tempo gemacht wird. Irgendwas hat die Alpha-Tiere gestochen. Knapp 40 km vor Eisenstadt, in Weiden am See, werden in Enzos Bistro unsere Reserven ein letztes Mal aufgefüllt. Einige wählen einen weißen Sprizer, andere Apfekuchen oder Toast. Ich spreche dann ein offizielles „Zugverbot“ aus. Somit ist es fix. Alle werden die 200 Kilometer zu Ende fahren. Ohne wenn und aber.

 

Eine lange Rennradreise und sie hat mein Ziel erreicht.

Bei leichtem Seitenwind rollen wir die letzten Abschnitte Richtung Geschichte. Mit kleinem Umweg zum Eisbullen, später direkt in die Selektion Burgenland vor dem Schloss Esterhazy. Unserem Startpunkt knappe 9 1/2 Stunden zuvor. Am Radweg zwischen Trausdorf und Eisenstadt fällt die magische Schallmauer. Wir haben unser Ziel erreicht. laketterechts hat mein Ziel erreicht. Sie quittiert das mit einem Lächeln. Mehr Emotion ist nicht von ihr zu erwarten. Erst nach einem Sommerspritzer und Wulka-Prosciutto realisiert sie, was sie gerade erreicht hat. Weil wir mit ihr erst über die Sinnhaftigkeit philosophieren mussten. Jene Sinnhaftigkeit, die sie während der gesamten Fahrt und lange davor gesucht hat. Und eigentlich jetzt immer noch sucht.

längster Tag am Rad

Der Augenblick.

Warum also 200 Kilometer und knapp acht Stunden mit dem Rennrad durch die Gegend strampeln? Gute Frage. Was macht das für einen Sinn? Es ist nicht das lange Sitzen am Rennrad. Das tut weh. Das schmerzt. Arme, Rücken, Zehen, Beine, Oberschenkel. Es geht vielmehr um dieses ganz spezielle und einzigartige Gefühl danach. Die Gewissheit, solche Distanzen schaffen zu können. Ganz nebenbei wirken ab sofort kürzere Ausfahrten nie mehr so bedrohlich. Bis auf unseren gemeinsamen 300er.

ktrchts

PS: Zum Schluss das Beste zum Tag. Am Abend war laketterechts unzufrieden mit sich selbst. „Ich weiß, dass ich schneller hätte fahren können“. Hat sie gesagt.

PS2: Danke Kerstin, MikeB, Siggi und Rudi für die Geduld und für’s Mitfahren.

Der Italiener und der richtige Sattel. Ihr Sattel.

Der richtige Sattel

Der Italiener würde nichts von Damensättel verstehen. Das hat sie gesagt. Und sie hatte Recht. Denn der Italiener war bis dahin noch nie mit einem Damensattel unterwegs gewesen. Bis dahin. Jetzt sieht es ganz anders aus. Nun versteht der Italiener mehr von Damensättel. Weil er ihren Sattel gefahren ist. Eigentlich fahren musste. Nicht freiwillig. Bedingt durch einen akuten Mangel an fahrbarem Untersatz – seiner Untersätze, ist er nämlich gezwungen worden, mit ihrem Merida Crossbike Vorlieb zu nehmen. Ein paar 100 km danach weiß er, dass ihr Damensattel auch der richtige Sattel für ihn sein könnte.

Vorne kürzer. Hinten breiter. So liebt es der Italiener.

Sie fährt den Bontrager Ajna. In der für sie geeigneten Breite. Sie schwört darauf. Ausgemessen. Gefahren. Und für gut empfunden. Er hingegen fuhr bis dato alles, was so Rang und Namen hat. Vor allem den als most getarnten Selle Italia Catopuma. Der hat schon ein paar Jahre und ein paar Gaffa Tapes auf dem Buckel. Zwischendurch ein paar misslungene Tests mit Chinaimporten. Genau. Diese Plastiksättel in Carbonverkleidung. Sein neues Dienstfahrzeug ist mit einem „Body Geometry Toupé Expert Gel, Adaptive Edge design, hollow titanium rails, 143mm“ Dingsda ausgestattet. Das revitalisierte Norco Threshold mit einem blind erworbenen, fabric Sattel. Es war der einzige in schwarz orange. Das wars.

Der richtige Sattel

Doppelt gesattelt.

Als es darum ging, ihren Crosser für ihn fahrbereit zu machen, hat der Italiener das Thema Sattel einfach ausgeklammert. Erstens war keine Alternative da, und zweitens ist er der Meinung, von Natur aus mit einem Universalgesäß ausgestattet worden zu sein. Nur die Sattelhöhe und die Höhe des Vorbaus wurden eingestellt. Damit es rasch losgehen konnte. Nicht eine, nicht zwei, nein, gleich mehrere Ausfahrten wurden mit ihrem Rad und ihrem Sattel gemacht. Ohne nennenswerte und spürbare Probleme. Warum? Ganz einfach. So ein Damensattel – der Bontrager Ajna im Speziellen, ist gar nicht einmal männerfeindlich konzipiert. Vorne kürzer und hinten breiter. Das hat der Italiener sofort geliebt.

Der richtige Sattel ist eine Glaubensfrage.

Die kürzere Spitze und das breitere Ende haben es dem Italiener ermöglicht, am Crosser eine Position einzunehmen, die normalerweise Triathleten so schätzen. Mit seinem Schwerpunkt vor dem Tretlager. Das mag er. Damit kommt der Druck aufs Pedal von vorne. Nach hinten drückend. Seine Ironman Vergangenheit hatte ihn somit eingeholt. Ohne Schmerzen. Ohne Taubheitsgefühl. Der richtige Sattel ist eine Glaubensfrage. Und ein Damensattel ist nicht zwingend ein Sattel für Damen.

ktrchts

Aero Rennrad Specialized Venge ViAS

Aero Rennrad

Frei nach der Devise andere Mütter haben auch schöne Rennräder, habe ich dieses Mal nicht lange gezögert und bin dem Ruf vom Mountainbiker am See gefolgt, als mir angeboten wurde, das Aero Rennrad Specialized Venge ViAS unter die ketterechts Fittiche zu nehmen. Gesehen hatte ich das Rad schon ein paar Mal. Meine Neugier also groß genug, um mich trotz Sturm und Regen mit meinem Pina von Eisenstadt Richtung Weiden am See auf den Weg zu machen.

Andere Mütter haben auch schöne Rennräder.

Specialized Venge ViAS mit Scheibenbremsen, Ultegra Di2, Pirelli P-Zero Drahtreifen 25mm vorne und hinten, Roval Carbonfelgen mit DT-Swiss Naben und ein S-Works Power Sattel. Vor mir stehen 7.499 Aero gebündelte Carbon Euros. Clean, auf das Wesentliche reduziert, bereit das Weite zu suchen und ordentlich getreten zu werden. Kurzer und obligater Espresso im Shop, ein wenig Small Talk mit Mike, ein kurzer Besuch in der Werkstatt zur Einstellung der Sitzhöhe und schon war ich in der freien Wildbahn.

Aero Rennrad

Specialized Venge ViAS

Gleich von Anfang an fühle ich mich nackt ohne Garmin. Mein Edge 1000 muss in die Trikottasche. Der specialized Specialized Lenker ist so specialized, dass herkömmliche Garmin Halterungen nicht passen. Oder Mike hat einfach keine montiert. Fakt ist, dass flach und konvex nicht zu rund passen. Eventuell ganz nahe am Vorbau. Nicht einmal die Halterungen, welche man direkt an die Schrauben des Vorbaus befestigen könnte, würden passen. Das Venge ViAS misst mit eigenen Maßstäben und nicht in der Norm. Alles ist viel breiter angelegt. Aero. Schade eigentlich. Ich hätte gerne Tempo und Watt im Auge. Vor allem bei einer Testfahrt.

Ein Aero Rennrad. Sexy oder doch nicht.

Das Specialized Venge ViAS fühlt sich weich an. Komfort würde der Kenner meinen. Dafür sehr kompakt. Ich fahre einen 56er Rahmen und dieselbe Sattelhöhe wie beim Dogma. Trotzdem sitze ich kürzer. Nicht ungut. Ich mag es so. Im Wiegetritt, klopfe ich mit meinen Knien ab und wann auf den besagten Lenker. Ok. Speichern. Das muss ins Unterbewusstsein. Die Pirelli P-Zero mit 25mm und 7,7 bar zeichnen sich als Komfortspender aus. Das Gesamtpaket Rad, Laufrad, Reifen schluckt Kanaldeckel als gäbe es sie gar nicht. Das stockbockige Dogma mit Carbon-Boras und 10 bar gibt im Vergleich dazu, jede Bodenunebenheit direkt an die Wirbelsäule weiter. Wer es lieber weich hat, findet im Venge ViAS einen Verbündeten.

Ich verschmelze sehr schnell mit dem S-Works Power Sattel. Sitzt, passt. Kann bis an den vordersten Zipfel rutschen und spüre keinen Schmerz. Hätte ich jetzt Aufleger würde ich zum Flug ansetzen. Die Ultegra Bremshebel sind wuchtig, liegen aber trotzdem gut in der Hand. Daumen nach innen, Finger nach außen. Ich habe das Gefühl, dass man hier für alles den richtigen Platz vorreserviert hat. Einzig das elektronische Schalten funktioniert noch nicht. Ich bin ja ein Campagnolo Jüngling und so ein Di2 Dingsda habe ich schon einmal umgebracht. Ein wenig probieren geht über studieren. Die Fehlerquote reduziert sich im Laufe der Ausfahrt.

Seitenwind ist der stärkere Gegenwind.

Das Wetter spielt nicht mit. Es weht ein böiger Wind und immer wieder gehen leichte Regenschauer nieder. Zuerst übe ich ein wenig specializen am Radweg. Schnell ist mir das zu langweilig und ich verlasse diesen in Jois Richtung B50. Dort mache ich am Weg Richtung Winden am See Bekanntschaft mit des Rades Feind Nummer eins. Den Seitenwind. Über das Leithagebirge bläst dieser in einem 90° Winkel zur Fahrbahn mit voller Wucht auf das Venge. Die hohen Laufräder sind eine attraktive Angriffsfläche. Meine Neigung in den Verkehr hinein nimmt skurrile Formen an. Ich surfe. Es fällt mir schwer, mein Geschoss zu kontrollieren. Nach ein paar Kilometern ist der Spuk vorbei. Ich biege rechts ab und setze mich frontal in den Wind. Klingt einfacher, ist es auch.

Aero Renrnad

Shimano Disk-Brake

 

Bergauf überrascht mich die Agilität des Aero Rahmens. Trotz der 25er Reifen und der nicht unbedingt auf Alp d’Huez getrimmten Geometrie. Im Wiegetritt wie auch im Sitzen. Die Übersetzung ist mit 52/36 vorne und 11/28 hinten für burgenländische Verhältnisse optimal. Die Sprünge sind gering und somit lässt sich die Kette problemlos über die volle Bandbreite der Ritzel steuern. Auch 53/28 läuft geräuschlos und ohne Probleme. Trotz müder Beine drücke ich. Das Rad reagiert gut. Eine PB geht sich knapp nicht aus.

Genetisch bedingt auf Speed getrimmt.

So richtig geil wird’s hinunter nach Kaisersteinbruch. Das Venge beschleunigt gut und dank der Scheibenbremsen kann ich in den paar Kurven inklusive der letzten Kehre einen späteren Bremspunkt setzen. Richtig schräg wird es erst im Kurvenscheitel. Die Linie ist gesetzt und die Spur wird treu gehalten. Danach geht es ohne Gegenlenkung weiter. Dieses Rad ist genetisch bedingt auf Speed getrimmt. Es schreit danach. Ich schenke mir nichts und lass es krachen. Strava wird es mir am Ende des Tages mit einer neuen PB bis Wilfleinsdorf danken.

Der Rest ist jetzt nur mehr die Kür. Bruck an der Leitha, Bruckneudort, Parndorf. In der Waldschneise. Seitlich von hinten schiebt es mich nach vorne. Die 52 Zähne werden voll ausgenutzt. Der Griff zum Unterlenker unvermeidlich. Ich starte den Triathlon-Modus. Schwerpunkt vor das Tretlager und Druck nach hinten. Es rauscht. Die Bestie hat den Käfig verlassen. Die freie Wildbahn ist das natürliche Habitat des Aero Rennrades. Ein Wildkatze, die aber leicht zu zähmen ist.

I’am specialized – das Fazit fällt nüchtern aus.

Die postiiven Eindrücke überwiegen nach der ausgiebigen Testfahrt. Geiles Rad. Interessantes Spielzeug mit einer Menge neuer teschnischer und aerodynamischer Teilen. Vielleicht ist das Venge ViAS nicht für jeden Tag und jede Ausfahrt geeignet. Aufgefallen wird damit aber sicher.

Einzig und allein die Bremsen haben Abzüge in der A Note bewirkt. Nach jeder stärkeren Bremsung haben die Shimano Scheiben angefangen zu heulen. Ja. Nach dem Bremsen. Sobald die Bremse ausgelassen worden ist. Wie eine Nachtigall beim Balzen. Lauter und immer lauter. Erst beim Wegfahren oder erneutem Bremsen verstummte das Konzert. Fragt mich nicht warum. Mike bestätigte mir diesen Effekt.

Dass Hinter- und Vorderrad so nahe am Sattelrohr und Unterrrohr liegen würde mich in Sachen Rahmenschaden beunruhigen. Hier ist viel Platz für Rollsplitt und anderen Teilen, welche die Straße freigibt.

Es war eine kurze Liaison. Das Aero Rennrad und ich haben uns respektvoll verabschiedet. Wir hatten Spass. Ob wir uns wiedersehen? Vielleicht. Möglicherweise. Auf alle Fälle gibt es bald ein Date mit dem neuen Specialized Tarmac. Einmal specialized, immer specialized?

ktrchts

Danke nochmals an Mountainbiker am See für die Leihgabe des Rades. Falls das Venge S-Works frei verfügbar wäre: Ihr wisst, wo ich zu finden bin. eTap oder Dura Ace mit Wattmesskurbel ist egal.

PS: Dieser Blogbeitrag erfolgt unentgeltlich. Nein. Ich habe dafür zwei Espresso bekommen.

Bike Attack Slovakia Ring – ein Muss für Speed Freaks

Bike Attack Slovakia Ring

 

Es war der bisher laueste Sommerabend im Frühling 2017. Perfekt für einen Ausflug in die Slovakei. Zum Radfahren. Die Bike Attack Slovakia Ring hatte gerufen und ich bin dem Ruf gefolgt. Nachdem ich so viel über die von Lubos Miklovic organiserten Veranstaltungen gehört hatte, musste ich mich vor Ort persönlich ein Bild machen. Gut, denn am 28. Juni werde ich nochmals dorthin wollen. Zum 24h Stunden Rennen. Im 4er Team. Nachdem was ich gestern erlebt habe, vielelicht auch schon früher.

Schnell – schneller – Bike Attack Slovakia Ring.

Orechová Potôň, Slowakei. Irgendwo. Ca. 35 km von Bratislava entfernt. Erreichbar nur über eine Bundesstraße. Eine holprige und lange Angelenheit. Hier darf man zwischen 60 und 90 km/h schleichen. Am besten aber, man fährt noch langsamer. Wegen der Straßenzustände. In Summe, je nach Verkehr sind es von Wien aus zwei Stunden Autofahrt. Die sich lohnen. Bestimmt.

Die Bike Attack ist eine kleine und feine Veranstaltung. Es ist die Möglichkeit dort Rennrad zu fahren, wo sonst die Motoren dröhnen. Wie sich das anhört? Laut. Angekommen sind ein paar Porsche und ein paar KTM X-Bow Boliden die 6 km lange Strecke gefahren. Es gibt wohl Menschen, die haben teurere Hobbies als wir Rennradfahrer.

Dass es sich hier nicht um keinen Kindergeburtstag handelt war mir sofort klar. Die einen wärmen sich auf der Rolle auf, die anderen zeigen beim Umziehen am Parkplatz, dass mit Ihnen zu rechnen ist. Nibali, Froome und Co. sind im Vergleich zu dem, was ich hier gesehen habe, leicht übergewichtig. Von den erspähten Rennmaschinen, will ich hier nicht reden.

10 bar machen das Fliegen möglich.

Meine Vorbereitung ist wie immer Marke „egal“. Was soll’s. Es geht ja um nichts. Anziehen, Rad kontrollieren, Schlauchreifen mit 10 Bar aufmunizionieren, Startnummer und Transponder befestigen und etwas warmfahren. Dazwischen jede 5 Minuten kurz ins Gebüsch. Nervosität ist ein gutes Zeichen. Je näher es zum Startschuss geht, desto angespannter werde ich.

Bike Attack Slovakia Ring

Auf die Plätze fertig los.

Kurz vor 1800 Uhr dürfen wir auf den Ring. Einführungsrunde. Ich schaffe es als Letzer durch eine Box in der Boxengasse und reihe mich ein. Von „egal“ ist nichts mehr zu spüren. Es dauert nicht lange und ich fahre vor dem Feld. Tempo gemäßigt. Die in unterschiedlichen Takten zischenden Laufräder ergeben eine wohlklingende Symphonie im Wind. Eine lange Gerade, dann eine Rechtskurve, eine kurze Steigung, lange Gegengerade, langezogene Rechtskurve, Innenfeld, leicht nach links, dann wieder weitgezogen nach rechts, vor einer etwas engeren Linkskurfe, die dann wieder aufmacht und zur zweiten kleinen Steigung führt, es folgt eine links-rechts Kombination, eine letzte kleine Steigung, eine weitere Gerade, die letzte langezogene Rechtskurve und dann die Zielgerade. 6 km die es 10 Mal zu fahren gilt.

Wer bremst verliert. Wer gut beschleunigt, gewinnt.

Es ist und bleibt eine alte Weisheit. Wer bremst verliert. So auch bei der Bike Attack. Der Start nach dem obligaten Fahrer Briefing erfolgt geordnet. Auch wenn zwei gleich ihr Glück in einer Flucht versuchen. Das Feld folgt und kontrolliert. Für die besten Bilder gehe ich mal in Führung. Eine halbe Runde lang. Geschwindigkeit um die 40 km/h, weit über menen FTP-Wert. Danach werde ich links und rechts überrollt. Mitten im Feld wird es eng. Ich schwimme mit. Mal sehen. Es ist ein Wechselspiel zwischen bremsen und beschleunigen. Mit 600, 700 und mehr Watt aus der Kurve heraus, mit 200 bis 300 Watt in der Gerade und dann auf unter 100 Watt herunterbremsen. Die ersten zwei Runden sind mit einem NP Wert von 285 absolviert. Mehr als mein FTP Wert.

Es muss ein Zielsprint sein.

Die restlichen acht Runden sind eine Kopie der ersten zwei. Wer zu oft bremst, findet sich am Endes des Feldes wieder. Fluchversuche werden im Keim erstickt. Der längste hatte kaum 200 Meter und dauerte nicht einmal eine Runde.

Schnell war klar, dass es einen Massensprint geben wird. Auch wenn das Team VICC ein paar mal eine Vorentscheidung von der Stange brechen wollte. In der vorletzen Runde eine Attacke am vorletzten Hügel. Ich bin mittendrin und gehe mit. Hinter mir ein kleines Loch. Zu wenig. Ich stelle ab. Auch die vor mir. Erneute Pattstellung. Es geht in den „final lap“. Kurz freunde ich mich mit dem Gedanken an, es zu probieren. Ich habe zwar keine Ahnung wie. Aber immerhin packt mich der Ehrgeiz. Es geht in die letzte Kurve. Ich bin ganz innen. (Fehler Nummer 1), komme aber nicht dort aus der Kurve raus (Fehler Nummer 2), mich treibt es nach außen (Fehler Nummer 4), von rechts drängen sie mich nach innen, um am kürzesten Weg ins Ziel zu kommen (Fehler Numemr 5), dann kracht es hinter mir und ich stelle ab (Fehler Nummer 6). Gesundheit und Sicherheit gehen vor. Dann tun sich vor mir doch noch ein paar Löcher auf, meine Geschwindkeit ist aber nicht mehr hoch genug. Chance verpasst. Da wäre noch was drinnen gewesen.

Fazit:

Egal. Hätte ich. Wäre ich. Es zählt was ist und was war. Bike Attack Slovakia Ring #2: 21. Platz gesamt, 5. Platz in meiner Altersklasse. 60 km mit einem Schnitt von 42,6 km/h. Saubere Wattwerte und die Gewissheit, da wäre noch was gegangen.

ktrchts

Die nächsten Bike Attack Slovakia Ring Termine:
Bike Attack #3 am 12. Juni 2017
24h Slovakia Ring am 28. Juni 2017
Bike Attack #4 am 25. Juli 2017
Bike Attack #5 am 24. August 2017
Anmeldungen hier