Wie die Jungfrau zum Kind. So bin ich zum Helm-Head-up-Display USEE gekommen. Irgendwo davon gelesen, recherchiert, die Vertriebsfirma angeschrieben und schon war es da. Samt Abus Aventor Helm. Die zwei gehören zusammen. Und können nur zusammen. Vorerst. Denn das Helm-Head-up-Display USEE kann nicht mit jedem Kopfschutz. Und wie es sich für dieketterechts als „Schnell-Tester“ so gehört, war alles im Nu ausgepackt und ohne irgendeinen Blick auf eine Gebrauchsanweisung zu werfen, schon im Einsatz.
Selbst ist der Mann. Doch wie selbst ist die USEE Technik?
In meinen Händen, nein, am Kopf, eben der Abus Aventor Helm und das USEE Display für den Helm. Der Adapter für das HUD (Head-up-Display) war bereits am Helm befestigt. Dazu geliefert ein Remote Control für den Lenker und dazu noch ein paar Zusatzgummis und Unterlegstücke. User Manual erhalten, aber weniger als überflogen. Da mir dabei etwas wie Ant+ untergekommen war, habe ich mir ungefähr vorstellen können, wie das funktionieren könnte.
Helm aufsetzen, Helm justieren, Display einschalten, Display am Helm befestigen, Remote Control am Lenker montieren und die ersten Gehversuche wagen. Ganz so einfach war es dann doch nicht. Pairing das Zauberwort. USEE muss sich erst einmal mit allen verfügbaren Sensoren (jene mit Ant+) verbinden. Also doch nochmals stehen bleiben und warten. Da nichts passierte, musste ich nachhelfen. Hinterm Display versteckt ein Knopf für das Pairing. Dieser ist klein, unauffällig und nur mit einem kleinen Stift benutzbar. Wo also jetzt schnell so einen Ventilstift finden? Improvisieren. Mit einem Teil meines Schlüsselanhängers ist das gelungen. USEE war jetzt funktionsbereit.
Helm-Head-up-Display für den Rennradhelm.
Oben rechts sehe ich ein gelbes Feld mit digitaler Anzeige. Nach ein paar Verschiebeübungen, habe ich das Datenfeld scharf im Blick. Über den Remote Control am Lenker steuere ich die Anzeige. Vorblättern, zurückblättern. Easy. Zuallererst sehe ich nur Zahlen. Links eine Kombination, rechts eine Kombination. Ich kann nur erahnen, was mir angezeigt wird. Mittels menschlichem Pairing, also ein abwechselnder Blick auf meinen Garmin und dem USEE-Display, werde ich aufgeklärt. Rechts oben im Blick werden die Trittfrequenz, die Leistung und die Herzfrequenz angezeigt. Logisch. Diese Signale werden mittels Ant+ an den Garmin Edge gesendet und von USEE mitgelesen. Die Vector2 Pedale und der Brustgurt unterstützen diese Funktion.
Alle andere Signale wie Geschwindigkeit, Höhenmesserangabe, Uhrzeit und Navigation bleiben aus. Diese misst Garmin ja mittels GPS. Somit sind diese Angaben dem Head-up-Display nicht bekannt. Auch die eTap (Gangschaltung, Ladezustand Akku) hätte USEE erkennen können. Das Pairing dazu habe ich vergessen. Sorry. Mit einem Speed-Sensor kann natürlich die Geschwindigkeit mitgelesen werden.
Um das All-inklusive Service zu bekommen – ich habe das USEE Manual und die Gebrauchsanleitung nachher angesehen, müsste man die eigens dazu entwickelten O-Synce App benutzen und USEE mit dem Smartphone (Android und iOS) mittels Bluetooth koppeln. Registrierung vorausgesetzt. Dann und nur dann, würde man über das GPS-Signal des Handys eine (ungenaue )Geschwindigkeit, eine genaue Uhrzeit und die Höhenmeterangaben im Datenfeld sehen.
Servus, Blick auf den Vorbau. Die Straße im Visier.
Es war irgendwie komisch, mit dem Helm-Head-up-Display zu fahren. Dieser neugierige Blick nach oben rechts. Und dann doch noch Richtung Vorbau, um den Multi-Remote Controller zu bedienen. Zum Glück ist das nach ein paar Kilometern weggefallen. Ein aktives Schauen war nicht mehr notwendig. Die recht scharfen und klar erkennbaren Anzeigen auf den Datenfeldern haben sich gut in den normalen Blickwinkel integriert. Alles in allem, wird der HUD zu einer netten Spielerei. Einer Spielerei mit vielen Funktionen. Trotz Garmin reduzierte ich kontinuierlich meine Blicke Richtung Vorbau.
USEE (vom englischen „you see“) funktioniert auch bei Dunkelheit. Die gelbe Fläche am ca 7 cm großen, L-förmigen Gerät ist ein UV-Kollektor, der die Helligkeit am Display anpasst. Die 2032 Knopfzellen sollen laut Hersteller 400 Stunden Strom liefern. Nach dem Einschalten, geht das USEE nach einer Weile Inaktivität von selber aus.
USEE Schnelltest Resümee.
Geiler Scheiß. Sorry. Bin schon wieder politisch korrekt. Interessant. Innovativ und wohl die Zukunft. Augmented Realitiy (AD). Erweiterte Realität auch beim Rennrad fahren. Hat es bis dato noch nicht gegeben. Ein dickes ketterechts Plus für die Idee. Leicht zu bedienen und in Betrieb zu nehmen. Sogar für Selbstforscher wie mich. Optisch macht das Ding am Helm einen zum Alien. Vollste Aufmerksamkeit ist damit gewiss. Muss man auch mögen. Zu haben ist das alles für € 129,-.
Der Idee eines Head-up-Display kann ich einiges abgewinnen. Weniger der Tatsache, dieses mit zwei zusätzlichen Apps am Handy bedienen zu müssen. Ich denke dabei an die Akkuleistung meines in die Jahre gekommene iPhone. Auch das Umschalten der Datenfelder könnte man überdenken. Remote Control am Lenker ist gut, aber da muss ich wieder den Blick von der Straße nehmen. Und für das Umschalten am HUD selber muss ich eine Hand komplett vom Lenker nehmen. Das ist wohl nicht im Sinne des Erfinders (Stichwort Sicherheit).
Ich bleibe dabei: Geiler Scheiß. Für Technik-Nerds, Handy-Hardcore User, Star-Trek Lovers, Bing-Bang-Theoretiker, Renrnad-Einsteiger oder First-Mover.
Zum Schluss blicke ich noch etwas weiter in die Zukunft. Vielleicht lässt sich Augmented Reality (AR) mit Artifizieller Intelligenz (AI) verbinden. Dann denkt das HUD sogar für mich mit und zeigt mir im Datenfeld genau das, was ich aktuell benötige. Also stets die Wattangaben.
ktrchts
PS: Es handelt sich hier um einen unentgeltlichen Produkttest. Nach Testende gehen das USEE Helm-Head-up-Display und der ABUS Aventor Helm wieder retour.